Originaltitel: Fear Itself: Eater__ Herstellungsland: USA-Kanada_ Erscheinungsjahr: 2008__ Regie: Stuart Gordon__ Darsteller: Elisabeth Moss, Stephen R. Hart, Stephen Lee, Pablo Schreiber, Russel Hornsby, Kieran Martin Murphy, Marie Zydek, … |
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“Eater” – Genre-Veteran Stuart Gordon´s Beitrag zur “Fear Itself”-Anthology-Reihe aus dem Hause “NBC” – basiert mal nicht auf einer Vorlage aus der Feder Edgar Allen Poes oder H.P. Lovecrafts – ihres Zeichens ja zwei der liebsten Autoren des Regisseurs – sondern in diesem Fall auf einem Skript von Richard Chizmar (“the Poker Club”) und dem “hauptberuflichen” Schauspieler Johnathon Schaech (“the Last Witness“), welche bereits bei “Road House 2: Last Call” und “Masters of Horror: the Washingtonians” miteinander kollaborierten sowie im Vorliegenden eine Geschichte des britischen Schriftstellers Peter Crowther “Format-gerecht” für den genannten US-Fernsehsender adaptierten. Um mit letzterem Punkt unweigerlich in Zusammenhang stehende “Befürchtungen” gleich im Vorfeld ein ordentliches Stück weit abzuschwächen – etwa hinsichtlich der einschränkenden amerikanischen “Network Television”-Vorgaben in Sachen Freizügigkeit, Sex, “Sprache” und Gewalt – möchte ich an dieser Stelle schonmal vorab vermelden, dass es sich bei dieser Episode um eine der härteren und besseren dieser am Ende nicht über eine Staffel hinausgekommenen Serie handelt. Generell ist übrigens anzuführen, dass man die Materie mit einigen Drehbuch-Erweiterungen sowie unter leicht veränderten Produktions-Bedingungen durchaus ebenso gut in Gestalt eines (zumindest für Fans) gewiss nicht uninteressanten kleinen B-Movies hätte realisieren können…
Dani Bannerman (Elisabeth Moss) ist eine junge, unerfahrene Polizistin, die ein Faible für Horror-Flicks besitzt und in einer abgelegenen, nur spärlich besetzten Wache gerade ihre Nachtschicht antritt, welche sie dort gemeinsam mit den beiden Cops Mattingly (Pablo Schreiber) und Steinwitz (Stephen Lee) ableistet. Obgleich die Umstände für sie nicht unbedingt die einfachsten sind – in erster Linie weil sie aufgrund ihrer Anwesenheit als “Mädchen”, Film-Geek und “Rookie” zu einem permanenten Ziel der Schikanen und bösen Sprüche ihrer Kollegen geworden ist – ist sie gewillt, es in diesem Job zu etwas zu bringen – was ihr zumindest den Respekt ihres Sergeants (Russel Hornsby) erntet. Während draußen nun also Schnee vom Himmel rieselt und sich drinnen eine ereignislos-öde Schicht wie die meisten anderen abzeichnet, ändert sich das alles jedoch schlagartig, als ein Gefangener (Stephen R. Hart) bei ihnen eingeliefert wird, der bis zu seiner Überführung in eine “angemessenere Einrichtung” am nächsten Morgen in einer der Zellen im oberen Stockwerk verbleiben soll. Nicht nur ist der sehr hoch gewachsene Mann per se ein arg unheimlicher Zeitgenosse – er ist ebenfalls ein brutaler kannibalistischer Serienkiller, der rund 32 (überwiegend weibliche) Opfer getötet, teils gegessen sowie anschließend gar bestimmte Körperteile “weiterverarbeitet” hat (Lampenschirme aus Haut, Schalen aus Schädeldecken etc.). Erwartungsgemäß erweckt die bloße Anwesenheit eines “echten menschlichen Monsters” Dani´s Interesse und regt überdies ihre “lebhafte Phantasie” an. Sie ist es dann auch, der schon bald verschiedene “merkwürdige Dinge” in ihrer direkten Umgebung auffallen: Gemeint sind weniger die flackernden Lichter und ungewöhnlichen Geräusche – da diese ja Auswirkungen des schlechten Wetters draußen sein könnten – nein, es sind vielmehr Veränderungen im Verhalten von Mattingly und Steinwitz. Zudem intensiviert sich bei ihr immer stärker das Gefühl, dass da noch “andere Kräfte” mit im Spiel sind, die deutlich über die “Grenzen der Normalität” hinaus reichen…
“Eater” eröffnet genau richtig – nämlich flott und ohne Umschweife: Bereits im ersten Drittel erhält der Zuschauer alle nötigen “Basis-Infos” präsentiert, um sich fortan (dank der etablierten Charaktere, den dargelegten Rahmen-Bedingungen und dem keine Handvoll Räume umfassenden Setting) “gradlinig” unterhalten lassen zu können. Über Bannerman erfährt man u.a., dass sie als weiblicher Cop in jenem von Männern geprägten und dominierten Umfeld einen äußerst schweren Stand hat – nichtsdestotrotz willensstark und zielstrebig ist, coole Tattoos unter ihrer Uniform verborgen hält sowie grundsätzlich auf “Makabres” steht (bspw. liest sie eine “Fangoria”-ähnliche Zeitschrift und kennt ihre Film-Trivia-Fakten dermaßen gut, dass sie solche Diskussionen mit Leichtigkeit meistert). Die sympathische Elisabeth Moss (“Us“) agiert “natürlich”, tritt (je nach Situation) verunsichert, tough, charmant oder auch mal einen Zacken naive auf, vermittelt die zugehörigen Emotionen glaubwürdig und liefert eine absolut zufrieden stellende Performance ab. Den “Eater” versehen ein paar Ausführungen des Sergeants beim abendlichen Briefing mit einigen “Background-Details” (etwa hinsichtlich seiner Taten und Vorgehensweise), welche später durch verschiedene kulturelle und mythologische Anekdoten ergänzt werden, die primär mit seiner “Cajun”-Abstammung in Verbindung stehen – á la dass sich Angehörige dieser frankophonen Bevölkerungsgruppe bisweilen mit Voodoo auskennen oder (bestimmten Überlieferungen nach) der Geist eines Menschen “übernommen” werden kann, wenn man dessen noch schlagendes Herz verspeist. Entsprechend dauert es nicht lange, bis der Gefangene eine bei der Leibesvisitation übersehene Rassel zückt und in einer creepy-tiefen Tonlage Zeilen wie “Zoo zoo zoo zoo zee za” zu skandieren beginnt – und das noch vorm Einsetzen des Serien-Intros. Verkörpert wird er von dem 2,11 Meter großen Kanadier Stephen R. Hart (“Max Payne“), der allein schon aufgrund seiner physischen Präsenz perfekt gecastet wurde – allerdings auch unabhängig dessen überzeugt. Nach den erwähnten Opening-Credits setzt dann jedenfalls eine angenehm straffe Ereignis-Abfolge ein: Seltsame “Schwingungen und Vibrationen” durchziehen das Gebäude, alle Ausgänge entpuppen sich als verriegelt, garstige Visionen blitzen vor Dani´s “innerem Auge” auf und erste Leichname werden gefunden – bis das alles letztlich in einer (obligatorischen) finalen Konfrontation plus einem durchaus unkonventionellen Ende dieses düsteren “Katz&Maus-Spielchens” mündet…
Die Vorlage Schaechs und Chizmars würde ich “unterm Strich” als “nichts Besonderes, insgesamt aber in Ordnung” bezeichnen, denn obwohl sie über unverkennbare “Schwachstellen” verfügt, zu denen definitiv manche Dialogzeilen zählen, wartet sie dennoch u.a. mit genügend “Inhalt” und einzelnen netten Ideen auf, um eine knappe Dreiviertelstunde bündig auszufüllen, ohne “Leerlauf” oder gar Langeweile entstehen zu lassen. Die Ausgangslage erinnert an das 2005er “Assault on Precinct 13”-Remake – die übernatürlichen Elemente an verschiedene im “DtV-Bereich” häufig zu findende B-Movies. Demgemäß dürfte das Offerierte in der Beziehung wahrlich nicht für irgendwelche “Originalitätspreise” nominiert werden – was so ebenfalls für Russel Hornsby´s (“Creed II“) “gestandenen” Sergeant sowie die beiden chau¬vi¬nis¬tisch-klischeehaften, von Pablo Schreiber (“Den of Thieves“) und Stephen Lee (“the Negotiator”) immerhin aber einigermaßen solide gemimten Neben-Charaktere Mattingly und Steinwitz gilt. Genre-Fans können sich unterdessen an gewissen Anspielungen und “Querverweisen” erfreuen – wie auch an einer Portion morbid-schwarzen Humors, welcher ja seit jeher einen festen Bestandteil des Stils bzw. der “Handschrift” Gordons markiert (siehe dazu bspw. “Re-Animator” oder “the Pit and the Pendulum“). Schade fand ich hingegen, dass Bannerman ihr “cineastisches Wissen” in speziellen Situationen nie in einem wirklich dienlichen Maße anzuwenden weiß. Wieso nur lässt sie sich (eingangs) von der mit einer Kette verschlossenen gläsernen Vordertür derart leicht aufhalten? Warum wird ein solch gefährlicher Killer überhaupt in einem personell dermaßen schwach besetzten Revier “einquartiert”? Das sind bloß zwei der Fragen, die mir beim Ansehen in den Sinn kamen. Wie bereits dargelegt: Innovativität und Einfallsreichtum sind keine der Stärken dieser weder unvorhersehbaren noch wirklich spannenden Episode – jene liegen vielmehr in ihrer handwerklichen Beschaffenheit und vorzuweisenden Atmosphäre…
Dank inspirierter Arbeit des Kameramanns Alwyn Kumsts (“Cold Blooded”), welcher die sich innerhalb der adäquat gestalteten Sets entfaltenden Geschehnisse hervorragend bebildert hat, fühlt man sich als Zuschauer sofort ins Zentrum der bizarren wie ungemütlichen Umstände hineinversetzt. Kombiniert mit der optisch ansprechend ausgewählten Farbpalette (vorwiegend dunkle, des Öfteren grünliche und orange Töne), diversen klassischen Stilmitteln (wie flackernde Deckenleuchten) sowie dem in den “richtigen Momenten” effektiv erklingenden Score Bobby Johnstons (“Wristcutters: A Love Story”), verbindet sich all das zu einem zusagend stimmigen Gesamteindruck. Eine Rückblende, im Zuge derer eine menschliche Zunge herausgeschnitten, in einer Pfanne zubereitet und gegessen wird, injiziert sogar eine Prise “Torture Porn” in die Angelegenheit – doch wird diese “Schiene” schnell wieder zugunsten der angespannten Situation in der isolierten wie räumlich begrenzten Örtlichkeit verlassen: Eine wirkungsvolle Entscheidung, die simultan auch vorteilhaft mit den “psychologischen Komponenten” der Story und den “limitierten Ressourcen” der Produktion harmoniert. Glücklicherweise wurde nur punktuell auf “digitale Zusätze” zurückgegriffen und ist es Gordon überdies gelungen, einige “unappetitliche Anblicke” (unter ihnen ein Ekel-erregender Pizza-Belag) mit einzubinden, die in Anbetracht dieses speziellen Formats “nicht ohne” sind (die später erschienene DVD-Veröffentlichung wartete übrigens mit einem härteren “Director´s Cut” auf). Was mir an dieser Episode dagegen nicht so zusagen wollte, waren die zu früh gesäten Hinweise auf die “Shape-Shifter”-Fähigkeiten des Cajuns – ebenso wie das zu kurz, überstürzt sowie außerdem (nicht nur von dem sich da zutragenden her) nicht unbedingt “befriedigend” anmutende Finale, welches mich durchaus ein wenig enttäuscht zurückließ. Zumindest hielten sich die Ärgernisse bis dato erfreulich in Grenzen – was eindeutig Stuart Gordon´s Erfahrung, “Fingerspitzengefühl” und kompetenten Inszenierung zuzusprechen ist sowie “Eater” sowohl zu einem Highlight der “Fear Itself”-Reihe als auch (für sich allein betrachtet) zu einem düster-unterhaltsamen kleinen “Genre-Happen” macht…
gute
Hierzulande ist “Fear Itself: Eater” sowohl als “Fear Itself: Der Kannibale” (Universal Boxset 2: Episoden 5-8) als auch als “Bis aufs Blut: Der Kannibale” (Universal: Dunkle Mächte – Season 2) auf DVD erhältlich – und das jeweils uncut mit einer FSK-18-Freigabe...
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright des “Fear Itself: Eater” Covermotivs und der Screenshots der US-DVD: Fear Itself Productions / Industry Entertainment / Lionsgate Television / NBC, Lionsgate Home Ent. (US) / Universal (D)__ Infos zur dt. VÖ:__ Freigabe: FSK-18__ DVD/BluRay: ja/nein |