Originaltitel: Running with the Devil__ Herstellungsland: USA-Kolumbien_ Erscheinungsjahr: 2019__ Regie: Jason Cabell__ Darsteller: Nicolas Cage, Leslie Bibb, Laurence Fishburne, Cole Hauser, Barry Pepper, Peter Facinelli, Adam Goldberg, Clifton Collins Jr., Natalia Reyes, … |
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Statt von Könnern wie Steven Soderbergh, Denis Villeneuve oder Taylor Sheridan seitens des ehemaligen Navy SEALs Jason Cabell verfasst und in Szene gesetzt, der zuvor als Autor und Co-Regisseur des Streifens “Smoke filled Lungs” (2016) sein Debüt in jenen Bereichen vorgelegt hatte, haben wir es bei dem dramatischen Crime-Thriller “Running with the Devil” (2019) quasi mit einer “B-Movie-Variante” der beiden prominenten Kino-Veröffentlichungen “Traffic” (2000) und “Sicario” (2015) zutun, welche sich letzten Endes (geradezu passenderweise) mit dem Begriff “zweitklassig” charakterisieren lässt – und das nicht bloß im direkten Vergleich. In sein Drehbuch hat Cabell verschiedene Kenntnisse und Erfahrungen mit eingebunden, die er im Rahmen seiner vorangegangenen Profession (als aktiver Beteiligter an “America´s War on Drugs”) hinsichtlich der betreffenden Thematik zu sammeln vermochte – worüber hinaus er für die Realisierung des Projekts ein passables Budget und ein keineswegs unansehnliches Cast-Ensemble zu gewinnen in der Lage war. Leider aber wirkt es so, als wäre er sich über den konkreten “Ton” des Werks nicht umfassend im Klaren gewesen, welcher wiederholt zwischen dem eines eher “dokumentarisch-nüchtern orientierten Ansatzes” und dem eines “lässig-modernen Crime-Flicks” (u.a. samt des Verzichts aufs Nennen jeglicher Personen-Namen) schwankt…
Als Chef eines internationalen Drogen-Rings muss sich The Boss (Barry Pepper) just damit herumschlagen, dass (zum einen) eine große Menge an “Blow” von den Behörden abgefangen wurde, wie auch dass sich (zum anderen) eine sich momentan im Umlauf befindliche “Charge” als stark mit Fentanyl verschnitten entpuppt hat – was wiederum zu einigen toten Konsumenten führte sowie die Aufmerksamkeit der lokalen Cops erweckte. The Agent in Charge (Leslie Bibb) – deren Schwester eines der Opfer war – leitet die Untersuchung. Um das “schwarze Schaf” innerhalb der “Kette” auszumachen, entsendet er kurzerhand seinen Qualitäts-Experten The Cook (Nicolas Cage) nach Bogota, der entlang des Weges (bis hin nach Vancouver) regelmäßige Stichproben kontrollieren soll. Begleitet wird er von The Executioner (Cole Hauser). Während jene also das “Produkt” über mehrere “Etappen” hinweg im Auge behalten – via wechselnde Kuriere und Transport-Arten – gelangen The Agent in Charge und ihr Partner Number One (Peter Facinelli) derweil mit Hilfe eines “Spitzels” (Adam Goldberg) dem Dealer The Man (Laurence Fishburne) auf die Spur, welcher (offenkundig) für den “verunreinigten Stoff” verantwortlich ist: Die Hoffnung erkeimt, über ihn an den “Kopf” der effizient strukturierten Operation Schrägstrich Organisation (sprich: an The Boss) heranzukommen…
“Running with the Devil” eröffnet verheißungsvoll: Mit einem Sack über sein Haupt gezogenen, liegt ein nackter, an eine Klo-Schüssel gefesselter Mann blutend auf dem Boden eines düster-dreckigen WCs – bevor jemand den Raum betritt, ihn nach draußen in einen Hof zerrt und ihn dort lebendig verbrennt. Als nächstes beobachten wir zwei Frauen in einem schicken Großstadt-Club dabei, wie sie sich ausgelassen Koks “in die Nase ziehen” – wonach ein junges Mädchen am Morgen aus ihrem Bettchen aufsteht, sich fertig macht (u.a. ihre Zähne putzt, frühstückt und sich ein Pausenbrot einpackt), nicht mehr als Pyjama und Jacke tragend das Haus verlässt sowie der Schulbus-Fahrerin mitteilt: “I can´t wake them up.” Gemeint sind ihre Eltern – tot im Wohnzimmer. Wenig später lernen wir The Woman (Natalia Reyes) kennen, die gemeinsam mit ihrem Gemahl The Farmer (Clifton Collins Jr.) im ländlichen Kolumbien Koka anbaut sowie zu “Bricks” verarbeitet, die anfangs knapp $1600 pro Kilo wert sind. Mit jeder Grenz-Überschreitung und zurückgelegten Strecke steigt der Preis jedoch – bis auf insgesamt rund 32000 Dollar. Die “Reiseroute der Drogen” – vom bergigen Inland zur Küste, dann nach Mexiko, in die USA und schließlich nach Kanada; und das zu Fuß, per Auto, Bus, Boot, Kleinflugzeug sowie gar auch Fallschirm-Sprung und Schneemobil – markiert den zentralen “roten Faden” des Films…
Es ist interessant, die kriminellen Abläufe mitzuverfolgen, bei denen sich die Agierenden des Öfteren mit “Hindernissen” konfrontiert sehen – unter ihnen Überfälle, Hintergehungen und Polizei-Checkpoints. Beamte müssen bestochen und “Versuchungen” überwunden werden. Es handelt sich um ein höchst lukratives Geschäft, bei dem die meisten Individuen “entbehrlich” sind. Dennoch sind genügend Menschen (häufig aus ärmlichen Verhältnissen) dazu bereit, in Aussicht aufs “verlockende Geld” die Risiken dieser gefahrreichen Straftaten in Kauf zu nehmen. Cabell gelingt es gut, die “Abwicklungs-Stationen” aufzuzeigen – obwohl die in diesem Kontext punktuell eingeblendeten “Landkarten-Veranschaulichungen” durchaus schon ein Stück weit “amüsant old school” anmuten. Erfreulich zudem, dass die Übersichtlichkeit der einzelnen Storylines und Figuren-Konstellationen stets gewahrt bleibt, das straffe, nichtsdestotrotz “unüberhastete” Entfaltungs-Tempo keinerlei Eindruck von “Leerlauf” heraufbeschwört sowie diverse Szenen (neben Drehorten in New Mexiko) tatsächlich “on Location” in Südamerika realisiert wurden – was dem “Feeling von Authentizität” klar dienlich ist. Die Sache ist jedoch, dass “Running with the Devil” neben den genannten (relativ “nüchtern präsentiert” daherkommenden) “begleitend-observierenden Anteilen” immer wieder Plot-Stränge, Charaktere und Stilmittel aufweist, die in eine komplett andere Richtung tendieren…
Zwar könnte man argumentieren, die Entscheidung, keinem einen Namen zu geben, würde die “Anonymität und Austauschbarkeit” der Partizipanten “unterstreichen” – allerdings wirkte es auf mich eher “abgegriffen”; speziell da jeder in Gestalt eines Standbilds samt seines zugehörigen “Labels” (THE COOK, THE SNITCH etc.) ins Geschehen eingeführt wird. Des Weiteren gibt es auch inhaltlich einige markante “Geistesblüten”, die einen unweigerlich an “Tarantino-Wannabes” á la “Smokin’ Aces” erinnern: Man betrachte da nur mal The Man, dessen erster Auftritt masturbierend in einem Strip-Club stattfindet, bevor er zwei Damen mit nach Hause nimmt, sich kräftig “zukokst” sowie mit ihnen kreuz und quer in der Wohnung “umhervögelt” – wobei das Ganze in Zeitraffer sowie mit Überblendungen dargeboten wird. Oder The Agent in Charge, deren Emotionen (u.a. nach dem Tod ihrer Schwester) sowie Frust über die Schwierigkeit, stichhaltige Beweise gegen Leute wie The Boss zutage zu fördern, irgendwann darin resultiert, dass sie Vorschriften zu “umgehen” sowie Selbstjustiz auszuüben beginnt (etwa einen potentiellen Informanten in einem Lagerraum angekettet über Stunden hinweg “physisch und psychisch drangsaliert”). Gelegentlich erwecken mit einem “schrägen” Humor aufwartende Momente einen “unebenen” Eindruck; manch ein Protagonist kommt einem “wie einem Comic entsprungen” vor; im Grunde mangelt es allen an “Tiefe”…
Sichtliches Vergnügen hatte Laurence Fishburne (“John Wick: Chapter 2“) daran, den drogensüchtigen, Geld und Beachtung genießenden, wiederholt nicht allzu durchdachte Entscheidungen fällenden The Man zu spielen: Eigentlich ein klassischer “Nic-Cage-Part”, ist es amüsant, ihm dabei zuzusehen – ebenso wie Adam Goldberg (“Nancy Drew“) als “aufgedrehter Junkie-Verräter”, der prompt verhaftet wird, als er (nervös und überfordert) mit einer toten und einer sterbenden Nutte im Wagen an der Notaufnahme eines Krankenhauses vorfährt. Annehmbar überzeugend mimt Leslie Bibb (“the Babysitter“) derweil die knallharte Bundes-Agentin, welche verbissen diesen für unzählige Leidtragende verantwortlichen Drogen-Ring zu zerschlagen versucht – eine Reihe eigener schwerer Gesetzes-Übertretungen inklusive. Obgleich unterhaltsam, lautet das “Problem” bei diesen drei Rollen: Sie sind mehr “pulpy” als “seriös” – von der Empfindung her deutlich “cineastischer” als “authentischer” Natur. Anders verhält es sich da mit The Farmer und seiner Gattin: Leicht kann man sich vorstellen, dass es in solchen Ländern “Arbeiter” wie sie gibt, die auf diesem (an sich ja verwerflichen) Wege einfach nur ihre Familien ernähren wollen. Clifton Collins Jr. (“Pacific Rim“) und Natalia Reyes (“Terminator: Dark Fate“) verkörpern sie jedenfalls prima – unabhängig dessen, dass ihnen das Skript kaum etwas zu offerieren hatte…
In “Running with the Devil” erhält The Cook die meiste Aufmerksamkeit seitens der Vorlage zugesprochen: Hinter seiner “bürgerlichen Fassade” – welche u.a. ein italienisches Restaurant und eine schwangere Ehefrau (Sarah Minnich) daheim umfasst – ist er eine wichtige, sich wenn nötig durchaus “die Hände schmutzig machende” Person innerhalb des betreffenden “Netzwerks”. Nicolas Cage (“Mandy“) portraitiert ihn (mit Ausnahme eines “Gefühls-Ausbruchs” im finalen Drittel) weitestgehend zurückhaltend: Beileibe nicht schlecht – aber keineswegs im Gedächtnis verbleibend. Nach “Rumble Fish” und “the Cotton Club” ist dieser übrigens der dritte gemeinsame Film von ihm und Fishburne. Als The Boss vermag Barry Pepper (“Crawl“) indes keine echten “Akzente” zu setzen – was man ihm (an sich) jedoch nicht direkt anlasten sollte sowie in ähnlicher Weise auf Cole Hauser (“Jarhead 2“) als The Executioner und Peter Facinelli (“Countdown“) als Number One zutrifft. Vor allem letzteren hätte man ohne weiteres aus der Handlung entfernen können, ohne dass es irgendeinen Unterschied gemacht hätte. Ausnahmslos “oberflächlich” sowie bloß “eingeschränkt anregend” gezeichnet, kann man schlichtweg mit keinem ergiebig “mitfiebern” – und das egal, auf welcher Seite von Gut oder Böse er oder sie denn steht oder agiert…
Auf seiner “Zielgerade” wird der Streifen zunehmend “formelhafter”; abrupte Gewalt-Akte gibt es einige; wahrhaft spannend wird es allerdings nie. Schade, dass Cabell´s Drehbuch nicht inspirierter geraten ist – bspw. hinsichtlich des Zurückgreifens auf bestimmte altbekannte Klischees (wie dass The Cook Verdi´s “La donna è mobile” in seiner Küche hört oder ein Gangster einem anderen vor dessen Augen eine köstliche Mahlzeit zubereitet, nur um jenen dann stracks am Tisch zu töten). Obendrein hat mich ein “Patzer” verärgert – nämlich die Position zweier Leichen bei einem Hinterhalt, die viel zu auffällig am Straßenrand lagen, so dass das anvisierte Opfer sie schon von weitem hätte erspähen müssen – sowie qualitativ schwache CGI-Flammen. Generell ist Cabell´s Regie, die Kamera-Arbeit Cory Geryaks (“Temple”) sowie der Score des Deutschen Reinhold Heil (“Tomorrow, when the War began“) jeweils als “solide” einzustufen – worüber hinaus ich den coolen Lo Fidelity Allstars Song “Battleflag” eh immerzu gern höre. Alles in allem muss man sich bei “Running with the Devil” nicht wirklich über “verschenkte Lebenszeit” aufregen, wenn nach knapp 96 Minuten der Abspann einsetzt: Ansehen kann man sich diesen dramatischen Crime-Thriller getrost mal, sollte einen die Materie interessieren – allerdings wird er weder seinem durchaus reizvollen Ansatz gerecht noch kommt er auch nur annähernd an seine “großen Vorbilder” heran…
“Running with the Devil” erscheint hierzulande Mitte Juli 2020 auf DVD und BluRay...
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Running with the Devil” Cover-/Postermotive und Pics: Jaguar Bite / Patriot Pictures / Moonstone Ent. / Quiver Distribution / Koch Media (D)__ Infos zur dt. VÖ:__ FSK-16__ DVD/BluRay: ja/ja |