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Godzilla – Der Urgigant

Originaltitel: Gojira tai Biorante__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Kazuki Omori__Darsteller: Kunihiko Mitamura, Yoshiko Tanaka, Masanobu Takashima, Megumi Odaka, Tôru Minegishi, Kôji Takahashi, Ryûnosuke Kaneda, Kazuma Matsubara, Toshiyuki Nagashima, Yoshiko Kuga, Yasunori Yugi u.a.
Godzilla - Der Urgigant

In “Godzilla – Der Urgigant” kämpft der große Grüne gegen das Pflanzenmonster Biollante

Godzilla – Die Rückkehr des Monsters“ war für die Toho Studios ein moderater Erfolg, als Start in die Heisei-Ära nach fast zehn Jahren Godzilla-Pause aber somit auch leicht enttäuschend. Es dauerte daher weitere fünf Jahre bis zum nächsten Teil, „Godzilla vs. Biollante“, in Deutschland „Godzilla – Der Urgigant“ getauft.

Zu Beginn wird kurz das Finale des Vorgängers rekapituliert: Godzilla wird unter Einsatz eines Spezialfluggeräts bekämpft und fällt am Ende der Schlacht in einen Vulkan. Doch schon in der Folge wird klar, dass dieses Sequel besonders von den James-Bond-Filmen und dem Actionkino der 1980er beeinflusst ist. Erst stehlen amerikanische Söldner Godzilla-Zellen vom Schlachtfeld in Tokio und ballern dafür japanische Truppen nieder, danach werden sie jedoch von einem Agenten aus dem Nahen Osten abgeknallt, der aus dem fiktiven Sarabia stammt – um welche(n) Staat(en) es da wohl eigentlich gehen soll, ist freilich nicht schwer zu erkennen.

In Sarabia forscht unter anderem der japanische Wissenschaftler Genichiro Shiragami (Koji Takahashi) an den Zellen, die jedoch so instabil sind, dass sie detonieren, das Labor zerstören und dabei Shiragamis Tochter töten. Es ziehen danach intradiegetisch jene fünf Jahre ins Land, die auch extradiegetisch zwischen den Filmen liegen. In Japan forscht man an Gegenmitteln für den Fall, dass Godzilla dem Vulkan entkommt, und engagiert dafür auch Shiragami, der sich anfangs sträubt. Im Laufe seiner Forschungen nimmt der Wissenschaftler Godzilla-Zellen mit nach Hause und kreuzt diese mit Pflanzen-DNA – zur klassischen Warnung vor den Gefahren der Atomkraft kommt hier also auch die Kritik an Gen-Manipulation, wenn auch in sehr oberflächlicher Art.

Aus Shiragamis Experimenten entsteht das riesenhafte Pflanzenmonster Biollante, das vorerst in einem großen See schlummert. Da es jedoch sowohl amerikanische als auch sarabische Radau-Brüder es auf neueste japanische Forschung (antinukleare Energie-Bakterien) abgesehen haben und bei der Beschaffung Godzilla aus dem Vulkan befreien, wird auch Biollante bald aktiv…

httpv://www.youtube.com/watch?v=6rijRpJjAZg

Wobei aktiv werden bei einem Pflanzenmonster wie Biollante natürlich relativ ist. Immerhin ist die große, meist nur rumstehende Schwester von Audrey II aus „Der kleine Horrorladen“ relativ cool designt, mit Tentakelwurzeln, die schnappende Münder haben und ätzende Säure spucken können. Wie so oft gibt es zwei Gefechte der Supermonster: Im ersten in der Filmmitte kämpft Biollante noch mit Rosenkopf und kriegt leider relativ schnell den Hintern versohlt, im Finale hat auch der Hauptpart der Pflanze ein Schnappemaul und erweist sich als wesentlich zäherer Gegner für den König der Monster. Dazwischen ist die gewohnte Action angesagt, wenn die japanischen Streitkräfte mit Kriegsschiffen, Hubschraubern und Strahlenpanzern Godzilla etwas entgegenzusetzen versuchen und damit mal wieder scheitern. Auch das Special-Fluggerät aus dem Vorgänger muss in diesem Sequel zwangsweise abstinken, sonst gäbe es ja nix für Biollante zu tun.

Stilistisch ist das Ganze klar Heisei-Ära, will heißen: Keine großen Humoreinlagen, düstere Stimmung, Godzilla als Bedrohung, wobei man Design und Gummianzug der Riesenechse im Vergleich zum Vorgänger direkt noch einmal überarbeitete. Und das hat sich gelohnt, denn der Monsterkönig sieht noch eine Runde imposanter aus. Etwas derber ist auch die Agentenstory, in der sich Parteien gegenseitig über den Haufen schießen oder auch mal Biollantes Ranken zum Opfer fallen. Dieser Part sorgt dann auch für etwas Geballer und eine Autojagd – alles nicht unbedingt filigran oder dynamisch inszeniert, aber doch ganz putzig als weiterer Schauwert, den man gerne mitnimmt.

Weniger gern gesehen dagegen das lang ausgebreitete pseudowissenschaftliche Mumbojumbo und die lange Anlaufphase, in der irgendwelche Figuren vorgestellt werden, die eh fast niemanden interessieren, auch das Drehbuch nicht. Am ehesten Profil erhält noch Koji Takahashi („Samurai Spy“), dessen verzweifelter Wissenschaftler die Schnittstelle zwischen allen Handlungsteilen ist und als tragische Figur auftritt, auch wenn er im Gegensatz zu Kollege Frankenstein ein letztendlich hilfreiches Monster erschafft. Ansonsten gibt es da noch Kunihiko Mitamura („Gamera – Revenge of Iris“) als Wissenschaftler mit Skrupeln und Action-Man-Qualitäten, Masanobu Takashima („Godzilla: Final Wars“) als kompetenter Kampfpilot und Anti-Godzilla-Spezialist sowie Megumi Odaka („Godzilla vs. Mechagodzilla II“) als Telepathin Miki Saegusa, deren Figur sie auch in allen weiteren Filmen der Heisei-Ära verkörpern sollte. Dummerweise sind eigentlich alle Charaktere flach und wenig ausgearbeitet, kommen kaum über ihre Funktion in der Godzilla-Bekämpfung hinaus, tapern aber trotzdem durch Subplots um wissenschaftliche Ethik und dergleichen, die allesamt ins Leere laufen.

So bleibt auch vieles in die Luft hängen, etwa jene Szenen um die telepathisch begabte Kinderklasse, die von Miki unterrichtet wird: Die Racker malen entweder Godzilla oder Biollante aufs Papier, je nachdem wessen Frequenz sie gerade empfangen und sind wohl als Teil der zukünftigen Godzilla-Bekämpfung gedacht, aber so genau erläutert „Godzilla – Der Urgigant“ das nicht. Sowieso: Der Film ist eine Art Zwitterwesen, das zwar den ernsteren, düsteren Geist der Heisei-Ära vollends atmet, dafür aber ziemlichen Kokolores auftischt, der auch zu den letzten Ausläufern der Showa-Periode gepasst hätte: Neben der Spion-gegen-Spion-Geschichte, deren Winkelzüge allenfalls begrenzt Sinn machen, gibt es da Klöpse wie die Tatsache, dass Shiragami der Kreuzung zwischen Godzilla-Zellen und Rosenbusch gleich noch das Bewusstsein seiner Tochter eingepflanzt hat und Biollante daher mit der Telepathin Miki sabbeln kann.

„Godzilla – Der Urgigant“ hat insofern mit den typischen Problemen der Reihe zu kämpfen, vor allem jener Screentime, die für Pseudowissenschaft und die ausführliche Einführung von menschlichen Figuren, die eigentlich nur bessere Pappkameraden sind, verwendet wird. So zieht sich das Ganze gerade in der ersten Hälfte merklich, eher dann deutlich mehr Monster-Action angesagt ist. Die hat Power, Biollante geht als Gegnerin (vor allem in ihrer finalen Form) mehr als in Ordnung und die Verbesserungen in Sachen Godzilla-Design fallen neben der dichten Atmosphäre positiv auf.

„Godzilla – Der Urgigant“ ist in Deutschland ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Marketing Film brachte den Monsterfilm auf DVD heraus, das umfangreiche Bonusmaterial der Disc umfasst ein Making Of, Filmographien, Slideshows, Trailer sowie den alten deutschen Vor- und Abspann.

© Nils Bothmann (McClane)

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