Originaltitel: Father’s Day__Herstellungsland: USA __Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Ivan Reitman__Produktion: Joel Silver u.a.__Darsteller: Robin Williams, Billy Crystal, Julia Louis-Dreyfus, Nastassja Kinski, Charlie Hofheimer, Bruce Greenwood, Dennis Burkley, Haylie Johnson, Charles Rocket, Patti D’Arbanville, Jared Harris, Mel Gibson u.a. |
„Ein Vater zuviel“, das späte amerikanische Remake des französischen Erfolgs „Zwei irre Spaßvögel“, hinterließ keinen Eindruck in der Kinolandschaft, musste anno 1997 aber wie ein potentieller Hit klingen: Zwei der kassenträchtigsten Stars der (im Vergleich zu den gerade sehr populären Stars Jim Carrey und Adam Sandler) zurückgenommenen Comedy unter der Knute des Genreregisseurs Ivan Reitman, das war doch vielversprechend.
Natürlich bediente bereits das Original klassische Genremuster, indem er einen Vorwand für das Zusammenstecken zwei konträrer Persönlichkeiten fand. Hier haben wir zum einen den erfolgreichen Anzugträger Jack Lawrence (Billy Crystal), der trotz White-Collar-Arbeit immer noch mit zupackender Working-Class-Hemdsärmeligkeit ans Werk geht und schon mal die Kopfnuss sprechen lässt. Ausgerechnet den eher auf Durchschnittstypen abonnierten Billy Crystal das Erbe des physisch präsenteren Gerard Depardieu antreten zu lassen, ist eigenwilliger Schachzug des Remakes, aber einer, der überraschend gut funktioniert.
Dem klassischen straight man den Comedy setzt man gerne einen Ausgeflippten gegenüber, in diesem Falle den halb durchgedrehten, mit allerlei Phobien belasteten Dale Putley (Robin Williams). Der ist begrenzt lebensfähig und gehört zu der alteingesessenen Bekloppte-sind-lustig-Tradition, Fleißig werden hier Macken in einer Figur gesammelt, wobei die Macher darauf achten den Bogen nicht zu weiter zu überspannen und ihn zum emotionalen Herzen der Geschichte zu erklären, denn genau das geht dem kalten Businessman Jack eher ab.
Was die beiden vereint, ist der Anruf der Ex-Flamme Collette Andrews (Nastassja Kinski), deren Sohn stiften gegangen ist. Beiden erzählt sie, dass sie der Vater des Ausgebüxten seien, und zwangsläufig überkreuzen sich die Wege beider potentieller Väter, die gemeinsam nach dem Racker suchen…
Dass der Flüchtige mit seiner Flamme ausgerechnet Sugar Ray hinterher reist, ist vielleicht nicht der smarteste Zug des Films, da die Band nun mal nicht unbedingt zeitlos populär ist, wie man aus der Rückschau erkennt, aber das ist kein großes Problem des Films. Wesentlich schwerer wiegt dagegen die Tatsache, dass die Hatz auf den ausgebüxten Sohnemann in spe sich von Hölzchen zu Stöckchen manövriert und als eher schwach verbundene Folie für Gags unterschiedlicher Qualität dient. Da hat man den kleinen Rabauken recht schnell gefunden, der dann aber wieder erneut abhaut, noch dazu hat er es sich noch mit zwei Drogendealern verscherzt, die einen für weiteren, lustlos abgespielten Subplot herhalten müssen, während die beiden Hauptfiguren als tragende Konstante herhalten müssen.
Da macht sich das Casting bezahlt, denn dass „Ein Vater zuviel“ nicht vollends absäuft, ist in erster Linie den Hauptdarstellern zu verdanken. Auf der einen Seite ist da Billy Crystal als charmantes Raubein, etwas gefühlskalt, aber pragmatisch veranlagt, auf der anderen Seite Robin Williams, dessen Kaspareien hin und wieder den Bogen überspannen, der als emotionales Herzstück des Films dagegen durch und durch überzeugt. Ansonsten sieht es da durchwachsener aus: Nastassja Kinski als liebende, aber berechnende Mutter und Julia Louise-Dreyfus als leicht zickige Ehefrau Jacks haben nur begrenzt sympathische Parts zu absolvieren, Bruce Greenwood als Ehemann der suchenden Mutter wird in erster Linie für dumme Auf-die-Omme-Gags, die sich meist um ein Dixie-Klo drehen, schwendet und verkauft sich dementsprechend unter Wert. Gelungen hingegen ist der Cameo-Auftritt von Mel Gibson („On the Line“) als gepiercter Namensvetter von Sohnemann Scott.
Humoristisch teilt Reitman hier gerne mal mit der groben Kelle aus, neben den erwähnten Dixie-Klo-Gags nervt besonders eine Szene aus der Comedy-Mottenkiste, in welcher die beiden Väter den besoffenen Jungmann duschen und der Portier dies für eine schwule Orgie hält. So entstehen die besten Gags immer noch aus Reibung des Spießbürgers und des Ausgeflippten, mal in Wortwitz, mal in Slapstick. Einen echten Brüller landet Reitman immerhin gegen Ende des Films: Wenn eine Prügelei auf einem Konzert zu einer Art extremem Moshpit wird – schade, dass der Rest des Films selten solch ein Anarcho-Potential zur Entfaltung bringt.
Weder für Ivan Reitman noch für Produzent Joel Silver war „Ein Vater zuviel“ ein Erfolg, an der Kinokasse soff der Film ab, was angesichts des mauen Drehbuchs, das allein seinen beiden Hauptdarstellern Raum zum Glänzen lässt, alles andere als unverständlich ist. Doch wo Silver schnell wieder mit Werken wie „Matrix“ von sich reden machen ließ, war die zahnlose Komödie für Reitman nur einer der ersten Misserfolge in einer anhaltenden Schaffenskrise – auf einen weiteren Film vom Kaliber eines „Ghostbusters“ oder dessen Fortsetzung wartet man jedenfalls derzeit immer noch vergeblich.
Knappe:
Die deutsche DVD ist von Warner und enthält ein wenig Bonusmaterial, größtenteils Textseiten zu Cast, Crew und dem Film an sich.
© Nils Bothmann (McClane)
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