Originaltitel: Kill Chain__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Ken Sanzel__Darsteller: Nicolas Cage, Ryan Kwanten, Enrico Colantoni, Anabelle Acosta, Alimi Ballard, Angie Cepeda, Jon Mack, Eddie Martinez, Luna Baxter, Pedro Calvo u.a. |
Ein neuer Nicolas-Cage-Film zum Jahreswechsel. Dessen Artworks machen einen ganz hübschen Eindruck. Doch wie steht es um den eigentlichen Film? Zunächst macht der Actionthriller „Kill Chain“ den Anschein, als wolle er einem Säckchen voller Diamanten durch eine blutgetränkte Nacht folgen. Die ursprünglich als Bezahlung für einen Auftragsmord gedachten Steine gehen durch die Hände vieler neuer Besitzer, die ihre Gier zumeist mit dem Leben bezahlen. In dem daraus resultierenden episodenhaften Einstieg erinnert „Kill Chain“ aufgrund pseudocooler und etwas zu breit getretener Dialoge an einen dieser 0815-Tarantino-Wannabes und bekommt diesen ersten, etwas schäbigen Eindruck auch nie vollends runtergewaschen.
Und das, obschon sich „Kill Chain“ ab der Filmmitte bemüht, einen eigenständigen Rhythmus zu entwickeln. Denn mit der Ankunft der Diamanten in einem von Nicolas Cage geführten Hotel wird klar, dass die Steine einen tieferen Sinn haben. Und dass die bislang präsentierten Charaktere durch mehr verknüpft waren, als durch den zufälligen Besitz der Edelsteine. Da steht ein Plan hinter all den Vorgängen.
Der wird zwar eher oberflächlich und beiläufig erklärt, macht aber innerhalb der Filmlogik durchaus Sinn. Das sorgt für eine deutliche Aufwertung der zweiten Filmhälfte, zieht aber auch den bislang eher gezwungen wirkenden Einstieg mit und lässt ihn in einem besseren Licht erscheinen. Eine wirklich clevere und vor allem spannende Story erhält man im Gesamten zwar nicht. Und auch die Dialoge wirken nach wie vor zu bemüht auf cool getrimmt. Aber zumindest hält die Geschichte den Film deutlich besser zusammen, als man es zu Beginn ahnen konnte. Echte Hintergründe für die Charaktere gibt es aber ebenso wenig wie Motive für ihr Tun.
Schaut in den Actionthriller mit Nicolas Cage hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=X1inQ_F7emQ
Dafür punktet der Film mit ein paar interessanten Einzelszenen. So ist ein ausuferndes Schussduell zwischen zwei Kontrahenten im Inneren eines Polizeiwagens wirklich cool und verdammt effektiv in Szene gesetzt worden. Auch der nette Showdown in dem Hotel atmet eine coole Atmosphäre und präsentiert einen saucoolen Nicolas Cage im Intimduell mit einem Profikiller, bei dem vor allem das Hotel ordentlich Federn lassen muss.
Gedreht wurde „Kill Chain“ in Kolumbien. Leider bekommt man von dem lateinamerikanischen Schauplatz wenig zu sehen, da vornehmlich in finsteren Hinterhöfen und in dem Hotelsetting gedreht wurde. Nur mittels dynamischer Untertitel übersetzte, spanische Dialoge deuten entfernt auf einen internationaleren Schauplatz hin. Von den präsentierten Bildern her könnte der Film aber auch in jedem x-beliebigen Slum einer amerikanischen Großstadt mit hohem hispanischen Bevölkerungsanteil spielen.
Nicolas Cage („Mandy“) findet nach einem kurzen Prolog für circa die Hälfte des Filmes nicht statt. Solange der Film den Diamanten durch die Nacht folgt, spielt seine Figur keine Rolle für den Film. Erst wenn „Kill Chain“ in dem Hotelschauplatz angelangt ist, greift der Mime ins Geschehen ein. Dabei dreht er aber nie auf die von ihm bekannte Art auf. Zügelt also sein Overacting, ohne gelangweilt oder desinteressiert zu wirken. Er fügt sich damit gut in das vornehmlich auf cool getrimmte Ensemble ein. Von dem kennt man nur noch Ryan Kwanten („The Gunfighters“) und Enrico Colantoni („Veronica Mars“), der Rest rekrutiert sich aus unverbrauchten, teilweise etwas unglücklich agierenden Schauspielern.
Inszenatorisch setzt Regisseur und Drehbuchautor Ken Sanzel immer wieder auf eine leicht nervöse Handkamera, ohne dass einem das Gezitter zu sehr auf die Nerven gehen würde. Farblich setzt er auf eine knalligere Farbpalette, in der immer mal wieder Komplementärfarben Akzente setzen dürfen. Die eine oder andere schräge Perspektive wirkt hier und da auch ein wenig zu bemüht, aber irgendwie passt das insgesamt zu dem etwas verkrampft coolen Gesamteindruck. Ein Totalausfall ist die sehr öde Filmmusik, die in ihren besten Momenten an sinnentleerte Fahrstuhlmusik erinnert.
“Kill Chain” tut ein wenig zu cool
Das nette Coverartwork von „Kill Chain“ präsentiert einen cool posierenden Nicolas Cage mit einem Brecheisen vor dem Eingang seines Hotels. Derart zupackend ist der finale Film dann nicht geworden. Überhaupt hätte man dem einen höheren Actionanteil zugetraut und sich letzten Endes auch gewünscht. Denn die wenigen Szenen, die man zu sehen bekommt, machen definitiv Laune. Und vor allem ist der Film in genau diesen Momenten tatsächlich mal genau das, was er über die restliche Laufzeit hinweg versucht zu sein und nicht schafft: Cool.
Davon abgesehen, dass er sich also bei seinem Hauptanspruch verhebt, ist „Kill Chain“ aber mitnichten ein schlechter Film. Vor allem, weil die anfangs konfuse Story ab der Filmmitte Struktur bekommt und der als einziger wirklich cool agierende Nicolas Cage für Involvement sorgt.
Die deutsche DVD / Blu-ray von „Kill Chain“ erschien Ende Dezember 2019 von Concorde Home Entertainment. Mit einer hart wirkenden FSK 18 Freigabe ist der Film ungeschnitten. Ein 30-minütiges Making-of erlaubt Einblicke in die Entstehung des Filmes.
In diesem Sinne:
freeman
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