Originaltitel: Fade to Black__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1980__Regie: Vernon Zimmerman__Darsteller: Dennis Christopher, Tim Thomerson, Gwynne Gilford, Norman Burton, Linda Kerridge, Morgan Paull, James Luisi, Eve Brent, John Steadman, Marcie Barkin, Mickey Rourke u.a. |
Ein eigenwilliger Genrebastard, den Vernon Zimmerman da 1980 fabrizierte, denn sein reflexiver „Fade to Black“ vereint Elemente von Horror, Drama und Thriller.
Gerade die häufig getroffene Einstufung als Horrorfilm erfasst die Geschichte des Filmrollenauslieferers Eric Binford (Dennis Christopher) kaum, denn trotz des Plots um einen Serienmörder ist „Fade to Black“ alles andere als ein Slasherfilm. Im Büro von Erics Firma hängen zwar die Plakate der damals gerade angesagten Genrehits „Halloween“ und „Tourist Trap“, doch Stalking und Slashing spielen eine untergeordnete Rolle.
Im Gegensatz zu manch anderem Film widmet sich „Fade to Black“ der Ursachenforschung, denn anfangs ist Eric eigentlich nur ein Filmfreak, der unter seiner Umwelt zu leiden hat: Seine im Rollstuhl sitzende Tante Stella (Eve Brent) unterdrückt ihn, auf der Arbeit wird er verspottet, bei Frauen kommt er nicht an. Ein Lichtblick ist ein Kinogang mit Marylin O’Connor (Linda Kerridge), die nicht nur so heißt, sondern auch so aussieht wie Monroe. Doch sie verpasst ihn ohne böse Absichten, doch das gibt ihm den Rest.
Von da an setzt sich Eric auf mörderische Weise mit denen auseinander, die ihm schaden wollen. Inspirationen holt er sich aus Filmen, tritt bei seinen Taten als Dracula, Hopalong Cassidy oder Filmgangster auf…
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Filme und Mordtaten? Ein Beitrag zur Gewaltvideodiskussion bevor diese überhaupt so richtig losging? Vielleicht intendiert, vielleicht auch unbewusst vertritt „Fade to Black“ die gleiche These wie „Scream“: Filme schaffen keine Psychos, aber sie können Psychos kreativer machen. Denn Erics Mordlust ist Folge seiner sozialen Situation, nur das Wie seiner Rache ist filmisch inspiriert – sehr zu des Zuschauers perfider Freude, denn gerade Erics Ideen und Kostümierungen machen die Mordszenen zu den kreativen Highlights des Films, der wenig exploitativ in seiner Gewaltdarstellung ist.
Die Filmbezüge gehen klar in Richtung klassisches Hollywoodkino, James Cagney als Filmgangster der 30er Jahre wird exzessiv zitiert wie der klassische Universalhorror und der Film Noir, zwischendrin schneidet man Filmszenen ein und präsentiert fleißig Filmposter im Hintergrund. Besonders furios ist sicher die Duschszene, die gleichzeitig Zitat und Parodie der berühmten „Psycho“-Nummer ist und anders ausgeht als man anfangs vielleicht erwartet.
Doch so liebevoll „Fade to Black“ in seinen Details auch sein mag, der Spannungsbogen insgesamt ist alles andere als perfekt. Der Nebenstrang um den Polizeipsychologen und potentiellen Erklärbär Jerry Moriarty (Tim Thomerson) ist eher comic relief als integraler Plotbestandteil, Marylin wird im Mittelteil fast gänzlich ausgeblendet und erlangt erst gegen Filmende wieder Relevanz. Gerade in der Mitte wird „Fade to Black“ zudem eher zu einer (durchaus launigen) Aneinanderreihung von Erics Taten, ehe der Film nach seinem Treffen mit einem betrügerischen Drehbuchguru zum Finale schreitet, welches das Schicksal des klassischen Filmgangster nachzeichnet – nicht umsonst begeht Eric seinen letzten Mord in dieser Gewandung. „Made it, Ma! Top of the World!“ – das Zitat fällt früh im Film, deutet das Ende aber bereits an.
Dennis Christopher spielt die Rolle des cinephilen Mordbuben recht intensiv und kann so zum Gelingen des Films beitragen, den er über weite Strecken allein stemmen muss. Der spätere Tim Thomerson albert durchaus amüsant herum, während Linda Kerridge doch etwas blass bleibt. Doch der Rest des Cast ist sowieso eher unscheinbar, da kann auch ein Mickey Rourke („Hunt Club“) in einer frühen Rolle nur wenig herausstechen.
Doch alles in allem ist „Fade to Black“ ein mit Liebe zum Detail gemachter Film, dessen erzählerische Schwächen durch die gelungene Umsetzung und den durchaus starken Hauptdarsteller aufgefangen werden. Nicht perfekt, aber in seiner Andersartigkeit sehenswert.
Hierzulande ist der Film auf DVD im Hause CMV Laservision in der ungekürzten, juristisch geprüften Fassung erschienen.
© Nils Bothmann (McClane)
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