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Midway – Für die Freiheit

Originaltitel: Midway__Herstellungsland: China, USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Roland Emmerich__Darsteller: Woody Harrelson, Luke Evans, Patrick Wilson, Mandy Moore, Dennis Quaid, Ed Skrein, Alexander Ludwig, Darren Criss, Aaron Eckhart, Nick Jonas, Keean Johnson u.a.
Midway - Für die Freiheit von Roland Emmerich Poster

Roland Ammerich übt sich wieder als Master of Desaster in “Midway – Für die Freiheit”.

Roland Emmerich schwebte für seinen Streifen „Midway – Für die Freiheit“ eine möglichst detailgetreue Aufarbeitung der Ereignisse vor, die zu der Schlacht um Midway geführt haben. Diese Seeschlacht bedeutete nicht mehr und nicht weniger als einen wesentlichen Wendepunkt im Pazifikkrieg während des zweiten Weltkrieges.

Dabei steigt Emmerich um 1937 in seine Aufarbeitung ein. Die Japaner sind bereits in China eingefallen und haben Blut geleckt. Sie wollen den gesamten Pazifikraum unter ihre Knute zwingen. Vier Jahre später bombardieren sie im Dezember 1941 Pearl Harbor und wecken damit den schlafenden Riesen USA, der sich bislang aus dem zweiten Weltkrieg herausgehalten hatte.

Erste Gegenschläge der Amerikaner verlaufen eher zaghaft. Unter Führung von Lieutenant Colonel James H. Doolittle gelingt ihnen jedoch die erste Bombardierung des japanischen Festlands überhaupt. Die Japaner sehen sich gezwungen, mit ihrer mächtigen Flotte der eher kleinen amerikanischen Flotte und deren Flugzeugträgern einen Denkzettel zu verpassen. Dies nutzen die Amerikaner und stellen der japanischen Marine eine Falle an den Midwayinseln.

Schaut in Roland Emmerichs Geschichtsstunde hinein

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All diese Ereignisse versucht Roland Emmerich („Universal Soldier“) mit einem relativ neutralen Blick zu bebildern. In der Folge ist er um eine ausgeglichene Zeichnung der Konfliktparteien bemüht. Dämonisiert keine Seite. Schiebt keiner Seite den Schwarzen Peter unter. Der sich weithin abzeichnende Patriotismushammer bleibt so weitgehend aus. Als Gradmesser sei die Tatsache genannt, dass Emmerich nicht eine US-Flagge in Zeitlupe oder in einer Großaufnahme zelebriert.

Aufgrund der Tatsache, dass er dem Zuschauer den US-Bomberpiloten Dick Best als Identifikationsfigur an die Hand gibt, bleibt allerdings militärischer Pathos nicht aus. Immer wieder fallen Begriffe wie „durchhalten“, „Helden“ oder „Mut“. So tun zu wollen, als sei genau das nicht tagtäglich in dieser Zeit gewesen, wäre allerdings wenig authentisch gewesen. Zumindest gibt sich Emmerich alle Mühe, die Durchhaltereden und -parolen auf ein Minimum zu beschränken.

Midway mit Ed Skrein und Mandy Moore

Dick Best ist ein echter Pantoffelheld. Kein Wunder bei der Frau.

Das schafft er auch, indem er weitere Perspektiven zulässt. So spielt auch das Taktieren des Aufklärungsoffiziers Edwin Layton und des Admirals der amerikanischen Flotte, Chester W. Nimitz, eine tragende Rolle für den Film. Genau wie die aufreibenden und spaltenden Weitpiss-Konflikte zwischen der japanischen Armee und der japanischen Marine.

Damit „Midway – Für die Freiheit“ nicht zum Taktikgeschwafel und reinen Abhaken von Schlachten mutiert, erlaubt Emmerich zumindest einer Figur auch einen privaten Background. Dieser bringt ausgerechnet den Helden, Dick Best, ziemlich in Schieflage, muss doch der Eindruck entstehen, dass der in der Armee all das auslebt, was er daheim nicht tun darf. Dank des extrem dominanten und schmallippigen Spiels von Mandy Moore („47 Meters Down“) wird so aus Ed Skreins Figur ein echter Pantoffelheld.

Die man als Identifikationsfigur eh nicht so wirklich ernst nehmen kann. Ed Skrein hat nunmal eine Fresse zum Reinschlagen. Und das ist nichtmal böse gemeint. Seine Gesichtsphysiognomie passt halt genial auf Lumpen wie in „Alita“, aber ganz sicher nicht auf einen All-American-Hero. Skreins Spiel und Behavourismen sorgen dann auch schnell dafür, dass seine im Film als Cowboy-Bullshit bezeichneten Aktionen eher extrem arrogant rüberkommen.

Kriegsfilm von Roland Emmerich

Ein Bordschütze zerlegt japanische Zeros.

Rund um Skrein installiert das Drehbuch ganz viele Milchgesichter. Was freilich durchaus glaubwürdig und authentisch wirkt, gerade den Abschnitten um die Bomberstaffeln aber brutal schadet. Weil alle Charaktere austauschbar wirken und der Held nicht funktioniert. Zudem werden Charaktere, die Skreins Best immer mal wieder konfrontieren, nicht wirklich vernünftig aufgebaut und lassen den Zuschauer mehrfach deren Motivation hinterfragen. Ganz schlimm erwischt es dahingehend Luke Evans („Anna“), dessen Rolle für den Film man überhaupt nicht auszumachen vermag. Einzige Dennis Quaid („KIN“) ist im Umfeld Skreins als stark zu bezeichnen, leider kommt seine Rolle kaum zur Entfaltung.

Da macht das Zusammenspiel von Woody Harrelson („Shock and Awe“) und Patrick Wilson („Aquaman“) schon weitaus mehr Spaß. Vor allem Harrelson ist als Flottenadmiral Nimitz eine sichere Bank und sorgt auch für den einen oder anderen souverän humorigen Moment. Bei den Japanern scheitert das Drehbuch dann einmal komplett durch. Es gelingt ihm nicht, dem Zuschauer eine Figur an die Hand zu geben, anhand derer er sich auf der japanischen Seite zurechtfinden darf. Immer wieder tauchen in der Folge Figuren auf, die man, obschon sie wichtig scheinen, überhaupt nicht zuordnen kann.

Wo „Midway“ dann den Hammer rausholt, sind die Actionszenen. Was im Trailer auf normalen Bildschirmen immer mal wieder in Richtung wuseliger Playstation-Optik kippt, ist auf großer Leinwand ein Pfund in Sachen fotorealistischer Effekte. Und eine irre Materialschlacht. Was Emmerich in seinem Film an Kriegsgefährt aufbietet, sucht definitiv seinesgleichen. Wenn hier Flugzeugträger auf die Kamera zurasen und den Kinosaal dank eines irren Soundfundaments zum Vibrieren bringen, bekommt man eine Gänsehaut. Wenn die riesigen Pötte dann leinwandfüllend explodieren, fegt es einen förmlich aus dem Kinosessel.

Midway mit Aaron Eckhart als Doolittle

Doolittle bombardierte als erster das japanische Festland.

Rundherum gibt es U-Boot-Einsätze, Dogfights der Fliegerstaffeln, taktisches Manövrieren der Ozeanriesen und so weiter und so fort. Ist in „Midway“ Action angesagt, wird auch wirklich Action entfesselt. Das einzige Problem ist, dass ebenjene immer nach dem gleichen Schema abläuft. Flugzeuge heben vom Flugzeugträger ab, fliegen zum Einsatzort, werden beschossen, gehen in den Sturzflug, werfen ihre Ladung ab, drei 250 Kilo Bomben landen neben dem jeweiligen Ziel, bis dann endlich Dick Best kommt. Fette Explosion, ein wenig in den Dogfight gehen, Heimflug. Das ist nicht nur repetitiv, es fühlt sich auch genauso an.

Aber es schaut halt megageil aus. Und ist mit einem Score unterlegt, der die Bilder so unbarmherzig nach vorne peitscht, dass man als Zuschauer zwar nicht in der Figurenwelt drin sein mag, aber in den Desasterszenen ist man volle Kanne drin. Er kann es eben immer noch. Unser Roland.

„Midway – Für die Freiheit“ ist um ein ausgeglichenes Bild bemüht…

Am Ende, und das unterstreicht noch einmal die neutrale Intention von Emmerich, wird den gestorbenen Soldaten auf beiden Seiten gedacht. Auch mittels des poetischen Bildes, dass die See dieser Männer gedenke. Und wer wäre neutraler als die See? Wer ihr zum Sterben übergeben wird, den wird sie, ohne einen Unterschied zu machen, verschlucken.

Hätte Emmerich nun noch einen starken japanischen Gegenpol für Dick Best gehabt, dann wäre die Neutralität besser gelungen. So regiert dann doch der amerikanisch geprägte militärische Pathos. Mit dem darf man infolgedessen auch kein Problem haben, denn sonst wird „Midway“ noch weniger funktionieren. Zumal der Kriegsfilm diverse Problemherde hat. Der Held zieht nicht in den Film hinein, seine Sidekicks sind maximalst austauschbar, die Action wiederholt sich, so manch uninteressant verlaufende „Heimaturlaub-Szene“ streckt den Film und interessante Figuren wie Doolittle (gespielt von Aaron Eckhart („Olympus has Fallen“)) sind viel zu schnell vergessen.

Steht einem jedoch der Sinn nach mal wirklich fetten Spektakelbildern, ist man bei „Midway“ genau richtig. Der nagelt die Schlachten in so großen Bildern auf die Leinwand, dass man schnell den Eindruck bekommt, man sei mittendrin statt nur dabei. Blöd nur, dass der Krieg so mal wieder recht schnell zum Abenteuerspielplatz für ganze Kerle mutiert und Emmerich eines vollkommen vergisst: Die Bestie Krieg als das zu entlarven, was sie ist: Blutrünstig, brutal, sinnlos.

05

In Deutschland läuft der Film seit dem 7. November 2019 in den Kinos. Mit einer Freigabe ab 16 ist er ungeschnitten und kommt von Buena Vista und Universum Film.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Buena Vista, Universum Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Nein, seit 7.11.2019 in deutschen Kinos

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