1995 setzte Bill Condon mit „Candyman 2“ den Klassiker von Bernard Rose fort. Eine junge Frau will die Unschuld ihres Bruders beweisen, der für einen Mord des Candyman verantwortlich gemacht wird, doch gerät dabei in den Bann des Todesengels mit der Hakenhand. Das Sequel erweitert die Mythologie, wiederholt aber Muster des Erstlings und ist ein eher konventioneller Slasher.
Originaltitel: Candyman: Farewell to the Flesh__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Bill Condon__Darsteller: Tony Todd, Kelly Rowan, William O’Leary, Bill Nunn, Matt Clark, David Gianopoulos, Fay Hauser, Joshua Gibran Mayweather, Timothy Carhart, Veronica Cartwright, Caroline Barclay u.a. |
Fortsetzungen sind im Horrorgenre fast schon unerlässlich und da war „Candyman 2“ nur eine Frage der Zeit, nachdem der Vorgänger so gut ankam.
Allerdings ist das Sequel trotz Beteiligung Clive Barkers konventioneller als der Vorgänger. Ein Diavortrag eines Professors in New Orleans zu Beginn erklärt kurz die Vorgeschichte: Der schwarze Maler Daniel Robitaille (Tony Todd) wurde für seine Liebe zu der Tochter eines Weißen rund 100 Jahre zuvor vom Mob gelyncht und erscheint nun jedem, der fünfmal seinen neuen Namen Candyman in den Spiegel ruft. Es wird wieder als Legende abgetan, wobei der Vortrag recht geschickt den Bogen zum ersten Teil schlägt: Dessen Protagonistin wird als von der Legende inspirierte Killerin abgetan.
Der Professor macht sich in seinem Vortrag jedoch etwas über den Candyman lustig und verneint dessen Existenz – schwerer Fehler, denn im Kneipenklo steht der Candyman hinter ihm und meuchelt ihn mit seiner Hakenhand. Als Verdächtigen nimmt man jedoch Ethan Tarrant (William O’Leary) fest, dessen Vater bereits dem Candyman zum Opfer fiel. So bildet der Tod des Professors einen blutigen Appetizer, der jedoch im Gegensatz zu diversen anderen Horrorschinken auch noch etwas mit der Haupthandlung zu tun hat.
Ethans Schwester Annie (Kelly Rowan) will die Unschuld ihres Bruders nämlich beweisen und beginnt auf eigene Faust zu recherchieren. Dabei ruft auch sie fünfmal den Namen des Candyman vor dem Spiegel…
httpv://www.youtube.com/watch?v=d9xfVNsMJjI
Ein gleichwertiges Sequel ist Bill Condon („The Twilight Saga: Breaking Dawn“) hier keinesfalls gelungen, doch (vermutlich aufgrund der Beteiligung Clive Barkers) ist „Candyman 2“ nicht so ideenlos wie manch andere Fortsetzung. So erfährt man mehr über die Hintergrundgeschichte des Candyman, wozu auch einige stimmige, nicht unblutige Rückblenden von seinem Tod gehören. Auch hier hat der Candyman eine Verbindung zur Heldin, die jedoch platter und simpler als die des Vorgängers ist. Im Gegensatz zum durchdachteren Vorgänger liefert „Candyman 2“ auch eine simple Möglichkeit, mit der man Candyman wirklich aufhalten kann, wie man es leider aus so vielen 08/15-Slashern kennt (dabei war ja gerade seine scheinbare Unantastbarkeit im Vorgänger so stimmig).
Auch die unheimlich intensive Atmosphäre des ersten Teils kann „Candyman 2“ nicht mehr erreichen. Statt der stimmigen urbanen Kulisse geht es hier nach New Orleans, wie so häufig in Hollywood natürlich mitten ins Karnevalstreiben. Das gibt zwar Raum für ein paar nette Ideen (z.B. die Erwähnung der Tatsache, dass Karneval übersetzt Abschied vom Fleisch bedeutet), doch davon abgesehen sind Setting und Handlungsort leider etwas ausgelutscht im Vergleich zum ersten Teil. Auch sonst ist die Geschichte wenig originell: Abgesehen von den Hintergrundinfos über den Candyman passiert quasi das Gleiche wie im ersten Teil, wieder werden diverse Personen aus dem Umfeld der Heldin dahingemetzelt und der Verdacht fällt auf sie usw.
Doch auf einer etwas niedrigeren Unterhaltungsebene funktioniert „Candyman 2“ dann doch, denn das Fehlen von Innovationen versucht Bill Condon durch mehr Tempo und mehr Morde auszugleichen. Gelingt nicht komplett, aber dafür gibt es einige krassere Effekte zu sehen. Denn wie wir spätestens seit „Scream 2“ wissen, werden im Nachfolger nicht nur mehr Leute umgebracht, sondern es wird auch auf blutigere Art gemordet. Trifft auch hier zu, die Hakenhand schneidet deutlich expliziter ins Fleisch als im Vorgänger, wo man noch vieles der Zuschauerphantasie überließ.
Kelly Rowan („Gate – Die Unterirdischen“) kann auch nicht an Virginia Madsen heranreichen, gibt aber eine passable Hauptdarstellerin ab. Der Rest der Darsteller ist OK, aber selbst Leute wie Bill Nunn („New Jack City“) und Veronica Cartwright („Alien“) können kaum herausragen. Lediglich Tony Todd („Bulletproof 2“) als Candyman ist mal wieder genial und wertet den Film mit seinem unheimlichen Charisma auf.
Dank des zügigen Tempos, einiger hübsch blutiger Mordszenen und Tony Todd liegt „Candyman 2“ dann noch knapp über dem Durchschnitt. Leider ist die Story wenig innovativ und geht mehr in Richtung Standard-Slasher, auch wenn man mehr über den Hintergrund des Candyman erfährt.
Wie schon der Vorgänger war auch „Candyman 2“ stets ungekürzt ab 18 Jahren in Deutschland, eine Weile allerdings indiziert, ehe die Indizierung im September 2020 aufgehoben wurde. Die aktuellen DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichungen kommen aus dem Hause Koch Films und bieten einen Audiokommentar des Regisseurs, zwei Interviews, Trailer und eine Bildergalerie.
© Nils Bothmann (McClane)
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