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Cash Truck

Originaltitel: Wrath of Man__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Guy Ritchie__Darsteller: Jason Statham, Holt McCallany, Josh Hartnett, Jeffrey Donovan, Scott Eastwood, Niamh Algar, Rocci Williams, Andy Garcia, Eddie Marsan, Laz Alonso, Deobia Oparei, Alex Ferns, Raúl Castillo, Chris Reilly, Tadhg Murphy, Allesandro Babalola, Post Malone u.a.
Cash Truck aka Wrath of Man Blu-ray

Jason Statham brilliert in Guy Ritchies „Cash Truck“.

Der neue Film von Guy Ritchie basiert auf dem französischen Thriller „Cash Truck – Der Tod fährt mit“. Ritchie behielt die grundsätzliche Story bei, erzählt sie aber um ein Vielfaches frischer. Macht den Film in Teilen zu seinem eigenen „Rashomon“, der immer wieder aus anderen Perspektiven erzählt, nach und nach den Blick auf das große Ganze freigibt. Mittendrin: Ein ultracooler Jason Statham!

Als „H“ bei einem Geldtransport-Unternehmen anheuert, wurde selbiges gerade in seinen Grundfesten erschüttert. Einer der Wagen wurde überfallen und beide Insassen eiskalt ermordet. Da die Referenzen von „H“ perfekt sind, wird er sogleich übernommen und findet sich alsbald in einem der Geldtransporter wieder. Da wird auch dieser Transport zum Gegenstand eines Überfalls.

Doch die Räuber haben die Rechnung ohne H gemacht. Der schaltet die Lumpen mit einer Überlegenheit aus, die seine Kollegen schwer beeindruckt. Er wird zum heimlichen Helden des Geldtransport-Unternehmens. Doch nicht alle sehen in ihm einen Helden. H wird auch misstrauisch beäugt. Er scheint eine Agenda zu haben, die er eiskalt verfolgt.

Schaut in den Actionthriller mit Jason Statham hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=m4zqLfrgjRA

Die inzwischen vierte Zusammenarbeit zwischen Regisseur Guy Ritchie („King Arthur“) und Star Jason Statham („Meg“) stellt vollends auf ihre verschachtelte Erzählweise ab. Die springt munter in der Zeit und wird multiperspektivisch abgespult, wodurch sich die wichtigsten Elemente des grundlegend simplen Racheplots erst nach und nach entfalten. Dadurch bleibt vor allem die Spannung immer auf einem erklecklichen Niveau und es fällt auch kaum auf, dass das Tempo hier und da mal durchhängt.

Dabei nimmt sich Guy Ritchie inszenatorisch deutlich zurück. Natürlich fallen die langen Kamerafahrten und Einzelszenen genauso ins Auge wie die clevere Montage, etwa bei dem Leistungstest von H, aber ansonsten hält sich Ritchie diesmal mit den großen Kameramätzchen total zurück. Setzt auf eine raue, geerdete Optik, die genauso taff daherkommt, wie Helden und Antihelden seines Actionthrillers.

Cash Truck mit Jason Statham

H verlässt sich auf die großen Prügel…

Unter der stilsicheren Optik drückt der starke Score von Christopher Benstead ordentlich den Staub aus den Boxen, hat teils sogar westernartige Grundmotive und ist häufig so gepaced, dass er extrem clever für die jeweilige Szene wichtige Geräusche wie das Entsichern von Knarren „übernimmt“ und noch eindrucksvoller erklingen lässt. Am meisten knallt der Score aber immer, wenn die wuchtigen Geldtransporter über die Straßen von Los Angeles rollen und der düster-schwere Score dazu Welle um Welle seines gnadenlos vorwärtsmalmenden Sounds raushaut.

Jason Statham erweist sich dabei als gewohnt sichere Bank. Auch weil Ritchie weiß, wie er seinen Hauptdarsteller inszenieren muss. Staham war lange nicht mehr soooo cool wie hier. Wenn er zu Beginn des Filmes recht widerstrebend Teil der verschworenen Einheit der Sicherheitsleute wird, kommt man aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Die ungeschliffenen, deftig rohen Dialoge lassen einen durchweg feixen und wenn er in der ersten Actionszene keinen Widerspruch duldend mit breitem Kreuz den längst flüchtenden Räubern nachläuft, will man einfach nur die Leinwand anbeten.

Wrath of Man mit Jason Statham und Josh Hartnett

Hs neue Kollegen begegnen ihm durchaus auch mit Misstrauen.

Rund um Statham präsentiert „Cash Truck“ noch ein paar interessante Entwicklungen. In Summe neben der Erzählweise die größte Abweichung von dem französischen Original, weil hier der Hauptcharakter einen vollkommen anderen Dreh bekommt – und von The Stat auch ein paar andere Nuancen verlangt, die der Brite aber ebenfalls irre souverän rüberbringt. Leider wird Josh Hartnett („Black Hawk Down“) als ein Kollege von H von dieser One-Man-Show ziemlich überfahren. Ich sehe den Mimen wirklich sehr gerne, auch in kleinen Rollen, aber in „Cash Truck“ wird er definitiv verheizt und wirkt selten glücklich. Einzig Holt McCallany („Rise: Blood Hunter“) wird als Bullett nicht komplett von Stathams H überrollt.

Die Bösewichter des Streifens werden erst relativ spät, dafür dann aber umso eindrücklicher ins Spiel gebracht. Wobei man auch sagen muss, dass in diesem Film die Grenzen zwischen Gut und Böse mehr als nur verschwimmen. Denn weder sind die Guten nur strahlende Helden noch sind die Bösen irgendwie dämonische Unholde. Okay, bis auf Scott Eastwood („The Outpost“), der seinen Bösewicht leider seltsam manieriert anlegt und ziemlich overacted. Da gefällt Jeffrey Donovan („Sicario 2“) als Anführer von Eastwoods Unhold schon deutlich mehr.

Cash Truck Action mit Jason Statham

H in aussichtsloser Lage?

Das klingt im Übrigen nicht nur nach einem Testosteron-Cast, er ist es auch. Mit Niamh Algar hat es eine einzige Frau in den Maincast geschafft und die gibt sich taffer als die meisten Kerle. Wer sich aufgrund des Kerlecasts nun eine Actionszene nach der anderen verspricht, der sei hiermit gewarnt. „Cash Truck“ ist taffes Männerkino, aber definitiv kein Actionkino. Im Grunde gibt es drei Actionszenen: Der Überfall auf den Geldtransporter, der allerdings in mehreren Variationen mit zunehmender Actiondichte erzählt wird. Der zweite Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem Statham den Lumpen die Hammelbeine langzieht – beziehungsweise sie wegballert. Und drittens der fette Showdown.

Der knallt wirklich ordentlich und wenn die automatischen Knarren hier losbellen, heißt es im Kinosaal Ohren anlegen. Denn Ritchie mag seine Waffen offensichtlich laut. Und damit diese ganz oft sehr laut sein dürfen, sind die Bösewichter in dieser Szene mit Vollkörperpanzerung unterwegs. Was dann freilich im Umkehrschluss meist sehr intensive Tode nach sich zieht. Und egal, ob The Stat, Ritchie, die Stuntcrew, sämtliche Darsteller oder das Waffendepartment – hier liefern alle ab.

„Cash Truck“ sticht das Original komplett aus

Das sehr geradlinig erzählte, gut 30 Minuten kürzere französische Original macht im Vergleich zu Guy Ritchies „Cash Truck“ aka „Wrath of Man“ bei mir keinen Stich. Ritchie krempelt den in Teilen zähen französischen Thriller komplett um und macht einfach sein eigenes Ding. Dynamisiert die Figuren, die Erzählweise und die Action um ein Vielfaches und hat mit Jason Statham einen Star aufzubieten, der mit seiner Art komplett in den Film hineinzieht und hier noch cooler agiert als in seinen sonstigen Streifen. Ein taffer Männerfilm mit großartiger Optik und einem steilen Score, wie geschaffen für ein Publikum, das sein Steak gerne auch mal roh verspeist. Geil!

8 von 10

In diesem Sinne:
freeman


……


Kerniger Actionthriller mit Jason Statham

Cash Truck

„Cash Truck“ ist der vierte gemeinsame Film von Regisseur Guy Ritchie und Hauptdarsteller Jason Statham

Guy Ritchie und Jason Statham sind nach „Bube, Dame, König, grAs“, „Snatch“ und „Revolver“ zum vierten Mal vereint für „Wrath of Man“, das Remake des französischen „Le Convoyeur“. In Deutschland tragen beide Filme denselben Titel: „Cash Truck“.

Dabei stehen jene Personen im Mittelpunkt, deren Hauptaufgabe in den meisten Genrefilmen darin besteht für ein paar Szenen aufzutauchen und von ein paar Räubern abgeknallt zu werden: Geldboten. Das geschieht freilich auch in der Eröffnungssequenz, in der die Kamera durchgängig im Laderaum eines Geldtransporters verbleibt und nie die Position wechselt, auch nicht, als das Fahrzeug überfallen wird, die Geldboten zum Aussteigen gezwungen und bei einem Handgemenge erschossen werden. Es geht noch mehr schief, ein Zivilist stirbt, aber nicht alles wird zu Anfang enthüllt – „Cash Truck“ kehrt mehrfach zu diesem Punkt leicht an die Einstiegsszene von „Heat“ gemahnenden Punkt zurück, um neue Details zu enthüllen.

Der Hauptteil des Films spielt einige Monate später. Die Geldboten von Los Angeles haben den Tod ihrer Kollegen immer noch im Hinterkopf. Patrick Hill (Jason Statham) fängt in diesen Tagen bei Fortico Security an, dem Unternehmen, zu dem der damals überfallene Truck gehörte. Sein Chef Bullet (Holt McCallany) verpasst ihm den Spitznamen H, außerdem lernt er die Belegschaft kennen, darunter ‘Boy Sweat‘ Dave (Josh Hartnett), Dana (Niamh Algar) und Shirley (Tadhg Murphy), die allesamt gern das Alphatier in der Testosteronbutze sein wollen. Dass man diese und andere Charaktere bei dem Sicherheitsunternehmen etwas näher kennen lernt, hat allerdings seinen Grund: Es wird gemunkelt, dass die Räuber mit einem Insider aus der Firma zusammenarbeiteten.

Allerdings verdichten sich bald die Anzeichen, dass der coole und mysteriöse H vielleicht auch mehr ist als er zu sein vorgibt. Der Geldbote hat nämlich eine eigene Agenda, die seine Kollegen nicht kennen, der er aber alles andere unterordnet…

httpv://www.youtube.com/watch?v=wo1kO8m2Nik

Wer den Trailer zu „Cash Truck“ gesehen hat, der hat natürlich ein noch deutlicheres Bild von dem mysteriösen Protagonisten und seiner Mission, die sich allen unvorbereiteten Zuschauer erst stückchenweise erschließt. Dabei kann Guy Ritchie auf seine bewährten Trademarks setzen, wenn er zeitlich nach vorn und nach hinten springt, den Film durch Kapiteleinblendungen in kleine Sinneinheiten unterteilt und mit dem Wissen bzw. Nichtwissen seines Publikums spielt. Natürlich geht es irgendwann auch in die Unterwelt, wo jede Menge Typen rumlaufen, die so cool sind, dass die Schafe sie vorm Schlafengehen abzählen. Jedoch geht es weitaus weniger lustig zu als in früheren Ritchie-Filmen: Die übersteigerte Machowelt von „Cash Truck“ ist zwar auf ihre Art amüsant, ruft ein Schmunzeln hervor, wobei dies auf Zuschauerseite eher ironische Distanz zu einem Kosmos ist, in dem Menschenleben nicht viel zählen und ohne großes Wimpernzucken getötet wird.

Bevölkert wird „Cash Truck“ dementsprechend auch von Figuren, welche auch nie normales menschliches Sozialverhalten gelernt haben. Und das ist nicht nur auf die Gangster und Killer, die der Film auffährt, beschränkt: Auch bei Fortico Security artet jede Konversation in einen verbalen Schwanzvergleich aus. Filme mit derart prolligen Hauptfiguren sind ein Wagnis, das kann in die Hose gehen wie bei David Ayers „Sabotage“, aber auch funktionieren wie in „Criminal Squad“. „Cash Truck“ ordnet sich glücklicherweise in letzterer Kategorie ein, denn obwohl quasi alle Charaktere ziemliche Atzen sind, sind sie nicht gänzlich unsympathisch. Dana als einzige Frau in der Geldbotentruppe ist natürlich stets darauf bedacht, sich unter den ganzen Kerlen als nicht minder hart zu beweisen und steht damit in der Tradition von Figuren wie Vasquez aus „Aliens“ oder Leona aus „Predator 2“.

Neben Ritchies souveräner Regie, die diesen Kosmos aus Machos und Malochern als unterhaltsame Parallelwelt inszeniert, ist es ein Mann, der den Laden hier am Laufen hält: Jason Statham („Homefront“). Der ist zwar mal wieder in seiner Standardrolle als halbseidener Profi, der zielgenauer schießt, härter draufhaut und schneller Auto fährt als alle anderen, gecastet, mimt den enigmatischen H aber als Ausbund von Charisma und Coolness, während das Publikum erst nach und nach hinter die Fassade des Mannes gucken darf, dessen Zorn der Originaltitel ansagt. Denn H erweist sich im Laufe der Zeit als archaischer Rachegott. Dazu kommt ein starkes Ensemble von Nebendarstellern, in dem sich zahlreiche Charakterfressen finden, etwa Holt McCallany („Greenland“) als altgedienter Geldbote, Eddie Marsan („The Professor and the Madman“) als Fortico-Aufseher, Josh Hartnett („Faculty – Trau keinem Lehrer“) als Maulheld und Niamh Algar („Raised By Wolves“) als Henne im Hahnenstall. Später kommen noch Jeffrey Donovan („Honest Thief“) und Scott Eastwood hinzu – letzterer in einer kantigeren Rolle, in der er weniger gelackt wirkt als beispielsweise in „Overdrive“ oder „Pacific Rim: Uprising“. Für wenige Szenen schaut auch noch Andy Garcia („Kill the Messenger“) vorbei, dessen unnötige Rolle man allerdings auch bequem aus dem Script hätte streichen können.

Denn obwohl „Cash Truck“ seine zwei Stunden reichlich kurzweilig abspult, so wäre noch Raum für Verbesserung gewesen. Das fängt bei der Suche nach dem Insider an: Da wird die ganze Truppe vorgestellt, es gibt Animositäten und Andeutungen, dass bei dem einen oder anderen etwas im Argen liegen könnte, doch dann wird dieses Verdächtigenkabinett in der Mitte des Films zugunsten mehrerer Rückblenden fallen gelassen. Und die betreffende Person offenbart sich kurz vor Schluss selbst, wird nicht durch Ermittlungen oder Kombinationsgabe gefunden. Dazu werden manche der Subplots etwas zu ausführlich behandelt oder sind unnötig, was von der dichten Kerngeschichte etwas ablenkt. Denn das Herz von „Cash Truck“ ist das Geldbotengeschäft, mit den Fahrzeugen und der Zentrale, die allesamt lohnenswerte Ziele für Kriminelle abgeben, mit den Angestellten, die stets auf der Hut sein müssen, und der Gefahr, die ein Verräter in so einem Business bedeutet.

Im Gegensatz zu den früheren Kooperationen zwischen Regisseur und Hauptdarsteller ist „Cash Truck“ deutlich actionbetonter, wenngleich die Krawalldichte etwas niedriger ist als in einem typischen Statham-Vehikel. Auch die Martial-Arts-Fähigkeiten des Actionstars werden nicht genutzt, stattdessen setzt Ritchie rein auf Shoot-Outs. Diese kommen zwar mit Gimmicks wie Ganzkörperpanzerung, schweren Waffen und (in einer Szene) Jeder-Schuss-ein-Treffer-Zielkünsten daher, bewahren aber noch eine gewisse Bodenständigkeit. Die meisten Actionszenen sind nicht so ausladend, eine Ausnahme ist das finale Gefecht, das einen würdigen Showdown abgibt. Mit ordentlich Munitionsverbrauch und diversen Toten geht es zur Sache, auch wenn es teilweise schade ist, wenn einige der charismatischen Figuren etwas nebensächlich über den Haufen geballert werden.

Doch trotz kleinerer Schönheitsfehler ist „Cash Truck“ ein kerniger Actionthriller, der von seinem charismatischen Hauptdarsteller ebenso profitiert wie von Guy Ritchies versierter Regie. Dass der Krimiplot nicht das Maximum aus der Insidersuche herausholt und dafür manche Subplots zu sehr betont, ist nicht genutztes Potential. Aber der Film hat Tempo und die leicht augenzwinkernde, aber nie offen humorvolle Mackerwelt voller Typen mit großer Klappe und dicken Eiern übt eine ganz eigene atzige Faszination aus.

StudioCanal brachte „Cash Truck“ am 29. Juli 2021 in die deutschen Kinos, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Am 11. November 2021 erscheint der Film von Studiocanal auf DVD und Blu-ray. Obendrein als 4K-Version und in einem Special-Edition-Steelbook.

© Nils Bothmann (McClane)

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