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Bodies at Rest

Originaltitel: Chen mo de zheng ren__Herstellungsland: Hongkong/China__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Renny Harlin__Darsteller: Nick Cheung Ka-Fai, Yang Zi, Ma Shuliang, Richie Jen, Carlos Chan, Feng Jiayi u.a.
Bodies at Rest

Renny Harlins “Bodies at Rest” ist eine Art “Stirb langsam” in einer Leichenhalle

Nick Chan ist seit dem gewaltsamen Tod seiner Frau mit seiner Arbeit verheiratet. So verwundert es kaum, dass der emsige Gerichtsmediziner sogar Weihnachten in der Leichenhalle verbringt. Doch dieser Arbeitstag soll einen höchst ungewöhnlichen Verlauf nehmen.

Als Rentier Rudolph, Santa Claus und Weihnachtself maskierte Unholde verschaffen sich Zutritt zu Chans Arbeitsplatz. Sie wollen etwas Bestimmtes aus einem toten Körper.

Chan schafft es, die Angreifer insofern zu überrumpeln, dass er den Gegenstand, den sie wollen, gegen einen beinahe identischen austauscht. Blöderweise merken die entflohenen Lumpen das schnell und kehren in die Leichenhalle zurück.

Sie nehmen Chan und seine Mitarbeiterin Lynn als Geiseln. Doch die entpuppen sich als deutlich wehrhafter als gedacht. Ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel entbrennt.

Schaut in den Actionthriller von Renny Harlin hinein

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Weihnachten, eine Geiselnahmesituation und der Regisseur Renny Harlin lassen bei „Bodies at Rest“ natürlich sofort an einen Stirb-Langsam-Wiedergänger denken. Was auch so falsch gar nicht ist. Auch hier wächst ein Normalo über sich hinaus und ist, wenn man so will, zur falschen Zeit am falschen Ort. Das Schöne: Mit dem extrem intelligenten Chan hat der Film einen Helden, der niemals das Denken einstellt. Der durchgehend am Analysieren und am Kombinieren ist und immer einen Ausweg weiß. Und der mit Lynn an seiner Seite einen wundervoll widerborstigen, unvermutet heldenhaften Sidekick hat.

Ausgerechnet bei Lynn gerät das Drehbuch zum Film dann schon ein wenig zu maulfaul. Erwähnt deren militärische Vergangenheit in einem Nebensatz, der im allgemeinen Chaos schnell überhört ist. Allgemein ist die Figurenzeichnung nicht die Stärke von „Bodies at Rest“. Der setzt viel lieber auf ein extrem straffes Tempo. Der erste „Überfall“ der Gangster ist nach 20 Minuten durchexerziert. Kehren sie fünf Minuten später zum Schauplatz zurück, lässt Renny Harlin die Situation mit Genuss immer mehr eskalieren.

Bodies at Rest von Renny Harlin mit Nick Cheung

Nick Chan und seine Mitarbeiterin Lynn stellen sich fiesen Lumpen entgegen.

Immer wieder geraten Gangster und Gerichtsmediziner aneinander. Vollkommen egal, ob Chan sich gerade in den Händen der Gangster befindet oder gerade mal wieder den Ausbruch probt. Harlin hält seinen Film ab sofort durchgehend in Bewegung. Pumpt dank starker Einzelszenen immer wieder neue Adrenalinschübe in seinen Film, überrascht, spielt mit den Erwartungen der Zuschauer und macht seinen Streifen auch optisch zu einem echten Powerhouse.

Harlin nutzt den eingeschränkten Schauplatz vollkommen aus. Lässt die Kamera durch die Gänge fliegen, sie um die Protagonisten kreisen, aus der Froschperspektive oder von der Decke herab filmen. Immer wieder findet Harlin interessante Perspektiven, die den immer gleichen Schauplatz niemals langweilig wirken lassen. Schwächen leistet sich „Bodies at Rest“ nur bei wenigen, höchst selten gesetzten Effektszenen. Gerade im Showdown fallen sie allerdings definitiv auf, auch wenn sie glücklicherweise die Illusion nicht zerstören und nicht aus dem Film reißen.

Bodies at Rest mit Nick Cheung

Der Anführer der Lumpen bedroht den Gerichtsmediziner Chan.

In Sachen Action präsentiert Renny Harlin immer wieder kleine Konfrontationen, in denen die Fäuste fliegen oder die Kontrahenten sich durch die Kulissen dreschen. Dabei mutiert Chan niemals zum Überhelden. Im Gegenteil: Nicht selten nimmt ihm Lynn total die Butter vom Brot. Dennoch darf natürlich auch Chan über sich hinauswachsen und ein wenig wehrhafter auftreten, als man das von einem Gerichtsmediziner erwarten würde.

Neben den Prügeleien gibt es immer wieder kleine Shootouts, die Harlin locker von der Hand gehen und dank diverser Kopfschüsse auch den Gewaltpegel etwas heben. Die Höhepunkte setzen eine schlitzohrige „Was wäre wenn?“-Szene rund um einen spektakulären Autocrash und der feurige Showdown in Echtzeit, bei dem Harlin dann seinen Schauplatz genüsslich zu Staub zerbröselt.

Yang Zi als Lynn im Renny Harlin Actioner

Lynn zeigt den Lumpen in “Bodies at Rest” wo der Bauer den Most holt.

Darstellerisch gibt es keinerlei Probleme zu vermelden. Der stark reduzierte Cast spielt ordentlich auf und verzichtet auf chinesische Humoreinlagen oder Overacting. Bis auf Hauptdarsteller Nick Cheung leiden alle ein wenig unter ihren unterentwickelten Figuren, was vor allem die Bösewichter des Filmes im direkten Vergleich ein wenig abfallen lässt. Wenngleich Harlin um sie herum ein paar hübsche Entwicklungen und Überraschungen lanciert, die den Film immer weiter am Laufen halten.

“Bodies at Rest” ist eine rasante Actionthriller-Fingerübung

„Bodies at Rest“ ist über seine kompakte Nettolaufzeit von knapp 85 Minuten hinweg ein absolut kurzweiliger, sehr spannender, größtenteils richtiggehend rasanter Actionthriller, der von seinem Regisseur höchst kompetent und mit Sinn für feine kleine Überraschungen in Szene gesetzt wurde.

Harlin hat sichtlich Spaß, seinem Film immer neue Adrenalinschübe zu verpassen und den Zuschauer mit knackigen Actionszenen bei Laune zu halten. Seinen chinesischen Cast hat er grandios unter Kontrolle und in optischer Hinsicht ist sein Actionthriller über so gut wie jeden Zweifel erhaben. Das einzige, was an seinem „Bodies at Rest“ seltsam cheesy und trashy wirkt, ist der in Teilen brutal missratene Score. Der peitscht den Film zwar ebenfalls gut nach vorne, ist aber nicht wirklich eine Wohltat für die Ohren.

07 von 10

In diesem Sinne:
freeman


……


“Bodies at Rest” ist ein kleiner, kompetent gemachter Actionthriller von Renny Harlin

Dass ein kleiner Personenkreis in einer Leichenhalle Unheimliches und Bedrohliches erleben kann, haben Filme wie „The Autopsy of Jane Doe“ bereits vorexerziert. Mit „Bodies at Rest“, Renny Harlins drittem Film in China nach „Skiptrace“ und „Legend of the Ancient Sword”, kommt nun die Actionthrillerversion eines derartigen Stoffs.

Harlin, seines Zeichens Regisseur von „Stirb langsam 2“, inszeniert „Bodies at Rest“ dann auch als eine Art klein skaliertes „Stirb langsam“ im Leichenschauhaus – ein durchaus passender Vergleich, gerade wenn man bedenkt, dass manche Kritiker auch Filme wie „Speed“ oder sogar „Am wilden Fluss“ als „Die Hard“-Variationen gewertet hatten. Auch hier geht es um eher kleine Rädchen im Getriebe, die über sich hinauswachsen. Die drei potentiellen Helden des Alltags sind der Hongkonger Gerichtsmediziner Nick Chan (Nick Cheung Ka-Fai), seine jüngere, kurz vor dem Ortswechsel stehende Assistentin Lin Qiao (Yang Zi) und der Wachmann Onkel Jin (Ma Shuliang), die sich an einem regnerischen Abend in der Leichenhalle befinden, als Nick mit seiner Kollegin bei einer Tiefkühlpizza deren Abschied feiern will.

Es ist übrigens nicht irgendein Abend, sondern – die nächste „Stirb langsam“-Parallele – der 24. Dezember 2018. Dem Anlass entsprechend haben sich auch drei Verbrecher gekleidet, welche Leichenhalle überfallen und sich nur mit Codenamen ansprechen, die ihren Masken entsprechen: Santa (Richie Jen), Elf (Carlos Chan) und Rudolph (Feng Jiayi). Die Schurken verlangen, dass Nick aus einer Frauenleiche ein Projektil herausoperiert und ihnen übergibt. Nach Vollzug wird das Beamtentrio im Leichenkühlraum eingesperrt, die Schurken ziehen mit ihrer Beute von dannen und der Film wäre vorbei, wenn kein cleverer Held in dem Gerichtsmediziner stecken würde: Der konnte seinen Bewacher ablenken und das Projektil aus einer anderen Leiche als das gesuchte ausgeben.

Während sich Nick und seine Mitstreiter aus dem Kühlraum befreien und Nachforschungen über die Tote anstellen, fällt den Bösewichten allerdings auf, dass sie getäuscht wurden. Sie kehren zur weitestgehend isolierten Leichenhalle zurück, wo ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt…

Räumliche und zeitliche Begrenzungen sind ja Brot und Butter von High-Concept-Thrillern wie „Bodies at Rest“. Da hilft dann auch die nötige handwerkliche Kompetenz, die Regisseur Renny Harlin und Kameramann Anthony Pun („Legendary Assassin“) mitbringen. Sie etablieren eine stimmige Geographie der jeweiligen Handlungsräume, sodass man meist weiß, welche Figur sich gerade wo befindet, wo Gefahren oder potentielle Beute lauern. Das sieht man dann auch den eher klein skalierten Actionszenen an: Kurze Schusswechsel, einige Nahkampfeinlagen und schließlich das große Finale, in dem die Helden irgendwo zwischen der hemdsärmeligen Improvisation von McClane und den ingenieursartigen Bastelarbeit von MacGyver ihre Chemie-Kenntnisse für einen wahrhaft explosiven Showdown einsetzen. Mancher Actionmoment wirkt unschön erzwungen (etwa eine aufwändige Szene, die sich als Gedankenspiel einer Figur entpuppt), aber insgesamt sind die Schauwerte kompetent inszeniert und findet seinen Höhepunkt, als zwei ins Leichenschauhaus kommende Polizisten in die Sache verwickelt werden.

Mit einem Sprung aus dem Fenster, weg von einer Explosion, sowie einem Kommentar zu den Filmen Samuel L. Jacksons zollt „Bodies at Rest“ dann „The Long Kiss Goodnight“ Tribut, einem weiteren, an Weihnachten spielenden Film Renny Harlins. An die Qualitäten von Harlins Glanzzeiten in den 1990ern kann „Bodies at Rest“ dann nicht ganz anschließen, was auch an dem Script von David Lesser liegt, der zuvor in erster Linie die Drehbücher von Einzelepisoden für verschiedene TV-Serien verpasste. So ist „Bodies at Rest“ mit rund 90 Minuten Lauflänge (rund 82 ohne Abspann) zwar kompakt geraten, aber es stellt sich doch die eine oder andere Wiederholung ein, vor allem in der zweiten Hälfte.

Auch in Sachen Subplots läuft nicht alles rund: Dass der Tod von Nick Frau salopp mit einbezogen wird, gibt dem Film keine zusätzliche Dramatik, sondern wirkt bemüht, ebenso wie manch anderer Schlenker. Immerhin sind die offensichtlichen Leads gut gecastet: Nick Cheung Ka-Fai („The White Storm“) als kompetenter Gerichtsmediziner sowie Yang Zi („The Valiant Ones New“) als nette Kollegin mit Armeevergangenheit, die hier gelegen kommt, machen einen überzeugenden Job als Leads und bringen auch die romantischen Vibes ganz gut rüber, die zwischen den beiden Protagonisten zirkulieren. Auch die Schurkenriege ist kompetent, wenn auch den größten Teil des Films über maskiert.

Deren Identität tut dann eigentlich auch wenig zur Sache, da man sie ja eh nie vor den Geschehnissen in der Leichenhalle gesehen hat, aber immerhin bietet „Bodies at Rest“ dennoch Krimi- und Thrillerunterhaltung, wenn der Zuschauer mit den Helden so nach und nach feststellt, wer die Angreifer sind und warum sie das Projektil wollen. Der Background ist solide wie nachvollbar durchdacht, auch die Dynamiken unter den Angreifern, bei denen Santa klar die Führungsrolle innehat, tragen zur Spannungssteigerung ebenso das gelegentliche Eingreifen anderer Figuren: Mal will jemand eine Leiche abholen, mal irrt noch ein Putzmann durchs Gebäude. Das sorgt dann auch für durchaus gelungene Passagen wie etwa jene, in der Nick unter Beobachtung der Gangster, die seine Kollegin in ihrer Gewalt haben, eine verdeckte Botschaft übermitteln will, der potentielle Empfänger aber auf dem Schlauch steht.

Mehr als ein kleiner, kompetent gemachter, aber auch nicht sonderlich origineller Actionthriller ist bei „Bodies at Rest“ also nicht herumgekommen, bei dem vor allem einzelne Action- und Spannungspassagen den Tag retten. Der Mainplot ist solide, die Figuren leider etwas oberflächlich, weshalb „Bodies at Rest“ nicht mehr als ein netter Snack ohne Langzeitwirkung bleibt. Aber das ist immerhin mehr als man über manch anderen Renny-Harlin-Film der letzten Jahre (siehe „The Legend of Hercules“, „Devil’s Pass“ oder „5 Days of War“) sagen kann.

EuroVideo hat Bodies at Rest hierzulande auf DVD und Blu-Ray herausgebracht, ungekürzt ab 16 Jahren. Das Bonusmaterial umfasst nur Trailer. Eine Kuriosität bei der Veröffentlichung: Die Scheiben bieten zwar den O-Ton des Films, aber keine deutschen Untertitel für die Dialoge.

© Nils Bothmann (McClane)

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