Originaltitel: Donato and Daughter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Rod Holcomb__Darsteller: Charles Bronson, Dana Delany, Xander Berkeley, Jenette Goldstein, Louis Giambalvo, Marc Alaimo, Tom Verica, Robert Gossett, Bonnie Bartlett, Richard Kuss, Michael Cavanaugh, Gregory Itzin u.a. |
Vermutlich wollte der deutsche Verleih von „Donato and Daughter“ mit dem Titel „Punishment – Spur der Gewalt“ Actionfans auf der Suche nach „The Punisher“-artiger Selbstjustizaction mit Charles Bronson ködern, doch Rod Holcombs Film ist ein typischer Vertreter jener TV-Copkrimis, mit denen der Star seinen Karriereabend bestritt.
Die Prämisse: In Los Angeles geht ein Nonnenkiller um, der die Ordensschwestern ermordet und deren Finger als Souvenirs behält. Das hängt sich einerseits an den Serienkillerfilmhype der 1990er an, ist andrerseits auf fernsehtaugliche Art dargestellt, sodass man meist nur das Ergebnis der Schlachtereien zu sehen bekommt. Oder auch nur von den Taten erfährt, denn „Punishment“ macht beim Überbietungswettbewerb in dem Genre, mit immer durchgedrehteren Killern und immer grausigeren Morden, gar nicht erst mit.
Verantwortlich für die Aufklärung der Morde ist Lieutenant Dena Donato (Dana Delany), deren erster großer Fall in leitender Position das Ganze ist. Ihr Vorgesetzter möchte, dass sie deshalb einen alten Hasen mit in das Team aufnimmt – ihren Vater Mike (Charles Bronson). Allerdings hängt im Haussegen bei den Donatos in bester Polizeifilmtradition schief: Um die Ehe von Mike ist es nicht zum Besten bestellt, nachdem sein Sohn im Dienst verstarb, während die alleinerziehende Dena und ihr Vater kaum reden, zumal Dena der Ansicht ist, dass Daddy ihr nicht die volle Wahrheit über den Tod ihres Bruders gesagt hat. Das ist schon ein ganzer Haufen an leicht melodramatischem Material, den man neben der Serienkillerstory abzuhandeln hat.
Vater und Tochter reißen sich dennoch zusammen und untersuchen die Nonnenmorde. Anhand von Indizien puzzeln sie ein Bild des Psychopathen zusammen, der aus einem sexuellen Fetisch heraus mordet und bald haben sie auch schon die ersten Verdächtigen…
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„Punishment“ ist ein okayer Copkrimi, für dessen Umsetzung man den verlässlichen Routinier Rod Holcomb („Royce“) anheuerte – und das Ergebnis sieht genauso aus wie dieser Satz klingt. Alles nicht zu derbe oder gewagt, weshalb man weder von den Morden viel sieht noch die Action allzu ausladend ausfällt. Zwei, drei Schusswechsel und -wunden sind drin, der Showdown auf dem Dach ist ein ganz hübsch gefilmtes, aber reichlich vorsehbares Finale und auch sonst sind die Schauwerte eher sparsam eingesetzt. Allzu abgründig ist das Ganze nicht, denn die Selbstjustizallüren eines Paul Kersey sind Mike Donato fremd und auch die Psychopathenzeichnung mit der Offenbarung, dass der Killer auch der nette Kerl von nebenan sein kann, ist jetzt nicht besonders revolutionär. So ist die am ehesten schockierende Stelle des Films jene, in der Mike mit der Mutter des (potentiellen) Täters redet und diese klar erkennen lässt, dass sie den Frauenhass ihres Filius gutheißt bzw. von den Opfern so wenig hält, dass sie ihren Sohn niemals für entsprechende Taten belasten würde.
Auch das große Familiendrama im Hause Donato erweist sich als eher banal – Mike hat der Tochter nie die Wahrheit über den Tod ihres Bruders erzählt, um sie bzw. das Andenken an den Toten zu schützen. Mit einem einzigen klärenden Gespräch ist die Sache getan und auch sonst hat das Donato-Familienleben wenig Einfluss auf den Mainplot. Bedroht der Killer die Familie, dann werden Mama Donato und ihr Enkel zu anderen Verwandten geschickt und sind bis zum Filmende damit aus der Gefahrenlinie, womit der Film sich selbst Spannungspotential raubt. Dass der Mörder außerdem ein besonderes Auge auf Dena geworfen hat, sorgt immerhin für ein wenig Pfeffer.
Ansonsten ist „Punishment“ aber ganz kurzweilig und hat durchaus seine spannenden Momente, etwa wenn der Mörder beschattet wird und mit einem Trick entkommt oder man ihn zu Hause bei der nichtsahnenden Ehefrau sieht. Die Identität des Verdächtigen wird dem Zuschauer vielleicht etwas zu früh enthüllt, aber es macht durchaus Vergnügen den Cops dabei zuzusehen, wie sie Beweise sammeln, eine Falle stellen und die Schlinge zuziehen. Zudem gibt es anfangs auch ein paar brauchbare falsche Fährten, den obligatorischen Zugriff bei falschen Verdächtigen, hier mit sogar mit überraschend dramatischen Folgen. Atmosphäre hat Rod Holcombs Inszenierung auch, selbst wenn „Punishment“ seine TV-Wurzeln nie verleugnen kann und der aufwändigste Shot des Films jene Helikopteraufnahme sein dürfte, die Schlusseinstellung und Abspann untermalt.
Zudem präsentiert sich Charles Bronson in dieser Altersrolle würdig, im Gegensatz zu seinem lustlosen „Death Wish V“-Auftritt ein Jahr später. Vielleicht fand er so viel Gefallen an dem Part, dass er sich in der Folge auf die „Family of Cops“-TV-Film-Trilogie einließ. Dana Delany („Wild Palms“) ist eine würdige Partnerin, die als Ermittlerin, die sich behaupten muss, überzeugt, während auch die Nebendarsteller durch die Bank weg Brauchbares leisten, auch in erster Linie die bekannten Gesichter Jenette Goldstein („Lethal Weapon 2“) und Xander Berkeley („Proud Mary“) noch Akzente setzen können.
„Donato and Daughter“ ist dementsprechend halbwegs kurzweiliges, aber profilarmes TV-Entertainment aus einem Jahrzehnt, in dem die Storys um Cops auf der Jagd nach Serienkillern boomten. Die Hauptdarsteller stimmen, die Atmosphäre auch, aber mehr als ein nettes Routineprodukt ist Holcombs Film dann nicht.
„Punishment“ war schon immer mit FSK 16 in Deutschland ungekürzt, schon bei VHS-Release, auch wenn die ersten DVD-Veröffentlichungen von Laser Paradise später ein FSK-18-Siegel trugen. Diese hatten allerdings bloß deutschen Ton. Inzwischen hat Nameless Media/WVG den Film mit Synchro und Originalton auf DVD, Blu-Ray und als Mediabook mit beiden Medien herausgebracht, als Bonus gibt es den Trailer zum Hauptfilm.
© Nils Bothmann (McClane)
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