Originaltitel: Sky Sharks__Herstellungsland: Deutschland__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Marc Fehse__Darsteller: Oliver Kalkofe, Detlef Bothe, Naomi Grossman, Amanda Bearse, Michaela Schaffrath, Ralf Richter, Tony Todd, Cary-Hiroyuki Tagawa, Robert LaSardo, Eva Habermann, Barbara Nedeljakova, Mathis Landwehr, Micaela Schäfer, Lucy Cat u.a. |
Wir haben „Sky Sharks“ für euch in einer ausführlichen Videokritik besprochen. Wer seine Kritik in Wort und Schrift benötigt, wird direkt unter dem Video fündig.
Video: Kritik zum Trash-Spaß „Sky Sharks“
httpv://www.youtube.com/watch?v=UprMeeet4u8
Nazizombies auf ihren fliegenden Reichsflughaien
Ein Flugzeug überquert den Atlantik. Die Passagiere sind bunt gemischt. Ein Kind nervt seinen einen Hupenfilm schauenden Vater mit „Sind wir bald da“-Fragen. Ein druckbetankter Japaner belästigt das Bordpersonal. Ein Priester berichtet von seinem Moment der Erleuchtung. Da ertönt die Stimme des Kindes. Es will einen Hai gesehen haben. Zwischen den Wolken! Damit verkündet das Kind etwas, worauf ich seit dem 12. Mai 2015 hinfieberte:
Der lange Weg zum Trashfilm mit fliegenden Haien und Nazizombies
An ebenjenem 12. Mai 2015 bedankte sich Kickstarter bei mir, dass ich die Kampagne zu dem Film „Sky Sharks“ unterstützt habe. Und das habe ich sehr sehr gerne getan. Zum einen wollte ich Micaela Schäfer („Skin Creepers“) nackt in diesem Film sehen. Zum anderen fand ich es einfach stark, dass die Macher von Anfang an sagten: Wir drehen einen Trashfilm und wir stemmen ihn auf Deutschlands Leinwände. Das braucht Eier. Das fand ich toll. Da wurden die fliegenden Haie und die darauf reitenden Nazizombies fast zur Nebensache. Fast.
Die kreativen Köpfe hinter dem Projekt hielten nach der erfolgreichen Kampagne (Über 900 Unterstützer steuerten knapp 100.000 Euro bei) die Spender auf dem Laufenden. So musste die anfangs anvisierte Fertigstellung Ende 2016/Anfang 2017 mehrfach nach hinten verschoben werden.
Bei einigen Horror-Conventions wurde ich in der Folge Zeuge, wie die Macher einige der anwesenden Stars quasi vom Stand weg vor die Kamera holten. Was die Stardichte des Filmes erklärt. Und im März 2020 konnte dann doch noch die Fertigstellung verkündet werden. Tja, und dann kam ein Virus und machte den „Sky Sharks“ einen dicken Strich durch die Rechnung. Doch die Macher hielten an ihren Kinoplänen fest und verschoben fleißig. Am 26. August 2021 ist es nun endlich so weit.
„Sky Sharks“: The Sky is the Limit
Doch zurück zu dem Transatlantik Flug, denn die Haie sind inzwischen nah genug, um zu erkennen, dass sie von Nazizombies gesteuert werden! Ebenjene entern alsbald das Flugzeug und veranstalten ein blutiges Gekröse vom Feinsten. Auf festem Boden ist derweil Diabla Richter unterwegs. Sie wurde von ihrem Vater, dem sinisteren Klaus Richter, in die Arktis entsandt. Hier wurde im ewigen Eis ein gewaltiges deutsches Kriegsschiff, die Himmelsfaust, aufgefunden.
Vor Ort macht Diabla einige sehr unheilvolle Entdeckungen, bevor sich auch hier fiese Nazizombies anschicken, mit den Besuchern blutigst den Boden zu wischen. Diabla entkommt dem Massaker, hat aber schnell die Ahnung, dass der Überfall auf den Transatlantik-Flug und ihre Erlebnisse eng miteinander verknüpft sein müssen.
Dass die Vorgänge ein finsteres Familiengeheimnis enthüllen, kann sie da noch nicht ahnen. Sie hat vielmehr das Problem, dass sie mit K7B in Kontakt kam. Einem Zombifizierungsserum der Nazis, das sie allmählich zu verwandeln droht.
Hailiger Haitrash aus deutschen Landen mit Cary Hiroyuki Tagawa
httpv://www.youtube.com/watch?v=JvM4Qqt6d1U
„Sky Sharks“ macht zu Beginn definitiv alles richtig. Es setzt nackte Hupen, ein paar flache Witzchen und sobald die Nazizombies in dem Flugzeug wüten, fließt der rote Lebenssaft. Kinnpartien werden herausgerissen und diverse Köpfe abgeschlagen, längs und quer geteilt oder zermatscht. Diverse Körperteile fliegen durch den Bauch des Flugzeuges – um hernach in den Bäuchen der neben dem Flugzeug fliegenden Haie zu landen. Die beißen auch mal beherzt zu und reißen dabei riesige Löcher in die Außenhülle. Die Fluggäste, die Glück haben, krachen hernach in eines der Triebwerke, die anderen werden genüsslich zerkaut.
Nicht jeder Trick sitzt in dem entstehenden Chaos, doch es funktioniert und rangiert weit vor bewusst schlecht gehaltenen Streifen der Marke The Asylum. Sehr weit. Auch danach geht es hochtourig weiter. Wir bekommen Eva Habermann („Lexx – The Dark Zone“) aufs Auge gebrannt und entdecken mit ihr das gewaltige Set der Himmelsfaust. Das schaut nicht nur endgeil aus, sondern hält auch kleine, aber feine Details bereit – wie Türverriegelungen in Hakenkreuzform.
Zudem rennt Amateurpornosternchen Lucy Cat splitternackt durch das Schiff. Was will man(n) mehr? Splatter? Hat es auch. Natürlich! Und Eva Habermann darf sogar ein paar Martial-Arts-Moves präsentieren, wenn sie einem Nazizombie mit ihren Kletterschuhen die Visage zerfetzt. Was ein Spaß.
Leider verliert „Sky Sharks“ mit dem Verlassen der Himmelsfaust ein wenig an Schwung. Nun wird nämlich erzählt. Ganz schön viel sogar. Irgendwann auch zu viel. Zunächst gefällt, dass der große Erklärbär-Marathon mit einer Eva-Habermann-Duschszene eingeleitet wird, die dank dem permanent grenzgenialen Synthwave-Soundtrack, starken Effekten, einer herrlich fiesen Atmosphäre und einer hinreißend nackten Frau Habermann auch nach dem Film in Erinnerung bleibt. Man könnte fast von einer ähnlich kultigen Duschszene sprechen, wie jene aus der Serie „Lexx – The Dark Zone“, bei der Frau Habermann bereits eine gewisse Vorliebe für trashiges Entertainment offenbarte.
Auch die folgenden Erklärungen rund um K7B und Projekt Himmelsfaust machen durchaus Laune und werden optisch ansprechend als Animationssequenz präsentiert. Doch danach braucht der Film recht lange, um wieder in die Spur zu kommen. Es wird sich zu lange an Familie Richter abgearbeitet, was final in eine wirklich ausufernde Videotelefonie-Sequenz mündet. Die ist als Bühne für unter anderem Tony Todd („Candyman’s Fluch“) und Amanda Bearse („Fright Night“) gedacht und daher natürlich vermarktungstechnisch wichtig, bremst „Sky Sharks“ aber extrem aus. Zumal die großen Stars des Filmes, die Haie und die Nazizombies, hier eine viel zu lange Phase der Abstinenz verzeichnen.
Mit einer Vietnamkriegsszene, die herrlich absurd aus dem Nichts kommt, biegt der Film in Richtung Showdown ein und nimmt wieder deutlich an Fahrt auf. Hier purzeln dann auch herrliche Ideen. So wird ein Stahlseil (natürlich aus Kruppstahl) genutzt, um das Dach einer Fluggastkabine wie den Deckel einer Fischdose aufzuziehen und nebenbei die Stahlkabelszene aus „Ghost Ship“ um ein Vielfaches zu toppen. Splatter galore, inklusive durch Schädel fahrender Kameras. Mittendrin die großen Brüste von Amateurpornosternchen Celina D., die nach einem Fickerchen auf der Flugzeugtoilette irgendwie dem Tod zu entkommen versucht.
Leider wirkt der Showdown letzten Endes ein wenig überhastet. So haben unsere Helden rund um Eva Habermann und Mathis Landwehr („Immigration Game“) eigentlich kaum einen richtigen Impact auf die Ereignisse. Das erledigt eine coole Steigerung der fliegenden Haie. Dafür gefällt, dass die Effekte beim Showdown deutlich besser sitzen als noch in der Eingangsszene, die Nazizombies richtig wuchtig inszeniert werden und die Flugduelle zwischen den Sky Sharks und der Geheimwaffe der Richters richtig fetzen. Und Tom Savini darf ein paar hübsch schlotzige Effekte raushauen.
Dass am Ende sämtliche Türen für ein Sequel eingetreten werden, kommt nicht sonderlich überraschend, stimmt aber auch ein wenig enttäuscht hinsichtlich des soeben gesichteten Filmes, der ein runderes Ende verdient und in meinen Augen auch gebraucht hätte.
Und es gibt noch ein paar Kritikpunkte mehr. Nicht nur sind manche Effekte dem Budget geschuldet nicht hundertprozentig perfekt, was allerdings auch nicht mein Anspruch an einen Film wie „Sky Sharks“ wäre, aber der Film macht einen anderen Fehler hinsichtlich seiner Effekte. Er kostet sie zu selten aus. Manche wirken wirklich ungünstig schnell aus der Hüfte geschossen. Viele werden immer wieder hinter Partikeleffekten wie Rauch und Nebel „versteckt“. Man kann die Money Shots teils gar nicht richtig genießen. Auch hier dürfte das zu schmale Budget ein Grund gewesen sein.
Auch ist schade, dass man einen Meister wie Tom Savini am Set hat und dann doch viel CGI-Geschmodder verwendet. Der Fan hätte lieber die Schwerpunktarbeit bei Savini gesehen, welche dann mittels CGI noch hätte aufgepimpt werden können.
Wie bereits erwähnt, werden die Nazizombies und ihre Haie im Mittelteil zu stark auf Eis gelegt. Die in ihrem Design an Cyberpunk-Kanten erinnernden Nazilumpen hätte man gerne noch häufiger im Einsatz gesehen. Zumal Regisseur Marc Fehse ein gutes Gespür hat, wie er seine Unholde richtig wuchtig rüberkommen lassen kann.
Mit dem Pausieren der Zombies werden leider auch die Schauwerte, in dem Fall vor allem die Action, pausiert. So konnte man Mike Möller („Plan B – Scheiß auf Plan A“) als Choreograph für die Fightsequenzen gewinnen und hat mit Mathis Landwehr einen spitze Martial Artist an Bord, aber es gibt eigentlich kaum entsprechende Szenen. Landwehr darf nur einen Kick setzen. Ansonsten ist nur die Eva-Habermann-Actionszene, bei der man durchaus glauben könnte, Möller habe sie gedoubelt. Egal. Ein wenig mehr Action mit und gegen die Nazilumpen wäre wirklich toll gewesen.
Und wo wir gerade bei fehlenden Ingredienzien sind: Für meinen Geschmack fehlte es den „Sky Sharks“ an Humor. Klar, die gesamte Grundsituation ist nullkommagarnicht ernst zu nehmen und birgt dadurch bereits eine gewisse Komik, aber letzten Endes wird „Sky Sharks“ für das, was er ist, ein wenig zu ernst gereicht. Das kommt den Auftritten der Sky Sharks und Nazizombies zwar zugute, die dadurch ihre Bedrohlichkeit nicht verlieren, dem Erklärmarathon hätte etwas mehr Augenzwinkern aber nicht geschadet. Und ein onelinernder Mathis Landwehr, der Roundhouse-Kicks verpasst, hätte ebenfalls gerockt.
Positiv hervorzuheben ist der Starauftrieb im Film. Zwar zerfasert so immer mal wieder der Fokus auf die Hauptfiguren, aber ein Film, der Cary-Hiroyuki Tagawa („Showdown in Little-Tokyo“), Tony Todd, Amanda Bearse, Mathis Landwehr, Eva Habermann, Micaela Schäfer, Barbara Nedeljakova, Mick Garris, Michaela Schaffrath, Asami, Nick Principe („Altitude“), Jerry Kwarteng („The Glorious Seven Reloaded“), Ralf Richter („Tal der Skorpione“), Oliver Kalkofe (Wo war bitte Päter!!!???) und Charles Rettinghaus („Planet USA“) aufzubieten versteht, kann definitiv von sich behaupten, eine wahnsinnig bunte Mischung aufgefahren zu haben.
In technischer Hinsicht gibt es abgesehen von den bereits erwähnten, nicht immer perfekten Effekten kaum etwas zu meckern. „Sky Sharks“ war fürs Kino vorgesehen und liefert dafür durchaus passige Bilder. Die Einstellungen sind frisch, die Perspektiven auch mal schräg und Sachen wie Color Grading und Co. funktionieren ordentlich. Ein Lob muss noch einmal an den saustarken Score gehen, der von Synthwave bis Heavy Metal reicht und immer genau den richtigen Ton trifft.
“Sky Sharks” beißt sich durch – Gebt uns die “Sky Frogs”!
Was am Ende bleibt, ist ein Film, der weiß Gott nicht perfekt ist – zum Glück, will man fast sagen. Denn das Unperfekte gehört ja zum Wesenszug eines Trashfilmes unbedingt dazu. Nach nahezu perfektem Start verzettelt sich der Film in seiner Story. Es wird zwar nie langweilig, aber im Mittelteil hängt „Sky Sharks“ schon etwas in der Luft.
Auch und vor allem, weil die mit Schmackes eingeführten Sky Sharks und ihre Reiter zu vehement eingebremst werden und es dem Drehbuch in diesem Abschnitt an Humor/Ironie fehlt. Glücklicherweise sitzt in “Sky Sharks” in Richtung Showdown der Mix aus Titten, Tod und Trallala wieder auf den Punkt und könnte sogar noch viel mehr ausgekostet werden.
Das Fehlen von Ironie merkt man allerspätestens nach dem Abspann, wenn Micaela Schäfers Stunde schlägt und sie weitgehend oben ohne durch einen Fake-Trailer zu einem Streifen namens „Sky Frogs“ tobt. Dieser Trailer funktioniert absolut prächtig und die Ironie trieft ihm aus jedem einzelnen Frame. Wie man es sich für die Haie ebenso gewünscht hätte.
So richtig rund will sich „Sky Sharks“ also nicht anfühlen, dennoch hat er absolut nicht zu verleugnende Qualitäten, die ihn weit über die gewollten Trash-Katastrophen von SyFy oder The Asylum hinausragen lassen. Deren teils publikumsverachtenden Machwerken setzt „Sky Sharks“ Liebe zum Detail, sichtlichen Spaß an der Freude und eine Menge echten Enthusiasmus entgegen.
Last but not least muss man auf die Paarung von Haien und Nazizombies wahrlich erst einmal kommen. Erst recht in Deutschland, wo Genre ja leider alles andere als großgeschrieben wird. Und hier einen entsprechenden Film umzusetzen, das erfordert einfach mal Eier aus (Krupp)Stahl. Und selbst ohne diese Sympathiebekundungen überwogen bei mir nach dem Ende des Filmes definitiv die positiven Eindrücke. Man hatte Spaß mit den „Sky Sharks“ und man ist angeteast genug, um weitere Abenteuer von Frau Habermann und ihren Mitstreitern erleben zu wollen. Aber dann bitte mit mehr Nazilumpen und mehr fliegenden Fischstäbchen.
„Sky Sharks“ ist seit dem 26. August 2021 endlich in den deutschen Kinos zu sehen. Er kommt von der MFA+ Filmdistribution und ist mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten. Leider wird der Film in einigen Städten nur an einem einzigen Tag in einer Eventprogrammierung laufen. Zumeist ist dies Freitag, der 27. August 2021. Auf der offiziellen Website zum Film erfahrt ihr, wo er läuft.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: MFA+ Filmdistribution__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Nein/Nein |