Originaltitel: Black Belt Jones__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1974__Regie: Robert Clouse__Darsteller: Jim Kelly, Gloria Hendry, Scatman Crothers, Eric Laneuville, Alan Weeks, Andre Philippe, Vincent Barbi, Mel Novak, Malik Carter, Eddie Smith u.a. |
Robert Clouse landete mit seinem 1973 abgedrehten „Der Mann mit der Todeskralle“ einen riesigen Hit. Leider konnte Hauptdarsteller Bruce Lee aufgrund seines viel zu frühen Todes diesen Erfolg nicht mehr miterleben. Clouse selbst und Warner Brothers hatten allerdings Blut geleckt und wollten von dem aufkeimenden Martial-Arts-Boom profitieren. Neue Kampfsportfilme mussten her. Bei den Dreharbeiten zu „Der Mann mit der Todeskralle“ hatte Clouse auch mit dem Karateka Jim Kelly gedreht. Diesen machte er zum Helden seines neuesten Streifens.
In dem lernen wir einen Schurken namens „der Don“ kennen, der seine unliebsamen Mitstreiter und Gegner gerne mal zur Ingredienz seiner selbst hergestellten Weine macht. Alkohol mit Herzblut, sozusagen. Der Don will von den aktuellen Entwicklungen in seiner Stadt profitieren. Denn die führenden Politiker wollen eine gewaltige neue Immobilie errichten. Das Land, auf dem diese errichtet werden soll, will der Don in seinen Besitz bringen und dann teuer an die Stadt verkaufen.
Dieses Vorhaben geht auch lange gut, bis der Don an eine Karate-Schule gerät, deren Besitzer gar nicht daran denkt, sein Grundstück zu veräußern. Bei dem anschließenden Hin und Her beißt der Inhaber der Karate-Schule alsbald ins Gras. Doch dessen Tochter und damit die Erbin der Schule erweist sich als noch schwerer zu knackende Nuss. Zumal diese vom kampfstarken Black Belt Jones Unterstützung erhält. Der Agent macht dies nicht ganz uneigennützig, denn mit seinem Engagement kann er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen die lecker Tochter im Auge behalten und zum anderen den Don aus dem Verkehr ziehen.
Schaut in den Handkantenactioner „Black Belt Jones“ mit Jim Kelly hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=njrEbNZcydM
Clouse („China O’Brien 2“) springt mit seinem Film offensiv auf die zur damaligen Zeit gerade aufkommende Hongkong-Filmwelle auf und greift auf Versatzstücke zurück, die die Hongkonger Martial-Arts-Streifen und jene seines letzten Hauptdarstellers Bruce Lee ausgemacht hatten. Eine bedrängte Kampfsportschule, Rivalitäten unter Banden, Triaden-Verstrickungen – alles Elemente, die für ein westliches Publikum damals sicherlich relativ neu wirkten und sich mehr und mehr zum Kanon im Genre entwickelten.
Interessant an der heute eher generisch wirkenden Story ist jedoch, dass Robert Clouse sie zum Teil eines Blaxploitationers machte. Infolgedessen wurden die meisten Rollen mit ausschließlich schwarzen Darstellern besetzt. Nur in den Rollen der Fieswichter dürfen dann auch ein paar Weiße ordentlich overacten und widerliche Schmierlappen geben.
Ansonsten macht Robert Clouse bei „Freie Fahrt ins Jenseits“ keinerlei Hehl daraus, dass die Kampfsporteinlagen von Jim Kelly Herz und Motor des ganzen Unterfangens darstellen. Infolgedessen darf der Karateka schon unter den Opening-Credits in Zeitlupe Lumpen vermöbeln und die Manierismen von Bruce Lee nachahmen. Auch Elemente aus dem von Lee entwickelten Jeet Kune Do sieht man immer wieder in Kellys Fights durchscheinen.
Belustigend sind die Sounds unter Kellys Fights. Denn jeder Schlag klingt hier wie ein Pistolenschuss und er selbst macht Geräusche, die man als Zuschauer irgendwann befreit lachend nachahmt – großartiges Ohrenkino. Die Fights selbst werden lang zelebriert und schwanken in ihrer Choreografie zwischen schnellen und agilen Fighteinlagen von Kelly und Bud-Spencer-Kopfnuss-Momenten bei den Nebendarstellern. Bei den Schauplätzen setzte Clouse auf Vielfalt und lässt die Kontrahenten in der Kampfsportschule, einer Billardhalle, auf einem Parkplatz und in einem Eisenbahnwagon aufeinanderprallen.
Das Highlight allerdings bildet die Örtlichkeit des Showdowns. Ein Abstellplatz für Müllwagen, auf dem sich auch eine große Waschanlage für die LKW befindet. Diese wird für den Showdown tatsächlich angeworfen. Dementsprechend entwickelt sich der finale Fight mehr und mehr zu einer Schaumparty. Bei der tatsächlich auch Gegner aus den Schaummassen geschossen kommen und Kellys Jones so überraschen wollen.
Jim Kelly ist in den Fightszenen aber so spielerisch leicht und überlegen unterwegs, dass selbst derartige „Schreckmomente“ keinerlei Zweifel an dessen Sieg aufkommen lassen. Das ist dann natürlich wenig spannend, aber dank Kellys Fähigkeiten und Dreingaben wie den Schaummassen definitiv sehr unterhaltsam anzuschauen. Köstlich ist auch sein Balzfight mit der Tochter des Betreibers der Karateschule. Diese wird von Gloria Hendry gegeben, die aufgrund ihres Mitwirkens in dem James-Bond-Film „Leben und Sterben lassen“ bereits Actionluft schnuppern durfte und als Kampfsportlady überzeugend rüberkommt.
Optisch ist „Freie Fahrt ins Jenseits“ sauber inszeniert. In den Fighteinlagen wird immer mal wieder in die Zeitlupe geschaltet, was hübsch anzusehen ist. Dabei lässt die Kamera die Szenen auch meist atmen und die Choreografien erkennen. Die zum Showdown hinführende Autoverfolgungsjagd kommt zudem überraschend dynamisch daher. Und unter den Bildern sorgt ein wirklich cooler Funk-Soundtrack für mitwippende Füße.
„Freie Fahrt ins Jenseits“ bietet locker flockige Martial-Arts-Blaxploitation
„Freie Fahrt ins Jenseits“ aka „Black Belt Jones“ bietet locker beschwingte Blaxploitation mit einem Overload an Martial-Arts-Action. In der zeigt Hauptdarsteller Jim Kelly mit steilem Afro, was er kämpferisch drauf hat und was er akustisch für tolle Geräusche machen kann. Das wird gereicht an einer egalen Story, einem funky Score, einem herrlich schaumigen Showdown und einer schnoddrigen deutschen Synchronisation („Die haben sich verzüscht wie nüscht“), welche den Unterhaltungsfaktor zusätzlich hebt. Deutlich mehr Spannung, fiesere und vor allem präsentere Lumpen und vielleicht auch ein paar derbe Brutalitäten hätten das ganze Gebräu zum Hit gemacht. In der jetzigen Form firmiert das Ganze filmgeschichtlich gesehen unter „Gesehen – Gelacht – Vergessen“.
Der Film war in Deutschland lange nur auf VHS zu haben, allerdings gekürzt. Erst als sich das Label St. Peter Entertainment des Actioners annahm, erschien er ungeprüft und ungeschnitten auf DVD.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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