Originaltitel: Slayer: The Repentless Killogy__ Herstellungsland: USA_ Erscheinungsjahr: 2019__ Regie: BJ McDonnell (und Wayne Isham)__ Darsteller: Jason Trost, Danny Trejo, Richard Speight Jr., Ashley L. Osborne, Micah Fitzgerald, Ryan Gibson, Bill Moseley, Tyler Mane, Derek Mears, Tony Moran, Jessica Pimentel, Nick Principe, Jorma Taccone, Vernon Wells, Sean Whalen, Caroline Williams, Katelyn Brooke, Tom Araya, Paul Bostaph, Gary Holt, Kerry King, … |
httpv://www.youtube.com/watch?v=4ONgRDJcs6k
Bei “Slayer: The Repentless Killogy” haben wir es mit einem “Gesamtwerk” zutun, das drei Musik-Videos, einen ultra-brutalen Kurzfilm sowie einen Konzert-Mitschnitt eben jener 1981 gegründeten, inzwischen jedoch aufgelösten “Thrash Metal”-Band aus Huntington Park, Kalifornien umfasst (bzw. miteinander vereint) und sich wie folgt gliedert: Den Anfang macht ein knapp 39-minütiger “Short” von BJ McDonnell (“Hatchet 3”), der eine fiktive Story of Revenge, Murder, Bloodshed and Retribution erzählt sowie die im Vorhinein schon existenten Clips zu den Songs “You against you”, “Repentless” und “Pride in Prejudice” (des 2015er Albums “Repentless”) um diverse neu gedrehte Szenen erweitert. Nach Ende des Abspanns erhält man dann die komplette eineinhalb-stündige Live-Show präsentiert, welche die Gruppe am 05. August 2017 im Los Angeles Forum geboten hat und für deren “Einfangen” Wayne Isham (“Pink Floyd: Delicate Sound of Thunder”) verantwortlich war. Auf letzteren Teil dieses am 06. November 2019 weltweit sogar in etwa 1500 Kinos gezeigten Projekts werde ich im Zuge dieser Kritik übrigens nicht eingehen, sondern ausschließlich ersteren besprechen – und das auch ohne die zu vernehmenden Lieder in irgendeiner Weise in die Bewertung mit einfließen zu lassen…
Gern möchte ich meine Meinung zu der Musik von Slayer aber dennoch kundtun: Laut, voller Geschrei, Geschrammel und simpel-mauen Lyrics, hat sie mir noch nie gefallen – da waren mir bspw. Metallica und Megadeth aus den Reihen der “Big Four” deutlich lieber. In der Hinsicht ist natürlich die Frage berechtigt, warum ich mir diese Veröffentlichung überhaupt “angetan” habe. Meine Antwort: Die Macher vermochten ein stattliches B-Movie-Ensemble zusammenzustellen, per se habe ich gegen eine actionreich-blutige Rache-Geschichte nichts einzuwenden und Hauptdarsteller Jason Trost ist ein sympathischer Typ (u.a. war ich an seinem 2016er Streifen “All Superheroes must die 2: The Last Superhero” als Executive Producer beteiligt). Eröffnet wird jedenfalls mit der Band – also Tom Araya, Paul Bostaph, Gary Holt und Kerry King – bei einem Interview in ihrem “Green Room”: Als sie einen Schuss hören, treten sie hinaus in den Flur und entdecken dort eine Leiche zu ihren Füßen liegend – worauf Titel und Credits eingeblendet werden und dieser Abschnitt der “Rahmenhandlung” vorüber ist. Fortan geht es nun um den ehemaligen Neo-Nazi Wyatt (Trost), dessen “Gesinnungswandel” daraus hervorgegangen war, dass er sich in die afroamerikanische Schönheit Gina (Ashley L. Osborne) verliebte…
Zum Klang von “You against you” sehen wir Wyatt eingangs dabei zu, wie er in einem Wüsten-Diner eine Horde Angreifer “ausschaltet” – bevor er verhaftet wird und sich in einem Knast wiederfindet, in dem er eine Woche später seinen Zellen-Genossen tötet, eine Revolte initiiert und sich inmitten des sich entfaltenden Chaos einen hünenhaften Glatzkopf (Derek Mears) “vorknöpft”. Nach dem Verstummen des Tracks “Repentless” weist einen eine Text-Einblendung auf einen zweimonatigen Zeitsprung hin: “Pride in Prejudice” setzt ein und zwei Männer verhelfen Wyatt zur Flucht aus der Vollzugsanstalt – allerdings ist er jetzt ihr Gefangener; ebenso wie der Mexikaner Danny (Danny Trejo), mit welchem er in einen Keller gesperrt wird. Während oben im Haus ein ranghoher Neo-Nazi (Bill Moseley) mit seiner Familie ein Festtags-Essen verspeist, soll Wyatt Danny töten. Als der sich jedoch weigert, holt einer der Schergen (Richard Speight Jr.) die schwangere Gina in den Raum und ersticht sowohl sie als auch das ungeborene Baby Wyatts vor dessen Augen. Ab diesem Punkt gibt es für ihn “kein Halten mehr”: Getrieben von unbändiger Wut, bringt er seine Ex-Kameraden um, befreit Danny, begräbt Gina und schwört sich, erbarmungslose Vergeltung an allen zentralen Mitgliedern der “Bruderschaft” auszuüben…
Der “Slayer: The Repentless Killogy”-Kurzfilm ist ein ziemlich übles Machwerk, über das ich mich aus verschiedenen Gründen ärgern musste. Man könnte durchaus argumentieren, das Ergebnis würde bestimmte “Merkmale” der Gruppe eigentlich recht passend widerspiegeln – schließlich ist sie für ihren “aggressiven Stil” bekannt, gab es im Laufe ihres Bestehens mehrere Kontroversen zu verzeichnen, die u.a. mit Elementen des Nationalsozialismus in Verbindung standen – siehe Namen wie “Slaytanic Wehrmacht” (der ihres offiziellen Fan-Clubs) oder spezielle verwendete Symbole – und geht es in ihren Texten gern mal um Serienmörder, den Holocaust, Nazis á la Josef Mengele sowie um anti-christliche Ansichten. Wie das Verhältnis zwischen Provokation und Ernst da tatsächlich ist, vermag ich nicht zu sagen. Nicht zu verkennen ist allerdings, dass sich genau diese “Zutaten” prima fürs Erschaffen eines “Exploitation-Flicks” eignen – wobei es jedoch entscheidend auf das Können des betreffenden “Zubereiters” (in diesem Fall: BJ McDonnell) ankommt. Exempel für missratene, nicht selten “geschmacklos” oder “zu bemüht auf kultig getrimmt” anmutende Vertreter dieses Sub-Genres gibt es ja zu genüge – auch wenn sich einige Leute selbst an jenen zu erfreuen in der Lage sind…
Die drei integrierten Videos verfügen über keine Dialoge, warten (vom Produktionsdesign her) mit anständigen Settings sowie “Einschüben” der singenden/spielenden Band auf und legen ein hohes Tempo vor (die Editing-Arbeit wurde der Geschwindigkeit der Musik gut angepasst). Demgemäß “funktionieren” sie als das, was sie sind, prima. Die wahre Herausforderung bestand jedoch darin, via der neuen Szenen aus diesem “Ausgangsmaterial” eine vernünftige Story zu stricken bzw. eine “runde Sache” zu gestalten. In der Beziehung hat McDonnell – welcher ebenfalls die Skript-Vorlage beisteuerte – kläglich versagt. An sich wäre gegen eine gradlinig-generische Plot-Abfolge (wie bei einer Vielzahl vergleichbarer Selbstjustiz-/Rache-Streifen) nur bedingt etwas einzuwenden gewesen – allerdings lässt sich im Vorliegenden da wirklich überhaupt nichts Positives vermelden. Als wünschenswert und ergiebig hätte es sich bspw. angeboten, die Musik-Clips nicht bloß in der gewählten Form an den Beginn zu stellen, sondern Wyatt stattdessen insgesamt mit mehr “Persönlichkeit” zu versehen: Quasi von der ersten Sekunde an wird er von “gesichtslosen” Baddies angegriffen – Details über ihn, Gina, ihre Liebe zueinander, seinen vorherigen “Wandel” sowie Ausstieg aus der Organisation (samt deren Struktur etc.) erfährt man leider keine…
Die 20 Minuten nach “Pride in Prejudice” sind nichts weiter als eine Aneinanderreihung plump gearteter Set-Pieces, im Rahmen derer Wyatt Leute aufspürt und tötet. Sein “Pfad der Vergeltung” führt zu Luther (Micah Fitzgerald) – warum genau, das hat sich mir allerdings nicht klar erschlossen. Im Gegensatz zu Moseley´s Figur kommt der einem nicht unbedingt wie ein “Boss” vor. Egal. Zu den Haupt-Problemen des “Shorts” gehören indes, dass es weder Spannung noch eine nennenswerte Handlung gibt. Obendrein agiert Wyatt in seiner Rage mindestens so garstig wie seine Widersacher. Absolut keiner ist (oder wird) einem sympathisch – sie sind einem durch die Bank weg “egal”. Immerhin besteht die Besetzung aus diversen “gestandenen B-Movie-Faces”: Neben Jason Trost (“All Superheroes must die“) und Ashley L. Osborne (“Acts of Revenge”) sind u.a. Danny Trejo (“Cyborg X“), Tony Moran (“Halloween”), Tyler Mane (“X-Men“) und Derek Mears (“Alita: Battle Angel“) als “Knastis”, Sean Whalen (“3 from Hell“) und Vernon Wells (“Commando“) als Wärter, Bill Moseley (“the Devil´s Carnival“), Richard Speight Jr. (TV´s “Jericho”), Caroline Williams (“Sharknado 4“), Nick Principe (“the Last Heist“) und Ryan Gibson (“Felony”) als Neo-Nazis sowie gar “The Lonely Island”-Member Jorma Taccone (“Kung Fury“) mit von der Partie…
Die Performances in “Slayer: The Repentless Killogy” sind beileibe nicht die besten – wohl aber “zweckdienlich”, kann man sagen. Nicht nur seitens seiner “äußeren Erscheinung” – durchtrainiert sowie eine (seine echte!) Augenklappe tragend – nimmt man Trost den Rächer passabel ab. Die ihm abverlangte “Action” meistert er glaubwürdig. In Anbetracht des in letzterer Hinsicht Präsentierten musste ich bei “You against you” ein Stück weit an den Stil “John Wicks” denken – während es bei “Repentless” die klassische “rohe Gewalt” ist; so wie in Gefängnis-Flicks ja üblich. Vorwiegend “over the Top” und gezielt arg grausam, “überlagern” die zur Schau gestellten Brutalitäten in diesem Werk jedoch alles andere: Da wird geprügelt und geschossen, werden Kehlen zerschnitten, Klingen in Körper gerammt, Köpfe zertreten und abgetrennt, Menschen aufgespießt und überfahren, Schädel gespalten sowie Gedärme, Augen und Herzen (mit bloßen Händen) herausgerissen. Zwei ungeborene Babys sterben – eins davon durch eine Kugel, die unser “Anti-Held” der schwangeren Mutter in den Bauch schießt, da Luther der Vater ist. Zwei weitere Kinder müssen den Tod ihrer Eltern mit ansehen. Sträflich ernst gehalten sowie rein selbstzweckhaft “auf Schockwert aus”, haben wir es hier (in einem eindeutig negativen Sinne) schlichtweg mit “Overkill” zutun…
Blut fließt und sprüht in Strömen – stammt wenigstens aber nicht immer “aus dem Rechner”, denn neben den inzwischen gängigen “CGI-Zusätzen” gibt es erfreulicherweise verschiedene überzeugende “Practical Effects” (Gore und üble Verletzungen) zu registrieren. Angesichts des nicht gerade hohen Budgets ist sowohl Ed Marx´s (“Zombeavers“) Editing als auch die Bebilderung Eric Leachs (“the Neighbor“) als “okay” zu werten – einzelne Einstellungen und Images (wie eine Leiche mit zig in ihr steckenden Messern) sind gar richtig cool geraten. Die Regie-Arbeit McDonnells würde ich indes als “grobschlächtig” bezeichnen. Im Ganzen erweckt der Kurzfilm einen recht “holprigen” Eindruck – dessen Finale sich übrigens rund um das eingangs erwähnte Slayer-Konzert in L.A. entfaltet: Es ist nämlich so, dass Luther dort (nach dem Abschluss-Song “Angel of Death”) im Backstage-Bereich einen Anschlag auf Araya, Bostaph, Holt und King auszuüben gedenkt. Obgleich sich der “Kreis zum Anfang” vernünftig zusammenfügt, enttäuscht der Showdown – u.a. da statt Wyatt plötzlich eine andere Person (Jessica Pimentel aus TV´s “Orange is the new Black”) gegen Luther antritt. Zudem geht er einem “offenen Ende” voraus, welches eine Fortführung der Geschichte zulässt, von der wir aber hoffentlich verschont bleiben…
Fazit: Unabhängig einer gesondert veröffentlichten Comic-Reihe von Jonathan Schnepp und Guiu Villanova, die inhaltlich noch ein paar Ergänzungen zu bieten vermag, handelt es sich bei “Slayer: The Repentless Killogy” um ein tumbes, oberflächliches, anstößiges, qualitativ schwaches Machwerk. Kein Vergleich etwa zu Metallica´s “Through the Never” sowie ausschließlich Fans der Band und solchen Zuschauern zu empfehlen, die sich gern an exzessiver Gewalt “aufgeilen”…
knappe
Hierzulande hat “Slayer: The Repentless Killogy” aufgrund des Kurzfilms keine Freigabe durch die FSK erhalten. Auch wurde für eine geplante Kino-Aufführung ein Vorführverbot erlassen. Die deutsche Veröffentlichung umfasst also ausschließlich den Konzert-Mitschnitt “Live At The Forum In Inglewood, CA” – wogegen die US-Variante vollständig (und ungeschnitten) erschienen ist……
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Slayer: The Repentless Killogy” Cover-/Postermotive und Pics: Nuclear Blast / Rough Trade / Mystic Production / Dark Horse (Comics)__ Infos zur amerikanischen VÖ:__ Freigabe: Not Rated__ DVD/BluRay: ja/ja |