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Die Seven-Ups

„French Connection“-Produzent Philip D’Antoni drehte dieses Spin-Off zum Klassiker als Regisseur noch zwei Jahre vor dessen offizieller Fortsetzung. Roy Scheider spielt „Die Seven-Ups“ zwar nicht die gleiche Rolle wie in Friedkins Film, seine Figur basiert aber auf demselben Vorbild. Als Chef einer Spezialeinheit bekommt er es mit Kidnappern zu tun, die sich auf das Entführen von Mafiosi spezialisiert haben.

Originaltitel: The Seven-Ups__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1973__Regie: Philip D’Antoni__Darsteller: Roy Scheider, Victor Arnold, Jerry Leon, Ken Kercheval, Tony Lo Bianco, Larry Haines, Richard Lynch, Bill Hickman, Lou Polan, Matt Russo, Joe Spinell, Robert Burr u.a.
Die Seven-Ups

Das Spin-Off zu “French Connection”: “Die Seven-Ups” mit Roy Scheider

Zwei Jahre nach „French Connection“ und zwei Jahre vor dessen offizieller Fortsetzung erschien „Die Seven-Ups“, die einzige Regiearbeit des „French Connection“-Produzenten Philip D’Antoni, die wegen ihrer großen Nähe zum Original als Spin-Off oder manchmal sogar als inoffizieller dritter Teil der Reihe geführt wird.

Protagonist Buddy Manucci (Roy Scheider) wird von einem „French Connection“-Hauptdarsteller gespielt und basiert wie Buddy Russo aus dem Original auf dem Ex-Cop Sonny Grosso, der an beiden Filmen als technischer Berater mitwirkte. Komplett identisch ist die Figur aber nicht, zumindest werden die Ereignisse von „French Connection“ nicht erwähnt. Buddy ist das federführende Mitglieder einer Polizei-Spezialeinheit, der Seven-Ups, die ihren Namen daher bekommen, dass die von ihnen auf frischer Tat ertappten Verbrecher Haftstrafen von sieben oder mehr Jahren bekommen. Dafür werden freilich Vorschriften nicht beachtet oder bewusst ausgesetzt, wie man schon beim Auftrag-Coup der Einheit sieht, die in einem Antiquitätenladen Randale macht, um dort gelagertes Falschgeld in die Finger zu bekommen.

Während Buddy und seine Kollegen Barilli (Victor Arnold), Mingo (Jerry Leon) und Ansel (Ken Kercheval) nach ihrem nächsten Auftrag suchen, findet eine ganz andere Truppe ihr Ziel: Moon (Richard Lynch) und Bo (Bill Hickman) kidnappen hochrangige Mafiamitglieder, indem sie sich als Polizisten ausweisen und diese vermeintlich verhaften. Tatsächlich werden die Entführten gegen ein saftiges Lösegeld freigelassen. Kurz hängt die nicht uninteressante Frage in der Luft, ob es sich bei den Kidnappern um eine weitere geheime Einheit der Polizei handelt, die das Budget auf fragwürdige Weise aufbessert, aber diesen Aspekt lässt „Die Seven-Ups“ schnell wieder fahren.

Die Wege von Cops und Kidnappern kreuzen sich, als erstere jene Mafiafamilie observieren, die das Hauptziel von letzteren ist. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände gerät ein Mitglied der Seven-Ups zwischen die Fronten, woraufhin die Spezialeinheit auf die Spur der Kidnapper kommt…

httpv://www.youtube.com/watch?v=JVmcBXVy8Og

Vergleicht man „Die Seven-Ups“ mit seinem geistigen Vorbild „French Connection“, dann fällt schnell der Unterschied zwischen einem Filmemacher mit Vision wie William Friedkin und einem Handwerker wie Philip D’Antoni auf. D’Antoni kopiert die Formel des Originals, gerade auf ästhetischer Ebene mit dem rauen Look und der beinahe dokumentarisch anmutenden Kameraarbeit, hat dem Rezept aber wenig hinzuzufügen und arbeitet auch nicht in der Tiefe. War „French Connection“ auch eine Studie über Cops, die vereinsamen und das Gesetz für ihre Ziele brechen, so sind davon nur noch Spurenelemente in „Die Seven-Ups“ enthalten. Der nicht regelkonforme Bust zu Beginn wirkt eher wie ein Streich großer Jungs, manch andere Raubeinigkeit eher wie genretypisches Cop-Verhalten. So sind es eher zwei oder drei Einzelszenen, die den Heldenstatus der Cops infrage stellen: Eventuell jene Szene, in der Buddy einen Widersacher beim Schusswechsel regelrecht perforiert, auf jeden Fall das Ende, bei dem er den Hintermann der Kidnapper quasi für vogelfrei erklärt, und vor allem jene Szene, in der Buddy und ein Kollege nachts ins Schlafzimmer eines Mafiapaten einbrechen und diesen plus schreiende Ehefrau so lange mit Knarre und scharfkantiger Scherbe bedrohen, bis dieser mit den gewünschten Infos herausrückt.

Woran sich D’Antoni als aufmerksamer Schüler definitiv erinnerte, war die Tatsache, dass sowohl „French Connection“ als auch der ebenfalls von ihm produzierte „Bullitt“ sich durch eine lange Autojagd in der Filmmitte auszeichneten. Da will „Die Seven-Ups“ nicht hintanstehen und es gibt fast exakt zur Halbzeitmarke eine Verfolgungsjagd nach bewährtem Muster: Quietschende Reifen, abfliegende Radkappen, keine Hintergrundmusik. Das rund zehnminütige Stück ist nach allen Regeln der Kunst inszeniert, inklusive Raserei durch eine Spielstraße, Durchbrechen einer Polizeisperre und einem Schrotflintenschuss auf Buddys Wagen. Ansonsten gibt es wenig Action, eigentlich geht nur im finalen Duell zwischen Cops und Killern noch einmal die Schauwertkurve hoch. Aber die Autojagd, die ist ein weiteres Glanzstück unter den Car-Chase-Filmen der 1970er.

Plotseitig ist „Die Seven-Ups“ freilich weniger rasant. Auf die Spur der Entführer kommt die Spezialeinheit erst in der Mitte des Films, davor laufen die Handlungsstränge weitestgehend berührungsfrei nebeneinander her. Außerdem ist der Zuschauer schon in vieles eingeweiht, ehe die Polizisten herausfinden, kennt die Identität der Entführer und die ihres Hintermannes schon recht früh im Film, sodass jedes Überraschungsmoment fort ist. Sonderlich umfangreich sind die Ermittlungen der Seven-Ups ebenfalls nicht, sodass die Gaunerseite fast schon interessanter ist. Die Art, wie sich die Kidnapper das Lösegeld sichern und der Mafia ein Schnippchen schlagen, ist pfiffiger und gewitzter als die Rammbocktaktiken der Polizei.

Leider mangelt es auch ein wenig an der Charaktertiefe des großen Vorbilds. Buddy ist der übliche von der Arbeit besessene Cop, der einzig und allein durch die Gespräche mit seinem Jugendfreund und jetzigen Spitzel Vito Lucia (Tony Lo Bianco) etwas mehr Profil erhält – und selbst das ist nicht sonderlich tiefschürfend. Seine Kollegen sind eh größtenteils (immerhin markige) Pappkameraden, die Gauner ebenfalls Archetypen ohne große Unterscheidungsmöglichkeiten.

Dass diese Kerle von Schrot und Korn aber doch noch ganz gut funktionieren, liegt an den Darstellern. Roy Scheider („Cohen & Tate“) gibt den besessenen Cop, der Regeln und Menschlichkeit für das Erreichen seiner Ziele und Befriedigung seiner Rachegefühle hintanstellt, mit ziemlich Intensität, während Richard Lynch („Puppetmaster 3“) und Bill Hickman („Magnum Heat“) mit ihren Schurkenvisagen geradezu prädestiniert für den Part der kaltblütigen Kidnapper sind. Vor allem Richard Lynch, der eine Karriere als Fiesling machte, hinterlässt Eindruck. Weitere Akzente setzt Tony Lo Bianco („Female Justice“) als Informant, während der verlässliche Joe Spinell („Eureka“) eine Nebenrolle als Helferlein in einem Parkhaus hat.

„Die Seven-Ups“ ist schon ganz gelungene Seventies-Polizeifilmware, die ihr Genre wahrlich nicht neu erfindet, sondern Archetypen in einem altbekannten, teilweise etwas gemächlichen Plot ihr Ding machen lässt. Kein Klassiker, aber immerhin ein solider Cop-Reißer mit einer ziemlich geilen Autojagd als großem Highlight.

Koch Media hat „Die Seven-Ups“ hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Das Artwork orientiert sich an der Covergestaltung der „French Connection“-DVDs von 20th Century Fox. Das Bonusmaterial umfasst Trailer, eine Bildergalerie und ein Making Of.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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