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Operation Golden Phoenix

Originaltitel: Operation Golden Phoenix__Herstellungsland: Kanada/Libanon__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Jalal Merhi__Darsteller: Jalal Merhi, Loren Avedon, James Hong, Al Waxman, Karen Sheperd, Joseph Nano, Ala’a Zalzaldi, Nabila Mitwalli, Guylaine St-Onge, Natalie Radford, Nicole Bardawil u.a.
Operation Golden Phoenix

Jalal Merhi kloppt sich Loren Avedon und Karen Sheperd durch sein Regiedebüt “Operation Golden Phoenix”

Nach einigen Schauspielauftritten im Actionbereich reichte Jalal Merhi die Arbeit vor der Kamera nicht mehr und er legte 1994 sein Regiedebüt vor: „Operation Golden Phoenix“. Dabei setzte der B-Recke nicht nur sich, sondern auch sein Heimatland Libanon in Szene.

Im Kern geht es um zwei Profis aus der Geheimdienstwelt: Mark Assante (Jalal Merhi) und seinen Kumpel Ivan Jones (Loren Avedon). Dummerweise ist Ivan stark verschuldet und hat auch keinen Bock mehr auf das Dasein als Befehlsempfänger, weshalb er seinen Freund und Vorgesetzten Mark hintergeht, als sie ein wertvolles Phönix-Amulett nach Amerika schaffen sollen. Da der Film schon direkt offen erzählt, dass Ivan ein Verräter ist, dürfte es wohl nur jene Zuschauer, die in ihrem Leben weniger als drei Filme gesehen haben, überraschen, dass er seinen Tod bei dem Überfall nur fingiert hat.

Leider fehlt den Behörden jener Wissensvorsprung des Publikums, weshalb sie Mark für verantwortlich halten, da nur er oder Ivan als Tippgeber bei dem Überfall in Frage kommen. Derweil will Mister Chang (James Hong), Ivans Partner in Crime, Mark sicherheitshalber lieber tot sehen. Mark entkommt jedoch den Behörden und überlebt das Attentat, da Ivan doch noch eine sentimentale Ader für seinen Kumpel hat, die angesichts seines sonstigen eiskalten Mordens wenig Sinn ergibt, aber ansonsten wäre der Film nach rund 20 Minuten vorbei, würde er nicht danebenschießen.

Mark verfolgt die Spur des Phoenix-Amuletts zu dessen eigentlichem Besitzer, Professor Amid (Joseph Nano), der im Libanon residiert. Dorthin zieht es auch Ivan und Chang, denn es gibt ein zweites Phoenix-Medaillon, das den ortsansässigen Prinzessinnen Tara (Karen Sheperd) und Angelica (Gylaine St-Onge) gehört. Zusammen sollen die Medaillons den Weg zu einem Schatz weisen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=rn0XWtvV1D8

Ein Elite-Agent zwischen den Fronten, der seinen Namen reinwaschen will, gejagt von den eigenen Leuten und den Schurken, plus Schatzsuche – das klingt doch eigentlich nach schweißtreibendem Stoff. In den Händen von Merhi („Expect to Die“) und Drehbuchautor J. Stephen Maunder („Expect No Mercy“), der fast alle Merhi-Vehikel schrieb, wird daraus jedoch ein zäher Langweiler, der quasi nur so vor unnützen Füllszenen strotzt. Wenn Mark nach seiner Ankunft etwa via Boot zu einem Treffen gefahren wird, dann ist das bestenfalls dazu da, um die touristische Seite von Merhis Heimat abzulichten, trägt aber nichts zum Film bei. Ein Besuch bei einem Rennen zeigt eigentlich nur den Start zweier Autos vor jubelnder Menge bei einer Rallye, aber vermutlich durfte Merhi bei einem entsprechenden Event mitfilmen und wollte das Material nicht verkommen lassen. Und dann ist da noch jene Episode kurz vor dem Finale, in dem ein paar Schurken minutenlang durch eine Tempelruine laufen. Vielleicht war dies auf dem Papier auch als spannende Schatzsuche und nicht als Streckmittel für den Film gedacht, aber die Möglichkeit ist fast noch schlimmer.

Auch handwerklich liegt hier einiges im Argen. Manche Szenenübergänge sind holprig montiert, erst im Abspann wird noch eine Szene nachgereicht, in der man dann erfährt, dass die zwischenzeitlich aus der Handlung verschwundene Tochter des Professors eigentlich von Mark und Tara befreit wurde, und den Kampfszenen sieht man leider teilweise an, dass sie nur für den Film gestellt sind. Das ist schade, denn Merhi, Avedon und Sheperd haben durchaus etwas drauf, auch wenn sie es nur selten zeigen dürfen: Erst im Showdown mit zwei langen, simultan stattfindenden Fights kann man das Können der Martial Artists so wirklich bewundern. Die andere längere Actionszene ist der Überfall zu Beginn, der in begrenztem Umfang Autocrashs, Explosionen und blutige Einschüsse bietet, dazwischen sind nur kurze Scharmützel angesagt. Mit geschmeidigerer Inszenierung würde das Gebotene dann sicherlich auch noch mehr hermachen, aber „Operation Golden Phoenix“ sieht man seinen Debütcharakter jederzeit an.

Aber auch schreiberisch läuft hier wenig rund. Nicht nur im Fall von Ivan, nein, auch bei Sue (Nabila Mitwalli), der Frau des Professors, wird quasi schon bei der Figureneinführung erzählt, dass sie eine Verräterin ist, womit der Film sich jedes Überraschungspotentials beraubt. Vieles wird nur unzureichend erklärt, manches ist reichlich Banane. Etwa wenn Mark nur das Auto gegen die Palastmauer der Prinzessinnen fahren muss, um als Verletzter dort aufgenommen zu werden, und des Nächtens einfach in das Schlafgemach der Herrscherin marschieren und das Amulett klauen kann, ohne dass groß ein Spur irgendwelcher Leibwachen zu sehen wäre. Aber selbst davon abgesehen: „Operation Golden Phoenix“ ist auch abseits solcher Schnitzer einfach nur ein aus Standards des Agenten-Actionfilms müde zusammengestoppelter Torso ohne jeden Spannungsaufbau oder Sinn für Dramaturgie oder Tempo, der allenfalls durch sein Libanon-Setting etwas Eigenes besitzt. Denn Merhis Heimat hat schon ein paar schöne und interessante Stätten zu bieten, die der Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller in Personalunion hier ablichtet.

Allerdings macht auch „Operation Golden Phoenix“ klar, dass Jalal Merhi am besten neben Partnern wie Billy Blanks („Talons of the Eagle“), Bolo Yeung („TC 2000“) oder Cynthia Rothrock („Tigerkralle“) glänzen kann. Zwar hat er mit Loren Avedon („Deadly Ransom“) und Karen Sheperd („America 3000“) auch hier zwei Kloppspezis an seiner Seite, aber dem Trio geht leider das Charisma der genannten ab, sodass sie einander nicht hochziehen können – immerhin lässt Avedon die Gesichtskirmes zu Hause, die er in manch anderem Film aufführte. Ganz brauchbar ist James Hong („Safe – Todsicher“) als fieser Strippenzieher, während mit Al Waxman („Die Klasse von 1984“) ein weiteres verlässliches Nebenrollengesicht an Bord ist, dessen Rolle als Chief man allerdings bequem aus dem Film streichen könnte. Das könnte man angesichts des Kuddelmuddelscripts aber mit diversen Figuren machen.

Sollte Jalal Merhi mit „Operation Golden Phoenix“ die Intention gehabt das Publikum im Rahmen seiner begrenzten B-Mittel von der Schönheit seiner Heimat zu überzeugen, dann ist sein Regiedebüt vielleicht sogar ansatzweise gelungen. Schön wäre nur gewesen, hätte er auch etwas filmisch Brauchbares abgeliefert. Doch das Script verpackt Klischees in einen auf der Stelle tretenden, spannungsfreien Plot, der noch dazu mit Unmengen Füllmaterial ausgestopft wurde, während die Regie teilweise holprig ist. Auch die wenigen Actionszenen sehen manchmal sehr gestellt aus, auch wenn der Überfall zu Beginn und der Showdown immer ein bisschen Leben in die Bude bringen.

„Operation Golden Phoenix“ war schon zu VHS-Zeiten in Deutschland ungekürzt ab 18 erhältlich und wurde indiziert, obwohl er relativ harmlos ist. Nach Aufhebung der Indizierung hat Cargo Records den Film auf DVD herausgebracht, ohne Bonusmaterial, wie bei eigentlich allen B-Action-Veröffentlichungen des Labels.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Cargo Records__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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