Originaltitel: Yip Man 4__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Wilson Yip__Darsteller: Donnie Yen, Scott Adkins, Danny Chan Kwok-Kwan, Jim Liu, Vanness Wu, Mark Strange, Kent Cheng, Jason Redshaw, Nicola Stuart-Hill, Wu Yue, Chris Collins u.a. |
Jahre nach dem Krebstod seiner Frau lebt Ip Man alleine mit seinem Sohn in Hongkong. Er versucht, dem Jungen eine hochwertige Erziehung angedeihen zu lassen, dringt aber selten zu dem pubertierenden Teenager durch. Eines Tages wird auch bei Ip Man Krebs diagnostiziert. Kurz darauf kommt er mit einem ehemaligen Schüler ins Gespräch, der in Amerika ausgebildet wurde und nun in Hongkong gutes Geld verdient. In Ip Man reift daher der Plan, noch rechtzeitig für seinen Sohn alles ins rechte Lot bringen zu wollen.
Er reist gen San Francisco, um hier eine geeignete Schule für seinen Sohn zu finden und eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn ausgerechnet die Landsleute, die über Wohl und Wehe von Einwanderern entscheiden, sind auf Ip Man nicht gut zu sprechen. Schuld daran trägt vor allem Bruce Lee. Der Schüler Ip Mans entwickelte seinen eigenen Kampfstil und beging den Frevel, ebenjenen auch den Westlern beizubringen.
Ip Man kann daran gar nichts Schlimmes finden, weil er nicht wissen kann, welchen Repressalien seine Landsleute in den USA ausgesetzt sind. Alltäglicher Rassismus, mal offensichtlich, mal subtil, ist an der Tagesordnung. Da die Chinesen sich infolgedessen einigeln, sind die Fronten verhärtet. Keiner geht auf den anderen zu. Es kommt zur Katastrophe, als ein chinesischer junger Mann versucht, in der amerikanischen Armee Kung Fu in die Nahkampfausbildung der Soldaten einfließen zu lassen.
Schaut in das Kampfsportballett mit Scott Adkins und Donnie Yen hinein
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Nach dem extrem episodischen Vorgänger „Ip Man 3“, der unübersehbar in drei Teile zerfiel, versuchen Regisseur Wilson Yip und seine Drehbuchautoren in „Ip Man 4“ wieder eine in sich geschlossene Geschichte zu erzählen. Diese kreist unübersehbar um die Themen Familie und Rassismus. Ersteres Thema wird anhand von Ip Man und der schwierigen Beziehung zu seinem Sohn aufgezogen. Dabei gehören die besten Szenen aber nicht dem Kampfsportmeister und seinem Kind, sondern Ip Man und der Tochter eines anderen Kampfsportmeisters. Im Umgang mit der jungen Dame darf Ip Man nämlich lernen, was man als Vater alles falsch machen kann.
Diese Läuterung des Kampfsportmeisters funktioniert richtig gut und wird vor allem von Donnie Yen („Ip Man“) toll gespielt. Dagegen wird der zweite Themenkomplex so richtig mit dem Holzhammer gereicht. Bösewichter vom Reißbrett. Overactende Weiße mit erstarrten Fiesfratzen und derbe Dialoge von unterlegenen Rassen lassen einen immer mal wieder unvermutet zusammenzucken. Zwar gibt Ip Man auch hier den Ruhepol und predigt das Zusammenfinden der Parteien, gerne auch mithilfe der Kampfkünste, einzig er steht auf reichlich verlorenem Posten. Das mündet natürlich alsbald in eine Spirale der Gewalt, die, wäre sie etwas subtiler angeleiert wurden, vermutlich durchaus das Potential gehabt hätte, zu packen. So bleibt man, erstmals im „Ip Man“-Franchise, durchaus ein wenig außen vor.
Man fightet nur selten mit und ist irgendwie nie so recht drin in der Handlung. Zudem verschleppt Wilson Yip die Highlights seines Filmes extrem in die letzten 40 Minuten. Zündet in den ersten 70 Minuten kaum Action, beziehungsweise lässt seinen Star Donnie Yen kaum zum Zug kommen. Die ersten Fighteinlagen gehören Danny Chan („Ip Man 3“) in der Rolle des Bruce Lee. Wie die kommenden Szenen von Yuen Woo-Ping („Master Z: The Ip Man Legacy“) choreografiert, deuten sie schon an, worauf man sich im weiteren Verlauf freuen darf. Vor allem das Finale gegen Mark Strange („Redcon-1“). Aber die großen Highlights bleiben aus – auch in den ersten Kampfeinlagen von Donnie Yen.
Erst als der Handlungsstrang um Kampfsportarten in der US-Army und damit der Wettstreit Karate versus Kung Fu angekurbelt wird, gewinnen die Actionszenen an Kontur. Mit dem ersten Auftritt von Chris Collins („Wolf Warrior“) startet „Ip Man 4“ dann so richtig durch. Nachdem Collins diverse Kung-Fu-Master zerlegen dufte, bekommt er es mit Donnie Yen zu tun. Endlich läuft „Ip Man 4“ richtig rund. Die souveräne Bebilderung von Yuen Woo-Ping gibt seinen eigenen Choreographien Raum zum Atmen. Die dynamische Kamera umkreist die Kämpfer. Der Schnitt wird nie unübersichtlich. Kurzum: Die Kampfkunstballette laufen warm, genauso wie der allseits bekannte und beliebte, themenaffine Score von Kenji Kawai.
Nach diesem Fight schlägt dann endlich auch die Stunde von Scott Adkins („Triple Threat“). Der aktuell fleißigste B-Actionstar musste sich bis zu diesem Zeitpunkt extrem zurückhalten. Durfte nur in einigen wenigen Szenen das rassistische, arrogante Arschloch geben. Doch nun kann er endlich loslegen. Und das macht er genauso, wie wir ihn kennen und lieben. Sich durch die Lüfte schraubend, zerlegt er mit derben Hieben und Tritten die feingliedrigen Chinesen, die fortan seinen Weg kreuzen. Sein Charakter will Ip Man in die Hände bekommen und zerstört auf dem Weg dahin alles und jeden.
Am Ende steht er natürlich Ip Man gegenüber und darf dem ordentlich Kopfzerbrechen bereiten. Wie ein wilder Stier geht er auf Ip Man los, deckt ihn vor allem mit heftigen Tritten ein, wuchtet ihn in die Luft und lässt ihn brachial zu Boden krachen. Infolgedessen wirkt Ip Man so verletzlich wie nie zuvor in der Reihe. Die wirklich enormen Unterschiede der Kampfstile treten dabei genauso überzeugend zu Tage wie die körperlichen Unterschiede der beiden Fighter. Das Ergebnis gerät dann endlich genauso mitreißend, wie ähnliche Fights in den Vorgängern. In den letzten Minuten hat „Ip Man 4“ einen dann doch noch überwältigt.
„Ip Man 4: The Finale“ – Würdiges Ende einer großartigen Martial-Arts-Reihe
Die finalen Minuten von „Ip Man 4: The Finale“ sind wunderschön ruhig und bedürfen keiner großen Worte. Wir sehen Ip Man mit seinem Sohn beim Training und Jahre später Bruce Lee bei der Beerdigung seines Meisters. Es folgt eine schöne Montage mit Szenen aus den Vorgängerfilmen, die neben den großen Erfolgen Ip Mans auch und vor allem auf die Liebe zu seiner Frau fokussieren. Ein würdiges Ende. In technischer Hinsicht mit allen Qualitäten, die man von den Vorgängerfilmen kennt: Tolle Ausstattung, gediegene Bilder, farbenprächtige Sets in den chinesischen Vierteln und eine mehr als versierte Actionregie.
Obendrein beweist Scott Adkins mal wieder, warum an ihm aktuell kein Weg vorbeiführt, wenn es um brachiale Martial-Arts-Action geht. Und Donnie Yen legt mit großer Grandezza die Rolle ab, die zu seinem Meisterstück geworden ist. Kaum einer hätte ihm vor dem großartigen ersten Teil diese Rolle zugetraut. Und er ist mit jedem Teil mehr in die Rolle hineingewachsen. Schade nur, dass ausgerechnet das große Finale fast bis zum eigenen Finale braucht, um einen wirklich in seine Welt zu reißen. So manches an „Ip Man 4: The Finale“ verfängt nicht wie gewünscht und ausgerechnet das auch in unseren Breiten gerade so aktuelle Rassismusthema wird viel zu überzeichnet dargereicht. Da selbiges den Storymotor stellt, gerät der immer mal wieder ins Stottern. Die zunehmend furiosere Action kann das zum Glück aber mehr und mehr ausgleichen.
„Ip Man 4: The Finale“ wird am 5. März 2020 einen limitierten Release in deutschen Kinos erhalten. Also Augen auf, vielleicht läuft der Film im Verleih von New KSM ja in eurer Nähe!
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: New KSM__Freigabe: FSK ???__Geschnitten: ???__ Blu-ray/DVD: Nein/Nein, ab 5.3.2020 im Kino |