Originaltitel: Laserblast__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1978__Regie: Michael Rae__Darsteller: Kim Milford, Cheryl Smith, Gianni Russo, Ron Masak, Dennis Burkley, Barry Cutler, Mike Bobenko, Eddie Deezen, Keenan Wynn, Roddy McDowall, Rick Walters, Simmy Bow u.a. |
Ihre Waffen lassen Außerirdische bei Besuchen auf der Erde ja schon mal öfter im Staub zurück. Und dann gehen sie in Beobachterposition. Mal schauen, auf was für Ideen die unterentwickelten Primaten kommen, wenn sie die hochentwickelte Alien-Technologie in die Griffel bekommen. Mit einer Mischung aus moralischer Überlegenheit, wissenschaftlicher Neugier und primitivem Vergnügen hocken die Besucher von außerhalb dann im Gebüsch und machen sich Notizen, während ein von seiner Herde verstoßener Affe sich langsam mit staunenden Augen dem glänzenden Artefakt nähert.
Bei dem Affen handelt es sich um Kim Milford, einen stürmischen Jungschauspieler, der gerade das richtige Werkzeug im Gesicht trägt, um Charles Bands eigentlich recht monotones Wüstengelage zu einem echten Trash-Dauerbrenner zu machen. Die Szene, in der Milford respektvoll Kontakt aufnimmt zu der Laserknarre from Outer Space, die aussieht wie der Hauptgewinn einer Flaschenwurfbude auf der Dorfkirmes, ist der Startschuss für Gesichtsakrobatik vom Allerfeinsten, die im weiteren Verlauf sogar noch per Make-Up durch den Verstärker gejagt wird. Solche Gesichtsausdrücke kannst du als Produzent mit nichts weiter in der Hand als einem fetzigen Titel wohl kaum planen; du musst darauf hoffen, dass der für ein Handgeld engagierte Hauptdarsteller einfach voll abgeht, wenn du ihm die Plastikwumme in die Hand drückst.
Und dieser Junge liefert.
Er grinst wie ein dickes Kind, dem man gerade einen kandierten Apfel zwischen die klebrigen Pfoten gesteckt hat, als die Macht der Jedi durch seine Adern strömt und ihm zu verstehen gibt, was man auf der dunklen Seite der Macht für einen Spaß haben kann. Die Lippen stülpen sich über das Zahnfleisch wie bei einem Van Damme, der gerade realisiert, dass er im Spagat bequem die zwei Nüsse seines Gegners knacken kann. Er hüpft vor Aufregung am Rande des Highways entlang wie Bugs Bunny vor einem Karottenfeld und schießt dabei auf Kakteen wie Yosemite auf den Himmel. Was für eine Szene; sie atmet bereits den Geist der legendären Final-Einstellung aus „Texas Chainsaw Massacre“, und da sind wir noch fast am Anfang.
Oft wird behauptet, „Laserkill“ verfüge lediglich über einige wenige sehenswerte Sekunden, und diese gebührten einzig der aufwändigen Stop-Motion-Arbeit. In der Tat sind die wenigen Augenblicke in Gesellschaft der Bild für Bild animierten Aliens deutlich hervorzuheben. Dave Allens schildkrötenähnliche Kreaturen veredeln diese Billigproduktion über Gebühr und sind in Sekunden bzw. Frames gar nicht aufzuwiegen. Ihre geschickte Platzierung am Anfang und am Ende sorgt dafür, dass man mehr Effekte-Aufwand zu sehen glaubt als es in Wirklichkeit der Fall ist.
Und dennoch liefert der Film auch zwischen den Kurzauftritten der kosmischen Kröten, wenn eben auch keine weitere Qualitätsarbeit. Ja sicher, handwerklich betrachtet gibt es gewisse Gründe, „Laserkill“ in Worst-Of-Listen ziemlich weit oben anzusiedeln. Die Regie weiß die durchaus solide Kameraarbeit nicht zu arrangieren und schleppt sich mühselig von Einstellung zu Einstellung, der Schnitt klatscht wahllos die Übergänge aneinander. Das Drehbuch versteht seine eigenen Charaktere nicht. Explosionen werden am laufenden Band aus den unterschiedlichsten Einstellungen reproduziert und verkommen mit der Zeit zu grauen Meilensteinen am Rande eines langen Highways, der von einem Nirgendwo ins nächste führt. Ihren Wachmacher-Effekt verlieren die Mini-Bomben auf halber Strecke; schon bald verkehrt sich der Effekt ins Gegenteil und man möchte im orangeroten Wonneschein selig dahindämmern.
Aber es gibt eben auch diese speziellen Momente, in denen man mal vergisst, dass man sich eigentlich langweilen sollte, so wie es sich für einen wahrlich schlechten Film gehört. Zwischen Dennis Burkley und Barry Cutler etwa, die ein vertrotteltes Streifenpolizisten-Pärchen mit Laurel-Hardy-Silhouette spielen, entwickelt sich ein höchst kurioser Running Gag um den Appetit des Einen, der dann stets von dem Anderen vollstreckt wird. Da werden Countryside-Cop-Klischees auf durchaus gewitzte Weise zum Spielball zwischen zwei ungleichen Partnern umfunktioniert. Auch sonst beweist man in kurzen Augenblicken ein gewisses Gespür für den ironischen Umgang mit typischen Filmmustern: Ein unmotivierter Landsheriff wird mit den Wadenbeißer-Methoden eines nervigen Ermittlers nach Kirk-Douglas-Bauart konfrontiert, auf einer Geburtstagsparty fressen Mauerblümchen Kuchen in sich hinein und ein paar Streithammel zeigen ihre schlechten Manieren.
Ungünstig zwar, dass all diese Events völlig unmotiviert in das Skript integriert sind und jeweils selten irgendeine Auswirkung auf den Plot haben, aber wen interessiert in der Welt des Trash schon inhaltliche Kohärenz? Es zählt alleine, dass es Regie-Debütant Michael Rae im letzten Film seiner Karriere gelingt, die umfassende Monotonie seiner von Explosionen am Straßenrand gestaffelten SciFi-Action mit kruden Augenblicken zu garnieren, die im Gedächtnis bleiben – ob man den Speicherplatz im Hirn dafür nun freiwillig hergeben möchte oder nicht.
Denn einen Kim Milford in all seinen Mutationsstufen vom hemdsärmeligen Nixchecker zum aggressiven Morlock zu begleiten, ist ein durchaus aufschlussreiches Erlebnis. Als Makeup-Designer Steve Neill ihm für die späteren Stadien eine grüne Maske spachtelt, werden seine karikaturistischen Züge noch stärker hervorgehoben und der Fun-Faktor auf relativ effektivem Weg potenziert. In jenen Phasen werden vor allem Fans der „Hulk“-TV-Serie zu jauchzenden Couch-Animals. Die im gleichen Jahr gestartete TV-Serie um Lou Ferrigno hatte nicht nur ähnliche Sets zu bieten und trug den gleichen Mief auslaufender 70er Jahre in seinen ausgeleierten Schlaghosen, auch die Maskenarbeit lässt darauf schließen, dass wir es mit dem schmächtigen Brüderlein des muskulösen Wüterichs zu tun haben. Nur hatte Ferrigno eben nicht so eine coole Knarre…
Wäre jetzt natürlich interessant zu wissen, was die Aliens während der völlig hirnrissigen 80 Minuten in ihr Notizbuch geschrieben haben. Dass Erdlinge gerne Dinge in die Luft jagen? Oder dass zu viel Laserpower schlecht für ihren Teint ist? Vielleicht. Womöglich haben sie aber auch einfach nur jedes Mal einen Kurzen gehoben, wenn unter dem manischen Lachen von Kim Milford wieder ein Kaktus, ein Polizeiwagen oder ein Raststättenklo in die Luft gejagt wurde.
Informationen zur Veröffentlichung
Full Moon Classic Selection #09
Welche Abgründe die Full-Moon-Grube verbirgt, wenn man nur lange genug darin gräbt… Nach inzwischen acht Ausgaben der „Full Moon Classic Selection“ sind wir mit „Laserkill“ wohl in jeder Hinsicht zum Kern des Badmovieismus vorgedrungen. Doch Obacht bei der Schlussfolgerung: Es gibt hier keinen logischen Zusammenhang zwischen „Bad“ und „not recommended“. Den muss man einfach gesehen haben, um ihn zu glauben.
Wicked Vision gibt dazu nun Gelegenheit auf Blu-ray – und löst damit die bislang erhältlichen DVD-Editionen ab. Nicht ganz zu Unrecht wurde „Laserkill“ zuvor bereits in der äußerst langlebigen „Trash Collection“ von cmv untergebracht, wo er mit Sicherheit einer der Stars seiner Art war. Jetzt finden wir das korkige Poster mit seinen Star-Wars-Allüren und der wahrlich perfekt getroffenen Zerrvisage des Hauptdarstellers eingefasst in den für die neue BR-Reihe charakteristischen Silberrahmen. Vorne grüßt noch der deutsche Titel „Laserkill“, doch das Wendecover bietet auf der Rückseite auch das Komplettposter im Vollformat mit plasmagrünem Originaltitel, der auf den Namen „Laserblast“ hört.
Das Bild
Nun ist die Materiallage in den Charles-Band-Archiven bekanntermaßen je nach Film ziemlich suboptimal, was eine anständige Hi-Def-Veröffentlichung der Filme zu einer echten Herausforderung machen kann. Laut Selbstbeschreibung soll eine allerletzte 35MM-Kopie aufgetrieben worden sein, um eine neue Abtastung vorzunehmen. Nochmal Glück gehabt. Das Bild kann sich für einen 78er Cheapo wie diesen durchaus noch sehen lassen. Die mäßige Schärfe (gerade in der Tiefe des Raums) und die ausgewaschenen Farben stehen einer filmischen Optik gegenüber, die sehr gut zu dieser Produktion passt. Es reicht auf jeden Fall, damit man sich vorstellen kann, welche Bilder Kameramann Terry Bowen im Kopf hatte, als er die Wüste nördlich von Los Angeles abfilmte.
Der Ton
Etwas anders sieht es da schon beim Ton aus, zumindest wenn man die deutsche Synchronisation vorzuziehen pflegt. Während der englische Originalton durchaus sauber aus den Frontlautsprechern strömt, musste man beim deutschen Ton leider auf VHS-Quellen zurückgreifen. Der Klang ist daher durchgehend extrem stumpf, als wäre er durch einen Wattebausch gefiltert. Eine Texttafel klärt zu Beginn über diesen Umstand zumindest auf, so dass man sich gleich am Anfang überlegen kann, welche Tonspur man aktivieren soll. Wer des Englischen nicht mächtig ist, der kann natürlich deutsche Untertitel hinzuschalten. Auch englische Untertitel sind dabei.
Schaut in den Trailer zu “Laserkill”
httpv://www.youtube.com/watch?v=VY9wvhZlQxc
Der Audiokommentar
Bei den Original-Extras von Produktionsseite sieht es leider klamm aus. Sonst gibt es öfter mal Interviews, Rollouts oder das damals von der Firma Full Moon selbst produzierte Video-Making-Of „VideoZone“. „Laserkill“ gehört allerdings zur Frühphase der Band-Produktionen und im Jahr 1978 dürfte man noch nicht allzu viel Wert auf begleitendes Material gelegt haben. Immerhin ein Audiokommentar hat es auf die Scheibe geschafft. Charles Band und sein Bruder Richard, der wieder für den Soundtrack verantwortlich zeichnete, werfen hier einen Blick zurück auf ihre Schandtaten aus vergangenen Jahren. Bislang gab es diesen Kommentar ausschließlich auf der 2018 von Full Moon Pictures in den USA vertriebenen Blu-ray zu hören, von der auch der Bildtransfer stammen dürfte.
Und doch hat man noch ein exklusives Feature für die deutsche Käuferschaft aufgetrieben, womit es sich weltweit wohl um die am besten ausgestattete Edition des Films handeln dürfte. Fraglich natürlich, ob mit dem WV-exklusiven Feature im Ausland überhaupt jemand etwas anzufangen wüsste. Schon auf dem Backcover strahlt uns das chaotisch-bunte Logo entgegen… jawohl, zusätzlich zur normalen Fassung enthält die Disc auch die geschlefazte Version mit den Hosts Peter Rütten und Oliver Kalkofe, die im Oktober 2019 ihre Tele5-Ausstrahlung erlebte.
SchleFAZifikation
Man muss sich schon einen gewissen Panzer gegen bundesdeutsche TV-Regiekultur geschaffen haben, um diese merkwürdigen Faibles für Heimvideo-Schnittübergänge und das Fummeln am Farbregler für besonders dramatische Momente von sich abprallen zu lassen. Auch kommt insbesondere Kalkofe zu Beginn nur schwer in die Gänge. Nach Stotterstart verklausulieren sich die beiden Herren aber wie geölte Maschinen in ihren Schachtelsätzen und fördern schier unglaubliche Syntaxkonstruktionen zutage, die aber, und das ist wohl die große Qualität des Formats, nie den Bodensatz des Besprechungsgegenstands verlassen. Während man solche Machwerke im deutschen Fernsehen an anderer Stelle lediglich als Sprungbrett genutzt hätte, um dazu überzuleiten, was den deutschen Michel wirklich tangiert, bewahren sich Rütten und Kalkofe ihr Interesse an der behandelten Kuriosität und tauchen mitunter auch tief in die Biografien der Beteiligten ein, ebenso wie in die Krater, die das Drehbuch ihnen offenbart oder die Stolperfallen, die sich in der Regie verteilen. Am Ende wird es sogar cineastisch im Studio mit aufwändigen Maskeneffekten, einer erstaunlich originalgetreuen Replika der Waffe und fetten Spezialeffekten.
Durch die vielen Zwischenspiele mit dem üblichen Kalkofe-Faible für Travestie verlängert sich die Laufzeit des 82-Minüters um eine epochale Dreiviertelstunde, in der man viel darüber lernen kann, warum „Laserkill“ ein wahres Trash-Kleinod ist.
Womöglich handelt es sich übrigens um die erste HD-Veröffentlichung einer SchleFAZ-Episode überhaupt. Tolle Sache, auch wenn man jetzt sieht, dass sich Kalkofe in Dennis-Burkley-Verkleidung leider keinen echten Bart hat wachsen lassen. Die Illusion ist dahin…
Sascha Ganser (Vince)
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja (Wicked Vision 2019) / Ja (cmv 2009) |