Originaltitel: The Wilby Conspiracy__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1974__Regie: Ralph Nelson__Darsteller: Sidney Poitier, Michael Caine, Nicol Williamson, Prunella Gee, Saeed Jaffrey, Persis Khambatta, Rijk de Gooyer, Rutger Hauer, Patrick Allen, Joe De Graft u.a. |
1974 befindet sich Südafrika noch immer fest in der Umklammerung der Apartheid. Die schwarze Bevölkerung wird von einer weißen Minderheit brutal unterdrückt. Einen kleinen Sieg kann zumindest der Freiheitskämpfer Shack Twala für sich verbuchen: Seiner Verteidigerin ist es gelungen, ihn nach zehn Jahren Haft auf Robben Island frei zu bekommen. Gemeinsam mit seiner Anwältin und deren Freund Jim Keough will er diesen Umstand feiern. Doch kurz nachdem die drei das Gerichtsgebäude verlassen haben, werden sie schon wieder von weißen Cops angehalten.
Es kommt zu einem Handgemenge, sogar ein Schuss wird abgefeuert. Shack und seine Begleiter entkommen unverletzt, sehen sich nun aber der Verfolgung durch die Staatsgewalt ausgesetzt. Vor allem mit Jim muss sich Jack in der Folge zusammenraufen. Mit dem will er von Kapstadt nach Johannesburg reisen, wo er sich Hilfe von einem anderen Freiheitskämpfer erhofft.
Auf ihrer Reise müssen die beiden Männer bemerken, dass sie beständig verfolgt zu werden scheinen, der finale Zugriff aber immer ausbleibt. Vor allem Jim ahnt, dass Shack nicht nur wegen seinen Freiheitskämpfer-Kollegen nach Johannesburg will. Shack scheint hinter etwas her zu sein. Und genau das wollen die südafrikanischen Behörden auch in ihre Hände bekommen…
Schaut in den Thriller mit Rutger Hauer hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=JDu8BWFUs2o
Regisseur Ralph Nelson („Das Wiegenlied vom Totschlag“) war offensichtlich bestrebt, eine Menge Sozialkritik in ein unterhaltsames Abenteuer-Gewand zu kleiden. So richtig funktionieren will das aber nicht. Was vor allem daran liegt, dass die Kritik an der Apartheid ziemlich platt daherkommt, teilweise naiv bebildert wirkt und sich mit dem flotten, fiktionalen Rest ziemlich beißt. So bildet der Film selten eine funktionierende Einheit. Vieles wirkt aufgesetzt. Die Zeichnung der Bösewichter erinnert teilweise gar an einen Comic.
Dafür funktioniert der abenteuerliche Part richtig gut. Denn Nelson startet zackig in seinen Film und hält seine Figuren mit Verlassen des Gerichtsgebäudes immer in Bewegung. Das Gespann Michael Caine („The Dark Knight“) und Sydney Poitier („Mörderischer Vorsprung“) verfügt über eine absolut unleugbare Leinwand-Chemie. Wobei Caine deutlich präsenter als Poitier wirkt. Wie die beiden auf ihrer Reise zusammenwachsen, erinnert an Buddy-Movies und hat auch den einen oder anderen humorigen Moment zur Folge. Nur hier funktioniert auch die Antiapartheid-Botschaft des Filmes einigermaßen, zeichnet sie doch die beiden Helden als absolut gleichberechtigt und durch keinerlei Nebensächlichkeiten wie Rassenzugehörigkeit getrennt.
Ist dann klar, wonach in diesem Film allen Figuren gelüstet, wird es handlungstechnisch ein wenig abstrus. Inder beginnen eine wichtige Hauptrolle zu spielen, man geht auf Schatzsuche und der Film braucht fast bis zum Abspann, um dann wieder die Kurve zu seiner eigentlichen Grundidee zu bekommen. Der finale Twist, wenn man es so nennen will, hält dann durchaus ein paar kleine Überraschungen bereit und sorgt für einen stimmigen Showdown.
Richtig mitreißen kann „Die Wilby Verschwörung“ nie
Aber richtig mitreißen will die Chose nie. Man ist zu den Figuren beständig auf Distanz. Ihre Gegner kann man irgendwie nicht wirklich ernst nehmen. Die später hinzustoßenden Figuren wissen allesamt kaum zu überzeugen. „Die Wilby-Verschwörung“ plätschert die ganze Zeit vor sich hin, transportiert ein eigenartiges Frauenbild und hat ein paar seltsame Stimmungsumschwünge und charakterliche Inkonsistenzen zu bieten.
Action im eigentlichen Sinne hat der Film kaum zu verzeichnen. Erst gegen Ende wird ein wenig geballert. Obschon ein paar actionreiche Momente dem Film definitiv gut zu Gesicht gestanden hätten. Vor allem, wenn man Szenen wie jene bedenkt, in der Kampfjets ein Sportflugzeug verfolgen und bedrohen und man gefühlte Ewigkeiten dabei zuschauen muss, wie die Flugzeuge in Formation fliegen und nichts passiert. Gar nichts!
Von technischer Seite gibt es an „Die Wilby-Verschwörung“ nicht viel auszusetzen. Zwar besteht der Film zu gefühlt 40 Prozent aus viel zu offensichtlichen Rückprojektionen, weil anscheinend alle Szenen in und um das Auto von Shack und Jim im Studio entstanden sind, davon abgesehen ist die Bebilderung aber äußerst gediegen ausgefallen und kommt immer leicht gelbstichig daher. Leider bleibt von der Filmmusik so gar nichts in Erinnerung.
„Die Wilby Verschwörung“ hat Angst vor der eigenen Courage
Am Ende bleibt ein Film, der sich ein wichtiges Thema zur Brust nehmen wollte, letzten Endes aber wohl Angst vor der eigenen Courage bekommen hat. Statt Subtilität gibt es den Holzhammer.
Mit zunehmender Laufzeit kommen extrem seltsame Momente hinzu. Da heben die Bewohner eines südafrikanischen Stammes mal eben eine ganze Lehmhütte hoch, um ein Auto darunter zu schieben und es so zu tarnen (muss man gesehen haben!)! Ein indischer Zahnarzt sorgt für überspannte Slapstick-Witzchen und Sidney Poitier muss in einer Szene so dermaßen lüstern in hüpfende Ausschnitte starren, dass es selbst den männlichen Darstellern der „Schulmädchenreporte“ peinlich wäre.
Zumindest macht aber der Abenteuer-Part des Filmes durchaus Laune. Das Tempo ist angenehm hoch und Caine und Poitier spielen ihre Rollen sehr einnehmend. Flankiert werden sie von dem jungen Rutger Hauer („Split Second“), der seinem virilen Äußeren entsprechend einen coolen Haudegen geben darf. Am finalen Ergebnis hat der Zahn der Zeit wirklich heftig genagt, für einen unterhaltsamen Filmabend reicht es aber nach wie vor.
Die deutsche DVD kommt zum einen von Twentieth Century Fox/MGM und von Sony Pictures Home Entertainment/MGM. Leider ist das Bild nicht anamorph und kommt in dem ungewohnten 1,66:1 Format. Die Datenträger sind mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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