Originaltitel: Mafia__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Ryan Combs__Darsteller: Ving Rhames, Pam Grier, Robert Patrick, Casey Brown, Sean Derry, Melanie Marden, Persia White, Heather Rae Young u.a. |
Gangster Renzo möchte die illegalen Geschäfte „seiner“ Stadt vollends unter seine Kontrolle bringen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht und jeder kleine Grund billig genug, um die Konkurrenz auszuschalten. Zumindest ist Renzo keine Pussy und knallt seine Gegner noch persönlich ab. Das macht ihn freilich auch angreifbar. Nicht umsonst sind ihm die beiden Cops James Womack und Jules Dupree auf den Fersen. Während Dupree eher zufällig in diesen Krieg geraten ist, er zog wegen seiner neuen Flamme in die Stadt, wird seine Kollegin Womack von einer privaten Vendetta angetrieben, demütigten und killten Renzos Henchmen doch einst ihren Partner. Mehr und mehr wird Dupree bewusst, in was für einen Schlamassel er hier geraten ist, zumal ihn und Renzo mehr verbindet, als Dupree ahnt …
Das reizvollste an „Mafia War“ sind seine Referenzen an das Blaxploitation Genre. Der Film spielt 1975, zur Hochzeit des Genres. Kriminalität, Drogen, Zuhälterei und mafiöse Strukturen bilden thematischen Eckpunkte. Seine Helden tragen wildeste Afrolookfrisuren, die wichtigsten Rollen sind mit Farbigen besetzt und vor allem Pam Grier wiederholt zumindest optisch ihre wohl bekannteste Rolle als Foxy Brown. Aber diese Elemente treiben den Film nicht an. „Mafia War“ ist definitiv kein Blaxploitation Film. Er beschränkt sich darauf, einige Motive zu zitieren, mehr aber auch nicht.
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Seine eigentliche Geschichte leidet vor allem daran, dass „Mafia War“ in vielen Aspekten zu klein skaliert wirkt. Die Bande von Renzo hat scheinbar nur vier Mitglieder, seine Gegner haben meist auch nicht mehr als zwei Goons an ihrer Seite und die Cops bestehen im Wesentlichen nur aus Womack und Dupree. Nun könnte jemand einwerfen, dass der Film vielleicht auf genau so ein Szenario abzielte, um die Konflikte schön persönlich zu halten und so für mehr Intensität im Figurengefüge zu sorgen – blöderweise funktioniert dies aber nicht. Das liegt daran, dass einem die Figuren durch die Bank recht fremd bleiben, verweigert ihnen das Drehbuch doch echte Charakterisierungen. Im Grunde wird nur Renzo halbwegs ausgestaltet. Bei allen anderen Figuren bleiben die Motivationen und Antriebe weitgehend vollkommen unklar, bzw. werden maximal grobmotorisch umrissen, was zu lachhaften Charakterentwicklungen führt. Genannt seien die urplötzlichen Anwandlungen Womacks, Renzo endgültig einzuknasten.
Inszenatorisch ist „Mafia War“ ok. Regisseur Ryan Combs legte im Rahmen seines sichtlich schmalen Geldbeutels großen Wert auf eine authentische Ausstattung. So atmen manche Schauplätze durchaus 70s Flair, hier und da wirken sie aber auch sehr steril und vor allem leer. Auch der funky Soundtrack gefällt, leider hat er nach ca. 15 Minuten Laufzeit komplett Pause und setzt erst in Richtung Abspann wieder ein. Hier hätte man ruhig noch ein zwei Lizenzen kaufen können. Optisch arbeitet der Regisseur mal mit stilsicheren, sepiafarbenen, unaufgeregten Einstellungen, mal mit leicht farbentzogenen. Das gemahnt durchaus an Filme der damaligen Zeit, passt aber nicht zum ansonsten leider zu glatten Videolook des Filmes. Action spielt in „Mafia War“ trotz des reißerischen deutschen Titels keine große Rolle. Es setzt ein paar blutige Einschüsse und das war es auch schon. Und meist sind die aufregenden Szenen vorbei, bevor sie überhaupt begonnen haben.
Was bleibt, ist ein leider nicht sonderlich packender oder spannender Streifen. Denn auch wenn Ving Rhames („7 Below – Haus der dunklen Seelen“) als Renzo cool aufspielt und einen richtig bösen Motherfucker abgibt, gelingt es ihm auch dank diverser uncooler Dialoge nicht, eine wirklich in den Film hineinziehende Präsenz aufzubauen. Sein Renzo ist keine Figur, die den Zuschauer verführt, sich auf die Seite des Bösen zu schlagen, ihm bedingungslos zu folgen und eventuell sogar mit ihm mitzufiebern. Doch das ist nicht allein Rhames Verschulden. Hier trägt das Drehbuch eine gehörige Mitschuld, da es seine Geschichte einfach nicht in den Griff bekommt. So fällt schnell auf, dass die ermittelnden Cops immer dann gezeigt werden, wenn Drehbuch und Regie nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll. So kommt trotz 70 Minuten Nettolaufzeit durchaus einiges an Leerlauf auf. Zumindest aber wirft Robert Patrick („The Last Gasp“) noch ordentlich Charisma in die Waagschale, wenn man ihn – so aufgedunsen wie er wirkt – als Dupree teils auch kaum erkennt. Leider wird er flankiert von der total lustlos wirkenden Pam Grier, mit der die viel zitierte Chemie offensichtlich überhaupt nicht passt. Zugute halten muss man „Mafia War“, dass sich sein Regisseur um einen authentischen Look bemühte, auch wenn man sich fragt, wieso er letztlich ein Period-Movie drehte und aus Kostengründen nicht auf ein modernes Setting setzte, denn nutzen kann er den 70s Ansatz maximal für seine Blaxploitationzitate. Aber ob die jemand erkennen will, wenn er sich durch diesen recht langatmigen Streifen kämpft?
Die deutsche DVD kommt von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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