Originaltitel: Monster Hunter__Herstellungsland: China, Deutschland, Japan, USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Paul W.S. Anderson__Darsteller: Milla Jovovich, Meagan Good, Ron Perlman, Diego Boneta, Tony Jaa, Josh Helman, T.I., Jannik Schümann, Schelaine Bennett u.a. |
2004 erschien das Capcom Videospiel „Monster Hunter“ und mutierte vor allem in Japan zu einem veritablen Erfolg, der zahlreiche Nachfolger und Spin-Offs nach sich zog. Der Hype blieb allerdings weitestgehend auf das japanische Eiland begrenzt, wo man das Franchise beispielsweise auch um Mangas erweiterte. Nun schickt sich Paul W.S. Anderson („Soldier“) an, das Spiel auch in westlichen Breiten bekannt zu machen. Mit einem wütend tosenden und vor allem superdoofen Kinofilm.
Artemis ist mit ihrem Trupp Rangern unterwegs, um eine andere, urplötzlich verschwundene Ranger-Einheit ausfindig zu machen. Die Spuren der Vermissten verlieren sich irgendwann komplett. Während Artemis und Co. noch rätseln, wo die Kameraden abgeblieben sein könnten, nähert sich plötzlich ein gewaltiger Sandsturm, in dem seltsam blaue Blitze zucken. Die Ranger versuchen zwar, dem Sturm zu entkommen, doch das gewaltige Ungetüm holt sie alsbald ein.
Inmitten des Sandsturms verlieren die Ranger jedwede Orientierung. Blitze schlagen ein. Ihre Gefährte werden herumgeschleudert. Irgendwann stürzen sie auch noch eine gewaltige Schlucht hinab. Als die Soldaten nach diesem wilden Ritt wieder zu sich kommen, befinden sie sich in einer vollkommen anderen Umgebung. Aus einer Geröll- und Steinwüste wurde urplötzlich eine echte Sandwüste. Mit eigentümlichen Felsformationen. Zumindest erfährt man alsbald, wo die verschwundenen Kameraden abgeblieben sind.
Die Ranger starten ihre Gefährte, um herauszufinden, wo sie sich befinden und wie sie wieder nach Hause kommen. Als sie an einem gigantischen Skelett ankommen, fliegt ihnen ein Pfeil um die Ohren, der rote Kreide verspritzt. Bevor die Ranger auch nur ansatzweise ahnen, was hier vor sich geht, bebt der Wüstenboden und ein gewaltiges Monstrum bricht aus dem Untergrund hervor. Der Kampf ums Überleben hat begonnen.
Schaut in den Monsterspaß mit Tony Jaa und Milla Jovovich hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=hVsOmC3hc0I
Nachdem „Monster Hunter“ dem Zuschauer verschwörerisch zugeraunt hat, dass es da noch andere Welten als die unsere gebe, startet Paul W.S. Anderson furios in seinen Streifen. Mit hohem Tempo pflügt ein Zweimaster durch eine Wüstenlandschaft, als sei es das Normalste der Welt. Plötzlich wird das Schiff von etwas gerammt. Riesige Kreaturen schrauben sich am Schiffskörper empor. Holz zerbirst, die „Seemänner“ versuchen, sich an Bord zu halten. So manche enden in den gierigen Mäulern der angreifenden Kreaturen. Ein irrer, stark getrickster, ohrenbetäubend lauter Einstieg, der richtig rockt. Und klar macht: Hier ist ab sofort alles möglich.
Und danach schaltet Anderson nicht etwa einen Gang runter. Mitnichten. Ultrakurz werden Artemis und ihre Männer umrissen. Fast schon im Handumdrehen kämpfen sie in dem gewaltig tobenden Sandsturm um ihr Leben und werden in ihren Gefährten herumgeschleudert. Eine Einstellung, die Anderson in seinem Film noch sehr oft zelebrieren wird. Und sind die Ranger dann in der fremden Wüstenei gelandet, gönnen ihnen Regisseur und Drehbuchautor – Paul Anderson in Personalunion – keinerlei Atempause. Tony Jaa hantiert mit einem gewaltigen Bogen, ein Riesenmonster pustet den Staub aus der Soundanlage und es kracht und scheppert ohne Unterlass.
Eine Story ist zu dem Zeitpunkt nur in groben Zügen zu erahnen. Irgendwie wollen die Ranger da lebend raus – das muss reichen. Denkt sich offensichtlich auch Anderson und pusht den Film immer weiter vorwärts. Lässt eine etwas zu lange Sequenz um Horrorspinnen folgen, die mit garstigem Sounddesign, reichlich fiesen Bildern und Jump Scares Horrorstimmung aufkommen lässt.
Nach mehr als der Hälfte des Filmes wird es dann doch mal ruhiger. Tony Jaas Hunter und Artemis lernen sich kennen. Kloppen sich, nähern sich an und – ihr ahnt es sicherlich – kloppen sich wieder. Und da das Drehbuch offenkundig keine Dialoge vorgehalten hat, bekommt Jaa eine Fantasiesprache verpasst, damit auch in dem etwas niedriger gepaceten Abschnitt keine sinnvollen menschlichen Lautäußerungen das Hirn des Zuschauers penetrieren.
Spätestens hier ist dann auch der Level-Aufbau der Spielvorlage überdeutlich zu erkennen. Gehe zu Punkt X, mache Sache XY, kombiniere Gegenstände XYZ und dann gehe zu Punkt X1, mache Sache XY1, kombiniere Gegenstände XYZ1 und so weiter und so fort. Die Handlung beginnt sich in diesem Abschnitt dann ganz allmählich herauszuschälen. In homöopathischen Dosen zwar, aber immerhin bekommt man nun eine größere Ahnung, wo „Monster Hunter“ hin möchte.
Kurz darauf lässt Paul Anderson den Startschuss zum Finale erschallen. Ron Perlman („The Big Ugly“) taucht in einer zu kurzen, aber köstlichen Nebenrolle auf und erklärt die ganze Handlung des Filmes. Endlich. Am Stück. Es nimmt also kein Wunder, dass in den deutschen Trailern immer Ron Perlmans Synchronstimme ertönt, wenn es um Handlung geht. Und ist er dann fertig mit seinem Gebrummel, entfesseln Anderson und sein Soundtrack-Maestro Paul Haslinger ein dröhnendes, krachledern lautes, effektiv montiertes Finale mit einem kurzen, sehr fiesen Break, nur um hernach noch derber aufzudrehen – und genau dann zu enden, als sich spannende Entwicklungen ankündigen. Fortsetzungen, ick hör euch trapsen.
Das Ergebnis ist wirklich durch und durch auf Überwältigung ausgelegt: Fette Monster, fantastische Schauplätze (gedreht wurde in Südafrika), starke Effekte, Krach und hämmernde Sounds satt dominieren gefühlt jede Minute des Filmes. Nichts davon wird von sinnigen Dialogen oder einer intelligenten Handlung gestört. Selten war alles, was mit Handlung zu tun hat, so egal, wie hier. Die Charaktere funktionieren trotzdem ganz gut. Vor allem die Paarung Milla Jovovich („Hellboy – Call of Darkness“) und Tony Jaa („Jiu Jitsu“) verfängt erstaunlich gut beim Zuschauer, pumpt sogar unverhofften, freiwilligen Humor in den Film. Auch wenn Frau Jovovich insgesamt mal wieder zu steif rüberkommt, was durch ihre deutsche Stimme – Schauspielerin Meret Becker – noch unterstrichen wird.
Jaa-Fans müssen derweil hinnehmen, dass ihr Idol nur zwei Mal in dem Film kickt. Und das nicht sonderlich spektakulär. Der thailändische Springfloh, der wie zuletzt gleich mehrere Stuntman (darunter sogar Dan „Born to Fight“ Chupong!) am Set hatte, beschränkt sich auf viel Gerenne, Springen und das Hantieren mit irre geil designten, gewaltigen Waffen.
„Monster Hunter“ oder: Dumm f… äääh unterhält gut
Was am Ende bleibt, ist ein unterhaltsamer Vertreter der Marke „Hirn aus, Film ab“. „Monster Hunter“ wird von seinem Macher mit so viel Schmackes von einer Actionszene zur nächsten getrieben, dass zumindest Actionfans und Style-over-substance-Fans nicht viel zu meckern haben werden. Wer jedoch von einem Film auch nur ansatzweise so etwas wie eine Handlung oder sinnige Dialoge erwartet, der wird mit diesem Streifen niemals im Leben glücklich.
„Monster Hunter“ dröhnt mit starken Bildern, tollen, teils pittoresk außerweltlich wirkenden Wüstenlandschaften, cool getricksten, fiesen Monstren, zupackender Action, einem derben Sounddesign und Waffen, die Feuerwände erzeugen können, über den Zuschauer hinweg. Der bekommt zum Festhalten ein nettes, unverhofft gut funktionierendes Heldengespann, witzige Auftritte von Ron Perlman und eine riesige, kochende Mietzekatze – ist doch auch was. Ein kleines Ärgernis ist das zu offene Ende. Zumindest kann man so hoffen, dass Anderson noch mehr von diesem sich selbst nicht zu ernst nehmenden Unfug fabrizieren wird.
Constantin Film stemmte den Film am 1. Juli 2021 in die deutschen Kinos. Uncut mit einer FSK 16 Freigabe und in 3D. Dieses präsentiert ein paar hübsche Bilder mit starker Tiefenwirkung. Die meiste Zeit aber geht die räumliche Wirkung in der schnellen Montage und ebensolchen Kamerabewegungen unter.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Constantin Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Nein/Nein, ab 1.7.2021 in deutschen Kinos |