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Flashdance

„Flashdance“ stellt die erste gemeinsame Arbeit des Produzentenduos Don Simpson und Jerry Bruckheimer dar, welche das Blockbusterkino entscheidend prägten und hier als erste die Vermarktungsstrategie des MTV-Musikvideos einsetzten. Die Story der Schweißerin Alex, die von einer Tanzkarriere träumt, inszenierte Adrian Lyne nach einem Drehbuch von Joe Eszterhas.

Originaltitel: Flashdance__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Adrian Lyne__Produktion: Jerry Bruckheimer, Don Simpson u.a.__Darsteller: Jennifer Beals, Michael Nouri, Lilia Skala, Sunny Johnson, Kyle T. Heffner, Lee Ving, Ron Karabatsos, Belinda Bauer, Malcolm Danare, Philip Bruns, Monique Gabrielle u.a.
Flashdance

Jerry Bruckheimer und Don Simpson produzierten Adrian Lynes “Flashdance”

Nach der Vorarbeit durch „Saturday Night Fever“ und „Grease“ boomten in den 1980ern die Tanzfilme, wobei „Flashdance“ neben braveren Vertretern wie „Footloose“ und „Dirty Dancing“ als etwas schmierigeres Produkt in die Kinos kam.

Es ist auch kein Wunder, wenn an entscheidenden Stellen die angehenden Edel-Sleaze-Onkel Adrian Lyne („Ein unmoralisches Angebot“) und Joe Eszterhas („Jade“) als Regisseur und Co-Autor involviert sind, die in der Folgezeit an nahezu jedem Hollywood-Erotik-Skandalfilm beteiligt waren – auch wenn mancher Skandal letztlich nur der Sturm im Wasserglas war. „Flashdance“ ist da zahmer als Folgewerke wie „9 ½ Wochen“ oder „Showgirls“, zeigt aber schon auf, wohin die Reise für die beiden gehen würde. Nachdem man die Protagonistin, die 18 Jahre alte Alex Owens (Jennifer Beals), zu den Klängen von Irene Caras Titelsong „Flashdance (What a Feeling)“ auf dem Weg zur Arbeit und bei der Maloche als Schweißerin im Stahlwerk gesehen hat, schwelgt der Film in der nächsten Szene in der Bebilderung von Alex‘ Zweitjob: Nacht für Nacht tanzt sie in einem Amüsierschuppen zwar bekleidet, aber schwer erotisch für das größtenteils männliche Stammpublikum.

Tanzen ist Alex‘ große Leidenschaft und sie möchte nichts lieber als an einer entsprechenden Akademie ihre Ausbildung zu beginnen. Obwohl ihre mutterartige Freundin Hanna Long (Lilia Skala), eine ehemalige Profitänzerin, sie unterstützt, fehlt Alex der Mut den letzten Schritt zu gehen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=0nF6-U1ba_A

Ist ja aus dramaturgischer Sicht auch irgendwie verständlich, denn sonst wäre der Film nach zehn Minuten um. Allerdings bedeutet das nicht, dass „Flashdance“ groß etwas zu erzählen habe. Bis sich Alex ein Herz fasst, plätschert das Teil herum und zerbröselt in lauter kleine Subplots. Alex‘ Freundschaft zu ihren Kolleginnen aus dem Club, mit denen sie zum Workout geht und so der Fitness-Welle der Eighties huldigt. Die Einmischung des schmierigen Johnny C. (Lee Ving), der die Mädels zur Arbeit in seinem Bumslokal animieren möchte, in welchem tatsächlich nackt getanzt wird (was aber realistischer rüberkommt als Alex‘ Arbeitsplatz, der irgendwo zwischen Burgergrill, Nachtclub und Stripschuppen rangiert). Und die Beziehung zu ihrem Boss Nick Hurley (Michael Nouri), der eifrig um die Schweißerin wirbt und sie unterstützen möchte. Aber das passiert ebenso alles so nebenbei, am Ende war es nach uramerikanischer Haltung so, dass Alex einfach nur an sich selbst glauben musste und sich so ihren Lebenstraum erfüllen konnte.

Immerhin bauen Lyne und Eszterhas kleine Widerhaken in ihre Erfolgsstory ein: Auch Alex‘ Freunde, die Kellnerin Jeannie (Sunny Johnson) und der Koch Richie (Kyle T. Heffner), träumen von der großen Karriere als Eiskunstläuferin bzw. Stand-Up-Komiker, scheitern aber daran, obwohl sie das gleiche Wagnis wie Alex eingehen. Freilich bleiben das nur Nebengedanken, die vom Mainplot überstrahlt werden, aber immerhin: Den Ansatz des Films kann man durchaus loben.

Weniger lobenswert dagegen ist der Rest vom Film, der ziemlich grober Unfug ist. Alex ist zwar das einfache Mädchen mit zwei Jobs, kann sich von der Knete aber ein ausladendes Fabrikloft leisten, in dem sie ihre Tanzübungen machen kann (schlechte Gegend hin oder her). Ihrem (klar älteren) Boss erteilt sie mehrere Abfuhren, aber als dieser ihr erst den Hintern vor Johnny C. rettet und sie stalkermäßig nach Hause begleitet, gibt sie ihm eine Chance. Und knattert gleich beim ersten Date mit ihm. Als dieser seine Connections spielen lässt, um ihr einen Vorteil zu verschaffen und ein Vortanzen zu sichern, ist sie (zu Recht) erbost, aber die Moral des Films ist dann die, dass es schon okay ist, sich bei der Traumerfüllung auch mal von seinem Sugardaddy helfen zu lassen. Ziemlicher Unsinn auch der finale Subplot um die gescheiterte Eiskunstläuferin Jeannie. Innerhalb von zwei Szenen wird sie von der lebenslustigen Kellnerin zum Drogenopfer, das sich selbst zur Fleischbeschau in Johnnys Bumsbude freigibt. Die Lösung: Alex stürmt hinein, zerrt Jeannie heraus, schubst Johnny auf die Bühne und brüllt Jeannie einmal auf der Straße an, damit ist dieser Plotstrang vorbei und taucht nie wieder in dem Film auf.

Trotz all dieses Schwachsinns war „Flashdance“ dann ein großer Hit beim Zielpublikum, was auch auf die Produzenten zurückführen ist. Federführend war nämlich das Duo aus Don Simpson („Top Gun“) und Jerry Bruckheimer („Gemini Man“) bei seiner ersten Zusammenarbeit, die Teile des Films als Musikvideos bei MTV laufen ließen. Damit waren sie Pioniere dieser Art der Vermarktung und brachten „Flashdance“ an die Zielgruppe. Aber es ist nicht dieser Trick allein, denn bei den Tanzszenen ist Adrian Lyne voll in seinem Element. Es gibt nicht nur die Workouts und das oft parodierte Finale, es gibt kreative Vorstellungen an Alex‘ nächtlichem Arbeitsplatz (unter anderem eine fast arthousige Performance, bei der sie im Stroboskoplicht vor einer gigantischen Fernseherattrappe tanzt) und sonstige Momente, in denen es um Tanz und Bewegung geht. Etwa wenn Alex und Jeannie einige talentierte Breakdancer beobachten oder die Heldin eine Art Stummfilmslapsticknummer mit einem Verkehrspolizisten auf offener Straße vorführt. Noch dazu ist Lyne voll in seinem Element, wenn er mit schummrigem Neonlicht, feuchten Haaren und wild rotierenden Körpern leicht voyeuristische, aber schon sehr dynamische Tanznummern auf die Leinwand bringt.

Jennifer Beals („Vampire’s Kiss“) ist in der Hauptrolle dann auch eher Performerin als große Schauspielerin – freilich eine, die von drei Body Doubles in den Tanzeinlagen unterstützt werden musste. Aber sie macht das durchaus okay, zumal jede allzu große darstellerische Anstrengung angesichts des Schwachfug-Scripts eh verlorene Lebensmüh wäre. So wirkt auch Michael Nouri („To the Limit“) als Chef trotz viel Screentime nur wie ein besserer (und recht steifer) Statist, die Mädels sind kaum unterscheidbare Tanz-Performerinnen und einige Akzente setzen höchstens Kyle T. Heffner („Red Sky“) als Comedian mit Faible für Polenwitze und ein ultraschmieriger Lee Ving („Boomer – Überfall auf Hollywood“) als Schmalzlocken-Loddel. In dessen Schuppen ist übrigens die spätere B-Film-Aktrice Monique Gabrielle („Deathstalker 2“) ultrakurz als Stripperin zu sehen.

„Flashdance“ mag ein Hit gewesen sein und den Zeitgeist der Eighties voll einfangen, steht aber für deren positive wie negative Seiten: Hohle Erfolgsversprechen, Huldigungen an trainierte Körper und eine reine Fixierung auf die glänzende Oberfläche, welche immerhin reichlich schnieke aussieht. Lyne flüchtet sich in viele dynamisch inszenierte und visuell starke Tanzszenen, die auch den Hauptappeal des Films ausmachen – die hemmungslos dumme wie komplett altbackene Geschichte gleichen sie freilich nicht aus.

Hierzulande ist „Flashdance“ bei Paramount auf DVD und Blu-Ray erschienen und ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Während die Blu-Ray und die reguläre DVD keinerlei Bonusmaterial enthalten, gibt es eine Special-Edition-DVD, die noch ein paar kurze Dokumentationen zum Film enthält.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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