Originaltitel: Crypto__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: John Stalberg Jr.__Darsteller: Beau Knapp, Alexis Bledel, Luke Hemsworth, Kurt Russell, Vincent Kartheiser, Jill Hennessy, Malaya Rivera Drew, Mareli Miniutti, Marsha Dietlein, Gabe Fazio u.a. |
Martin arbeitet als Experte zur Aufdeckung von Geldwäschegeschäften in einem Finanzinstitut namens OMNIbank. Dabei versieht er seinen Job äußerst genau. Zu genau, wenn es nach seinen Vorgesetzten geht. Denn mit seinen Nachforschungen ließ er einen Milliarden-Deal für das Finanzinstitut platzen und wird dafür auch prompt zur Rechenschaft gezogen. Dabei ist seinen Vorgesetzten reichlich egal, dass Martin ihnen ja auch eine Menge Ärger erspart hat. Aber hey, so sind sie nun einmal, die Bänker.
Martin jedenfalls wird zur Strafe in eine OMNIbank-Filiale am Ende der Welt verfrachtet. Witzigerweise ist er genau hier aufgewachsen und so begegnet er neben vielen bekannten Gesichtern auch seiner Familie wieder. Zu letzterer hat er ein äußerst fragiles Verhältnis, ist er doch für den bodenständigen Vater und den aus dem Irakkrieg zurückgekehrten Bruder kaum mehr als ein feiner Pinkel, der seine Wurzeln verleugnet.
Um genau darüber nicht weiter nachdenken zu müssen, stürzt sich Martin sofort in die Arbeit und entdeckt, dass in dem kleinen Kaff namens Elba ein gewaltiges kriminelles Potential zu stecken scheint.
Schaut in den Thriller mit Kurt Russell hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=qsWhV0KI3Lw
Es ist schon erstaunlich, einen Film wie „Crypto – Angst ist die härteste Währung“ gereicht zu bekommen, ohne dass dieser seinen vorgeblich wesentlichsten Aspekt, nämlich den der Kryptowährung, auch nur ein einziges Mal irgendwie zu erklären versuchen würde. Vermutlich gehen die Macher davon aus, dass schon genug Menschen ebenjene Währung genutzt haben, um ihre mittels Schadprogrammen gesperrten Rechner wieder freischalten zu lassen. Oder aber, und das ist meine wahre Vermutung, sie können die Währung selbst nicht erklären. Immerhin werden in „Crypto“ irgendwann eh nur noch normale Währungen geheimnistuerisch via Maus verschoben.
Doch hey, schon „Passwort: Swordfish“ wollte uns glauben machen, dass Rechenpower mit vielen Bildschirmen verbunden sei. Und obschon man derartige amerikanische Filmmuster also kennt, fühlt sich der von Beginn an omnipräsente Gegensatz aus Top-Notch-Cyber-Kriminalität und dem Schauplatz der Ereignisse, einem amerikanischen Kuhkaff, total seltsam, ja sogar unglaubwürdig an.
All das wäre freilich reichlich egal, wäre der drumherum gezimmerte Film spannend, aufregend oder unterhaltsam. All das ist „Crypto“ nicht wirklich. Immer wieder kommt es einem aufgrund der Bilder und der dräuenden Elektromusik zwar so vor, als würde der Film hinter vorgehaltener Hand raunen, dass genau jetzt etwas besonders Spannendes passiere – tut es aber nie.
Vor allem mit der Ankunft Martins in der alten Heimat steht der Film vollkommen still. Lustlos werden zig Charaktere eingeführt. Gelangweilt zig reizlose Schauplätze präsentiert. Die Thriller-Elemente werden ungelenk eingestreut, gehen unter oder verpuffen vollkommen wirkungslos. Zu keiner Sekunde vermag Regisseur John Stalberg Jr. den Zuschauer zu packen. Nicht einmal in dem fade runtergedrehten Finale kommt Hektik oder gar Action auf.
Beau Knapp („Death Wish“) passt sich als Martin in seiner dösigen, leblosen Performance als phlegmatischer Bankexperte unisono an den Film an und macht es nur noch schwerer, die Augen offenzuhalten. Als Love Interest von Martin schaut Alexis Bledel („Sin City“) zwar ganz nett aus und spielt ganz ordentlich, versagt aber bei der Darreichung einer finalen – vom Cover gespoilerten – Überraschung rund um ihre Figur vollkommen.
Dem wuchtigen Luke Hemsworth („Westworld“) hätte man ein paar bessere Szenen gewünscht. Jill Hennessy („Exit Wounds“) wird vom Drehbuch vergessen und Kurt Russell („Guardians of the Galaxy 2“) in einer reichlich bedeutungslosen Rolle verschenkt. Er gibt den Vater von Martin und ist im Zuge dessen nur rund um das Setting eines Kartoffelackers zu erleben, wo er mal den Sohn angiftet und mal ganz toll findet. Interessanterweise sind ausgerechnet diese emotionaleren Szenen auch noch mühelos die besten des Filmes. Wie allgemein die Familienzusammenführung rund um Martin interessanter ausfällt als der gesamte Thriller-Teil.
Technisch präsentiert „Crypto“ in ultrabreiten 2,66:1 Bildern langweilige ländliche Idylle. Fehler-, aber auch inspirationslos passt sich die Bildsprache so an das lahmarschige Tempo des Filmes an. Immerhin transportiert die Optik einige ziemlich atmosphärische Momente. Auch diverse Drohnenaufnahmen wissen zu gefallen. Für den Film letztlich fast schon zu schade ist der feine elektronische Score.
„Crypto – Angst ist die härteste Währung“ thrillt kein Stück
Der deutsche Zusatztitel ist schon wundervoll markig. Passt aber leider genauso wenig zum Film wie der Originaltitel. Der legt einen topaktuellen Thriller um moderne Buzzwords wie Kryptowährungen, Bitcons und Co. nahe, kodiert tatsächlich aber kaum mehr als einen belanglosen 0815-Thriller, der aus seinen Ansätzen wirklich gar nichts macht.
Stattdessen schleppt sich „Crypto“ bar jeder Spannung über viel zu lange 105 Minuten Laufzeit, entwickelt keinerlei Tempo und schon gar keine Relevanz und kann auch keinerlei Ablenkungen von diesen Problemherden schaffen. Respekt kann man dem Film eigentlich nur für den Mut zollen, dass er doch wirklich einen Bänker als Helden zu lancieren versucht. Hätte man jetzt noch einen Schauspieler gefunden, der Lust auf „Crypto“ gehabt hätte, wäre vermutlich einiges runder gelaufen. So bleibt kaum mehr als ein Film für Kurt-Russell-Komplettisten.
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 23.04.2020 von Koch Media und ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |