Originaltitel: Prityazhenie 2__Herstellungsland: Russland__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Fedor Bondarchuk__Darsteller: Alexander Petrov, Irina Starshenbaum, Yuriy Borisov, Oleg Menshikov, Rinal Mukhametov, Sergey Garmash u.a. |
Aktuell schwappen immer mehr Filme aus russischen Gefilden zu uns herüber. „Attraction“ war vor zwei Jahren einer der Filme, die den Reigen mit eröffneten. In dem Science-Fiction-Film bewiesen die Russen Lust an der Zerstörung und Spaß an großen Spektakelbildern. Die Story konnte da allenfalls gerade so mithalten. Der Film selbst war in Russland so erfolgreich, dass eine Fortsetzung her musste. Diese hört auf den Titel „Attraction 2: Invasion“ und setzt zwei Jahre nach den Ereignissen im Vorgänger an.
Yulya steht seit der Abwehr außerirdischer Aggressoren unter permanenter Beobachtung russischer Wissenschaftler. Diese sollen erklären, was kaum zu erklären geht. Denn eigentlich müsste Yulya tot sein. Bei ihren Untersuchungen lernen die Wissenschaftler viel über die Aliens, die vor zwei Jahren beinahe ganz Moskau in Schutt und Asche gelegt hatten. Die Erkenntnisse sind Grundlage eines Verteidigungsschildes, den die Regierungen unserer Erde um den gesamten Planten spannt, um weiteren unliebsamen Besuchen vorzubeugen.
Was keiner ahnt: Das Mutterschiff der Angreifer verweilt gut getarnt noch immer im Orbit der Erde und beobachtet die Vorgänge ganz genau. Spätestens als der Verteidigungsschirm aufgespannt wird, kommt die Künstliche Intelligenz, die die Außerirdischen anzutreiben scheint, zu dem Schluss, dass die Menschen bei ihren Forschungen zu grundlegende Entdeckungen gemacht haben. Entdeckungen, die für andere Welten gefährlich werden könnten.
Darum stuft die KI die Menschheit ab sofort als gefährlich ein und beschließt, Yulya, den Hort der Erkenntnisse, und die Wissenschaftler radikal auszuschalten. Zeit für die titelgebende Invasion, die Yulya, ihr Vater und teils unvorhersehbare Helfer abzuwenden versuchen.
Schaut in den russischen Science-Fiction-Film hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=Y0tLFHM9dcc
Die gute Nachricht vorweg: Auch bei „Attraction 2: Invasion“ haben die Russen ihre Lust an hollwoodesken Hochglanz- und Spektakelbildern nicht verloren. Die schlechte Nachricht gleich hinterher: Eine entsprechend mitreißende Story kriegen sie wieder nicht gewuppt. Zumindest haben die Macher um Regisseur Fedor Bondarchuk im Vergleich zum Vorgänger sichtlich dazugelernt. So wird die vor Klischees starrende Young-Adult-Dreiecksromanze aus dem Vorgänger brutal gekappt. Obendrein verpulvert die Fortsetzung ihre ganz großen Bilder nicht schon im ersten Drittel, sondern behält sich die großen Desasterszenen für den breit zelebrierten Showdown vor.
Und „Attraction 2: Invasion“ versucht der Geschichte ein wenig mehr Tiefe zu verleihen. Indem beispielsweise im ersten Teil maximal angerissene Aspekte deutlich mehr ausgebreitet werden. Als Stichwort möchte ich an dieser Stelle nur mal „Wasser“ stehenlassen. Einen interessanten Aspekt stellt zudem die Darstellung moderner Medien und deren Manipulierbarkeit dar. Hier erlaubt sich der Film ein paar scharfe Breitseiten.
Doch alle Fortschritte können nicht verschleiern, dass „Attraction 2: Invasion“ mit knapp 135 Minuten viel zu lang geraten ist und dafür viel zu wenig zu erzählen hat. Vor allem hat der Film große Schwierigkeiten, die Motivationen der Charaktere plausibel erscheinen zu lassen. Am schlimmsten erwischt es dabei Alexander Petrovs („Chroniken der Finsternis – Der schwarze Reiter“) Artyom, der sich im Grunde genommen die gesamte Laufzeit über selbst verrät, ohne das dafür ein Grund lanciert würde.
Nicht einmal die Außerirdischen erhalten nachvollziehbare Gründe für ihr Handeln. Weshalb der gewaltige Showdown auch reichlich aus der Kalten abgeschossen wirkt. Gleichzeitig kann man das aber auch gut verkraften, da die nun gezündeten Effektbilder einfach großartig sind und ein hübsches Weltuntergangsszenario für große Teile Moskaus entwerfen. Über meterhoch überfluteten Straßen kreisen hier Helikopter und müssen zugleich aufpassen, das sie mit ihren Rotoren nicht in eine vom Himmel herabsinkende Wasseroberfläche geraten. Beide Oberflächen nähern sich einander gnadenlos an und drohen die dazwischen befindlichen Menschlein zu ersäufen.
Was die russischen Effektkünstler hier entfachen, ist von der Idee her mal ein komplett neues Katastrophenszenario, das obendrein tricktechnisch höchst überzeugend dargereicht wird. Die mit den Bildern gezündete Katastrophenaction sorgt für einen hohen Unterhaltungslevel und beschert dem Film einen wirklich starken Abgang. Bei dem wortwörtlich so mancher Problemherd einfach weggespült wird. Zumindest, wenn man sich an großen Katastrophenbildern ergötzen kann.
Leider ist der Weg zu dem Showdown reichlich zäh geraten. Auch und vor allem, weil „Attraction 2: Invasion“ im Vorfeld nur eine wirklich spektakuläre Actionsequenz zündet. Die allerdings hat aufgrund ihrer Dynamik größtes Potential, dem Zuschauer schier den Boden unter den Füßen wegzureißen. Wenn hier die Kamera anfängt, um die Szenerie eines Kampfhubschraubers, der von einem bemannten Kampfanzug der Aliens angegriffen wird, zu kreisen und dies konsequent fortführt, klappt die Kinnlade schon einmal gen Erdboden.
Allgemein ist der Film mit Sinn für breite Bilder inszeniert worden. Davon zeugt schon das ungewohnte Bildformat von 2,67:1. Eine extrem dynamische und immer in Bewegung befindliche Kamera sorgt durchgehend für feines Eye Candy. Und der bereits in Teil 1 etablierte, sehr themenaffine und wuchtige Score gibt den auf Hochglanz getrimmten Bildern noch mehr Dynamik mit.
Bei den Darstellern konnten alle reaktiviert werden, die „Attraction“ überlebt haben. Schade ist, dass sich die Figuren nicht wirklich weiter entwickeln. Sich stattdessen, wie im Fall von Artyom, auf unerklärliche Weise in ihrer Gesinnung drehen. Auch Yulya-Darstellerin Irina Starshenbaum verfällt wieder in aus Teil 1 bekannte Muster und wirkt teils höchst sperrig und unnahbar. Da nimmt man beinahe dankbar zur Kenntnis, dass „Attraction 2: Invasion“ sie zur Filmmitte für eine gefühlte Ewigkeit einfach aus ihrem eigenen Film schmeißt. Selbst ihre Interaktionen mit einer eigentlich totgeglaubten Figur aus dem ersten Teil wirken diesmal seltsam kalt.
„Attraction 2: Invasion“ – starke Bilder treffen auf eine wenig spannende Story
Und das ist und bleibt das Hauptproblem des „Attraction“-Franchises: Die Filme ziehen einen einfach nicht genug in ihre Welt hinein. Lassen einen aufgrund ihrer teils nicht nachvollziehbar handelnden Charaktere kalt und wissen nicht zu packen. Infolgedessen ist man nur abschnittsweise in dem aufgefahrenen Szenario drin. Nämlich immer dann, wenn die starken Spektakelszenen gezündet werden. Die haben Druck, bieten große Bilder, sind stark getrickst und hätten einfach einen involvierenderen, einen spannenderen und einen flotter erzählten Rahmen verdient. So bleiben über zwei Stunden solide Unterhaltung, die im Vergleich zum Vorgänger zumindest eine Entwicklung in die richtige Richtung erkennen lassen. Dementsprechend werden aus den knappen diesmal starke:
Capelight Pictures hat sich auch der Fortsetzung angenommen und diese am 13. März 2020 auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Bild und Ton fallen schlichtweg bombastisch aus. Dafür geraten die Extras reichlich knausrig.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |