Originaltitel: Saja__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Kim Joo-hwan__Darsteller: Park Seo-jun, Ahn Sung-ki, Woo Do-hwan, Park Ji-hyun, Jung Ji-hoon, Jo Eun-hyung, Lee Seung-joon, Choi Woo-sik, Park Jin-joo, Mark Heron u.a. |
Ich mag kein großer Fan von Exorzismus-Streifen sein, aber Projekten mit interessant klingenden Ansätzen gebe ich gerne die Möglichkeit, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Dementsprechend war ich zuletzt von dem südkoreanischen „The Wailing“ aufgrund seiner verrätselten Ausrichtung durchaus angetan. Mit „The Divine Fury“ gelang es nun erneut einer südkoreanischen Produktion, mich neugierig zu machen. Immerhin versprach diese ein Gemisch aus MMA und Exorzismus-Thematik!
Yong-hus Vater ist Polizist. Als dieser bei einem Einsatz schwer verletzt wird, ist der Junge bereit, alles zu tun, um seinem Vater beizustehen. Ein vom Krankenhaus bestellter Priester rät Yong-hu, intensiv für seinen Vater zu beten. Gott werde ihn erhören und der Vater dementsprechend wieder gesund werden. Was gut gemeint war, wird alsbald zu einem Problem. Denn obschon der Sohnemann nun ohne Unterlass betet, verstirbt der Vater und Yong-hu fällt verbittert vom Glauben ab.
Jahre später ist Yong-hu zum erfolgreichen MMA-Fighter herangewachsen, der weltweit mit seinem kompromisslosen Stil für Aufsehen sorgt. Doch irgendetwas stimmt nicht im Leben des jungen Mannes. Er findet schwer in den Schlaf und eine unlängst aufgetauchte Verletzung an seiner Hand will nicht verheilen. Als die Schulmedizin ratlos aufgibt, sucht Yong-hu ein Medium auf, das um ihn herum viele finstere Dämonen wahrnimmt. Was Yong-hu nicht überrascht, hat er doch einen regelrechten Hass auf Gott entwickelt.
Eines Tages begegnet der junge Mann bei einer seiner schlaflosen Abendtouren einem Priester, der in einer verfallenen Kirche einen Exorzismus durchführt. Als die Situation aus dem Ruder zu laufen droht, rettet das Eingreifen Yong-hus den Priester. Mehr noch: Als Yong-hu mit seiner verletzten Hand den Besessenen berührt, fährt der Dämon aus ihm heraus. Priester und MMA-Fighter sind fortan unzertrennlich: Der Priester will dem MMA-Fighter helfen, seine ihn quälenden Geister loszuwerden, und Yong-hu erweist sich als äußerst wirkungsvolle Macht im Kampf gegen dämonische Kräfte.
Schaut in den Exorzismus-Actioner aus Südkorea hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=FKgaoOYbWHM
Die Mischung aus MMA und Exorzismus klingt deutlich kruder, als sie es letzten Endes ist. Der ungemein düstere „The Divine Fury“ gibt sich nämlich alle Mühe, seine Story so ernst wie irgendmöglich aufzuziehen. Zunächst stellt er uns infolgedessen Yong-hu ausführlich vor, beleuchtet das Drama um seinen Vater und präsentiert einen seiner Fights.
Hernach startet der Film in seinen Horrorpart, lässt Krähen sowie Schattenwesen auf den Helden los und ein angenehm wenig klischeehaftes Medium auf ihn einwirken. Wenn Yong-hu dann Father Ahn begegnet, startet der Exorzismus-Part. Zwar verpasst Yong-hu ab und an einem Besessenen auch mal einen Hieb, etwa wenn der flüchten möchte, ansonsten spielen seine Martial-Arts-Künste aber lange Zeit keinerlei Rolle.
Leider ist der Exorzismus-Part reichlich klischeeverseucht. Zwar bietet „The Divine Fury“ auch einige neue Ideen auf, etwa ein von mehreren nacheinander ausbrechenden Dämonen besessenes Kind, aber ansonsten ist das gereichte Brimborium um minutenlang gefaselte Gebetstexte, vielen Jump Scares und Lärm von der Tonspur so altbekannt wie langweilig. „The Divine Fury“ bietet in diesem Zusammenhang einfach zu viele vertraut wirkende Bilder, um als „anders“ begriffen werden zu können. Und letzten Endes müsste Yong-hu eigentlich nur seine Hand auflegen und alles würde schön schnell abgekürzt werden. Nur kann man dann eben keinen Horror machen – so wohl die Denke der Macher.
Zudem lassen sie auch mehr und mehr Potential liegen. So ist der hinter all den Vorgängen stehende Oberfieswicht, der die Dämonen zu lenken vermag und dessen Babyface seine Gefährlichkeit cool konterkariert, auch Schuld am Tod von Yong-hus Vater. Ein Fakt, den „The Divine Fury“ einfach ungenutzt hinten runterfallen lässt.
Das mag jetzt alles etwas harsch klingen, soll es aber gar nicht zwingend. Denn der Film hat seine Momente und kommt im äußerst ansprechenden, südkoreanischen Blockbusterlook daher. „The Divine Fury“ bietet neben gläsernen Gebäudefassaden, zwischen denen auf Hochglanz polierte Karren oder Motorräder dahin rasen, in seinen Horrorparts einen beeindruckend nachtschwarzen Düstermodus mit kräftigen Komplementärfarbspritzern.
Auch die CGIs, die leider etwas zu beliebige Dämonenfratzen bebildern, sind sauber umgesetzt. Unter den gelungenen Bildern wirbelt ein flotter und äußerst treibender Score. Auch das reduzierte Schauspiel des Hauptdarstellers Park Seo-jun („Parasite“) als Yong-hu gefällt, genauso wie seine Chemie mit Ahn Sung-Ki („Musa – The Warrior“) als Father Ahn immer mehr greift und in den Film hineinzieht.
Kurzum: Wem das südkoreanische Kino gut runtergeht und wer ein Faible für Exorzisten-Filme hat, der wird hier durchaus gut bedient. Nur all zu viel Variationen oder Neues darf man sich halt nicht erwarten. Das findet nämlich rundweg erst im Finale des Streifens statt und dürfte extreme Geschmackssache sein. Mir persönlich hat es sehr zugesagt, denn jetzt wird „The Divine Fury“ zu dem, was das Konzept versprach: Der Held wirbelt mit einer flammenden Bekehrungsfaust unter einer Horde Besessener, die ordentlich eine eingeschwenkt bekommen.
An optisch grandiosen Bildern gereicht, setzt es also ein schönes Martial-Arts-Finale, bei dem getroffene Fieswichter im aus „Der Exorzist“ bekannten Spinnengang „wegrennen“ und ordentlich eingeheizt bekommen. Nur das Buffy-Finale mit einem „mutierten“ Endgegner hätte es in der Form nicht gebraucht. Selbiges ist zwar ebenfalls nett in Szene gesetzt, wirkt aber ein wenig zu over.
„The Divine Fury“ zündet nicht
Regisseur Kim Joo-hwan gelingt es nicht wirklich, aus dem zugrundeliegenden Konzept der Melange aus MMA und Exorzismus etwas Neues zu kreieren. Lange Zeit ist vor allem Yong-hus Martial-Arts-Background für den Film vollkommen irrelevant, da dieser mehr damit beschäftigt ist, hinreichend bekannte Klischees aus dem Subgenre des Exorzismus-Filmes wiederzukäuen. Das hat man alles schon zigfach besser gesehen und wirklich gruselig gerät dieser Abschnitt auch nie.
Was im Film hält, ist die perfekte technische Umsetzung und das insgesamt reizvolle Duo aus gottverlassenem MMA-Fighter und dem sich zum Vaterersatz mausernden Priester. Dennoch bleiben immer Fragen offen (Warum kann Yong-hu, was er kann? Warum werden bestimmte Story-Elemente sinnlos verbrannt?) und ist man nie richtig in „The Divine Fury“ drin. Erst als der total steil geht und ein Finale im John-Wick-Stil (oder auch „Constantine“-Stil) mit Flammenfaust und Dämonenkeile präsentiert, flammte bei mir Begeisterung auf. Doch da war es längst zu spät.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Splendid Film und ist mit einer harschen FSK 18 ungeschnitten. Es gibt auch eine Mediabook-Edition zum Film, die noch den südkoreanischen Actionspaß “Arahan” als Beilage mitbringt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |