Originaltitel: Death Wish 4: The Crackdown__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: J. Lee Thompson__Darsteller: Charles Bronson, Kay Lenz, John P. Ryan, Perry Lopez, George Dickerson, Soon-Tek Oh, Dana Barron, Jesse Dabson, Peter Sherayko, James Purcell, Danny Trejo u.a. |
Mit dem äußerst kontrovers aufgenommenen „Death Wish“ war es Charles Bronson in der Rolle des Paul Kersey endlich gelungen, auch in den USA zum Superstar zu werden. Fortan konnte er sich seine Rollen aussuchen und machte von diesem Vorrecht ordentlich Gebrauch. Anfang der 1980er trat das frisch von Menahem Golan und Yoram Globus übernommene Studio Cannon Films an ihn heran. Sie wollten Bronson zu einem ihrer Exklusiv-Stars machen.
Der erste gemeinsame Film: „Death Wish 2“. Der enterte acht Jahre nach dem Erstling 1982 die Kinosäle, ließ jedwede Doppelbödigkeit einfach weg und setzte auf Sex und Gewalt satt. Ein Hit, fortgesetzt mit „Death Wish 3“, der nun alle Regler auf Anschlag stellte. Der Film spielte in einer comichaft überzogenen, beinahe apokalyptischen Version New Yorks, welches mit dem Unrat dieser Welt förmlich geflutet zu sein schien. Dem Mob erklärte Kersey dann wortwörtlich den Krieg und befriedete ganze Straßenzüge. Wie sollte das noch gesteigert werden? Paul Kersey befriedet den Planeten? Grotesk…
Schaut in den Actionfilm mit Charles Bronson hinein
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Dementsprechend ging man mit „Death Wish 4“ einige Schritte zurück. Versuchte das gesamte Franchise wieder ein wenig zu erden und Kersey etwas menschlicher zu machen. Dementsprechend steigt der Film mit einem vertrauten Motiv ein: Eine Frau alleine in einer Tiefgarage. Vor ihr bauen sich drei hünenhafte Gestalten auf. Großmutters Strumpfhose thront auf den Gesichtern. Der Kenner ahnt: Eine Vergewaltigung droht. Die Kerle überwältigen die Frau, reißen ihr die Kleider vom Leib. Da schält sich die Gestalt eines vierten Kerls aus den Schatten. Er zieht seine Knarre und pumpt die Kerle mit Blei voll. Einer kann vor seinem Ableben noch eine Frage stellen…
Lump: Wer sind Sie?
Kersey: Ich bin der Tod.
Paul Kersey schreckt aus einem Traum hoch. Wird der Rächer etwa von seinen moralisch nicht ganz okayen Taten verfolgt? Juckt „Death Wish 4“ kein Stück, denn dieses interessante Motiv wird ganz schnell beiseite geschoben. Stattdessen stellt uns der Film Kerseys neue Flamme Karen und deren Tochter Erica vor. Zudem erfahren wir, dass Paul wieder seinem Architektenberuf nachgeht. Doch mit der Idylle ist es schnell vorbei, als Erica an einer neuen Sorte Kokain verstirbt. Sofort zieht Kersey los, um den Dealer zu richten, der Erica das Zeug versorgt hat.
Dennoch bleibt Kersey keine Zeit zum Trauern, tritt doch plötzlich aus dem Nichts ein Kerl namens Nathan White an ihn heran. Seine Tochter sei wie Erica Opfer der Drogen geworden und er wisse um Paul Kerseys Vergangenheit. Er verführt Paul Kersey dazu, an die ganz großen Fische heranzuwollen. Dazu versorgt er Kersey mit ausreichend Knete und Waffen. Paul Kersey ist sofort in seinem Element und beginnt, die großen Dealer der Gegend gegeneinander auszuspielen und in einen Krieg zu treiben.
Dünne Story an fetter Action
Infolgedessen wird Paul Kersey ganz flott wieder zum eiskalten Rächer umgedeutet. Trauerbewältigung ist für andere da. Seltsamerweise pausiert der Film auch Karen komplett. So wirkt die ganze Chose um Erica total egal. Hauptsache Kersey ist wieder am Wüten. Hier macht es sich der Film definitiv zu einfach. Wobei es „einfach machen“ nicht trifft, denn tatsächlich wird „Death Wish 4“ in der Folge sogar reichlich dumm. Wie naiv und unvorsichtig der Streifen ausgerechnet seinen Helden agieren lässt, lässt mehrfach an dessen gesundem Menschenverstand zweifeln. Zum Glück hat er Handkanten und Knarren dabei, um seine Dummheiten wieder auszubügeln.
Dennoch entwickelt der Film einen netten Zug und hastet alsbald von Actionszene zu Actionszene. Diese nehmen ungefähr ab der Filmmitte auch deutlich an Umfang zu. Alles beginnt mit einem hübsch blutigen Shootout in einer Fischfabrik, steigert sich in einer starken Ballerei rund um ein Ölfeld und mündet in einen feinen Showdown, bei dem Explosionen, blutige Körpertreffer und ein megafieser Abgang des Superlumps hinreichend zynisch zelebriert werden.
Rollen wie diese spielt Charles Bronson („Murphys Gesetz“) im Schlaf runter, zumal er vom Drehbuch auch in keinster Weise gefordert wird. Die Cannon Studios wollten Action, sie bekamen Action. Auf jeden Fall macht der damals 66-Jährige einen fitten Eindruck, wenngleich er bei manchen Stunts sichtlich gedoubelt wurde. An seiner Seite agieren eine sympathisch Kay Lenz („Straße der Gewalt“) als Karen und John P. Ryan („Delta Force 2“) als sinistrer Auftraggeber Kerseys. In kleinen bis kleinsten Nebenrollen tummeln sich hier zudem Danny Trejo („Machete“), Akte-X-Skinner Mitch Pileggi („24 Stunden gejagt“), Mark Pellegrino („F.T.W.“) als Punk und Soon-Tek Oh („Missing in Action 2“) als Cop.
„Death Wish 4“ bietet Action satt
Regisseur J. Lee Thompson („Der Liquidator“) geht bei „Death Wish 4“ den einzig richtigen Weg. Er schraubt das Comichafte aus Teil 3 deutlich zurück und besinnt sich wieder mehr auf die Tugenden eines Actionthrillers. Das hindert ihn freilich nicht daran, seinen Helden mit granatwerferbewehrtem Maschinengewehr zum Showdown latschen zu lassen. Auch vor dem Showdown lässt es „Death Wish 4“ häufiger amtlich scheppern.
Nur die Story drumherum – obschon absoluter Genre-Standard – schlägt sich nicht so gut. Gerät teils richtiggehend dumm. Charles Bronson wirkt zudem komplett unterfordert. Sein Charakter wirkt emotional total tot, bekommt ein paar saudämliche Aktionen auf den Leib geschneidert und entwickelt sich null weiter. Obendrein sind die Fieswichte gefühlt nie fies genug. Da bringt auch ein – leider erwartbarer – Twist gegen Ende kaum mehr Spannung in das wenigstens angenehm brutale und knallige Treiben.
Die deutsche DVD / Blu-ray von „Death Wish 4“ kommt mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten und in toller Bildqualität von NSM Records.
In diesem Sinne:
freeman
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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