Originaltitel: Slaughter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1972__Regie: Jack Starrett__Darsteller: Jim Brown, Stella Stevens, Rip Torn, Cameron Mitchell, Don Gordon, Marlene Clark, Robert Phillips, Marion Brash, Norman Alfe, Eddie Lo Russo, Buddie Garion, Roger Cudney u.a. |
1972 war vielleicht das Jahr, als beim Blaxploitation-Film der Knoten platzte. In Position gebracht hatte sich das neue schwarze Kino schon in der zweiten Hälfte des vorhergehenden Jahrzehnts, angetrieben durch die Civil-Rights-Bewegung, mit der ein Beben durch die afroamerikanische Bevölkerung ging. Aber erst nach dem Erscheinen von „Sweet Sweetback’s Badaaasss Song“ und „Shaft“ (beide 1971) reagierte auch die Filmindustrie auf die verstärkte Nachfrage mit dem entsprechend breiten Angebot. Die Zahl der Produktionen stieg ab sofort enorm an, was letztlich Auswirkungen auf Sorgfalt und Güte in Sachen Drehbuch und Inszenierung haben musste. Die hochwertigen, teils oscarprämierten Rassismus-Thriller und -Dramen aus den 50er und 60er Jahren waren so gesehen der Kampf für eine neue Freiheit, auch reuelos schwarzes Unterhaltungskino machen zu dürfen. In den 70er Jahren folgte der verdiente Lohn: Funkige Arschtritte schwarzer Helden in weiße Ärsche, zu Dutzenden verteilt in sleazigen Genrestreifen. American International Pictures wollte da nicht hintenan stehen und kaperte zum Auftakt seiner hauseigenen Serie von Blaxploitation-Beiträgen im August 1972 gleich zwei Genres auf einmal: den Horror in „Blacula“, die Action in „Slaughter“.
Der ebenso wie „Shaft“ nach dem Namen der Hauptfigur (und vielleicht auch nach seiner kompromisslosen Vorgehensweise) benannte Action-Beitrag, mit dem AIP startete, dokumentiert durch seine geradlinige, epigonische Struktur in gewisser Weise eine Welt, in der die Ziele der Bürgerrechtsbewegung kurz vor der Vollendung stehen. Immerhin steht nun ein schlagfertiger Afroamerikaner seinen Mann in einer Rolle, die bislang vor allem auf weiße Draufgänger zugeschnitten war. Mit Blick auf das Rachemotiv bietet sich Michael Caine in „Get Carter“ zum Vergleich an, aber auch unzählige Western stehen Pose, in denen Einzelgänger strategisch mit Bandenbossen und ihren psychotisch veranlagten Handlangern aufräumten. Im Grunde ist jede Wendung im Skript, jeder dumme Spruch, jeder Schusswechsel und jede Autoverfolgung schon einmal zuvor gedreht worden – nur eben mit anderen Autos, anderer Musik, anderer Kleidung und eben in einer anderen ethnischen Zusammensetzung.
Bei „Slaughter“ handelt es sich somit im Wesentlichen um Malen nach Zahlen, allerdings geht Regisseur Jack Starrett hier doch ein ziemlich geschmeidiger Streifen von der Hand, der von vorne bis hinten sauber getaktet ist. Kaum hat Billy Prestons fetziger Titelsong mit den voranpreschenden Gitarren-Sustains der Black-Sabbath-Schule eingesetzt, ist ein Tempo etabliert, das anschließend kaum mehr gedrosselt wird. Eine kurze Bombenexplosion aus dem Nichts und schon ist der Aufhänger gesetzt: Ein Badass will Rache für seine ermordeten Eltern und rückt der verantwortlichen Verbrecherbande mit einem unwiderstehlichen Mischverhältnis von 80 Prozent Muskeln und 20 Prozent Gehirn auf den Pelz.
In der Hauptrolle sehen wir Jim Brown, der die Amerikaner bis Mitte der 60er Jahre noch als einer der besten Runningbacks der NFL-Geschichte begeisterte, bevor er eine Zweitkarriere als Schauspieler anging. „Slaughter“ war nicht sein erster Part; man konnte ihn zuvor bereits in diversen Western, Kriegsfilmen (darunter „Das dreckige Dutzend“) und Dramen sehen. Im Krimi „The Split“ ergatterte er schon 1968 seine erste Hauptrolle, im Rassismus-Kleinstadtdrama „…tick…tick…tick…“ wandelte er 1970 bereits auf den Spuren Sidney Poitiers. „Slaughter“ sollte aber vielleicht seine erste „Jim Brown ist…“-Rolle werden, etwas, das man ganz speziell mit diesem Darsteller verbindet – eben genauso wie Richard Roundtree als „Shaft“, Ron O’Neal als Priest in „Superfly“ oder Fred Williamson als Tommy Gibbs in „Black Caesar“.
So baut der Hüne dann auch eine beachtliche Präsenz alleine aufgrund seiner potenten Ausstrahlung auf. Obwohl ihm vielleicht die emotionale Bandbreite fehlt, um das Rachemotiv stärker zu betonen, kauft man ihm ab, wie er sich unbarmherzig seinen Weg in die Reihen des Gegners bahnt und dort seine Harke schwingt – manchmal etwas überhitzt, damit sich die gewünschten Entwicklungen im Plot ergeben können, dann aber auch oft mit kühlem Kopf, wenn es darauf ankommt. Ob er dabei nun im schmucken Ziergarten mit der Braut des Gegners (Stella Stevens) Händchen hält oder munter die Schergen im Ringer-Stil vom Hochhaus wirft, juckt ihn herzlich wenig. Mit dieser lässigen Haltung qualifiziert sich Brown als einer der großen Charakterköpfe des Blaxploitation-Kinos.
Schaut in den Trailer
httpv://www.youtube.com/watch?v=uMwsNepwuVs
Auf der Gegenseite zieht in erster Linie Rip Torn eine dicke Show ab. Der leuchtet bereits am Anfang des Films als kleiner Mitläufer so bunt, dass auf Anhieb klar ist, dass sein soziopathischer Problemlösungsstil ihn über kurz oder lang bis an die Spitze des Syndikats führen wird. Norman Alfe als sein Boss und erst recht all seine Kollegen bleiben dagegen so blass, dass sich zwischen Torn und Brown eine Erzfeindschaft aus der Ferne entwickeln kann, die keinerlei Störfaktoren unterliegt, egal wie viele Komparsen Brown dafür zunächst aus dem Weg räumen muss. Spätestens diese Konfliktmuster sind vom klassischen Western geerbt. Das zieht sich bis zum finalen Showdown Mann gegen Mann, obgleich hier eine rasant gefilmte Autoverfolgungsjagd mit brachialem Ende einsteht für das altmodische Schussduell – nicht die erste übrigens, denn zur Mitte muss sich der Held mit Hechtsprüngen und Ausweichmanövern gegen heranrasende Asphaltcowboys erwehren, während er anfangs selbst noch todesmutig in ein Auto steigt, um ein startendes Segelflugzeug vom Abheben abzuhalten.
Die Action ist im Allgemeinen ähnlich schnörkellos wie die Handlung und setzt vor allem auf griffige, kurze Einlagen, in der Regel Vollkörperkontakt oder Schusswaffeneinsatz an belebten Plätzen, wobei die Interieurs jeweils geschmackvoller sind als das Benehmen der Kontrahenten. „Slaughter“ überzeugt mit extravaganter, teuer wirkender Ausstattung, die oftmals ebenso sehr in Bewegung ist wie die Darsteller. Selbst einfachste Dialoge bekommen etwas Spritziges, wenn im Hintergrund ein großer Brunnen vor dem Hotel Camino Real in Mexico City das Wasser aufwirbelt oder Badegäste in den Pool der Innenanlage springen. Ein Glücksspiel-Etablissement lässt dann auch noch heftige „Casino Royale“-Assoziationen entstehen, so dass die Bond-Ähnlichkeiten auf dem Kinoplakat und im stilisierten Vorspann weit mehr sind als leere Versprechen. Von den Armenvierteln, die üblicherweise die Blaxploiter-Kulisse bilden, ist man offenbar einige Blocks entfernt. Da wähnt man sich schon eher in einem Urlaub, der einem gerade von ein paar Übergeschnappten mit Waffen versaut wurde.
Obwohl der Gewaltfaktor dabei nicht ausschlägt, sondern moderat genug bleibt, um immer noch für den Bond-Vergleich qualifiziert zu bleiben, gönnt man sich so manch anderen Hingucker, mit der sich Slaughters Welt ihren eigenen Stil schafft. Dazu gehört abgesehen von buschigen Frisuren und ausschlagender Garderobe beispielsweise ein Arsenal an schicken Karosserien, begonnen bei dem explodierenden Mercedes aus dem Prolog bis hin zu einem knallorangenen Ford Mustang, der trotz seines kurzen Auftritts allen die Show stiehlt. Zudem werden einige Klischees weißer Genre-Filme kurzerhand ins Gegenteil verkehrt: So sieht man Don Gordon als weißen Sidekick und Stichwortgeber des schwarzen Helden und ausgerechnet am blonden Blickfang Ann wird das Thema Sklaverei erörtert, wenn sie sich selbst als Eigentum ihres Bosses bezeichnet und von Slaughter darüber aufgeklärt wird, dass sie das nicht sein muss. Eine gemischtrassige Bettszene, die den harten Hund auf einmal butterweich werden lässt, setzt dann nochmal ein zusätzliches Zeichen gegen die rassistischen Nadelstiche, mit denen die Gegner ihm permanent zusetzen.
Als Fußnote lässt sich noch erwähnen, dass es sich um einen frühen Versuch handelt, den immer noch aktiven Vietnamkrieg für einen Rückkehrer-Hintergrund zu verwenden. Der dient quasi als Rechtfertigung für das wenig zimperliche Vorgehen Browns, der sich anders als so manche Veteranen der 80er immer noch über einen taufrischen Körper freuen darf, fast so, als habe der Verarbeitungsprozess noch nicht begonnen und der Killermodus sei noch nicht auf Standby gestellt. Dass die Baddies in der Zwischenzeit bereits mit ominösen Super-Computern hantieren, ist in diesem Kontext fast noch bedrohlicher als das Soziopathenlächeln Rip Torns, wird damit doch eine Zukunft in Aussicht gestellt, gegen die ein Green Beret alleine nichts ausrichten kann…
Der Vorwurf, mit dem letztlich der Untergang des Genres besiegelt wurde, lässt sich auch diesmal anwenden: Ein weißes Studio produziert einen billigen Reißer für ein schwarzes Publikum und verwendet dabei weiße Schablonen, um mit schwarzer Haut weißes Geld zu scheffeln. Nicht gerade die Formel, aus der Revolutionen gemacht sind. Dank der flotten Regie und des kernigen Hauptdarstellers ist „Slaughter“ aber ein überdurchschnittlich unterhaltsamer Genre-Beitrag, der mit einer Explosion beginnt, mit einer anderen endet und auf dem Weg dahin immer schön das Tempo hält. Die kommerziellen Absichten sind mit der Zeit verblasst; was bleibt, ist ein arschcooler Jim Brown, der kräftig zupackte, um dem schwarzen Kino Profil zu verleihen.
Informationen zur Veröffentlichung von “Slaughter”
Black Cinema Collection #1
„Black Cinema“. Das ist zunächst mal ein sehr weit gefasster Sammelbegriff, der nicht nur viele Epochen umfassen kann, sondern auch viele Genres, viele Studios und viele Filmschaffende. Gemeinsam ist den zugehörigen Filmen wohl nur eines: Sie betonen die Eigenschaften und Errungenschaften afroamerikanischer Kultur und bemühen sich darum, eine zumeist von Weißen geprägte Filmlandschaft mit alternativen Facetten zu bereichern.
Viele Werke des Black Cinema wurden natürlich hierzulande bereits veröffentlicht; die Rassismus-Dramen mit Sidney Poitier etwa oder viele Werke wichtiger Regisseure des New Black Cinema wie Spike Lee und John Singleton. Zumeist handelte es sich jedoch um einzeln veröffentlichte Filme, die höchstens im Bonusmaterial kontextualisiert wurden. Eine deutsche Filmkollektion mit einer solchen thematischen Ausrichtung ist zumindest diesem Rezensenten nicht bekannt. Nun hat sich ausgerechnet ein vor allem auf Horror spezialisiertes Label dazu entschlossen, eine solche Kollektion zum Sammeln auf den Markt zu bringen. „Slaughter“ ist der erste Titel der geplanten 10-teiligen „Black Cinema Collection“ aus dem Hause Wicked Vision.
Der Sammelschuber
Obwohl „Slaughter“ als klassischer Vertreter der Blaxploitation gesehen werden kann, wird sich die Reihe nicht auf diesen Bereich beschränken, sondern den Begriff weiter fassen. Aus der Titelauswahl wird kein großes Geheimnis gemacht; der zweite Film, die Fortsetzung zum United-Artists-Klassiker „In der Hitze der Nacht“, wurde sogar schon parallel veröffentlicht. Als offizielle Nr. 1 ist „Slaughter“ allerdings mit einem besonderen Gimmick ausgestattet, einer Sammelbox für alle geplanten Teile nämlich. Hierbei handelt es sich um eine stabile, zu einer Seite hin geöffnete Pappschachtel mit den Maßen B 15,5 + H 17,5 x T 14,0. Ein echtes Schmuckstück, das auf allen Außenseiten verziert ist mit Collagen der zukünftigen Protagonisten der Reihe und Szenenausschnitten in einem blassen Schwarzweiß. Mit Glanzlack hervorgehoben ist der Schriftzug „Black Cinema Collection“, das zugehörige Logo in Form einer stilisierten schwarzen Faust sowie das Wicked-Vision-Auge. Wer die Seitenteile gegen das Licht hält, entdeckt außerdem zwei Werbezeilen in Glanzlack an den äußeren Seiten: Einmal „She’s the meanest chick in Town“ aus „Foxy Brown“, einmal „if you steal $300,000 from the mob, it’s not robbery: it’s suicide“ aus „Across 110th Street“ – beides Titel, die über kurz oder lang ebenfalls in der Box landen werden. Der noch nicht ausgefüllte Platz ist provisorisch mit einem Styroporklotz ausgestopft, damit nichts einknicken kann. Anbei gehört ein Rückenblatt mit Inhaltsangabe und Ausstattungsdetails, das außerdem eine maschinelle Limitierungsnummer aufweist. Limitiert ist die Edition auf 1500 Stück.
Die Verpackung
Anders als die meisten Veröffentlichungen des Labels werden die Discs nicht in Mediabooks verpackt sein, sondern in transparenten Scanavo Cases. „Slaughter“ kommt als Blu-ray+DVD-Set mit 24-seitigem Booklet und es darf wohl davon ausgegangen werden, dass dies der Standard für die Releases der „Black Cinema Collection“ werden wird. In Sachen Artwork wird dem Käufer die Entscheidung diesmal abgenommen, denn erwerben kann man das Set lediglich mit dem Originalposter auf der Front, das vor lauter James-Bond-Anspielungen zu bersten scheint. Der Name des Hauptdarstellers und der Filmtitel sitzen in passender Retro-Font wie angegossen über der Szenen-Collage, die sich auf verlaufenem Gelb verteilt. Am oberen Rand verläuft ein schwarzer Streifen mit dem Aufdruck „Black Cinema Collection #1“. Ein FSK-Logo ist zum Glück nicht abgedruckt, denn ein Wendecover gibt es nicht; stattdessen ist im Innenteil in Schwarzweiß eine Szene aus dem Film abgedruckt, in der Slaughter sich gegen mehrere Angreifer auf dem Dach eines Hauses zur Wehr setzt. Die Blu-ray und die inhaltsgleiche DVD sind versetzt übereinander gelagert, ohne dass sie sich berühren; der Halterungsmechanismus bietet hier maximalen Schutz.
Das Booklet
Links eingeklammert finden wir das entnehmbare 24-Seiten-Booklet, das passend zum gesamten Design ein Schwarzweiß-Cover aufweist und auch innen überwiegend Schwarzweißbilder verwendet – von einem bunt gedruckten Filmplakat abgesehen. Das Booklet eröffnet mit einer kurzen Einleitung, in der das Konzept der „Black Cinema Collection“ erläutert wird. Dann übernimmt Christoph N. Kellerbach. Ausgehend vom filmwissenschaftlichen Begriff des „Black Buck“, der von Filmhistoriker Donald Bogle geprägt wurde, erläutert er, was Jim Brown (Katanga) mit seiner Rolle im vorliegenden Film eigentlich gemacht hat und wie er versuchte, eingefahrene Klischees und Konventionen zu brechen. Die Produktionsgeschichte kommt selbstverständlich auch nicht zu kurz und so entwickelt sich eine vielseitige Analyse des Films, die soziokulturelle Vorbedingungen ebenso wenig außer Acht lässt wie den Einfluss dieses Films auf die Nachwelt.
Bild und Ton
Nachdem wir die Disc eingelegt haben, wird auf Anhieb der Produktionsaufwand sichtbar, der für die Reihe betrieben wurde. Es folgt ein Trailer zur Kollektion, bevor wir schließlich ins Hauptmenü eintreten, das mit dem Theme von Billy Preston untermalt wurde – Filmfans der postmodernen Schule werden es auf Anhieb als Erkennungsmelodie von Til Schweiger in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ wiedererkennen. Neben dem englischen Originalton lässt sich auch der deutsche Ton in DTS-HD Master Audio 2.0 auswählen. Das Besondere: Man hat die Wahl zwischen dem ungefilterten und dem gefilterten Lichtton. In der gefilterten Variante ist der Ton komplett von Störfeuern wie Rauschen und Knistern befreit, was für sehr saubere, klar verständliche Dialoge und Effekte sorgt. Umgekehrt wirkt der ungefilterte Ton authentischer, rauer und weniger synthetisch. Schön, dass man die Wahl hat!
Das Bild verfügt über eine gute Schärfe und klar definierte Farben. Insgesamt tendiert die Farbpalette zum Sepiafarbenen, was zum 70er-Setting wunderbar passt. Das farbenfrohe Dekor und die abwechslungsreichen Requisiten sorgen aber dafür, dass es nicht zu eintönig wird. Die gelegentlich eingesetzte Fischaugen-Kamera hinterlässt gewisse Unschärfen, allerdings betrifft dies nur ausgewählte Szenen.
Der Audiokommentar
Während die amerikanische Blu-ray von Olive Films abgesehen vom Trailer über keinerlei Extras verfügt, wurden für die vorliegende Ausgabe eigens welche produziert. So bekommen wir zunächst einmal einen Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese. Die Beiden verlieren auch keine Zeit und lassen sofort den Blick über das Blaxploitation-Fach schweben, um sich Schritt für Schritt der besonderen Stellung von „Slaughter“ zu widmen. Sie sind sich ihrer eigenen Position im Spiel absolut bewusst, bezeichnen sie sich selbst doch an einer Stelle als zwei mittelalte weiße Männer, die einen fast 50 Jahre alten Blaxploiation-Streifen schauen… und haben gerade hier einen Punkt, denn Blaxploitation ist grundsätzlich kompatibel mit jeder Art von Publikum, und zwar nicht erst seit Tarantino es wieder salonfähig gemacht hat.
Die Extras
Der Kommentar in Kombination mit dem Booklet alleine bietet bereits einen großen Reichtum an Hintergrundinformationen zum Film, aber dann ist da ja auch noch das spitzenmäßig produzierte 24-Minuten-Feature „Der Gangster als stilbewusster Antiheld“. Bereits mit der herrlich auf retro getrimmten „Wicked Vision präsentiert“-Einblendung werden Ansprüche gestellt, womöglich auch ein internationales Publikum zu erreichen – wohl auch deswegen werden auf Wunsch englische Untertitel zu dem deutschsprachigen Feature angeboten. Es spricht Medienwissenschaftler Dr. Andreas Rauscher, der fliegend von einer Assoziation zur nächsten getragen wird und so noch einmal ein äußerst präzises Portrait des Hauptfilms erschafft, nicht ohne die Spuren der Blaxploitation selbst bis hinein in den Mainstream zu verfolgen. Die Regie blendet dazu immer wieder die passenden Kinoplakate zum Gesagten oder auch mal Szenenfotos ein. Dazu ist alles mit Laufstreifen und künstlichem Lichtflackern garniert, ohne jedoch aufdringlich zu sein. Da passt also nicht nur der eloquent vorgetragene Inhalt, sondern auch die Präsentation. Als einzige Schwäche der selbst produzierten Making Ofs bleibt das jeweils immer sehr abrupte Ende, das fast mitten im Gedankenstrom herbeigeführt wird; hier wäre ein bedeutungsvolles Schlusswort runder gewesen. Ansonsten ist das aber ein Extra, mit dem man wohl auch im Ausland viel anfangen könnte.
Abgesehen vom Trailer und einer Bildergalerie mit seltenem Werbematerial und Aushangfotos finden wir außerdem noch den alternativen Titelvorspann mit deutschen Einblendungen, hat doch der Hauptfilm logischerweise den Original-Vorspann an Bord.
Nicht nur wegen der äußerst schmucken Box also ein gelungener Auftakt der „Black Cinema Collection“ – Film, Präsentation und Extras erweisen sich als würdig.
Bildergalerie
Die Black Cinema Collection bei den Actionfreunden:
01: Slaughter [1972]
02: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs [1970]
03: Strasse zum Jenseits [1972]
04: Ghetto Busters [1988]
05: Die Organisation [1971]
06: Foxy Brown [1974]
07: Car Wash [1976]
08: Coffy [1973]
09: Visum für die Hölle [1972]
10: Black Caesar – Der Pate von Harlem [1973]
11: Cotton Comes to Harlem [1970]
12: Riot – Ausbruch der Verdammten [1969]
13: Hit! [1973]
14: Vampira [1974]
15: Sugar Hill [1974]
16: Hell Up In Harlem [1973]
17: Friday Foster [1975]
18: In the Heat of the Night [1967]
19: Cooley High [1975]
20: Hammer [1972]
Sascha Ganser (Vince)
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