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Welcome to Sudden Death

Originaltitel: Welcome to Sudden Death__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Dallas Jackson__Darsteller: Michael Jai White, Michael Eklund, Sabryn Rock, Nakai Takawira, Sagine Sémajuste, Gary Owen, Anthony Grant, Kristen Harris, Gillian White, Marrese Crump, Stephanie Sy, Bj Verot u.a.
Welcome to Sudden Death

“Welcome to Sudden Death” ist eine Art Reboot von “Sudden Death” mit Michael Jai White in der Hauptrolle

Alle paar Jahre haut die Direct-to-Video-Sparte von Universal eine Neuverwurstung eines großen Hits früherer Tage heraus, etwa „Hard Target 2“ oder „Backdraft 2“. Im Falle von „Welcome to Sudden Death“ sollte das Ganze erst ein Comedy-Reboot werden, dem durch die Besetzung von B-Actionrecke Michael Jai White anscheinend wieder ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit eingebläut wurde.

War die Figur von Jean-Claude van Damme im Original noch ein Normalo, ein kampfsportgestählter Feuerwehrmann, so wird Jesse Freeman (Michael Jai White) direkt von Anfang an als der „Real Deal“ verkauft. Im Nahen Osten (ohne Angabe des Landes) bewahrt der Special-Forces-Soldat nicht nur eine Kameradin vor Folter, indem er freche Sprüche reißt und an ihrer statt in die Mangel genommen wird, sondern er befreit sich dabei auch und kickt die Terroristen um. Budgetbedingt gibt es allerdings nur drei davon zum Kaputthauen. Auf der Flucht fliegt Jesse und seinen zwei Teammitgliedern die Hütte der Schurken um die Ohren, er kassiert Schrapnell in die Schulter. Das könnte ein Trauma sein, das der Held überwinden muss, ähnlich wie Darren McCord in „Sudden Death“ sein Versagen aus dessen Auftaktszene wiedergutmachen wollte, aber der neue Film macht nichts daraus.

Jesse wechselt ins Zivilleben und arbeitet von da an als Wachmann im Stadion Phoenix Falcons, vernachlässigt aber seine Frau Alisha (Sagine Sémajuste) und seine Kinder Mara (Nakai Takawira) und Ryan (Lyric Justice). Zur Wiedergutmachung nimmt er den Nachwuchs mit zum nächsten großen Spiel, für das sich hoher Besuch ankündigt: Neben der Bürgermeisterin (Kristen Harris) und dem Gouverneur (Paul Essiembre) kommt auch die neue Teambesitzerin und Milliardärin Diana Smart (Sabryn Rock) nebst Rapper-Boyfriend Milli (Anthony Grant). Budgetbedingt sind dann auch nur diese vier Personen in der Ehrenloge.

Dummerweise hat Diana in Ex-CIA-Mann Jobe Davis (Michael Eklund) einen Feind. Der dringt mit einer Elitetruppe ins Stadion ein, nimmt die Ehrengäste als Geiseln und tötet die Wachen. Jesse ist jedoch kein so leichtes Ziel und beginnt die Pläne der Schurken zu sabotieren…

httpv://www.youtube.com/watch?v=w0iMuVeuLkU

Schon „Sudden Death“ war eindeutig als „Die Hard“-Variante erkennbar, für „Welcome to Sudden Death“ passt die Bezeichnung Reboot wohl tatsächlich am besten, denn es ist ein verkapptes, sehr loses Remake mit einigen Neujustierungen. Allerdings bleibt der Film von Regisseur und Co-Autor Dallas Jackson („Thriller“) dermaßen nah an „Sudden Death“, dass mit Gene Quintano („Loaded Weapon 1“) nicht nur der Autor des Originals mitschrieb, sondern im Abspann zusätzlich erwähnt wird, dass „Welcome to Sudden Death“ auf seinem ursprünglichen Script beruht. So werden einige Elemente fast eins zu eins übernommen, vor allem was den Nachwuchs angeht: Für Mara ist Daddy der Größte, Ryan dagegen etwas bockig und maulig. Es kommt zum Streit, Mara wird zur Geisel, nachdem sie einen Mord beobachtet, während Ryan auf Papas Geheiß quasi den ganzen Film über den Sitzplatz hütet. Andere Elemente kommen in etwas abgewandelter Form vor, darunter eine Prügelei in einem Fitnessraum oder der vermeintliche Verbündete, der sich als Verräter entpuppt. In diesem Film ist es eine andere Figur als in „Sudden Death“, doch man blickt schnell durch, dass der Betreffende falschspielt.

Freilich war für alles, was aufwändig am Original war, kein Geld da. Also gibt es keine Behörden vor dem Stadion, keine Raketenwerfer, keine Helikopter und schon gar keine großen Explosionen. Die zwei bis drei, die vorkommen, sind dann auch ganz besonders billig-hässliche Kreationen aus dem Rechenknecht. Auch sonst stehen die Sets oft billig und steril aus, als habe man gar nicht die Möglichkeit gehabt das fehlende Budget zu übertünchen – „Welcome to Sudden Death“ ist ein optisch wenig ansehnlicher Film. Einige Änderungen greifen aktuelle Entwicklungen auf, etwa dass die Terroristen ihre Knarren vor Ort im 3D-Drucker herstellen. Denn im Stadion sind alle unbewaffnet, auch die Wachleute, denn es kommt aufgrund der fortschrittlichen Überwachungstechnik kann ja niemand eine Knarre an der Security vorbeischmuggeln, so die Logik des Films. Es bleibt die Frage wie die unbewaffneten Wachleute am Eingang Angreifer aufhalten würden, die einfach dort schon die Wumme ziehen, aber darüber denkt man besser nicht nach.

Dadurch dass die Waffen Marke Eigenbau nur wenige Schuss und keine große Reichweite haben und auch der Held unbewaffnet ist, kann „Welcome to Sudden Death“ immerhin begründen, dass er hier in erster Linie zu Martial-Arts-Gefechten kommt. Und zumindest da liefert der Film. Fight Choreographer Larnell Stovall („Falcon Rising“) für einige dynamische Nahkampfeinlagen, in denen Jesse schlagend, kickend und die Umgebung einbeziehend die Terrorgruppe dezimiert, deren Mitglieder nach den Buchstaben des griechischen Alphabets benannt sind. Manche Fights sind etwas kurz, manche Gegner etwas schnell besiegt und der Showdown antiklimaktischerweise nicht das Action-Highlight des Films, aber vier bis fünf brauchbare Scharmützel gibt es auf jeden Fall. Klarer Höhepunkt ist jenes Gefecht in der Umkleide, in der Jesse gegen drei Gegner antritt, von denen einer von Kampfkunstass Marrese Crump („Return of the Warrior“) gespielt wird. Zu den Klängen von Cypress Hills „How I Could Just Kill a Man” wird sich da beharkt, auch wenn man das ungute Gefühl hat, dass die Lizensierung dieses Songs einen Großteil des Budgets gefressen haben könnte.

Auch sonst läuft in erster Linie Hip Hop, denn eine Neujustierung in diesem Film ist auch die, dass dies hier quasi „Sudden Death“ für die Black Community ist. Basketball statt Eishockey, ein schwarzer Actionheld und mit Hausmeister Gus (Gary Owen) ein weißer Quasselstrippen-Sidekick, was klassische Buddy-Muster invertiert. Gus wirkt teilweise wie das weiße Pendant zu Eddie Murphy oder Chris Tucker, hat aber weitaus weniger gute Sprüche abbekommen. Sein „This is some John McClane shit“-Spruch ist ein dezenter Anflug von Meta-Humor, vor allem wenn Jesse meint, dass er den besagten Film nicht kennt. Doch trotz dieser und andere Comedy-Einlagen wird „Welcome to Sudden Death“ nicht so richtig zur Actionkomödie, auch wenn das vielleicht mal ursprünglich vom Drehbuch so intendiert war.

Vielleicht liegt es an den komödiantischen Anflügen, dass die Spannung ein wenig im Keim erstickt wird und sich die Gefahr in „Welcome to Sudden Death“ nie wirklich bedrohlich anfühlt. Das hat auch Budgetgründe: Bei der übersichtlichen Menge an Geiseln in der Loge, die noch dazu völlig egal geschrieben sind, kann der Schurke weniger Leute direkt bedrohen. Durch die Kalauerfigur des überzeichneten, im Angesicht der Gefahr feigen Rappers Milli wird das noch abgeschwächt, was wieder auf den abmildernden Comedy-Einschlag hindeutet. Das hat Charakterzeichnungsgründe: Joshua Foss war ein eiskalter Killer, einer der stärksten Bösewichte im Actionkino der 1990er. Jobe Davis ist dagegen eine Luftpumpe, eine beleidigte Leberwurst, dem man noch nicht einmal das Verbrechen abkauft, für das er bei der CIA in Ungnade gefallen soll (Jobe löschte eine muslimische Familie aus, weil er sie fälschlicherweise für Terroristen hielt). Das hat inszenatorische Gründe: Wo die Helden in Filmen wie „Stirb langsam“, „The Rock“ oder eben „Sudden Death“ unter Hochspannung in ständiger Angst vor omnipräsenten Feinden durch das besetzte Gebiet schlichen, da kurven Jesse und sein Sidekick hier mit einem Cart durch die Rabatte, während die Bombensuche zu fröhlicher Hip-Hop-Mucke montiert ist, sodass das Ganze eher wie Freizeitspaß und nicht wie Lebensrettung aussieht. Zwischendurch gibt es immer wieder Zwischenschnitte zum Spiel und den Zuschauern, aber auch das läuft eher nebenher, ist im Gegensatz zum Original gar nicht gut eingebunden. Der Zeitdruck, dass das Lösegeld bis zum Spielende da sein soll, da sonst alles in die Luft fliegt, den kann „Welcome to Sudden Death“ nie vermitteln.

Da ist es schade, dass Michael Jai White („Fist of Justice“) einen überzeugenden Actionhelden gibt, der beim Schurkenausschalten professionell und hart wirkt, aber auch mal einen flotten Spruch raushaut und sogar die eher hölzern geschriebenen Familienszenen recht souverän meistert. Michael Eklund („Hard Powder“) ist als Schurke redlich bemüht, kommt aber nicht gegen seine blasse Figur an. Nakai Takawira („Legends of Tomorrow“) und Lyric Justice („Designated Survivor“) sind so lala in den Kinderrollen, ähnlich wie Sabryn Rock („The Expanse“) als wichtigste Geisel. Auch Gary Owen („Ride Along“) als Comedic Sidekick agiert eher durchschnittlich, sodass die meisten Akzente noch von den Schurken gesetzt werden und dort vor allem durch körperliche Fähigkeiten. Eine Gamma genannte Terroristin wird übrigens von Gillian White („Never Back Down 3“) gespielt, der Ehefrau des Hauptdarstellers: Die liefert sich einen ansehnlichen Fight mit ihrem Ehemann, ehe sie sich aufgrund einer Verletzung selbst entleibt – „That is one crazy bitch“ brüllt Gus dazu.

„Welcome to Sudden Death“ erweist sich so als schwach gescripteter, merklich unterfinanzierter Aufguss des Originals, der vor allem durch zwei Dinge überzeugt: Die gut choreographierten Fights, von denen es aber mehr geben könnte, machen Laune und auch die Idee, dass man dieses Reboot für die Black Community neu justiert, ist ein halbwegs frischer Ansatz. Mit Blick auf die Schwächen des Films muss man aber sagen, dass „Sudden Death“ mit „Final Score“ eine wesentlich bessere, inoffizielle Neuauflage spendiert bekam.

Ursprünglich war einmal angedacht, dass „Welcome to Sudden Death“ exklusiv an Netflix verkauft wird, aber aus diesem Plan wurde nichts. In den USA brachte Universal den Film auf DVD hinaus. In Deutschland gibt es bisher noch keine Pläne für ein Release, in Großbritannien erscheint er am 22. März.

© Nils Bothmann (McClane)

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