Fritz Kierschs Actionkomödie „Into the Sun“ kommt als Mischung aus „Top Gun“ und „Auf die harte Tour“ daher: Anthony Michael Hall spielt den Hollywoodstar Tom Slade, der sich auf seine Rolle als Kampfpilot vorbereitet und daher Captain Paul Watkins (Michael Paré) über die Schulter schauen darf. Natürlich kommt das ungleiche Duo dabei irgendwann in echte Gefahr.
Originaltitel: Into the Sun__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1992__Regie: Fritz Kiersch__Darsteller: Anthony Michael Hall, Michael Paré, Deborah Moore, Terry Kiser, Brian Haley, Michael St. Gerard, Linden Ashby, Jack Heller, Ted Davis, Hunter von Leer, Casey Stengel, Melissa Moore u.a. |
Mit seinem Regiedebüt „Kinder des Zorns“ hatte Fritz Kiersch einen Erfolg gelandet, den er mit seinen Folgewerken nicht replizieren konnte, auch wenn durchaus gelungene B-Pictures wie „Stranger“ darunter waren. Großen Nachhall erzeugte jedoch keiner seiner Filme, unter denen „Into the Sun“ wohl noch die meiste Starpower hatte.
Der vom Autorenduo Michael Ferris („Surrogates“) und John Brancato („The Hunter’s Prayer“) geschrieben Actioner gehört zu jener Welle von Fliegerfilmen, mit denen Studios der A- und B-Klasse „Top Gun“ nacheiferten, siehe „Flug durch die Hölle“, „Air America“ oder „Air Borne“. Allzu große politische Implikationen will sich „Into the Sun“ trotz Release kurz nach dem Golfkrieg nicht erlauben. Also erfährt man nur grob, dass die Helden im Mittleren Osten stationiert sind, wo ein nicht näher genannter Schurkenstaat seinen Luftraum eigenmächtig für erweitert erklärt hat, weshalb Captain Paul Watkins (Michael Paré), Rufname Shotgun, und seine Jungs bei Patrouillenflügen von den Maschinen der Gegenseite in Bedrängnis gebracht werden, auch wenn sie Kampfhandlungen vermeiden sollen.
„Top Gun“ ist allerdings nicht die einzige Inspiration für „Into the Sun“, denn der Plot orientiert sich außerdem an John Badhams „Auf die harte Tour“. Der Hollywoodstar Tom Slade (Anthony Michael Hall) will sich nämlich auf seine nächste Rolle als Kampfpilot vorbereiten und dafür mit den echten Vorbildern abhängen. Von Major Lauren Goode (Deborah Moore), seiner Vorgesetzten und Ex-Freundin, wird Paul dazu eingeteilt dem Actionstar das Pilotenleben zu zeigen, was dem harten Hund natürlich so willkommen ist wie Fußpilz – aber er muss sich fügen.
Paul behagt das Babysitterspielen so gar nicht, zumal Slade sich dummerweise auch noch als Naturtalent erweist, das er nicht so einfach beschämen kann – während Slade gleichzeitig gewisse Schauspielermarotten auslebt. Als das ungleiche Duo in echte Gefahr gerät, wird das Ganze zur Bewährungsprobe…
httpv://www.youtube.com/watch?v=HNQkEkvj_TA
„Into the Sun“ ist zwar durchaus witzig, aber weniger auf Comedy ausgelegt als „Auf die harte Tour“, weshalb auch der Kontrast der Helden nicht ganz so stark ist wie beim jungenhaften Michael J. Fox und dem bärbeißigen James Woods. Doch Michael Paré („First Light“) macht einen guten Job als häufig knurrender Actionheld, während der ehemalige Brat-Pack-Star Anthony Michael Hall („All About the Money“) noch etwas amüsanter daherkommt, wenn er mit Spielfreude das Klischee vom Hollywoodstar verkörpert, der feine Zwirne und im Schlafzimmer den Seidenbademantel trägt, jede Gefühlsregung seiner Gesprächspartner zum Rollenstudium nutzt und sich souverän durchs Leben flirtet. Als Hauptschurke muss Linden Ashby („Iron Man 3“) als amerikanischer Söldner in Feindesdiensten herhalten, der seine Sache eigentlich ganz gut macht, aber viel zu spät im Film ankommt. Deborah Moore („Stirb an einem anderen Tag“) ist okay, muss aber in erster Linie als Zankapfel der beiden Helden dienen, während Terry Kiser („Der Gigant“) als jovialer Agent Tom Slades noch am ehesten Nebenrollenakzente setzen kann. In einer Minirolle als Sergeant bei einem Test zu sehen: B-Film-Aktrice Melissa Moore („Angelfist“).
„Into the Sun“ beginnt trotz offensichtlicher Anleihen bei den erwähnten Vorbildern recht amüsant, hat ein wenig Buddy-Komik im Köcher, wenn der steife Captain und der stets lockere Actionstar miteinander auskommen müssen. Wobei Slade der gutherzige Typ ist, der nie etwas böse meint, was Paul umso mehr auf die Palme bringt. All das ist nie allzu innovativ oder sensationell geschrieben, aber doch ganz putzig gemacht, gerade wenn Slade sein Vorbild imitiert und hinter jeder Geste, jedem Spruch einen tieferen Sinn sehen möchte, der ihn auf die Rolle vorbereitet. Natürlich ist auch Knatsch angelegt, wenn er sich an Lauren heranmacht, aber ist das gleichzeitig der benötigte Katalysator, damit der harte Hund Paul auch mal zu seinen Gefühlen stehen kann.
So lässt der Film dann eher nach, wenn es ungefähr zur Halbzeit ans Eingemachte gehen soll und die Helden in Gefahr geraten. Zu den Vorteilen dieses Parts gehört die Tatsache, dass „Into the Sun“ Slade nicht zum großen Actionhelden werden lässt, sondern weiterhin als Schauspieler zeigt, der in einer vollkommen neuen Situation agieren muss. Leider ist sonst wenig los im Mittelteil: Ein kurzer Schusswechsel, ein bisschen Gefangenschaft und Folter, da übliche erzwungene Videogeständnis, dass man den amerikanischen Imperialismus verurteile usw. Das ist alles wenig aufregend und ziemlicher Genrestandard des Nineties-Actionfilms. Vor allem agieren die beiden Protagonisten größtenteils getrennt voneinander, sodass „Into the Sun“ hier noch nicht einmal Potential aus ihren Gegensätzen ziehen kann.
Immerhin dreht das Finale dann noch einmal auf, wenn die Flucht dem Lager der Terroristen mit Geballer und einigen, gerade für das geringe Budget recht fetten Explosionen vonstattengeht. Am Ende steht natürlich noch der große Luftkampf zwischen Shotgun und seiner Nemesis an. Über den Film verteilt gibt es insgesamt drei Fliegerszenen, die fast punktgenau auf Anfang, Mitte und Schluss verteilt sind, leider aber zu Teilen aus Stock Footage von „Der stählerne Adler“ und dessen erstem Sequel bestehen. Kiersch baut das Fremdmaterial nicht ungeschickt ein, sodass kaum auffällt, dass er sich anderswo bedient, aber es hinterlässt natürlich einen faden Nachgeschmack, wenn ein Fliegeractionfilm so wenig eigene Flugszenen besitzt, auch wenn das Gebotene ganz schick aussieht.
Allerdings muss man zugeben: „Into the Sun“ ist fluffiges Action-Comedy-Entertainment, das sich schnell weggucken lässt, aber auch schnell wieder vergessen ist. Die Leads haben Chemie, der Showdown bietet gelungene Action und die Witze sind keine Brüller, aber schon recht amüsant. Mit einem vorhersehbaren 08/15-Plot, blassen Schurken und Stock Footage muss man allerdings leben können.
„Into the Sun” ist in Deutschland bisher nur auf VHS von Highlight Video erschienen und ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. In einigen Ländern wie Frankreich oder Tschechien ist er wohl auch auf DVD erschienen, in seinem Produktionsland USA dagegen noch nicht.
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Highlight Video__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein |