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Ashfall

Originaltitel: Baekdusan__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Kim Byeong-seo, Lee Hae-joon__Darsteller: Lee Byung-hun, Ha Jung-woo, Ma Dong-seok, Jeon Hye-jin, Suzy Bae, Lee Sang-won, Ok Ja-yeon, Han Soo-hyun, Kang Shin-chul, Lee Kyung-young, Jeon Do-yeon u.a.
Ashfall deutsches Mediabook-Cover

In “Ashfall” droht ein gewaltiger Vulkan die gesamte koreanische Halbinsel auszulöschen.

Südkorea ist und bleibt eine der interessantesten Filmnationen für echte Actionfans. Das beweisen sie ganz aktuell auch mit ihrer übergroßen Katastrophenaction „Ashfall“, die mit einem Brustton der Überzeugung daherkommt, dass man meinen könnte, die Südkoreaner hätten nie andere Filme gedreht.

Der höchste Berg der koreanischen Halbinsel heißt Paektusan. Er ist ein gewaltiger, als inaktiv eingestufter Vulkan in Nordkorea, der die Fantasie der Drehbuchautoren von „Ashfall“ kitzelte. Denn was würde wohl passieren, wenn der Vulkan aktiv werden würde? Die Grundidee für „Ashfall“ war geboren. Infolgedessen lässt der Film direkt zu Beginn die Hochhäuser Seouls wanken und einstürzen und fesselt den Zuschauer mit fetten Desasterbildern an den Bildschirm.

Grund für das Erdbeben ist der Ausbruch des Paektusan, soviel ist bald klar. Doch es kommt noch weitaus schlimmer, denn Wissenschaftler erklären bald, dass auf den großen ersten Ausbruch des Vulkans noch weitere, teils deutlich verheerendere folgen werden. Die Auswirkungen hätten das Potential, weite Teile Koreas auszulöschen. Deshalb entwickelt man einen tollkühnen Plan: Mittels einer gewaltigen Explosion sollen die Magmakammern unter dem Vulkan „geleert“ werden.

Allerdings stehen zwei große Probleme dem Erfolg im Wege. Zum einen liegt der Vulkan tief im nordkoreanischen Feindesland und zum anderen besitzt Südkorea keine einzige Bombe mit der notwendigen Sprengkraft. Darum entsenden die Südkoreaner ein Einsatzteam gen Nordkorea, wo es nukleare Sprengköpfe stehlen und den Vulkan sprengen soll. Jo In-chang, ein vor seinem Dienstende stehender Bombenentschärfer, wird zum Anführer der Mission ernannt. Um den Weg zu den Sprengköpfen zu finden, muss er mit dem zwielichtigen, scheinbar umgedrehten nordkoreanischen Agenten Lee Joon-pyeong zusammenarbeiten. Während die beiden einen Weg finden müssen, um einander zu vertrauen, geht um sie herum scheinbar die ganze Welt unter.

Schaut in den Actionfilm mit Lee Byung-hun hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=wMNgc_qPepw

Direkt zu Beginn spielt „Ashfall“ gekonnt mit den Erwartungen des Zuschauers. Zoomt aus einem idyllischen See heraus, aus dem scheinbar bedrohlicher Dampf aufsteigt, nur um am Ende des Zooms den Blick auf ein Plakat mit Werbung für ein Reisebüro freizugeben. Auf eine kurze Einführung von Jo In-chang folgt sofort fettes Katastrophenkino. Hochhäuser stürzen ein, Straßen brechen auf, Rauchwolken legen sich über die Stadt und überall herrscht heilloses Chaos. Eine etwas zu gut gemeinte Actionsequenz um Jo In-chang treibt mit einer irren Autotour den Adrenalinpegel hoch, wirkt zugleich aber zu künstlich und zu offensichtlich aus dem Rechner stammend.

Ashfall mit Lee Byung-hun

Lee Byung-hun drückt “Ashfall” seinen Stempel auf.

Hernach macht sich „Ashfall“ wieder ein Vergnügen daraus, mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen. So gut wie alle aus derartigen Filmen bekannte Klischeefiguren werden eingeführt. Die schwangere Freundin des Helden, der superschlaue, aber von niemandem beachtete Wissenschaftler, die Regierungsvertreter und mehr. Sofort meint man, den weiteren Verlauf zu kennen. Man sieht so manche Klischee-Szene förmlich vor dem geistigen Auge ablaufen.

Und genau in dem Moment dreht einem „Ashfall“ eine lange Nase. Mutiert stattdessen fröhlich zum Man-on-a-Mission-Stoff, bei dem waffenstarrende Militärs ins verhasste Feindesland einrücken, um hier nukleare Sprengköpfe zu stehlen. Zwar twistet „Ashfall“ diese Prämisse noch einmal, um die ganze Mission auswegloser erscheinen zu lassen, es ist aber absolut klar, dass der Film Action machen und sich nicht auf dramatische oder vor Pathos förmlich ersaufende Katastrophenszenarien verlassen will.

Ashfall mit Ha Jung-woo

Ha Jung-woo ergänzt sich prächtig mit Lee Byung-hun, was “Ashfall” zum Katastrophen-Buddy-Movie macht.

In der Folge hetzen unsere Helden durch ein apokalyptisches Nordkorea, welches von dem ersten Ausbruch aufgrund der größeren Nähe zum Vulkan freilich weitaus mehr getroffen wurde als Südkorea. Und wann immer man anhält, brechen alsbald Schüsse. „Ashfall“ ist fortan nur noch in Bewegung und nutzt das eigentliche Katastrophenszenario immer wieder für kleine Adrenalin-Zwischenschübe. Wenn man beispielsweise über eine einbrechende Brücke rasen oder vom Himmel herabstürzenden Lavabomben ausweichen muss.

Das wird in fetten Spektakelbildern gereicht, bei denen dann auch die Effektmaschine runder läuft als bei der Autoeskapade zu Beginn. Einen dicken Pluspunkt gibt es für das wirklich endzeitmäßig in Szene gesetzte Nordkorea, das aschfahl und komplett zerstört einfach nur eindrucksvoll anzuschauen ist – und eindrücklich den Aufwand hinter dieser Produktion offenbart. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert.

Lee Byung-hun und Ha Jung-woo belauern sich im südkoreanischen Katastrophenfilm

Der südkoreanische Bombenentschärfer (links) hält nicht viel von dem nordkoreanischen Agenten.

Immer mitten im Chaos: Lee Byung-hun („Terminator: Genisys“) als wundervoll ambivalenter Lee Joon-pyeong und Ha Jung-woo („The Chaser“) als überforderter Jo In-chang. Beide Superstars des südkoreanischen Kinos spielen brillant auf und haben eine fantastische Chemie miteinander, die auch erstaunlich lockere Humormomente gebiert. Zudem dürfen sich beide Figuren auf ihrer Reise durchaus glaubhaft verändern, was von beiden Darstellern dankbar aufgenommen wird. In einer wichtigen Nebenrolle zeigt obendrein Ma Dong-seok („The Gangster, The Cop, The Devil“), dass er nicht umsonst als einer der charismatischsten Stars Südkoreas gilt.

„Ashfall“ bietet temporeiche Katastrophen-Buddy-Movie-Action

„Ashfall“ sollte Fans von Katastrophenaction schon gut munden. Auch weil viele übliche Katastrophenfilmklischees durch den extrem actionreichen Ansatz ausgespart und durch Buddy-Movie-Motive ersetzt werden. Letztere profitieren von den fantastischen und spielfreudigen Stars, die ihre Rollen überzeugend zum Leben erwecken. Interessant ist zudem, dass „Ashfall“ mal wieder mit Motiven einsetzt, die für eine Aussöhnung mit Nordkorea sprechen und die Sehnsucht danach transportieren.

Will man an „Ashfall“ herumkritisieren, wäre das nicht so schwer. Nicht jeder Effekt sitzt, nicht jede Handlung der Figuren wirkt logisch und vor allem gegen Ende stopfen die Regisseure Kim Byung-seo und Lee Hae-jun mit fiesen Chinesen und seltsam schlecht wegkommenden, sehr überzeichnet wirkenden Amerikanern etwas zu viel Stoff in ihren Film. Zudem hätten die Südkoreaner zu Beginn ja auch einfach um eine Zusammenarbeit mit Nordkorea bitten können, immerhin geht es auch um deren Überleben. Aber, geschenkt! Denn glücklicherweise bekommen die Regisseure die meisten Problemherde durchaus gehändelt und führen ihren Film zu einem runden Ende. Dementsprechend bleibt nur ein Fazit: “Ashfall” ist enorm temporeich, extrem aufwändig, spannend, vollgepackt mit Action und rundweg extrem unterhaltsam.

07 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 5. Juni 2020 von Capelight Pictures und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Sowohl DVD als auch Blu-ray erscheinen als Amaray. Darüberhinaus bringt Capelight den Film in einem hübschen Mediabook, das neben einem interessanten Booklet die DVD und die Blu-ray von „Ashfall“ beinhaltet. An Extras haben sich leider nur Trailer und zwei sehr kurze Online-Specials zu den Charakteren und der Produktion auf die Scheiben verirrt.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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