Originaltitel: Kow Long But Bie__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Fruit Chan__Darsteller: Max Zhang Jin, Annie Liu, Anderson Silva, Stephy Tang, Kevin Cheng, Lam Suet, Richard Ng, Hugo Ng, Endy Chow, JuJu Chan, Loletta Lee u.a. |
Kowloon ist ein Cop der harten Bandagen. Dabei treibt er es bei einer Verhaftung zu weit und wird aus Hongkong irgendwo in die Provinz strafversetzt. Just mit seiner Ankunft vor Ort tauchen hier urplötzlich die Opfer einer brutalen Mordserie auf. Das Besondere: Bei den Opfern handelt es sich ausschließlich um Polizistinnen. Kowloon nimmt natürlich sofort die Ermittlungen auf. Doch da kommt es zu einer echten Katastrophe.
Ein Einsatz gegen den vermeintlichen Killer geht komplett schief! Kowloons Kollegin und Bald-Ehefrau wird entführt und der Cop in die Brust geschossen. Kowloon taucht daraufhin ab und auch der Mörder scheint sein Tun zu pausieren.
Genau ein Jahr später legt der Killer aber wieder los und meuchelt Polizistinnen. Kowloon bleibt dementsprechend gar keine andere Wahl, als sich erneut dem Mörder entgegenzustellen. Seine größte Hoffnung: Vielleicht kann er seine vor einem Jahr entführte, große Liebe noch retten! Immerhin tauchte deren Leiche bislang nirgendwo auf.
Schaut in den Actionfilm mit Max Zhang hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=I-X3nIEqs14
Dank Filmen wie „Lethal Warrior“, „Ip Man 3“, „Master Z“ und „Escape Plan: The Extractors“ bin ich aktuell ordentlich gehypt auf Max Zhang. Ich finde, der Mime hat eine gute Ausstrahlung und eine enorme Körperbeherrschung. Dementsprechend gespannt war ich auf „Invincible Dragon“ und wurde leider reichlich enttäuscht. Warum?
Nun, da wäre zum einen die Story. Prinzipiell ist gegen eine Serienmörderhatz nie etwas einzuwenden. Wenn sie aber derart verquast dargereicht wird wie hier, kommt schnell Frust auf. Zunächst einmal ist einem vollkommen unklar, in welche Richtung die Chose eigentlich will. Ist „Invincible Dragon“ als Komödie angelegt? Als Drama? Als Thriller? Oder als Actioner? Alles ist nach Ansicht des Filmes denkbar, eine wirklich funktionierende Einheit entsteht aus den entsprechenden Versatzstücken aber nicht.
Figuren tauchen auf und verschwinden. Andere (etwa die Hauptfigur) bekommen von einer Szene zur anderen Verhaltensauffälligkeiten und psychologische Probleme angedichtet. Binnen Sekunden wird zwischen Macau und Hongkong hin und her geswitcht, ohne dass die Ortswechsel Sinn machen würden. Wenn gegen Ende versucht wird, alles aufzulösen, werden einfach zwei „Was wäre wenn?“-Lösungen präsentiert.
Und um das alles irgendwie zusammenzuhalten, muss obendrein ein Off-Erzähler installiert werden. Bei dem weiß man zum einen nie, welche Figur da eigentlich redet. Zum anderen beendet der Erzähler tatsächlich manchen Off-Kommentar mit einem Cliffhanger! Ohne dass „Invincible Dragon“ dadurch irgendeine Spannung aufzubauen verstünde. Letztere kommt leider sowieso nie auf, weil die Handlung immer hanebüchenere Wege einschlägt.
Auch die Action macht den Zuschauer nicht wirklich glücklich. Dabei beginnt alles recht ordentlich. In der Eingangsballerei darf Max Zhang in einer Großküche blaue Bohnen verteilen und seine Gegner mit platzenden Bloodpacks zur Hölle schicken. Währenddessen slidet er unter Tischen hindurch, schießt im einhändigen Handstand und ballert mit mehreren gezielten Schüssen einem Lump den Arm ab.
Nach diesem vielversprechenden Auftakt ists erst einmal für eine sehr lange Zeit Essig mit Action in „Invincible Dragon“. Was dann irgendwann endlich die verstörend seltsame Handlung durchbrechen darf, ist von der Idee her recht fett: In einer verunglückenden Straßenbahn knüppeln zwei Gegner aufeinander ein. Zu Beginn ist noch alles in Ordnung. Max Zhang und JuJu Chan nutzen die Haltestangen des Gefährtes für einen enorm athletischen Pole Dance und treten und schlagen währenddessen aufeinander ein. Blöd nur, dass andauernd sinnlose Schnittbilder von der dahinrasenden Bahn den Flow der Kampfsportaction zerstören. Tja, und dann verunglückt die Bahn. Nun schlagen die gewohnt miesen chinesischen CGIs Purzelbaum und genau dieses mangelnde technische Umsetzungsgeschick zerstört die erwähnte gute Idee komplett.
Actionszene Nummer drei folgt sogleich und bietet nette Martial-Arts-Action zwischen Max Zhang und Anderson Silva. Der brasilianische MMA-Fighter Silva bekommt es dabei zwar mit einem häufiger im Wirework-Geschirr hängenden Zhang zu tun, im Vergleich zur bisherigen Action wirkt diese Nummer aber sehr bodenständig und hat einen guten Flow.
Das gilt lange Zeit auch für den langen Showdown-Fight zwischen beiden, doch dann biegt selbiger ebenfalls komplett falsch ab. Die Inkonsistenz des ganzen Filmes schlägt nun vollends auf die Action durch. Im Zuge dessen mutiert die anfangs reichlich ernst eingeleitete Keilerei dank ihrer Musikuntermalung und seltsamer Verhaltensweisen der Kombattanten zu Grindhouse-Kino, nur um hernach auch noch vollends in Richtung Trash abzudriften und den Zuschauer beinahe fassungslos zurückzulassen. DAS kann nicht ernstgemeint sein. Und irgendwie doch.
Bei diesem wirklich wirr wirkenden Gebräu bleiben irgendwann alle Darsteller auf der Strecke. Immer häufiger werden sie in seltsame Szenen gedrängt, die teils gar nicht zu den etablierten Charakterzügen passen. In Erinnerung bleiben so bald nur noch die beiden Bösewichter, während man irgendwann gefühlt sogar die Bindung zu Hauptdarsteller Max Zhang verliert.
Optisch wird die übliche chinesische Blockbusteroptik moderner Prägung präsentiert. Die Folge sind glatte, ordentlich anzuschauende Bilder mit häufigem Drohneneinsatz. Der für einen Großteil der Handlung wichtige Schauplatz Macau liefert diverse unverbrauchte Bilder. Unverbraucht mutet auch die Musik an, die unvermutete Schlenker von Hardrock bis zu glattestem Kanton-Pop schlägt.
„Invincible Dragon“ ist Big Budget Trash aus chinesischen Landen
Was am Ende bleibt, ist eine unausgegoren wirkende Mischung aus zig verschiedenen Zutaten, die niemals zu einer Einheit verschmelzen und den Zuschauer häufiger ratlos zurücklassen. Die Mördersuche wirkt häufiger total egal. Die Befindlichkeiten des Helden nerven und die Action wirkt reichlich unvorteilhaft über den Film verteilt. Und sie vermag es kaum, von den vielfältigen Problemherden abzulenken.
Vor allem, weil sie selbst ein Problemherd des Filmes ist. Nur selten vermag die Action richtig zu zünden, begeisternd wird sie hingegen nie. In einzelnen Fällen wird sie von fragwürdigen Inszenierungsentscheidungen (Zwischenschnitte, CGIs, „In-Fight-Story“) vollkommen ausgehebelt. Kann man sich selbst vor dem Genuss von „Invincible Dragon“ auf einen trashigen Filmabend einschwören, dürfte der Film vermutlich nicht vollends scheitern. Will man aber gute Action sehen oder wie Max Zhang zum neuen Actionstar aufsteigt, sollte man besser zu dessen eingangs erwähnten Vorgängerfilmen greifen. Hoffen wir mal, dass ihm „Invincible Dragon“ nicht den Actionhelden-Kragen bricht.
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 20. Mai 2020 von Koch Media und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Extras zu dem Film findet man bis auf den Trailer und eine Bildergalerie keine.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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