Originaltitel: Bullets of Justice__Herstellungsland: Bulgarien, Kasachstan__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Valeri Milev__Darsteller: Ester Chardaklieva, Yana Marinova, Dessy Slavova, Doroteya Toleva, Danny Trejo, Timur Turisbekov u.a. |
Die Welt stolperte sehenden Auges in den dritten Weltkrieg. In dessen Verlauf brachten die Amerikaner die Experimente Adolf Hitlers rund um den Übermenschen zu einem Ende. Dabei entstanden Mensch-Schwein-Hybriden, die sich irgendwann gegen ihre Schöpfer wandten. Jahre später jagen und mästen die „Schnauzen“ genannten Hybridwesen die Menschlein und laben sich an deren Fleisch.
Um der Menschheit eine letzte Chance zu geben, beschlossen einige „schlaue“ Menschen mal wieder eine gefährliche Bombe zu schmeißen. Und wie so oft war das keine wirklich gute Idee. Denn diese Bombe machte alle Lebewesen auf der Erde unfruchtbar. Auch die Mensch-Schwein-Hybriden. Allerdings hatten die Schnauzen ein Ass im Ärmel: Die Muttersau! Ein gewaltiges Superschwein, dass einer Bienenkönigin gleich immer mehr Schnauzen gebiert.
Auftritt Rob Justice. Die Schnauzen haben ihn nicht nur einmal zur Waisen gemacht. Denn nachdem sie Robs echte Eltern um die Ecke gebracht hatten, rissen sie auch seinen Ersatzvater aus dem Leben. Gründe genug, um richtig sauer auf die Schnauzen zu sein. Dementsprechend sagt er auch nicht nein, als ihm der Auftrag angetragen wird, die Menschenfarm der Schweine, die sogenannte Leber, zu zerstören und so den Futternachschub für die verhassten Schweinemenschen und deren Muttersau abzuschneiden.
Schaut in den Trashfilm mit Danny Trejo hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=kqOwZR9a_N0
„Bullets of Justice“ trägt das Label des Trashfilms mit breiter Brust vor sich her, beweist große Lust an dämlichen Ideen und gibt sich teils herzerfrischend abgefahren. Die ganze Chose um die Mensch-Schweine-Hybriden wird mit Schmackes eingeführt, die Masken-Effekte machen einfach Laune, ein paar Fäkalhumor-Einlagen sind einfach genial widerlich, es gibt amtlich Hupen, Ärsche und Pimmel, das Kunstblut fließt in Strömen und das Beste: Das Ganze sieht echt erstaunlich gut aus.
Schon der Einstieg ist dahingehend sehr gelungen. In dem gerät unser Held an ein fliegendes Schwein, das mit Miniguns, Jetpack und im Jetpack verstecktem kleinwüchsigen Bombenwerfer für viele Bilder sorgt, die man so auch noch nicht gesehen hat. Es schließt sich eine ultrafreizügige Sexszene an, in deren Verlauf unser Held den Knackarsch seiner Partnerin feiert, gleichzeitig aber festhält, dass sein eigener Arsch noch heißer sei.
Und da wären wir bei dem Helden. Der wird von Timur Turisbekov gegeben. Ein Musiker, der mit „Bullets of Justice“-Regisseur Valerie Milev („Wrong Turn 6“) bereits Musikvideos gedreht hatte, wobei man auf die Idee kam, eines der Videos beziehungsweise Motive daraus, auf Spielfilmlänge zu strecken. Im Ergebnis gibt Turisbekov, der obendrein sichtlichen Spaß daran hat, seine schlaffe Nudel in die Kamera zu halten, einen brutal schrägen Helden. Wenn der Musiker nun auch noch spielen könnte… Dennoch muss man festhalten, dass Rob Justice ein einfach geiler Held ist.
Zum einen nagelt er alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Zum anderen ist er versierter Schweinekiller. Und er ist ein ehemaliges Model. Ein wunderschönes Model, das ein großes Problem hat: Es gab da jemanden, der war noch schöner. Rafael, der langhaarige Adonis mit halbem Slip. Der Rob immer wieder in Visionen erscheint, unter anderem, wenn er gerade mit seiner Schwester fickt.
Gemach, gemach. Es ist nicht seine echte Schwester. Und außerdem hat sie einen Bart. Das ist alles nicht anrüchig – aber halt einfach nur irre. Rafael wird im weiteren Verlauf des Filmes als Nemesis von Rob noch eine wichtige Rolle spielen, was im wohl irrsten Showdown-Fight der Filmgeschichte endet und „Zoolander“ im Kampf der Supermodels echt Ehre gemacht hätte.
Klingt alles schräg? Tja, da habe ich noch nicht einmal erwähnt, dass der Film irgendwann Zeitreisen ins Feld wirft, daraus ein paar irre Ideen generiert und den Zuschauer auch mal vor den Kopf stößt, weil es Momente gibt, da hat man wirklich keinerlei Plan mehr, was da eigentlich auf dem Bildschirm abgeht. Und immer wieder setzt es weitere schräge Einlagen und Hirnfürze. Die Folge ist ein Bombardement an Wahnsinn, das erstaunlich gut unterhält und so manches Problem einfach wegbügelt.
Viele der Probleme sind budgetbedingt, denn obschon der Film dank stimmiger Ausstattung, unverbrauchter Schauplätze und stark eingefangener Bilder toll ausschaut, verhebt er sich bei manchem CGI-Shot. Sobald der Rechner massiver zum Einsatz kommt, sieht man genau das auch. Glücklicherweise besinnt sich Milev sehr oft aufs Handgemachte. Hier und da muss er allerdings ins Risiko gehen. Und das tut „Bullets of Justice“ nicht immer gut.
So manchem Filmfan wird auch die Inszenierung der Action nicht gefallen. Diese ist zum einen irre druckvoll und gewinnt durch die mächtigen Männer unter den Schweinemasken zusätzlich an Wucht, aber Milev verwackelt sie stark. Die Moneyshoots in Form von Splattereinlagen sieht man, aber zwischendurch ist die Kameraführung wirklich zu dynamisch und nimmt die Übersicht.
In technischer Hinsicht fallen zudem einige Flüchtigkeitsfehler auf. Beispielsweise werden in den freizügigen Sexszenen die Bodydoubles teils ziemlich offensichtlich enttarnt, wenn der Editor für Sekundenbruchteile Bilder zulässt, die zeigen, dass die tatsächlichen Darsteller mit BH oder Höschen im Bett liegen, während man kurz zuvor bei den Bodydoubles seine Kenntnisse in menschlicher Anatomie noch einmal so richtig auffrischen konnte.
Wie bereits erwähnt, ist zudem der Hauptdarsteller ein ziemlicher Komplettausfall. Die unangenehm billige deutsche Synchronisation kostet dem steif und ausdruckslos agierenden Mimen zusätzliche Sympathiepunkte. Eine Schau dagegen ist Doroteya Toleva als Robs barttragende Schwester Raksha. Milev und Co. hätten den Mut aufbringen und sie zur Heldin machen sollen. Die junge Dame hat sichtlich Lust auf ihre angeschrägte Rolle. Bis auf Danny Trejo („Machete kills“) kennt man keinen der Darsteller von „Bullets of Justice“. Trejo selbst ist auch mehr ein Werbegag, denn er kommt auf maximal zwei Minuten Screentime und ist für den Film eigentlich total egal.
„Bullets of Justice“ ist durchaus gelungener Trash
Ein Christiano-Ronaldo-Doppelgänger, der MG-Magazine herumkickt, wortwörtliche Arschgesichter, ein Panzer als geiler Eingang zu einer unterirdischen Basis, als Pfeile genutzte Sägeblätter, minutenlange Szenen, in denen der Held an einer Folientüte verzweifelt, oder ein Held, der nach einer Zeitreise in einer Mauer landet und sich aus dieser herausballert, während er Lumpen umnietet – „Bullets of Justice“ ist einfach irre.
Mehr noch: Seine Story, seine Helden und seine Lumpen sind einfach herrlich gaga. Was total erstaunt, ist die Machart, die technisch nicht perfekt sein mag, aber für 80 Minuten problemlos in diese irre Welt eintauchen lässt. Doch leider mehren sich in Richtung Finale die Enttäuschungen. Das Bombardement mit Irrsinn ermüdet ein wenig und leider wählt „Bullets of Justice“ einen etwas feigen Ansatz, um keinen richtigen, vermutlich zu aufwändigen Showdown präsentieren zu müssen.
Infolgedessen nimmt man den Streifen leicht enttäuscht aus dem Player, obschon der bis kurz vor Schluss wirklich sehr gut zu unterhalten vermochte. Doch trotz des finalen Coitus Interruptus würde ich dem blutig brutalen, sich selbst nicht zu ernst nehmenden „Bullets of Justice“ definitiv das Prädikat „unterhaltsamer Trash“ verleihen wollen.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von der Busch Media Group. Freigegeben ab 18 und ungeschnitten. Extras zum Film gibt es leider keine. Nur wer sich das Mediabook zum Film gönnt, erhält im Booklet der Veröffentlichung ein Interview mit den beiden Köpfen hinter dem schweinischen Trashspaß plus Behind the Scenes, Musikvideos und einem Kurzfilm auf einer Extra-Disc.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |