„Die unbesiegbaren Fünf“ war für das Studio Shaw Brothers und Regisseur Chang Cheh ein großer Erfolg und machte fünf seiner Hauptdarsteller zu einer gefragten Martial-Arts-Truppe. Die Initialzündung ist ein Mix aus Krimi und Martial-Arts-Film, in dem fünf Schüler des Gift-Clans nach einem Schatz suchen, dafür teilweise über Leichen gehen und ein sechster Schüler herausfinden muss, welcher seiner Vorgänger gute oder böse Absichten hat.
Originaltitel: Wu Du__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1978__Regie: Chang Che__Darsteller: Chiang Sheng, Philip Kwok, Sun Chien, Lu Feng, Lo Meng, Wei Pai, Johnny Wang Lung-Wei, Dick Wei, Sun Shu-Pei, Liu Huang-Shih, Ku Feng u.a. |
„The Five Venoms“ war für das Studio Shaw Brothers und Regisseur Chang Cheh („Der Pirat von Shantung“) ein großer Erfolg, wonach fünf von dessen sechs Hauptakteuren nicht nur zu einer gern gebuchten Martial-Arts-Truppe wurden, sondern auch den Namen Venom Boys oder Venom Mob bekamen. Umso mehr verwundert es, dass der Film es erst als DVD-Premiere nach Deutschland schaffte, unter dem Titel „Die unbesiegbaren Fünf“.
Es beginnt mit einem sterbenden Kung-Fu-Meister (Dick Wei) vom Gift-Clan, der seinem letzten Schüler Yang De (Chiang Sheng) einen Auftrag gibt und dabei dem Publikum praktischerweise gleich die ganze Hintergrundgeschichte mitliefert. Der Meister bildete zuvor fünf Schüler aus, von denen jeder den Stil eines giftigen Tieres erlernte: Der Tausendfüßler, die Schlange, der Skorpion, die Eidechse (in einigen Fassungen auch Gecko genannt) und die Kröte. Yang De besitzt die Kenntnis aller Stile, ist aber in keinem ein Meister. Er soll jedoch in die Welt ziehen und schauen, ob die Schüler, die sich nur teilweise untereinander kennen, ihre Kräfte für Gutes einsetzen. Die Guten soll er rekrutieren, den Bösen den Garaus machen.
Das Drehbuch von Chang Che und Ni Kuang („Hard-Boiled II – Just Heroes“) lässt den jungen Mann aber gar nicht groß durch die Lande reisen, sondern installiert einen Anziehungspunkt für die Schüler: In einem kleinen Städtchen gibt es einen Buchhalter, der den Schatz des Gift-Clans versteckt hat, dessen Identität jedoch den Schülern nicht bekannt ist. Mit diesem Wissen ausgerüstet sucht Yang De den besagten Ort auf, gibt sich als mittelloser Bettler aus und beobachtet die Einwohner, um Hinweise auf die Identität der fünf Schüler zu finden.
Als der Buchhalter mitsamt Familie ermordet wird und es einen Zeugen gibt, treten zumindest zwei Identitäten zutage: Zhang Yiaotian (Lu Feng), der Tausendfüßler, ist der Hauptverdächtige, der Kampfkunstmeister Liang Shen (Lo Meng), die Kröte, hilft bei der Verhaftung, während derer beide ihre Kampfstile präsentieren. Doch die weitere Mördersuche und das Gerichtsverfahren sind durchzogen von Intrigen und Betrug…
httpv://www.youtube.com/watch?v=RCn93GiY_h4
„Die unbesiegbaren Fünf“ ist gewissermaßen die Shaw-Brothers-Version eines typischen Whodunit-Krimis: Es gibt ein Verbrechen, es gibt mehrere Verdächtige und es gibt die Mordbuben, die unliebsame Zeugen und nicht mehr benötigte Helfershelfer aus dem Weg räumen, damit ihre Pläne nicht auffliegen. Die Schurken manipulieren die Gerichtsbarkeit durch Einfluss, Bestechung und Gewalt, während es am Ende an einsamen Ermittlern liegt die wahren Hintergründe herauszufinden. Yang De tritt da eher wie ein Privatdetektiv auf, der unbemerkt unter den Leuten ermittelt, Polizist He Yu (Philip Kwok) ist dagegen der prinzipientreue Gesetzeshüter, der zur Not auch ohne offiziellen Auftrag handelt. Die fast schon klassische Krimigeschichte wird dann den typischen Zutaten eines Kung-Fu-Films bzw. einer Shaw-Brothers-Produktion versetzt: Die Martial-Arts-Einlagen, die Hintergrundgeschichte mit dem Kampfkunst-Clan, das Setting im historischen China, der Gewaltpegel. Denn hier geben die Leute nicht nur merklich blutiger als bei Agatha Christie und Co. den Löffel ab, sondern auch eine Foltereinlage mit eiserner Jungfrau und glühendem Eisen steht zwischenzeitlich auf dem Programm.
Das hat als Mixtur seinen Reiz, auch wenn „Die unbesiegbaren Fünf“ weder als Kung-Fu-Film noch als Krimi so wirklich makellos ist, sich die beiden Genres bisweilen etwas im Weg stehen. Durch den Krimiplot ist die Anzahl der Fights nicht ganz so zahlreich, zumal manche Fähigkeiten auch erst einmal im Verborgenen bleiben müssen, damit das Publikum nicht die Identität aller Venoms von Anfang an kennt. Dafür sind die verschiedenen Stile eine Bereicherung des Films, da die einzelnen Kämpfer sehr markant sind, das Ganze bisweilen sogar ein kleines Detektivrätsel in sich ist: Durch die Kombination welcher Stile kann man beispielsweise den Tausendfüßler oder die Schlange besiegen? Hinzu kommen interessante Special Moves, etwa die Fähigkeit der Eidechse mit den Füßen an Wänden zu haften oder der sich windende Bodenkampfstil der Schlange. Die Choreographie der Fights ist sehenswert, auch wenn man einigen Kampfkunstszenen das Gestellte manchmal etwas zu deutlich ansieht, sie gelegentlich etwas statisch wirken.
Das mag auch daran liegen, dass Chang Che noch sehr der alten Schule verhaftet war, denn seine Performer haben es körperlich drauf. Auch darstellerisch schlagen sie sich solide, wobei vor allem Philip Kwok („Hard-Boiled“) als rechtschaffener Polizist den Film dominiert. Hinzu kommen Chiang Sheng („Das Höllentor der Shaolin“) als beobachtender Schüler sowie Sun Chien („Chun Fang – Das blutige Geheimnis“), Lu Feng („Ninja Condors“) und Lo Meng („Ip Man 2“) als Kampfkunstmeister, die ihre Skills mehr oder weniger gut verborgen halten können. Der vierfache Venom-Kollaborateur Wei Pai („Die Todesfaust des kleinen Drachen“), der manchen auch als inoffizielles sechstes Mitglied der Truppe gilt, hat einen starken Auftritt als anfangs verschlagener, aber zunehmend mit der eigenen Bosheit hadernder Strippenzieher – neben Philip Kwok die eingängigste schauspielerische Darbietung des Films. Natürlich sind es alles keine nuancierten Performances, die Darsteller alle eher Kampfkünstler als Schauspieler, aber es in diesem Bereich wesentlich Schlechteres.
Jedoch beeinträchtigt der Martial-Arts-Aspekt auch die Kriminalgeschichte. Damit es Kampfkunst zu sehen gibt und zumindest einige Allianzen klar sind, werden die Identitäten von vier der Venoms relativ schnell offengelegt, sodass die große Frage des Films eigentlich darin besteht, wer denn nun der Skorpion ist. Das ist aber im letzten Drittel schnell beantwortet, nicht auf der Handlungsebene, aber durch Chang Ches Inszenierung, die den Täter so offensichtlich hervorhebt, besagte Person durchgehend schurkisch gucken lässt, selbst wenn er vermeintlich hilfreich ist, sodass die Offenbarung kurz vor Schluss nur ganz naive Zuschauer beeindrucken dürfte. Der Schatz wird zum reinen MacGuffin und die verschiedenen Intrigen sorgen zwar für ein gerüttelt Maß an Folter, Mord und Totschlag, verkomplizieren den Plot allerdings nicht allzu sehr, da das Publikum einen großen Wissensvorsprung vor den Figuren hat.
Als Verquickung von Krimiplot und Martial-Arts-Hauerei ist „Die unbesiegbaren Fünf“ ein interessanter Film, die Tierkampfstile bringen Leben in die Action und kurzweilig ist die Angelegenheit auch, wenngleich nur bedingt spannend, da dem Zuschauer viele wichtige Infos früh an die Hand gegeben werden. Zudem könnte es etwas mehr an Kämpfen sein, auch wenn der ausgiebige Showdown dafür etwas entschädigt. Eine nette Sache, aber nicht so wegweisend wie beispielsweise Chang Ches „One-Armed Swordsman“-Reihe.
Wie bereits erwähnt feierte „Die unbesiegbaren Fünf“ seine deutsche Premiere als DVD-Release von MIB in der Reihe „Shaw Brothers Classics“. Im Gegensatz zu vielen anderen Shaw-Filmen musste er dadurch immerhin keine stark gekürzte Videofassung ertragen, sondern erschien direkt ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Als Bonus gibt es Trailer, Produktionsnotizen, eine Bildergalerie sowie Bio- und Filmographien. Inzwischen ist der Film auch bei X-Rated/VZM auf Blu-Ray erschienen, dort gibt es als Bonus den Trailer zum Hauptfilm.
© Nils Bothmann (McClane)
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