„Legendary Weapons of China“ ist eine Shaw-Brothers-Produktion, deren Titel sich auf die 18 traditionellen Waffen der chinesischen Kampfkunst bezieht. Diese beherrscht ein Kung-Fu-Meister zu Zeiten des Boxer-Aufstands, der von denen eigenen Leuten als Verräter gejagt wird. Drei Attentäter suchen nach dem Mann, dessen genaues Aussehen ihnen unbekannt ist.
Originaltitel: Sap Bat Ban Mo Hei__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: Liu Chia-Liang__Darsteller: Liu Chia-Liang, Hsiao Hou, Alexander Fu Sheng, Kara Hui, Gordon Liu Chia-Hui, Lau Kar-Wing, Chu Tit-Wo, Wang Ching-Ho, Lee King-Chu, Lin Ke-Ming, Cheung Chok-Chow u.a. |
„Legendary Weapons of China“ – der Hauptappeal dieser Shaw-Brothers-Produktion liegt bereits im Titel. Zwar ist immer noch umstritten, welche 18 Waffen der traditionellen chinesischen Kampfkunst genau dazu gehören, da es mindestens vier verschiedene Definitionen bzw. Listen gibt, doch um historische Akkuratesse ging es dem Studio dabei nicht.
Denn „Legendary Weapons of China“ spielt zwar während des Boxer-Aufstands, bringt aber eine gehörige Portion an Fantasy-Elementen hinein. Das zeigt sich schon an verschiedenen Skills von Boxer-Clans und deren Meistern, die eingangs vorgestellt werden. Da sind die Schüler, welche sich auf Geheiß ihres Meister selbst entleiben, mit Fingern, die so stahlhart wie tödliche Waffen sind. Da ist der Meister, der anderen Menschen wie Puppen steuern kann. Und da ist das Trainingsprogramm, das die Haut so hart machen soll, dass sie Schwertern und vor allem den Gewehrkugeln der Invasoren aus dem Westen widerstehen kann. Letzteres haben die Aufständischen allerdings nicht ganz gemeistert, weshalb immer wieder Schüler den Exitus machen, wenn man bei der Übung dieser Fähigkeit auf sie schießt.
Genau diese Art des Trainings desillusionierte Lui Gung, der seinen Boxer-Clan danach auflöste, um seine Schüler nicht sinnlos im Kugelhagel zu verheizen. Nun gilt er als Verräter, den es auszulöschen gilt. Allerdings weiß niemand so genau wie er aussieht, nur dass er seine Fähigkeiten gerne vorzeigt. Gleich drei Attentäter suchen unabhängig voneinander nach ihm: Fang Shao-Ching (Kara Hui), die sich dafür als Mann ausgibt, ihr Onkel Ti Tan (Gordon Liu Chia-Hui) und der magisch begabte Fighter Tien Hao (Hsiao Hou).
In Yunan, wo sich der Verräter aufhalten soll, fallen ihnen mögliche Kandidaten auf, darunter ein flamboyanter Reisender und ein bärenstarker Holzfäller. Außerdem kreuzen sich die Wege der drei Attentäter, die sich teilweise bekämpfen, sich teilweise aus dem Weg gehen…
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Die Geschichte von „Legendary Weapons of China“ ist bisweilen sehr dünn, selbst für einen primär auf seine Kampfszenen fokussierten Reißer und auch nicht immer so ganz schlüssig. Man will den Verräter loswerden, was anscheinend wichtiger ist als der Kampf gegen die Invasoren, später entpuppt sich noch eine Figur als Antagonist, die sich von Lui Gungs Tod aus nicht näher erklärten Gründen eine Stärkung der eigenen Position erhofft. Der Gesuchte präsentiert angeblich so gerne seine Skills, wovon man aber von seiner Enttarnung nicht so wirklich etwas sieht. Und zwischendrin taucht für rund 20 Minuten, die man zumindest aus handlungstechnischer Sicht bequem aus dem Film schneiden könnte, der Trickbetrüger Mo (Alexander Fu Sheng) auf, der sich für einen Auftraggeber als besagter Lui Gung ausgibt.
Aber um die Geschichte geht es auch nicht, sondern es ist ein Schaulaufen mehrerer Shaw-Brothers-Größen. So mag der ganze Plot um Mo eigentlich nichtssagend sein, aber er gibt Alexander Fu Sheng („Der Todesspeer der Shaolin“) eben Raum für Kabinettstücken, die zwar mit reichlich Fratzenkirmes einhergehen, aber einfallsreich choreographiert sind. Zudem zeigt sich an dem auflockernden Humor, dass sich „Legendary Weapons of China“ auch selbst gar nicht so ernst nimmt, was manchen plotseitigen Unfug auch besser verdaulich macht. Manches davon ist zwar etwas albern und plump, aber als launige Martial-Arts-Komödie läuft „Legendary Weapons of China“ schon recht flüssig. Eine wichtige Rolle als einer der beiden „Hauptverdächtigen“ spielt Regisseur Liu Chia-Liang („Tiger on the Beat“), die andere sein Bruder Lau Kar-Wing („Shanghai Police“). Mit Kara Hui („Dragon“), Gordon Liu Chia-Hui („Kill ‘Em All“) und Hsiao Hou („Iron Monkey“) sind drei weitere Shaw-Brothers-Stars in wichtigen Rollen zu sehen, welche in diesem Film die junge Garde stellen.
Die Youngster sind es dann auch, die ihre Wege überdenken: Mancher Assassine wird vom Jäger zum Helfer des Abtrünnigen, der im Gegensatz zu den Clanchefs wesentlich edlere Motive hat. Für eine Romanze ist auch andeutungsweise Platz, wobei dieses eher über die Fights kommuniziert wird: Wenn sich Fang Shao-Ching und Tien Hao beim Beobachten eines Verdächtigen in die Quere kommen und sich gegenseitig bekämpfen, dann hat dieser Fight etwas von einem Flirt. Gleichzeitig wird in diesem Shaw-Brothers-Film viel mit Magic Kung Fu gearbeitet, wenn die Kontrahenten einander mit Voodoo kontrollieren, verborgene Klingen abschießen oder riesige Stoffbahnen herzaubern, mit denen sie die Sicht ihrer Gegner blockieren. Dabei fällt auf, dass Liu Chia-Lang als einer der Shaw-Brothers-Hausregisseure eine wesentlich flüssigere und dynamischere Actionchoreographie bevorzugt als beispielsweise sein Kollege Chang Cheh, was die Fightszenen zackig und spektakulär macht.
Nachdem auch zu Beginn verschiedene Waffen zum Einsatz kommen, man sich aber auch mal mit bloßen Händen und Füßen kloppt, liefert der Doppelshowdown dann jene legendären Waffen Chinas, die der Titel verspricht, darunter Hellebarden, Schwertern, Eisenspitzen an Seilen usw. Zur besseren Übersicht wird auch stets der Name der aktuell verwendeten Waffengattung eingeblendet, mit denen sich die Kontrahenten in stark choreographierten Fights gegenseitig auf die Mütze geben. Passend zum eher leichten, komödiantischen Ton des Films steht am Ende auch nicht die Selbstjustiz, sondern Vergebung und Besserung, wenn der enttarnte Lui Gung und seine neu gewonnenen Getreuen die besiegten Gegner nicht nur am Leben lassen, sondern auch von der Selbstentleibung abhalten.
So macht es „Legendary Weapons of China“ es dem geneigten Martial-Arts-Fan nicht ganz einfach: Einerseits ist die Geschichte des Films episodenhaft, etwas egal und auch nicht so unbedingt an groß nachvollziehbarer Charakterentwicklung interessiert, andrerseits gibt es massig Kampfkunstaction, die durch die verschiedenen Waffengattungen sehr variationsreich ist und mit einer ganz famosen Choreographie aufwartet. Da das Tempo hoch ist und der Film sich durch seinen komödiantischen Tonfall nicht allzu ernst nimmt, überwiegen am Ende jedoch eher die Licht- als die Schattenseiten.
Knappe:
Auf einem haptischen Medium ist „Legendary Weapons of China“ in Deutschland bisher noch nicht erschienen. Für eine ganze Weile war er bei Netflix in englischer und kantonesischer Sprache mit deutschen und englischen Untertiteln verfügbar, wurde jedoch am 15. August 2021 aus dem Programm genommen.
© Nils Bothmann (McClane)
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