Originaltitel: The Karate Kid Part III__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: John G. Avildsen__Darsteller: Ralph Macchio, Pat Morita, Robyn Lively, Thomas Ian Griffith, Martin Kove, Sean Kanan, Jonathan Avildsen, Randee Heller, William Christopher Ford, Pat E. Johnson, Rick Hurst u.a. |
„Karate Kid“ war ein stilbildender Klassiker, das Sequel spielte allein im Kino das Zehnfache seiner Produktionskosten ein, sodass es kein Wunder war, dass 1989 „Karate Kid III“ das Licht der Leinwand erblickte.
Allerdings hatte das Team hinter dem Film auch leichtes Spiel, denn bei „Karate Kid II“ hatte man zwischen zwei Ansätzen geschwankt: Entweder die Hintergrundgeschichte von Mr. Miyagi (Pat Morita) ausbauen oder einen Racheplan von Cobra-Kai-Cheftrainer John Kreese (Martin Kove) schildern. Da man sich beim Sequel für Ersteres entschied, hatte Drehbuchautor Robert Mark Kamen („Kiss of the Dragon“) direkt schon einen Plot für die Fortsetzung. Kreese geht es nach dem verlorenen All-Valley-Turnier und seinem skandalösen Verhalten dreckig, seit neun Monaten hat er keinen Schüler mehr im Dojo gehabt, weshalb er die Brocken hinschmeißen will. Doch sein alter Vietnam-Buddy und bester Schüler Terry Silver (Thomas Ian Griffith) will ihm helfen.
„Karate Kid III“ schließt mehr oder weniger direkt an seinen Vorgänger an. Denn während Kreese aus drehbuchtechnisch nicht ganz nachvollziehbaren Gründen erst einmal in den Urlaub verfrachtet wird, kehren Miyagi und sein Schüler Daniel LaRusso (Ralph Macchio) aus Okinawa zurück. Das Love Interest des Vorgängers ist also auch wieder direkt passé, Kumiko bekam ein lukratives Angebot bei einer Tanzakademie, so die saloppe Begründung des Drehbuchs, dem man allzu deutlich anmerkt, dass es während des Drehs mehrfach umgeschrieben wurde.
Derweil ist Silvers Racheplan schon angelaufen. Da der ein ebenso windiger wie erfolgreicher Geschäftsmann ist, kauft er den Apartmentkomplex, in dem Daniel lebt und Miyagi arbeitet, und lässt ihn abreißen. Während das dynamische Duo sich mit einem Bonsai-Shop selbstständig machen will, arbeitet Terry daran Daniel erneut fürs All-Valley-Tournament zu gewinnen, um ihn dort demütigen zu können…
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Bis klar ist, dass Daniel-san dort teilnimmt, vergeht aber einiges an Filmlaufzeit, obwohl dem Zuschauer klar ist, dass Daniel genregemäß dort antreten wird. Doch Miyagi will ihn nicht trainieren, da sein Karate nicht für so etwas Profanes wie Titelverteidigungen da ist, und Daniel hört trotz einiger Maulereien auf seinen Lehrmeister, weshalb der von Terry engagierte Karate-Bad-Boy Mike Barnes (Sean Kanan) erst einmal Überzeugungsarbeit durch Bullying leisten muss. Das zieht den Film unschön in die Länge, zumal Silvers Plan überkompliziert und überkonstruiert ist. Er täuscht Kreese‘ Tod vor, zeigt sich als vermeintlich netter Typ und trainiert Daniel für das Turnier, als Miyagi ablehnt. Natürlich soll Daniel in dessen Finale verlieren, wobei nicht ganz klar ist, warum Terry ihm dann viele effektive, wenn auch teilweise illegale Techniken beibringt. Aber Daniel auf der dunklen Seite der Macht, das sollte wohl der besondere Anreiz des Treibens sein, auch wenn sich das Ganze nur in leicht gesteigerter Aufmüpfigkeit und einer Szene äußert, in der Daniel einem von Terry angeheuerten Schmierlappen die Nase bricht (mit dem man freilich wenig Mitleid hat).
So kommt der Mainplot eben nicht über die an sich reizvolle Idee des Schülers auf Abwegen hinaus, da sich wenig negative Konsequenzen ergeben. Einen gesteigerten Actiongehalt bringt es auch nicht: Die meisten Scharmützel vor dem Showdown sind ultrakurz, sieht man einer jener obligatorischen Szenen ab, in den Miyagi mit Bullys (in diesem Falle Mike, Kreese und Terry) den Boden aufwischt. Doch auch vom finalen Turnier gibt es wenig mehr als den Endkampf zu sehen – und der ist ziemlich enttäuschend. Da wird Daniel drei Minuten lang von Mike windelweich geprügelt, der nur deshalb (bewusst) nicht gewinnt, da er andauernd foult. Im anschließenden Sudden-Death-Modus kriegt Daniel dann doch den entscheidenden Punkt hin, wofür er noch nicht einmal eine Spezialtechnik Marke Kranich (Teil 1) oder Trommel (Teil 2) nutzt – noch so ein Downer.
Nun waren schon die Vorgänger bei weitem keine reinen Actionfilme, aber auch abseits der Matte ist „Karate Kid III“ ausgesprochen schwachbrüstig. Dass Daniel das College-Geld seiner Mutter einfach verpulvert, um Miyagi den Bonsai-Shop gegen dessen Willen zu kaufen, lässt ihn eher unsympathisch erscheinen, ebenso wie sein dauerndes Gemäkel und Gemaule. Über Miyagi, der zur Randfigur wird, erfährt man quasi nichts Neues, während die weibliche Hauptrolle Jessica Andrews (Robyn Lively) regelrecht nutzlos erscheint. Da der zum Drehzeitpunkt 27-jährige Macchio elf Lenze mehr als seine minderjährige Schauspielkollegin hatte, ist Jessica nur eine platonische, anderweitig gebundene Freundin, obwohl beide Charaktere auf der Leinwand ungefähr gleich alt sind. Vielleicht war es auch der logische Schritt, schließlich musste man die Love Interests aus den Vorgängern ja immer fadenscheinig aus dem jeweils nächsten Film herausschreiben. Nur ist die Fallhöhe bei dieser freundschaftlichen Beziehung kaum gegeben, zumal sich Jessica nach rund zwei Dritteln relativ unmotiviert aus dem Film verabschiedet.
Ralph Macchio („Crossroads“) kommt zudem sichtlich älter daher, weshalb man ihm den Teenager deutlich weniger als in den Vorgängern ansieht, obwohl Teil drei ja direkt an Teil zwei anschließen soll. Auch merkt man ihm an, dass er von dem Film und dem Drehbuch wenig begeistert war. Robyn Livelys („Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“) Darbietung ist ähnlich wenig bemerkenswert und das darstellerisch Äquivalent zu ihrer Unwichtigkeit für das Script. Pat Morita („Bloodsport II“) spielt seine Rolle dagegen wieder mit Charisma und Gravitas, auch wenn Miyagi hier zu einem besseren Stichwortgeber verkommt. Dann ist da noch die Schurkenriege, die regelrecht cartoonhaft daherkommt. Vor allem Thomas Ian Griffith („Behind Enemy Lines“), der eher wie der Türsteher einer Bumsbude und nicht wie ein Multimillionär aussieht, gibt sich dem Overacting hin, aber sein zischelnder, leicht psychopathischer Bösewicht ist immerhin eine Schau, die ordentlich Leben in die Bude bringt. Auch Martin Kove („VFW – Veterans of Foreign Wars“) und Sean Kanan („Beyond the Law“) machen durch ihr übertriebenes Auftreten Spaß, ähnlich wie Jonathan Avildsen („Rocky V“), der Sohn von Regisseur John G. Avildsen („Rocky“), der einen Handlanger mit dem Namen Snake spielt – fast so als wolle man den Cartoon-Charakter der Übelwichte noch unterstreichen.
So ist es gerade jenes unernste, cheesy Schurkenelement, was am meisten Spaß an „Karate Kid III“ macht. Der Ansatz, dass Daniel den Verlockungen des Brutalo-Karate erliegt, ist ebenfalls gelungen, wird aber nicht konsequent durchgezogen. Dagegen stehen allerdings vollkommen uninteressante Subplots, ein Miyagi auf Sparflamme und ein reichlich bekloppter Schurkenplan. Dass nach „Karate Kid III“ vorerst Schluss mit der Reihe war, ehe man sich fünf Jahre später an einem Reboot versuchte, verwundert von daher nicht.
Die deutsche DVD und Blu-Ray von Sony, ehemals Columbia Tristar, sind ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Die Blu-Ray verfügt über kein Bonusmaterial, die DVD über Trailer, Filmographien und kleine Spiele im DVD-ROM-Part.
© Nils Bothmann (McClane)
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