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Beyond the Call of Duty

Originaltitel: Beyond the Call of Duty__Herstellungsland: USA/Philippinen__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Cirio H. Santiago__Darsteller: Jan-Michael Vincent, Eb Lottimer, Jillian McWhirter, Vic Trevino, James Gregory Paolleli, Henry Strzalkowski, Robert Ginnaven, Archie Adamos, Joanne Griffin, Ryan Redillas, Steve Rogers u.a.
Beyond the Call of Duty

“Beyond the Call of Duty” bietet das übliche Vietnam-Geballer von Cirio H. Santiago mit Jan-Michael Vincent in der Hauptrolle

In den 1980ern bestanden Cirio H. Santiagos Hauptbeschäftigungsfelder im Endzeitfilm und im Vietnam-Actioner, aber beide ließen in den 1990ern an Popularität nach – vielleicht auch ein Grund, warum es Filme wie „Kill Zone“ oder „Beyond the Call of Duty“ trotz boomender Videotheken nicht nach Deutschland schafften.

Santiagos Vietnamfilme unterscheiden sich eh meist nur in Nuancen, aber erfahrene Zuschauer erwartet zu Beginn von „Beyond the Call of Duty“ ein ganz besonderes Déjà-Vu: Nicht nur ein wenig historisches Stock Footage aus Vietnam kommt zum Einsatz, nein, ganze Szenen aus früheren Santiago-Reißern wie „Jungle Force“ finden sich zuhauf. Der weniger erfahrene Zuschauer wundert sich nur über die schnelle Abfolge von Actionszenen, die aber keine gemeinsamen Protagonisten oder inhaltlichen Zusammenhang besitzen und nur verschiedene Zusammenstöße von Amis und Vietcong zeigen. Zwischendrin sieht man den mittlerweile Richtung Heimat reisenden Kriegshelden Len Jordan (Jan-Michael Vincent), damit der Zuschauer schon mal Protagonist bzw. Star vorgestellt bekommt, sonst regiert das dramaturgiefrei zusammengeklebte Stock Footage.

Jordan soll von einer Truppe unter der Leitung Lieutenant Sam Henderson (Eb Lottimer) aus Vietnam gebracht werden, denn der Krieg neigt sich dem Ende zu und das US-Militär setzt auf Rückzug. Aus Vietnam verschwinden will auch Reporterin Mary Jackson (Jillian McWhirter), die auf der Flucht vor Häschern und aufgebrachten Zivilisten kurzfristig Unterschlupf bei einer Nonne und Waisenkindern findet, die sie ebenfalls aus der Gefahrenzone bringen will.

Mary schließt sich Jordan, den sie durch ihre Arbeit kennt, an. Also besteigen die beiden zusammen mit der Kinderschar und Hendersons G.I.-Truppe ein Boot, das sie aus Vietnam bringen soll. Doch die Flussfahrt birgt noch einige Gefahren…

In gewisser Weise haben Santiagos Vietnam-Filme eine ziemliche Kontinuität vorzuweisen: Es handelt sich dabei quasi immer um Dauergeballer, für das Dinge wie Handlung oder Figurenzeichnung verzichtbare Kinkerlitzchen sind. Ab und zu gibt es mal ein Gimmick als Alleinstellungsmerkmal wie etwa die Motorradsoldaten in „Hells Angels in Vietnam“. Bei „Beyond the Call of Duty“ handelt es sich den Handlungsort, denn im weiteren Verlauf spielt der Film eigentlich fast nur auf dem bzw. um das Boot. Damit wirkt „Beyond the Call of Duty“ wie eine Mischung aus „Apocalypse Now“ (Flussreise) und „Braddock – Missing in Action 3“ (Vietnamhelden beschützen Kindertruppe), nur eben in der Philippinen-Billigvariante ohne jedweden Tiefgang.

So sind alle Versuche von Subplots oder Figurenzeichnung herzlich unbeholfen und werden meist drei Szene weiter fallengelassen. Mary hat aus irgendeinem Grund eine Affäre mit dem deutlich älteren Rochen Jordan, der aber Frau und Kind hat, was aber nur in ein, zwei Szenen thematisiert sind. Einer der G.I.s wird zum Vorbild und Kumpel für einen Waisenjungen. Und im letzten Drittel gibt es einen forcierten Twist bezüglich der Fracht des Bootes, der aber eh kaum noch interessiert. So besteht „Beyond the Call of Duty“ in erster Linie aus seiner Aneinanderreihung von Ballereien gegen den Vietcong, der entweder Hinterhalte oder Wachposten aufzubieten hat. Die Nordvietnamesen sind allesamt gesichtsloses Kanonenfutter, noch nicht einmal einen Oberbösewicht gibt es.

Auch das Verhalten des Vietcong in den Actionszenen entspricht dem Santiago-Muster: Selbst bei von ihnen gelegten Hinterhalten schalten sie (trotz merklicher Überzahl) nie einen G.I. aus, sprengen höchstens Marys Kameramann weg oder ballern einer Nonne in den Rücken, während sie gleich im Fünferpack umfallen, wenn die US-Boys zurückschießen. Warum ausgerechnet das letzte Hindernis so viel schwerer als die vorigen sein soll und es im Finale tatsächlich mal Tote auf G.I.-Seite gibt, obwohl die Situation kaum anders als in den Actionszenen vorher ist, erschließt sich dem geneigten Zuschauer kaum. Dafür ist das Geballer die gewohnt solide Handwerkerarbeit, die man von Santiago kennt, die man manchmal schon dynamischer, manchmal schon statischer bei ihm gesehen hat, bei der aber Masse vor Klasse geht und es an inszenatorischen Kniffen fehlt.

Als Name, der geneigte B-Actionfans ziehen sollte, steht Jan-Michael Vincent („Alienator“) ganz oben auf der Besetzungsliste, der damals seinen Zenit schon deutlich überschritten hatte. Sonderlich viel tut er für sein Geld auch nicht, er ist halt die meiste Zeit da, ballert in den Actionszenen pflichtschuldig mit und gibt den knurrigen Kriegshelden, aber das alles ohne Elan. Eb Lottimer („Edge“) gibt sich schon mehr Mühe, ist merklich wenig talentiert, und auch das Spiel von B-Action-Aktrice Jillian McWhirter („Stranglehold“) wirkt eher bemüht als gekonnt.

„Beyond the Call of Duty“ ist also ein handelsüblicher Cirio-H.-Santiago-Vietnam-Actioner, wie gewohnt produziert von Roger Corman, wie gewohnt stromlinienförmiges Dauergeballer ohne viel Finesse. Aufgrund der schwachen Darsteller und des massiven Stock-Footage-Einsatzes dann etwas schwächer als andere Vietnam-Kram von Santiago, auch wenn das Flussfahrt-Setting etwas willkommene Abwechslung bietet.

Da „Beyond the Call of Duty” in Deutschland bisher noch nicht veröffentlicht wurde, müssen Interessenten zu einer ausländischen Fassung greifen, etwa der US-DVD von New Concorde, die ein R-Rating trägt und als Bonus ein paar Trailer bietet.

© Nils Bothmann (McClane)

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