In „Men in Black: International“ treten Chris Hemsworth und Tessa Thompson in die Fußstapfen von Will Smith und Tommy Lee Jones. Als nächste Generation der Alienjäger müssen sie außerirdische Schurken aufhalten, das Universum retten und einen Verräter in den eigenen Reihen finden. In dem bewährten Mix aus Buddy Cop Movie, Science Fiction und Comedy geben Liam Neeson und Emma Thompson die Vorgesetzen der beiden Agenten.
Originaltitel: Men in Black: International__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: F. Gary Gray__Darsteller: Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Rebecca Ferguson, Liam Neeson, Emma Thompson, Rafe Spall, Jess Radomska, Viktorija Faith, Andy Beckwith, Davina Sitaram, Ania Sowinski u.a. |
„Men in Black 3“ mag in der öffentlichen Wahrnehmung ein spätes wie schnell vergessenes Sequel gewesen sein, machte an der Kinokasse aber immer noch ordentlich Kasse. Grund genug für Sony sieben Jahre später „Men in Black: International“ loszulassen, den man wahlweise als vierten Teil oder als Spin-Off der Erfolgsreihe werten kann.
Also geht es hier zum ersten Mal nicht mehr um die Erlebnisse von J und K, sondern um weitere Agenten der Men in Black. Zuerst bekommt man Agent H (Chris Hemsworth) zu sehen, der 2016 mit seinem Vorgesetzten High T (Liam Neeson) den Angriff einer Alienlebensform namens The Hive in Paris abwendet. Danach springt der Film rund 20 Jahre zurück, in die Zeit der Initiation von Agent J aus dem Original. Dort erlebt die kleine Molly nicht nur den Besuch eines Aliens, sondern auch wie Men in Black ihre Eltern aus diesem Grunde zur Erinnerungslöschung blitzdingsen, sie dabei aber übersehen. Ein Sinnbild für die Fans der Reihe, die anno 1997 den Erstling sahen und sofort fasziniert waren – eine Faszination, die bis heute anhält.
So ist Molly in der Gegenwart dann auch auf der Suche nach den Men in Black. Sie ist eine Überfliegerin, bewirbt sich bei erfolgreich bei FBI, CIA und anderen Drei-Buchstaben-Organisationen, nur um jeweils abzusagen, sobald sie erfährt, dass die Alienjäger dort nicht beheimatet sind. Durch akribische Recherchen kann sie die MIB-Zentrale in den USA dennoch aufspüren und die Chefin O (Emma Thompson) überzeugen sie nicht zu blitzdingsen, sondern in die MIB-Reihen aufzunehmen. Die Ausbildung wird im Gegensatz zum Erstling schnell in einer Montage abgehandelt, Franchise-Kenntnis wird vorausgesetzt, danach kann man ins Abenteuer starten, das mit einer Versetzung nach London beginnt.
Dort wird Molly, inzwischen Agent M, mit H zusammengesteckt, der sich jedoch als mittlerweile leicht heruntergekommener Hallodri erweist. Eigentlich sollen sie bei ihrem ersten gemeinsamen Auftrag nur ein Mitglied einer außerirdischen Königsfamilie betreuen, doch zwei Assassinen töten die Zielperson, die M im Sterben noch einen Hinweis gibt. Gemeinsam mit H sucht sie nach Antworten…
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„Men in Black: International“ ist ein Aufguss eines Erfolgsrezepts, Teil einer Reihe, deren Vertreter immer ganz nett, aber sie herausragend gut oder wirklich schlecht waren, und passt damit hervorragend rein. Damit sich die Formel nicht allzu sehr wiederholt, müssen halt ein paar Gimmicks her, in Teil 3 die Zeitreise, hier das internationale Konzept, das aber vor allem James-Bond-artiges Location-Hopping an Orte wie Marokko, Neapel oder Paris beinhaltet. Wieder geht es um eine Alien-Bedrohung inklusive Superwaffe, welche die Erde oder gleich das ganze Universum auslöschen könnte, gepaart mit Buddy-Comedy. Mussten in Teil 2 und 3 der Reihe durch Amnesie und Co. immer wieder Wege gefunden werden, um neue Frotzeleien zu ermöglichen, nachdem J und K eigentlich schon Partner geworden waren, kann „Men in Black: International“ immerhin direkt frisch starten und zwei gegensätzliche Partner präsentieren: H, der Draufgänger mit dem schlechten Benehmen und der Scheißegal-Attitüde, und M, das junge Superhirn, das vom Fangirl zur Agentin wurde.
Dass nun eine Frau Teil der Haupt-Duos ist und es ein paar dezente Gender-Jokes gibt, etwa über den Namen Men in Black, gemacht werden, ließ einige beleidigte Fanboys regelrecht ausrasten. Dabei gab es schon in früheren MIB-Filmen weibliche Agenten und „Men in Black: International“ ist in Sachen Genderrollen zahm und weitestgehend ausgeglichen, wenn mal H, mal M der bzw. die Kompetentere oder Coolere ist. Regisseur F. Gary Gray („Fast & Furious 8“) schwebte wohl ursprünglich ein politischerer Film vor, doch Produzent Walter Parkes schoss konsequent dagegen und nahm teilweise auf dem Regiestuhl Platz, weshalb Gray sogar mehrmals die Brocken hinschmeißen wollte. Dem fertigen Ergebnis sieht man die Querelen am Set nicht an, ist es doch – wie seine Vorgänger – brave Blockbusterkost, mit starken Effekten und 08/15-Plot aus der Retorte.
Immerhin recht spannend ist die Suche nach dem oder den Verrätern in den eigenen Reihen, für die ein paar falsche Fährten ausgelegt werden, auch wenn die Anzahl der Verdächtigen überschaubar ist. Weniger überzeugend ist dagegen manche deus-ex-machina-Rettung oder das vermeintliche Finalgefecht, das aber so früh stattfindet und so enttäuschend schnell beendet ist, dass schon klar ist, dass der eigentliche Showdown noch später kommen wird. Aus dem internationalen Konzept wird wenig gemacht, ob ein Hinterhofladen nun in der Bronx oder in Marokko steht, ist jetzt relativ egal, es sei denn man hält ein paar eingestreute Wahrzeichen-Locations wie den Eiffelturm schon für eine kosmopolitische Bereicherung. Immerhin hält Gray den Fuß immer schön auf dem Gaspedal, sodass „Men in Black: International“ recht kurzweilig, wenn auch nie wirklich aufregend daherkommt.
Ein paar Running Gags der Vorgänger, darunter der sprechende Mops Frank und die prolligen Alien-Würmer, werden pflichtschuldig eingebaut, gepaart mit ein paar Neuerungen. Eine Schachtbrett-artige Alienkultur und deren einziger Überlebender Pawny, im Original von Kumail Nanjiani („Stuber“) gesprochen, der zum Sidekick des Duos gehört, sind eine witzige Beigabe, eher enttäuschend fallen die Assassinen aus, die von dem französischen Tanzduo Les Twins verkörpert werden und sich dementsprechend agil bewegen, aber nie eine wirklich gewichtige Präsenz im Film haben – als wollte „Men in Black: International“ schon früh deutlich machen, dass man sich die große Bedrohung mit leichten Lovecraft-Vibes noch für den Showdown aufspart. Integraler Bestandteil der MIB-Reihe ist natürlich auch die Buddy-Komik, die zwar keine neuen Höhen erreicht, aber mit solide gescripteten Gags punktet, gerade wenn die beiden Agenten einander immer wieder übertreffen wollen.
Dass die Comedy funktioniert, liegt auch an dem aus „Thor – Tag der Entscheidung“ erprobten Hauptdarstellerduo. Chris Hemsworth („Tyler Rake: Extraction“) gibt mal wieder gutaussehenden Action-Man, mit einem kleinen Thor-Hammer-In-Joke in einer Kampfszene, der gerade dann punktet, wenn er H in der Anfangsphase als Draufgänger, der ein wenig zu sehr von sich selbst überzeugt ist. Tessa Thompson („Creed II“) hält gut dagegen als resoluter, vorlauter Neuzugang, der vor Irrtürmern auch nicht sicher ist. Emma Thompson („Last Christmas“) und Liam Neeson („Honest Thief“) leisten hervorragenden Support als durchgreifende, aber verständnisvolle Vorgesetzte, ähnlich wie Rafe Spall („Jurassic World – Das gefallene Königreich“) als etwas neidischer Kollege. Ebenfalls gut aufgelegt, aber aufgrund geringer Screentime etwas verschenkt ist Rebecca Ferguson („Mission: Impossible – Fallout“) als Hs Ex-Freundin und intergalaktische Waffenhändlerin.
Immerhin bestreitet sie eine sehr dynamisch choreographierte Kampfszene, die den zu den Actionhighlights gehört. Denn auch „Men in Black: International“ besitzt die MIB-typischen Ballereien mit futuristischen Kanonen und Kloppereien mit Alien-Wesen, ist vielleicht sogar etwas actionbetonter, bietet aber jenen gewohnten Stil jugendfreier Kampfszenen, in denen Laserwummen ganze Häuser in Schutt und Asche legen oder riesige Alien-Monster wüten, aber selten Menschen wirklich zu Schaden kommen. Dass die tanzenden Zwillingsschurken mehr oder weniger unverwundbar sind, raubt mancher Ballerei auch etwas an Spannung, aber soliden, effektreichen, wenig nachhaltigen Krawall bietet auch diese MIB-Auskopplung.
So macht „Men in Black: International“ klar, dass sich wenig seit jenem Kinosommer 1997 geändert hat, als der Erstling mit voller Hype-Kraft in die Lichtspielhäuser rauschte: Zwei bei der Jugend angesagte Stars, die sowohl Action als auch Comedy können, in den Hauptrollen, Effektbudenzauber der obersten Kajüte, Buddy-Komik und einige hübsche Design-Ideen veredeln einen flotten, ganz amüsanten Blockbuster, dessen 08/15-Plot und geringe Fallhöhe aber auch verhindern, dass hier wirklich Großes bei rauskommt. Wie bei allen „Men in Black“-Filmen steht man am Ende mit einer Handvoll denkwürdiger, gern zitierter Szenen da, während der Rest des Films schnell vergessen ist.
Knappe:
„Men in Black: International“ wurde wie auch schon seine Vorgänger von Sony auf Blu-Ray und DVD herausgebracht, ungekürzt ab 12 Jahren. Als Bonusmaterial gibt es ein Gag Reel, entfallene Szenen und mehrere Featurettes.
© Nils Bothmann (McClane)
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