Originaltitel: The Informer__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Andrea Di Stefano__Darsteller: Joel Kinnaman, Rosamund Pike, Common, Clive Owen, Ana de Armas, Arturo Castro, Ruth Bradley, Sam Spruell, Martin McCann, Nasir Jama, Jenna Willis u.a. |
Das Leben von Pete Koslow änderte sich schlagartig, als seine Frau von drei Kerlen bedrängt wurde und er ihr zu Hilfe eilte. Am Ende des Tages fuhr Pete wegen Mordes ein – für 20 Jahre. Im Knast baut er schnell Kontakt zu polnischen Drogenhändlern auf. Davon bekommt das FBI Wind und bietet ihm einen Deal an. Für einen Freifahrtschein soll Pete dem FBI helfen, den polnischen Drogenlord „Der General“ festzusetzen.
Pete willigt ein und arbeitet ab sofort für das FBI als Informant. Als die Behörde gemeinsam mit Pete die Schlinge um den Hals des Generals festzuziehen gedenkt, geht alles schief. Ein Undercovercop wird umgenietet und das FBI steht kurz davor, Pete fallen zu lassen. Der weiß nur zu gut, dass das für ihn und seine kleine Familie das Todesurteil wäre.
Da kommt dem FBI ein neuerlicher Plan: Pete soll zurück in den Knast. Hier soll er die Namen sämtlicher Hintermänner des polnischen Drogenhändlerringes herausfinden. Doch auch diesmal geht alles schief. Vor allem, weil ein hartnäckiger Kollege des erschossenen Undercovercops sowohl das FBI als auch Pete zu kompromittieren droht. Für Pete beginnt ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit.
Schaut in den Thriller mit Joel Kinnaman hinein
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„The Informer“ basiert auf dem Roman „Tre Sekunder“ der schwedischen Bestsellerautoren Anders Roslund und Börge Hellström. Die haben eine Geschichte ersonnen, die nun wahrlich nicht originell ist, dafür aber munter Haken schlägt und ihren Hauptcharakter in immer neue, teils aussichtslose Zwickmühlen verfrachtet. Infolgedessen ist auch die Verfilmung „The Informer“ beständig in Bewegung und verfügt über eine beachtliche Grundspannung. Selbige trägt den Film quasi fast schon im Alleingang über die Ziellinie.
Dabei bleiben diverse Klischees nicht aus. So ist der Knast, in den Pete verfrachtet wird, in vielen Szenen das pure Stereotyp. Der Neuling wird als Weißbrot oder Frischfleisch tituliert und sein Arsch gehört diversen Inhaftierten. Stichwaffen werden wie Schokolade gehandelt und wer zur falschen Fraktion gehört, hat eh verschissen. Allerdings hält die Arbeit mit den Klischees das Tempo oben. Dank ihnen muss nicht viel erklärt werden und „The Informer“ kann sich auf seine spannende Story konzentrieren.
Diese fokussiert auf mehrere Parteien. Da wäre natürlich Pete, dem man ansieht, dass es permanent in ihm und seinem Denkstübchen arbeitet. Immer wieder ist er gezwungen, umzudisponieren und bloß nicht aufzugeben. Dieser getriebene, letztlich erstaunlich idealistische Charakter wird von Joel Kinnaman („Robocop“) überzeugend zum Leben erweckt. An seiner Seite agiert Ana de Armas („Knock Knock“) als seine Ehefrau, die vom Drehbuch niemals zum Anhängsel oder Eye Candy degradiert wird und die man sogar gerne noch häufiger in die Handlung hätte eingreifen sehen wollen.
Partei Nummer zwei, das FBI, wird von Rosamunde Pike („Jack Reacher“) und Clive Owen („Gemini Man“) zumeist aalglatt und eiskalt berechnend verkörpert. Vor allem Owen hätte man als zynischem Drecksack noch viel mehr Screentime gewünscht. Dagegen wird Pikes Figur ambivalenter und ethisch/moralisch minimal menschlicher angelegt. Keine Herausforderung für die Edeldarstellerin, die mit ihrer souveränen Performance den Film zusätzlich adelt.
Common („Hunter Killer“) verleiht dann Partei drei sein Gesicht. Er gibt den aufrichtigen NYPD-Cop, der mehr und mehr zum Zünglein an der Waage mutiert und aufgrund seines „Querschießens“ für einige Spannungsspitzen sorgt.
Große Actioneskalationen darf man sich von „The Informer“ allerdings nicht erwarten. Es setzt immer mal wieder harsche kleine Gewalteskalationen (Kurzes Geballer, deftigere Prügeleien), die Spannung allerdings generiert sich überwiegend aus der Handlung selbst und schraubt sich vor allem mit Petes Ankunft im Knast in immer höhere Sphären. Plötzlich ist gefühlt uneinschätzbar, in welche Richtung es noch gehen wird. Vor allem, wenn Pete mal eben komplett der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
All das wird von Regisseur Andrea Di Stefano in absolut kinotaugliche Bilder gekleidet. Dabei arbeitet er erstaunlich gediegen, verzichtet auf flotte Schnitte und wacklige Kamera und trotzdem pumpen seine Bilder ordentlich Spannung. Die Schauplätze funktionieren, genauso wie die Ausstattung. Einen kleinen technischen Aussetzer stellt allerdings eine CGI-Explosion gegen Ende dar. Unter den Bildern verrichtet ein funktionaler Score unaufgeregt seinen Dienst.
„The Informer“ bietet tempo- und spannungsreiche Thrillerkost
Ja, originell ist „The Informer“ nun nicht gerade. Man kennt seine Story. Hat sie schon oft gesehen. Aber dieses Mal stimmt vor allem die Verpackung als temporeicher, schnörkelloser und enorm spannender Thriller. Der obendrein in ein furioses Finale mündet, das prächtig funktioniert und die Story um Pete gelungen abrundet. Auch wenn einige Fragen offenbleiben und ausgerechnet der ganze Storyantrieb um die drogendealenden Polen irgendwann vollkommen in Vergessenheit gerät.
Starke Darsteller, eine in Teilen interessante Charakterzeichnung, ordentliche Dialoge und eine technisch makellose Inszenierung lassen großzügig über derartige Problemchen hinwegsehen und machen „The Informer“ zum echten Tipp für alle Thrillerfans.
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 24.04.2020 von Wild Bunch und Universum Film, ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten und bietet keinerlei Extras zum Film.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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