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Wake Up

Originaltitel: Wake Up__ Herstellungsland: USA_ Erscheinungsjahr: 2020__ Regie: Olivia Wilde__ Darsteller: Margaret Qualley, Sam Stillman, John Pirkis, Alwyn Robinson, …
Wake Up

„Wake Up“ (2020) von Olivia Wilde.

httpv://www.youtube.com/watch?v=bpiwc00NXKo

Our screens enable us to do extraordinary things.
Let them enhance us, not diminish us.

Bei „Wake Up“ haben wir es mit einem (ohne Abspann) knapp 10-minütigen „Short“ zutun, der im Januar 2020 auf dem „Sundance“-Filmfestival seine Weltpremiere feierte sowie von Olivia Wilde mit Margaret Qualley („Death Note„) in der Hauptrolle in Szene gesetzt wurde – wobei man es schon als „ein wenig ungewöhnlich“ bezeichnen kann, dass diese eine durchaus zum Nachdenken anregende „kritische Botschaft“ über die Art der Nutzung moderner Informations- und Kommunikations-Technologien aufweisende Veröffentlichung aus dem Hause der renommierten Produktions-Gesellschaft „Anonymous Content“ („the Revenant“, TV´s „Mr. Robot“, „Spotlight“, TV´s „the OA“ etc.) ausgerechnet in Partnerschaft mit dem großen amerikanischen PC- und Druckerhersteller Hewlett-Packard entstand…

Eröffnet wird in Gestalt einer jungen Frau (Qualley), welche unter einer Amnesie leidend (als „Jane Doe“ geführt) in einem New Yorker Krankenhaus aus einer erlittenen Bewusstlosigkeit wieder zu sich kommt. Physisch weitestgehend unversehrt, weiß sie nicht, was geschehen ist – vermag sich nicht zu erinnern und wird infolge dessen anwachsend frustrierter über die in dieser Hinsicht frei von Fortschritten verstreichende Zeit in der Einrichtung. Nicht nur der Mangel an ergiebigen Auskünften seitens der Ärzte – welche ohnehin offenbar meist anderweitig beschäftigt erscheinen – veranlasst sie irgendwann schließlich dazu, die Klinik spontan einfach zu verlassen: Hinaus an die „frische Luft“, wo sie die mannigfachen Eindrücke der Metropole quasi „wie noch nie zuvor“ registriert und genießt…

Man würde meinen, ein barfuß herumlaufendes Mädel in einem blauen Krankenhaus-Gewand, das gelegentlich auch noch vor sich hin singt, sich weit über Brüstungen vorbeugt sowie unbekümmert auf Bürgersteigen oder in Parks tanzt, würde Leuten in ihrer Umgebung auffallen – doch nichts dergleichen passiert. Stattdessen sind alle dermaßen mit ihren Handys, Tablets und Laptops beschäftigt, dass sie schlichtweg keiner wahrnimmt – nicht einmal als sie einer Frau in der Bahn deren Jacke entwendet. Anfangs genießt sie diese „Freiheit“ noch – fühlt sich mit fortschreitender Dauer allerdings zunehmend „isolierter“; sehnt sich nach realen (persönlichen) zwischenmenschlichen Interaktionen. War sie „früher“ genauso? Was war passiert? Antworten u.a. auf diese Fragen erhält sie letztlich nach Anbruch der Dunkelheit…

Dank einer talentierten Cast&Crew ist „Wake Up“ ein hochwertig in Szene gesetztes, audiovisuell ansprechendes, mit gewissen „künstlerischen Ambitionen“ sowie speziellen hintergründigen und surrealen Elementen aufwartendes „kleines“ Werk geworden, das mitunter einem Musikvideo ähnelt sowie von Wilde überdies als ein „Liebesbrief an ihre Heimatstadt“ erdacht und arrangiert wurde. Erfreulich zudem, dass das Ganze weder wie eine Werbung von „HP“ anmutet noch die zentrale Botschaft mit einem „erhobenen moralisierenden Zeigefinger“ dargereicht wird. Die nahezu jedem inzwischen zur Verfügung stehende (vor allem Internet-gestützte) Technik bietet einem eine riesige Fülle an Informationen, Entertainment sowie Möglichkeiten der „Vernetzung“ mit anderen. Bei vielen ist es aber wohl schwierig, das richtige Maß dabei zu finden…

Ja, die „digitale Welt“ kann Kontakte entstehen lassen, Wissen vermitteln sowie allerlei weiteres „Hilfreich-Positives“ offerieren – dient häufig allerdings rein der Ablenkung; ohne einer konkreten Intention oder einem substanziellen Nutzen. Im Netz kann man „dem Alltag entfliehen“ sowie leichter als sonst „unauthentisch und anonym“ auftreten. Welche Auswirkungen könnte das auf die individuellen sozial-emotionalen Kompetenzen im „Offline-Zustand“ haben? Die zugehörige „Distanz“ ist ein „zweischneidiges Schwert“. Warum herrscht bei manchen eine erschreckende Gleichgültigkeit, wenn sie Zeuge eines Unfalls werden – zücken einige gar stracks ihr Phone und filmen das Unglück anderer? Inwieweit beeinflussen sich Charakter-Eigenschaften und Konsum-Verhalten? „Wake Up“ liefert Denkanstöße, keine Antworten…

Margaret Qualley meistert die Hauptrolle mit Bravour. Seit ihrem Debüt in Gia Coppola´s „Palo Alto“ hat sich das ebenso hübsche wie talentierte Töchterchen Andie MacDowells mit Auftritten in Streifen wie „the Nice Guys„, „Novitate“, „Donnybrook“ und „Once upon a Time in Hollywood“ (sowie der TV-Serie „the Leftovers“) einen „gedeihenden Namen“ innerhalb der Branche erworben. Im Vorliegenden präsentiert sie eine Bandbreite unterschiedlicher Empfindungen restlos überzeugend – vorrangig via Körpersprache (Mimik, Gestik, Blicke), u.a. da es nur wenige Dialoge zu verzeichnen gibt. Und dass sie prächtig „entfesselt“ tanzen kann – so wie hier im Verlauf auf einem Basketball-Feld – wissen Kundige natürlich bereits dank ihrer grandiosen Performance in Spike Jonze´s 2016er „KENZO World“-Werbung…

Vom Einsteig bis hin zum Einsetzen der Schluss-Credits steht „Jane“ unentwegt im Mittelpunkt. Obgleich wir (die Zuschauer) nichts über sie wissen, gelingt es dennoch relativ zügig, ein solides „Fundament“ einer „Connection“ zu ihr aufzubauen, welche die „Emotionalität“ des Gebotenen dienlich bestärkt. Darüber hinaus besticht der „Short“ durch eine hervorragende Kamera-Arbeit von Darren Aronofsky´s Stamm-Cinematographer Matthew Libatique („Black Swan“), welcher die Möglichkeit besaß, an einigen der berühmtesten Locations New York Citys (á la Times Square, High Line Park oder Jane´s Carousel am East River) zu drehen, sowie alles in schick anzusehende Bilder gekleidet hat. Ebenfalls klasse: Der Soundtrack von Perfume Genius (Mike Hadreas). Kurzum: Für „Eye- und Ear-Candy“ wurde gesorgt…

Nach ihrem 2019er Hit „Booksmart“ hat sich Olivia Wilde mit „Wake Up“ erneut als eine kompetente Regisseurin bewiesen. Verfasst und mitproduziert von Garrett Combs und Chase Hilton, wird einem inhaltlich hier zwar nichts Neues offeriert – doch die Anregung, sich ruhig mal die Frage zu stellen, was man beim Starren auf irgendwelche Screens „im Leben“ wohlmöglich so alles verpasst (insbesondere auf unmittelbare „persönliche Verbindungen“ bezogen), ist definitiv sehr zeitgemäß und vermag einen das stimmungsvolle, handwerklich fein realisierte, sich angenehm straff entfaltende Ergebnis durchweg ordentlich zu unterhalten. Ja, der finale Moment kommt etwas „cheesy“ daher – wirkt sich aber in keinerlei gewichtig negativ zu Buche schlagenden Weise auf den ansonsten klar zusagenden Gesamteindruck aus…

knappe

Stefan SeidlWake Up

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Wake Up

Copyright der „Wake Up“ Poster-/Promomotive sowie Screenshots: Anonymous Content / Hewlett-Packard (HP)__ Deutsche Sprachfassung: nein__ DVD/BluRay: nein/nein

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