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Hitman – Cohen & Tate

Originaltitel: Cohen & Tate__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Eric Red__Darsteller: Roy Scheider, Adam Baldwin, Harley Cross, Cooper Huckabee, Suzanne Savoy, Marco Perella, Tom Campitelli, Andy Gill, Frank Bates, James Jeter u.a.
Cohen & Tate

In Eric Reds erstem Langfilm “Cohen & Tate” spielen Roy Scheider und Adam Baldwin die titelgebenden Hitmen

Als der deutsche Verleih „Cohen & Tate“ in „Hitman“ umbenannte, konnten er noch nicht ahnen, dass bald ein (auch im Original) ebenso betitelter Chuck-Norris-Film herauskommen würde. Beliebig ist der Titel dennoch, zumal es ja eigentlich „Hitmen“ heißen müsste, denn es sind ja zwei davon hier unterwegs.

Kathryn-Bigelow Kumpel Eric Red („Night of the Wild“) gibt mit „Cohen & Tate“ sein Langfilmregiedebüt, nachdem er am Drehbuch von einigen Bigelow-Filmen werkelte und den Highway-Klassiker „Hitcher“ schrieb. „Cohen & Tate“ beginnt mit einer typisch amerikanischen Situation: Ein Mann spielt mit seinem Sohn Baseball im Garten. Doch mit kleinen Hinweisen zeigt Red, dass diese Normalität nur vorgeblich ist: In und um das Haus befinden sich FBI-Agenten, die Mutter der Knight-Familie, Martha (Suzanne Savoy), weint, wenn sie das Abendessen für Ehemann Jeff (Cooper Huckabee) und Sohnemann Travis (Harley Cross) anrichtet. Ohne große Worte macht Red klar, dass sich die Familie im Zeugenschutzprogramm befindet, in einem Haus im Nirgendwo, und baut eine Atmosphäre der Bedrohung auf, die spätestens ab dem Zeitpunkt greifbar wird, wenn auf einmal die Telefonverbindung nicht mehr funktioniert.

Ähnlich ökonomisch führt er auch die beiden titelgebenden Profikiller ein, den alternden Gentleman-Gangster Cohen (Roy Scheider) und seinen jüngeren Partner Tate (Adam Baldwin), die kurz darauf Travis‘ Eltern und die FBI-Bewacher auslöschen. Cohen benutzt eine Pistole, setzt munitionssparend den Fangschuss und betrachtet das Ganze als Tagewerk, während der prollige Tate eine großkalibrige Pumpgun benutzt und offensichtlich Spaß daran hat, wenn er seine Opfer mit wesentlich mehr Schüssen als nötig über den Haufen ballert. Schon optisch ist der Gegensatz zwischen Trenchcoat-Träger Cohen und Tate, dem Punk mit Lederjacke und Sonnenbrille, die er manchmal auch nachts trägt, klar zu erkennen.

Von ihrem Auftraggeber erhalten sie telefonisch den Befehl Travis lebend bei ihm abzuliefern, nachdem die Kronzeugen beseitigt sind. Cohen und Tate nehmen Travis mit, der verzweifelt versucht die beiden gegeneinander auszuspielen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=Ak8ph2xf90k

„Cohen & Tate“ spielt größtenteils in und um die Fluchtautos der beiden Entführer, hat etwas Kammerspielartiges – ein Rezept, das in jüngerer Zeit auch Filme wie „VANish“ und „Dragged Across Concrete“ ausnutzten. Insofern setzt Regisseur und Drehbuchautor Eric Red Action auch sehr dosiert ein; in erster Linie sprechen die Waffen zu Beginn und Ende des Films, dann aber auf nicht zimperliche Weise. Die Shoot-Outs und Morde legt Red als geerdete Konfrontationen an, in denen Gewalt blutig ist und Folgen hat, was dem Ganzen eine rohe Kraft gibt.

Vor allem aber versteht sich Red auf eine dichte Atmosphäre und zündende Spannungspassagen, was durch die räumliche und zeitliche Begrenzung noch gesteigert wird: Travis muss sich etwas einfallen lassen, gefangen im Auto, ehe seine Bewacher ihr Ziel erreichen, und hat nicht viele Möglichkeiten zur Verfügung. Also nutzt er die einzige Chance aus, die er hat: Die Tatsache, dass Cohen und Tate einander nicht leiden können. Für Tate ist Cohen ein eingebildeter Fatzke, der zum alten Eisen gehört, Tate für Cohen nur ein dummer Brutalo. Und doch können die beiden, wenn nötig zusammenarbeiten. Nicht nur in der Auftaktszene, sondern in einer nervenzerfetzend spannenden Szene, in der das Trio an eine Polizeisperre gerät. All das inszeniert Red mit begrenztem Budget, aber dennoch sehr intensiv und packend.

Da lässt es sich auch verwinden, dass der weniger als 90 Minuten lange Film manchmal so wirkt, als sei seine Prämisse vielleicht besser in einer halb so langen Serienfolge (beispielsweise in einer Crime-Anthologie) aufgehoben. Denn die Feindschaft der Killer ist früh etabliert und sonderlich raffiniert oder ausgeklügelt sind Travis‘ Maßnahmen auch nicht. Er versucht eben früh die beiden gegeneinander auszuspielen und sich mit dem altväterlichen Cohen gutzustellen, während Tate ihn sowieso am liebsten sofort umbringen möchte. Dass das Ganze weder psychologisch noch erzählerisch sonderlich komplex ist, kann Red dabei immerhin durch seine Inszenierung gut überdecken, die den Film trägt.

Ebenso wichtig sind die Leads von „Cohen & Tate“. Roy Scheider („Dracula III – Legacy“) spielt den sympathischeren der beiden Hitmen nüchtern als alternden Gangster, dem klar ist, dass im Geschäft bald kein Platz mehr für jemanden wie ihn sein wird, der seinen Auftrag aber trotzdem bestmöglich erfüllen will. Adam Baldwin („Chuck“) dagegen setzt eher auf Overacting, das aber zu Tates Charakter wie die Faust aufs Auge passt: Der ist ein Heißsporn, der sich kaugummikauend und waffenschwenkend profilieren will, der aggressiv wird, wenn man ihm seine geistige Beschränktheit vor Augen führt. Und Harley Cross („Der Mann im Hintergrund“) als dritter im Bunde mag es manchmal mit dem Kreischen übertreiben, ist aber doch ein ziemlich guter Kinderdarsteller, durch dessen Augen man den Film mehr oder weniger wahrnimmt. Und diese Augen sehen vor allem Cohen und Tate, und die sind von Scheider und Baldwin toll verkörpert.

So sind dann auch die beiden Leads und die Reds dichte Inszenierung die größten Stärken von „Cohen & Tate“, während das Drehbuch eher simpel und zweckmäßig gestrickt daherkommt. Doch spannend und atmosphärisch ist dieses Kammerspiel auf vier Rädern durchaus und ein paar gelungene Shoot-Outs gibt es ebenfalls zu bewundern.

Nachdem „Cohen & Tate“ hierzulande jahrelang nur auf VHS erhältlich war, bringt Koch Films den ungekürzt ab 16 Jahren freigegebenen Films als Mediabook mit DVD und Blu-Ray heraus. Das Bonusmaterial umfasst einen Audiokommentar von Eric Red, entfallene Szenen und eine Dokumentation über den Film, womit die deutsche Fassung wohl dieselben Extras wie die amerikanische Blu-Ray von Shout Factory haben dürfte.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Films__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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