Originaltitel: The Fighter__Herstellungsland: Philippinen, USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Anthony Maharaj__Darsteller: Franco Guerrero, Richard Norton, Steve Rackman, Glenn Ruehland, Benny Urquidez, Erica Van Wagener u.a. |
In der Videokritik zum Film, bringt freeman seine Kritik an “The Kick Fighter” kurz und knackig auf den Punkt. Wer das Ganze ausführlicher möchte, liest nach dem Video einfach weiter.
“The Kick Fighter” in der Videokritik
httpv://www.youtube.com/watch?v=_2rioa0NF_c&t=14m23s
Am Ende des Abspanns des ultimativ männlich betitelten Streifens „The Kick Fighter“ folgt eine Schrifttafel, die von den Qualitäten des Nebendarstellers Benny „The Jet“ Urquidez schwärmt. Der Finalkampf von „The Kick Fighter“, so heißt es da, sei all jenen Gegnern Urquidez’ gewidmet, die von einem Ausgang wie im Film dargestellt, nur träumen konnten.
Die Fightbilanz des mehrfachen Kampfsport-Weltmeister stand zur Zeit der Veröffentlichung des Actioners bei 51:0. 49 dieser Fights endeten mit einem Knock Out. Eine erstaunliche Würdigung des damals noch recht jungen Kampfsportlers, der seine Bilanz noch auf über 200 Siege hochschrauben würde – ohne eine einzige Niederlage. Als Gegner von unter anderem Jackie Chan sah es für Urquidez in der Filmwelt nicht ganz so erfolgreich aus, was die Siegesbilanz angeht. Dafür hatten seine Filmfights immer ziemlichen Druck unterm Pony. So auch in „The Kick Fighter“.
In dem Actionfilm dreht sich alles um den vom Australier Richard Norton gespielten Amerikaner Ryan Travers. Der lebt in Thailand, wo seine Familie eine zweite Heimat fand. Doch Ryan selber scheint entwurzelt, findet keinerlei Rhythmus und fährt nach diversen Kleindelikten wegen angeblichen Mordes für fünf Jahre ein. Nach der Knastzeit scheint er unverändert ziellos. Da werden seine Eltern von einem thailändischen Lump gemeuchelt.
Ryan muss nun Mittel und Wege finden, sich und seine Schwester durchzubringen. Mehr noch: Seine Schwester Katie leidet an einer Herzerkrankung, die nur in den USA operiert werden kann. Dass dafür benötigte Geld will Ryan mittels seiner Kampfsport-Fähigkeiten erringen. Fortan setzt es Fratzengeballer, bei dem sich Ryan in der Qualität seiner Gegner immer weiter nach oben schraubt.
Schaut in den Actionfilm mit Richard Norton hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=TShZDC1JaF0
Regisseur und Storylieferant Anthony Maharaj („Mission Terminate“) liefert lange Zeit einen seltsam unfokussiert wirkenden Streifen, der sich wie sein Held irritierend ziellos dahintreiben lässt. Da wandert Ryan unschuldig ein, ohne dass dies irgendwas in ihn bewegt. Seine Familie wird gemeuchelt und der Held eines Streifens mit dem Label Actionfilm denkt gar nicht daran, sich rächen zu wollen. Das ist schon reichlich verwirrend, genau wie seine zig Raubzüge und seltsamen Verfolgungsjagden mit der Polizei, die definitiv ein Auge auf ihn geworfen hat.
Groß kicken darf Richard Norton („Helden USA 2“) in dieser Zeit nicht. Stattdessen sieht man ihn beständig in einem braunen Blaumann nach Arbeit suchen. Wirklich unterhaltsam ist das alles weiß Gott nicht. Nach gefühlten Ewigkeiten taucht dann ein neuer Charakter im Film auf, der „The Kick Fighter“ zumindest mal eine Richtung gibt. Die erstaunlich an Van Dammes „Leon“ erinnert, der ein Jahr später die Leinwände eroberte. Sprich, wir lernen einen Fightpromoter kennen, der Ryan an die Hand nimmt und nun in eine neue Welt des Erfolges führt.
Witzigerweise steigt innerhalb dieser Leon-Routine auch noch eine „Karate Tiger 3“ Routine. Denn kurz vor dem großen Endkampf geht Ryan auf einmal noch in eine Trainingsmontage mit einem spleenigen Asiaten, der ihm schonmal Glassplitter an die Fußsohlen bindet. Klingt alles nicht nur absurd, sondern ist es auch, macht aber eine Menge Laune und ist bedeutend unterhaltsamer als der verquaste Einstieg.
Während Regisseur Maharaj bei den Storyversatzstücken also sogar eine gewisse Weitsicht in Hinblick aufs Martial-Arts-Genre bewies, lässt er diese in Richtung Showdown komplett missen. Dieser wird nicht nur nicht aufgebaut, sondern will auch sonst kaum funktionieren. Warum ausgerechnet Benny Urquidez („Die Macht der Fünf“) der große Endlump sein muss, wird nur über seinen vom Film postulierten Unbesiegbarkeitsstatus erklärt, ansonsten verbindet Ryan und seinen Gegner nichts.
Und bei dem Fight, choreografiert von Richard Norton und Benny Urquidez, hat Maharaj seinen Stars gefühlt zu viel Freiraum gelassen. Denn der Showdown-Kick folgt keiner Dramaturgie. Es wirkt, als hätten Urquidez und Norton im Vorfeld einfach „Feuer frei“ beschlossen. Die Folge: Die beiden scheinen sich da tatsächlich dem Full-Contact hinzugeben. Landen verheerende, immer ungebremst wirkende Treffer. Aber eine richtige Inring-Geschichte entsteht nicht. Keiner wirkt über-, keiner unterlegen. Keiner muss sich zurückkämpfen. Es fehlt einfach an Dramatik. Selbst ein „Entführungselement“, das man exakt so im gleichen Jahr in „Karate Tiger 3“ bewundern durfte, zündet null. So schaut man einfach nur zwei Könnern bei ihrem Tagwerk zu. Das ist nett anzuschauen, aber mit den großen Ringschlachten der Filmgeschichte kann das kein Stück mithalten.
Der sichtlich preisgünstige Film, bei dem die Philippinen und deren Einwohner wenig überzeugend die thailändische Kultur doubeln, macht optisch nicht viel her. Die wenigen präsentierten Kampfarenen, die meist keine sind, haben wenig Flair und teils noch weniger Zuschauer zu bieten. Die meisten Schauplätze wirken arg billig und wurden lieblos abgefilmt. Seltsame Inszenierungsdetails bilden unter anderem minutenlang gefilmte lodernde Kerzen. Was genau der Regisseur damit bezweckt… er weiß es sicher. Passt aber halt nicht wirklich in einen Actioner. Apropos: Die Action macht hingegen einen minimal professionelleren Eindruck. Zuviel sollte man sich hier aber auch nicht erwarten.
„The Kick Fighter“ hätte einen Kickstarter gebrauchen können
Da heißt ein Film „The Kick Fighter“ und dann schreibt man in der Kritik kaum etwas über Action. Weil es eben kaum welche gibt. Es gibt Momente der Bewegung, etwa wenn Ryan durch die thailändischen Straßen gehetzt wird. Oder wenn er kurz vor Schluss, nach zig Siegen, erst einmal das Kicken lernt, ohne einen dabei gelernten Special Move im Showdown zu bemühen. Und ja, zwischendurch faltet Ryan auch mal irgendwelche schnauzbarttragenden Philippinos ääh Thailänder zusammen. Aber das hat alles keinerlei Impact.
In Erinnerung bleiben nur der wild improvisiert wirkende Showdown und ein Käfigkampf Nortons gegen den australischen Wrestler Steve Rackman („Die Jugger“). Diese Einlagen bieten zumindest ansatzweise etwas fürs Actionherz. Selbiges muss bei „The Kick Fighter“ ansonsten aber ordentlich bluten. Vor allem in den ersten knapp 40 Minuten, wenn der Streifen absolut ziellos dahintreibt und platte Dialoge, schwache Darsteller (allen voran Erica Van Wagener als Katie) und nicht vorhandene Spannung die Szenerie dominieren. Zumindest die zweite Filmhälfte gerät dann doch noch einigermaßen unterhaltsam.
In Deutschland war „The Kick Fighter“ sowohl bei seiner Kinoauswertung als auch bei seinem Videorun geschnitten. Landete aber dennoch auf dem Index. Da kam er nach 25 Jahren Verweildauer automatisch wieder runter und Shamrock Media nahm sich des Filmes an. Mit wahrlich ordentlichem Bild (Dropouts, Laufrollenschäden, eingebrannte Rollenwechsel-Signale muss man allerdings hinnehmen) kommt er auf DVD und Blu-ray in der (gewalttechnisch ungeschnittenen) Kinofassung und in einer restaurierten Langfassung. Bei letzterer wechselt an drei bis vier Stellen das Bildformat auf 4:3 und werden zum Teil Untertitel eingeblendet. DVD und Blu-ray gibt es als einzeln als Amarays und zusammen in verschiedenen Mediabooks.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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