Originaltitel: Trading Paint__Herstellungsland: Spanien, USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Karzan Kader__Darsteller: John Travolta, Rosabell Laurenti Sellers, Michael Madsen, Barry Corbin, Kevin Dunn, Buck Taylor, Toby Sebastian, Shania Twain, Luis Da Silva Jr., Margaret Bowman u.a. |
Sam Munroe ist mit Leib und Seele Rennfahrer. Vor allem das Dirt Track Racing hat es ihm angetan – also Motorsport auf Rennstrecken mit Lehm- oder Schmutzoberflächen. Hier hat er schon diverse Titel gewonnen, bis ihn eine private Tragödie den aktiven Rennsport an den Nagel hängen ließ. Doch er konnte nie von dem Sport ablassen und baute weiter Karossen für andere Fahrer zusammen.
Darunter auch für seinen Sohn Cam. Der versuchte nämlich die Familientradition fortzuführen und als Rennfahrer Fuß zu fassen. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Auch weil Sam finanziell nicht in der Lage ist, ihm richtig gute und zuverlässige Rennwagen hinzustellen. Als Cam in der Folge von Sams Erzrivalen Linsky das Angebot erhält, für dessen finanziell deutlich besser betuchten Rennstall zu fahren, lässt Cam sich nicht lange bitten. Immerhin hat er eine kleine Familie durchzubringen, die vom Salär eines erfolgreichen Rennfahrers gut leben könnte.
Sam jedoch begreift das als echten Affront und er beschließt, gegen Linsky mobil zu machen. Er klemmt sich selbst wieder hinter das Lenkrad und zeigt allen, dass er nichts verlernt hat. Da kommt es zu einem heftigen Unfall…
Schaut in den Rennsportfilm mit Michael Madsen hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=dAttMWMZqL8
„Burning Speed“, der im Original eigentlich „Trading Paint“ heißt, wirkt von Sekunde eins an vollkommen aus der Zeit gefallen. Der Rennsportfilm ergötzt sich an seiner altbekannten, mit keinerlei Neuerungen oder Ideen aufwartenden, zigfach besser gesehenen und trutschig erzählten Underdog-Story. Die er zudem mit vielen zwischenmenschlichen, vorhersehbaren und in Klischees erstarrenden Problemen auf- und überlädt.
Infolgedessen weiß man von Anfang an, wie „Burning Speed“ enden soll und enden wird. Von einer echten Dramaturgie oder irgendeiner Art von Spannung keine Spur. Das macht es zwischenzeitlich hart, dranzubleiben. Auch weil Regisseur Karzan Kader es nicht schafft, die eigentlichen Highlights als ebensolche zu transportieren. Sprich: Die Rennen funktionieren nicht.
Gäbe es den allgegenwärtigen, penetranten Rennmoderator nicht, man wüsste gar nicht, was hier auf der Leinwand abgeht. „Burning Speed“ fehlt alles, was Rennsport so faszinierend macht. Riskante Überholmanöver, gewiefte Taktiken, ein ordentliches Quäntchen Technikgeilheit und die Erotik, die für so manchen von Rennwagen ausgeht – nichts davon mag Kader zelebrieren. Letzteres gerät sogar zur totalen Farce bei den potthässlichen Karren, die man hier als ultimative Geschosse gereicht bekommt. Aufgrunddessen sind einem die Rennen vollkommen Wumpe. Der Held wird schon gewinnen. Selbst der alles verändernde Crash bei einem Rennen wird einfach nur emotionslos gereicht.
Auch die technische Umsetzung der Rennen ist eher langweiliger Natur. Dafür sieht das Ganze abseits der Rennen ganz hübsch aus. „Burning Speed“ punktet mit farbsatten Bildern, eleganten Kamerafahrten und ruhigen Einstellungen, die einerseits gut zum unaufgeregten Tempo des Filmes passen, ihn andererseits gefühlt aber noch langsamer machen. Der in Richtung Country tendierende Score mag das Tempo auch nicht pushen.
Dank der guten Darsteller macht der Film zumindest etwas Boden gut. Vor allem John Travolta („The Poison Rose“) spielt so sympathisch wie seit Ewigkeiten nicht mehr. Und der graumelierte Bart steht ihm auch sehr gut. Als sein Erzfeind darf Michael Madsen („Shark Season“) den einen oder anderen fiesen Moment gestalten. Dennoch wird Linsky auch dank Madsens bodenständigem Spiel nie zur Bösewicht-Karikatur. Die übrigen Darsteller machen ebenfalls einen guten Job. Etwas deplatziert wirkt nur Shania Twain als Love Interest von Sam. Die Sängerin wirkt darstellerisch nicht beschlagen genug, um mit den anderen Schauspielern von „Burning Speed“ mitzuhalten. Was durch eine ziemlich gruselige Synchronisation noch verstärkt wirkt.
„Burning Speed“ schaltet nie in den Turbogang
Was am Ende bleibt, ist ein hübsch anzusehender, gut gespielter, aber reichlich betulich erzählter Rennsportfilm, der leider keinen Ansatz findet, die Faszination des bebilderten Sports für den Zuschauer greifbar zu machen. Auch weil er einfach nichts über das Dirt Track Racing an sich erklärt. Und wenn er selbiges dann inszeniert, fallen dem Zuschauer aufgrund fehlender Renndramaturgie und Spannung schonmal die Augen zu.
Seltsame erzählerische Sprünge zum Ende des Filmes hin, die die letzten Reste des kompetitiven Ansatzes der vorher etablierten Filmdramaturgie beiläufig wegwischen, entlassen den Zuschauer schulterzuckend in die eigene Realität. Nur Fans von John Travolta und Michael Madsen werden wir einigermaßen glücklich.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 15. Oktober 2020 von Sunfilm. Mit einer FSK 12 ist der Film ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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