Originaltitel: Eliminators__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Peter Manoogian__Darsteller: Andrew Prine, Denise Crosby, Patrick Reynolds, Conan Lee, Roy Dotrice, Peter Schrum, Peggy Mannix, Fausto Bara, Tad Horino, Luis Lorenzo, José Moreno, Charly Bravo u.a. |
Was laut Plakat ein geradliniger SciFi-Actioner sein müsste, hält mit ersten Irritationen nicht lange hinter dem Berg. Aus dem Flashback eines „Mandroiden“, der zugleich als Hintergrundschmuck für den Vorspann dient, schält sich eine unerwartete Rückblende in die Welt von Asterix. Überforderte Römer schützen sich mit ihren Schilden gegen einschlagende Laserstrahlen aus dem Arsenal der technisch überlegenen 80er Jahre, während der Androide unruhig seine elektrischen Schäfchen zählt. Wir lernen: In „Eliminators“ geht es nicht einfach nur um Cyborg-Technologie und den damit verbundenen Krawall primitiver Actionfilme, sondern um Zeitreisen – und die erlauben bekanntlich die absonderlichsten Mischformen dessen, was das grenzenlose B-Universum zu bieten hat.
Patrick Reynolds, der dem „Mandroiden“ zumindest eine Hälfte seines Gesichts leiht, steigt dann auch gleich mit unangemessenem Ernst und verstellt tiefer Stimme in die Sache ein. Die Mundwinkel eifern jenen eines Judge Dredd nach, die an Plastik reiche Kostümierung vermittelt ähnliche Eindrücke. In einer Schere zwischen „Terminator“ (1984) und „RoboCop“ (1987) ist Reynolds’ Figur der evolutionäre Brückenteil, den die Filmgeschichte mit der Zeit geflissentlich unter den Teppich gekehrt hat. Ein harter Hund mit den Genen der Schwarzenegger- und Stallone-Garde, der aber auch einen Hauch Michael Biehn in sich trägt – trotz seiner stählernen Härte gewissenhaft, emotional, revoltierend gegen den Status Quo.
Was das absurde Drehbuch aber tatsächlich mit ihm vorhat, kann er noch gar nicht ahnen, als er zu Beginn der Geschichte von seinem Erschaffer hintergangen wird. Wie auch, wenn Produzent Charles Band normalerweise selbst kaum eine Vorstellung davon hat, was er da in Auftrag gibt, solange bloß die Vermarktung das rote Knöpfchen bei der Zielgruppe trifft.
Obwohl in der Exposition noch im klassischen Stil haufenweise Schergen in Zinnsoldaten-Haltung über den Haufen geschossen werden, obwohl also alles nach plangemäßer Ergänzungskost für James-Cameron-Fanboys aussieht, nimmt Peter Manoogian am Steuer bald unberechenbaren Kurs auf ungewöhnliches Terrain. Mit etwas Fantasie erkennt man in der Route des vermummten Hi-Tech-Soldaten jene Einträge in die Jean-Claude-Van-Damme-Filmographie, in denen er sich als tödliche Kampfmaschine auf dem Land vor seinen Verfolgern tarnte (etwa in „Ohne Ausweg“ oder eben „Universal Soldier“)… nur dass ein Van Damme eben im Direktvergleich der deutlich buntere Hund war, ein solcher, bei dem die Musik zu spielen aufhört, wenn er einen Saloon betritt. Bei Reynolds kann man phasenweise sogar glatt mal vergessen, dass er zum Main Cast gehört… seine Tarnqualitäten sind also, wenn man es positiv umschreiben möchte, auf einer echten Eliteschule geformt worden.
Schaut in den Trailer zu “Eliminators (aka Destroyers)”
httpv://www.youtube.com/watch?v=vbsQAs5aCUc
Mehr Eindruck hinterlässt an Reynolds’ Seite Denise Crosby („Friedhof der Kuscheltiere“) im Tanktop. Crosby, die ein Jahr später ins Star-Trek-Universum einsteigen würde, zeigt auf der Abenteuertour durch mexikanisches Flussgebiet nicht bloß Wet-T-Shirt-Qualitäten, sondern darüber hinaus auch solche in Sachen Führung. Sie stiehlt dem wortkargen Krieger aus Fleisch und Plastik recht schnell die Show, auch weil sie die Einzige ist, die so etwas wie schauspielerisches Potenzial andeutet. Zu dem ungleichen Duo gesellt sich einige Szenen später noch ein kaspernder Andrew Prine als Bootskapitän, der für jeden Szenenübergang stets einen dummen Spruch auf Lager hat. Als dann bereits auf der Schlussgeraden noch Conan Lee („Lethal Weapon 4“) als Scherenschnitt-Ninja kostümiert hinzustößt, kommen sogar Zauberer-von-Oz-Vibes auf – nicht nur, weil sich Kapitel für Kapitel ein Quartett unterschiedlichster Gestalten komplettiert, sondern auch, weil das ganze Drumherum längst nichts mehr mit dem Kansas zu tun hat, wie es Action-Afficionados ihr Wohnzimmer nennen würden.
Denn zu diesem Zeitpunkt ist längst eine Art Bill-und-Ted-Paralleluniversum mit Actionfiguren, explodierenden Fässern und Weltherrscher-Größenwahn entstanden, das in dem ungewöhnlich hellen Ambiente spanischer (und Mexiko imitierender) Gebirgs- und Flusslandschaften äußerst exotisch wirkt. Die Action selbst ist abgesehen von ein paar saftigen Explosionen nicht allzu spektakulär, dafür aber ziemlich abwechslungsreich. Manchmal geht es so primitiv zu wie in einem Spencer-Hill-Prügler (Auftritt Peggy Mannix, die als Mannweib mit hochgekrempelten Flanellärmeln eine ganze Bar zu Kleinholz zerlegt), manchmal so futuristisch wie in „Star Wars“ (wenn hellrote Zahnstocher durch die Luft lasern und dabei manchmal Statisten theatralisch zu Boden gehen, die gar nicht getroffen wurden). Zwischendrin ist noch Zeit für handfeste Stunt-Action mit Motorbooten (eine durchaus rare Spielart in der Kunst der Verfolgungsjagd) und ein paar memorable Extra-Gimmicks. Der fliegende Mini-Roboter S.P.O.T. macht als dynamischer Spezialeffekt zum Beispiel der mechanischen Eule aus „Kampf der Titanen“ (1981) Konkurrenz. Nicht zu vergessen sei der fahrbare Einmann-Panzer-Untersatz, mit dem unser lieber Mandroid am Anfang eine ganze Kompanie auslöscht. Und man ist sich sicher, Skeletor hätte mit dem Elektro-Lasso des fiesen Abbott Reeves eine Menge Spaß gehabt.
Überhaupt dreht Roy Dotrice als wahnsinniger Wissenschaftler in den letzten Minuten so richtig schön auf. Als Super-Julius mit Rückbezug auf die Römer-Sequenz heizt er unserem Helden noch einmal ordentlich ein, bevor es zu einer überraschend gut sitzenden letzten Pointe kommt, die durchaus Anteil daran hat, dass sich während des Abspanns von “Eliminators” aka “Destroyers” ein Gefühl der Zufriedenheit in den Eingeweiden ausbreitet. Nicht etwa wegen einer untergegangenen Genre-Perle, die um jeden Preis wiederentdeckt gehört. Oder gar wegen missachteter Filmkunst, der mehr Aufmerksamkeit gebührte. Aber „Eliminators“ aka “Destroyers” schafft es dann doch, gewisse Erwartungen völlig zu untergraben, um alternative Geschichtsschreibung nach dem Zufallsprinzip anzubieten – und somit ein wenig Abwechslung von der Formel sicher.
Knappe
Informationen zur Veröffentlichung
Limited Collector’s Edition #36
Wer bislang hierzulande nach „Eliminators“ fragte, dem wurde vielleicht der Scott-Adkins-Streifen von 2017 in die Hand gedrückt, wohl kaum aber die hier besprochene Charles-Band-Produktion. Unbekanntere Actionfilme aus den 80ern werden auf dem deutschen Markt anders als das Horror-Genre immer noch stiefmütterlich behandelt, und so verwundert es nicht, dass dieser Kandidat bis vor kurzem nicht einmal den Sprung ins Digitale geschafft hat. Unter dem Alternativtitel „Destroyers“ erschien seinerzeit einmal eine VHS von CBS und es gab mehrere TV-Ausstrahlungen u.a. bei den Öffentlich-Rechtlichen. In der Regel übrigens ungeschnitten, was bei dem relativ harmlosen Vergnügen allerdings auch keine große Sache sein dürfte. Eine DVD hingegen ist nie erschienen, eine Blu-ray erst recht nicht.
Wollte man „Eliminators“ auf Disc sehen, muss man schon aufs Ausland ausweichen. Beispielsweise auf die britische Blu-ray von 88 Films. Diese kommt leider weitestgehend barebone daher, in der Erstauflage aber immerhin in einem hübschen Pappschuber sowie mit alternativem Wendecover für die innen liegende Amaray. Es kursiert wohl auch ein Set mit Blu-ray und DVD (mutmaßlich beide mit demselben Inhalt). Das Bild ist etwas blass und milchig, ansonsten aber sauber und stabil bei eher wenig Filmkorn, der englische Originalton liegt im Stereo-Format vor. Weitere Sprachen sind erwartungsgemäß nicht an Bord.
Aber gab es da nicht ein deutsches Label, das einen fortlaufenden Deal mit Charles Band hat und am laufenden Band seine Produktionen veröffentlicht? Jawoll. Vor rund einem Jahr war es auch für „Eliminators“ so weit, als er von Wicked Vision unter dem Titel „Destroyers“ endlich auch bei uns zugänglich gemacht wurde. Das Format? Die bewährte „2-Disc Limited Collector’s Edition“ in der 36. Ausgabe.
Die Verpackung
Zu den Standards dieser Reihe gehört die Mediabook-Verpackung, in der Regel kann man dabei auch darauf zählen, dass drei unterschiedliche Covermotive zur Verfügung stehen. Zur Rezension liegt die A-Variante vor, deren Artwork demjenigen aus dem Hause 88 Films entspricht. Es handelt sich um das gezeichnete Originalplakat, eine actiongeladene Komposition aus blauem Hintergrund und orangenem Feuerball. Das Team, angeführt vom Manborg-Panzer, bahnt sich mit einsatzbereiten Waffen seinen Weg durch unwirtliches Geröll. Die Perspektive erfasst die Szenerie in Aufsicht, ganz wie damals beim guten alten Terminator. Das ist noch gute alte Handwerkskunst… der Titelschriftzug „Destroyers“ ist im oberen Bereich in stilisierten Metall-Buchstaben abgedruckt. Das mit Klebepunkten befestigte Deckblatt trägt noch das FSK16-Logo und einen Werbe-Button (inklusive Flüchtigkeitsfehler „HD-Permiere“). All das fehlt selbstverständlich auf der eigentlichen Mediabook-Front, so dass das schicke Motiv in aller Pracht dort erstrahlen kann. Wegen des frei gewordenen Platzes wurde der Titel dann hier auch in den unteren Bereich verlegt.
Limitiert ist das A-Motiv auf 444 Stück. Motiv B (222 Stück) diente auch der 88Films-VÖ als Wendecover. Aufgrund des symmetrischen, beruhigten Bildhintergrundes (der fast schon ein wenig an Metropolis-Futurismus erinnert) wirkt es ein wenig aufgeräumter, die Posen des schießwütigen Quartetts machen aber auch hier einiges her. Cover C (222) ist dann wieder eine Exklusivanfertigung für diesen Release aus der Feder von Ralf Krause, der wieder eine typische Collage angefertigt hat und seine Lieblingsfarbe Blau dank der Blitzwaffe ein weiteres Mal zelebrieren darf. Da im unteren Teil auch eine Explosion und ein roter Laser auftauchen, bleibt er dem Farbcode der klassischen Motive treu.
Das Booklet
Innen wartet wie gehabt das fast unzertrennliche Team aus Blu-ray und DVD, getrennt lediglich durch das 24-seitige Booklet. Der tüchtige Christoph N. Kellerbach ist mal wieder am Start und beschäftigt sich ausgiebig mit der Entstehung des Films. Entstehung bedeutet hier, bei der Filmsozialisierung des kleinen Charles Band anzusetzen und ihn binnen einiger Absätze zu einem umtriebigen Produzenten heranwachsen zu lassen und das gleiche anschließend mit Regisseur Peter Manoogian zu tun. Damit legt er die Vorlage, um den verspielten Charakter des Films zu erklären, der wie aus dem Sandkasten im Kindergarten entsprungen scheint, wo G.I. Joes, Indianer und Aliens in Raumschiffen noch wild aufeinander einprügeln durften. Eine Auseinandersetzung mit den Dreharbeiten führt den Autoren dann quer durch alle Fertigungsbereiche, inklusive kleiner Schauspieler-Abhandlungen. Er schließt mit einem regelrecht euphorischen Fazit, das vermuten lässt, er habe sich während des Schreibprozesses tatsächlich wieder in die Kindheit zurückversetzt gefühlt – zumal er passend dazu im letzten Absatz als Anwalt auftritt für manch 14-Jährigen, der vielleicht auch mal einen Blick werfen will auf den mit FSK16 eingestuften, aber doch sehr spielerisch wirkenden Actionstreifen.
Wer die Blu-ray einlegt, wird zunächst einmal über die Rechtehinweise aufgeklärt (mit dem Hinweis, dass man vom Manborg terminiert wird, wenn man nicht spurt), dann folgt eine etwa einminütige Einführung von Charles Band im Full-Moon-Shirt. Der erinnert sich ohne übertriebenes Pathos an die Dreharbeiten in Spanien und erklärt einige Begleitumstände der Produktion, bevor er viel Spaß beim Film wünscht.
Das Bild
Mir ist nicht bekannt, ob es sich um das gleiche Master wie bei der britischen Blu-ray handelt; die Charaktereigenschaften des Bildes sind jedenfalls ähnlich, obwohl es in der deutschen Fassung gefühlt noch einen Ticken frischer aussieht. Schmutzpartikel sind zwar immer mal wieder auszumachen, die Schärfe lässt aber zumeist auch einzelne Haare der Darsteller deutlich hervortreten. Besonders die hellen Sequenzen (etwa bei der Fahrt über den Fluss) können mit reichhaltigen Details überzeugen, nachts bzw. im Dunkeln wird es ein wenig trüber.
Der Ton
Der englische Originalton und die deutsche Synchronisation liegen jeweils in DTS-HD Master Audio 2.0 vor. Beide Spuren verfügen im Rahmen ihrer Möglichkeiten über reichlich Dynamik in den Actionszenen und Transparenz in den Dialogszenen. Die Synchronisation selbst ist als durchaus gelungen zu bezeichnen. Man hört da unter anderem Hermann Ebeling auf Roy Dotrice, Joachim Tennstedt auf Conan Lee oder Karin Buchholz auf Denise Crosby, aber selbst auf winzigen Nebenrollen sind in manchen Fällen sehr bekannte Stimmen besetzt, auch wenn sie vielleicht nur zwei, drei Sätze zu absolvieren haben. Untertitel kann man ebenfalls in Deutsch oder Englisch hinzuschalten.
Die Extras
Mit Bonusmaterial sah es bisher immer schlecht aus für diesen Film, also musste Wicked Vision improvisieren und hat die selbst organisierte Video-Diskussionsrunde „Empire of the Full Moon“, ursprünglich produziert für die „Puppet Master“-Blu-ray, kurzerhand noch einmal verwertet. Die miteinander gut vertrauten Kollegen Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künecke treffen sich für das gut 50-minütige Gespräch zu Ostern 2019 und plaudern über Charles Bands bisheriges Vermächtnis, auf dessen Produktions- und Distributionsstätten „Full Moon“ und „Empire Pictures“ der Titel eine Anspielung ist. Mitten auf dem Wohnzimmertisch steht ein großer goldener Hase. Mit Blick auf die Römer-Eröffnungsszene erweist sich das Dekor letztlich auch für „Destroyers“ als morbides, schwarzhumoriges Gimmick. Das gesamte Gespräch ist aus einer einzigen Perspektive (nach oben erhöht linksseitig der Teilnehmer) eingefangen und läuft zumindest in der Tonspur auch ohne Schnitt durch. Der Blick auf die Redner wird gelegentlich unterbrochen, um Poster oder Archivfotos einzublenden, passend zu dem, was gerade erörtert wird. Jeder, der mal einen Audiokommentar mit dem Trio gehört hat, weiß natürlich sofort, wer die Zügel in die Hand nimmt – natürlich ist es Giesen, der einmal mehr mit der brisanten Mischung aus persönlichen Erfahrungen und steilen Thesen Kontroversen einzubringen weiß. Zu seiner Rechten und Linken findet er seine Stimmen der Vernunft, die sich nicht unterkriegen lassen und ihre eigenen Sichtweisen einbringen, wann immer es ihnen möglich ist.
Dazu kommt noch der originale Vorspann der deutschen VHS (in Vollbild), der US-Trailer in 35-MM-Abtastung und eine dreiminütige Bildergalerie mit Postern, Aushangfotos, Hinter-den-Kulissen-Fotos und VHS-Packshots aus aller Welt. Mit filmspezifischem Begleitmaterial sieht es diesmal also leider eher dünn aus – auch wegen des Fehlens eines Audiokommentars. Kellerbach als Booklet-Autor hält die Flagge somit einsam im Wind. Hauptsache aber, Präsentation und Technik stimmen.
Bildergalerie
Sascha Ganser (Vince)
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