Originaltitel: Till Death__ Herstellungsland: USA_ Erscheinungsjahr: 2021__ Regie: S.K. Dale__ Darsteller: Megan Fox, Eoin Macken, Callan Mulvey, Jack Roth, Aml Ameen, … |
httpv://www.youtube.com/watch?v=W_4aQTEM84U
Ich muss gestehen, eingangs nicht unbedingt viel von der 2021er Veröffentlichung “Till Death” erwartet zu haben: Einem Thriller aus dem Hause “Millennium Media”, welchen Spielfilm-Regiedebütant S.K. Dale mit Megan Fox in der Hauptrolle in Szene setzte, bei dem mich ein zentrales Element im Vorfeld zudem unweigerlich an Stephen King´s bzw. Mike Flanagan´s “Gerald´s Game” denken ließ. Nach dem Anschauen kann ich nun jedoch (erfreut) vermelden, dass mich das Ergebnis durchaus positiv zu überraschen vermochte – was neben Dale und Fox auch der Beschaffenheit des Drehbuchs Jason Carveys zuzurechnen ist; seinem erst zweiten “Feature Film”-Skript nach dem 2006er Low-Budget-Crime-Movie “A New Wave”…
Eröffnet wird in Gestalt eines bedrückten Gesprächs zwischen Emma (Fox) und dem Mann, mit dem sie eine Affäre hat: Tom (Aml Ameen) – seines Zeichens ein charismatischer, aufstrebender Anwalt in der hochklassigen Kanzlei Marks (Eoin Macken), mit welchem sie wiederum verheiratet ist. Tom´s Aufmerksamkeit und Zuneigung taten ihr immerzu gut – und dennoch ist sie am heutigen Tage, ihrem Hochzeits-Jubiläum, gerade dabei, angesichts der umfassenden Situation sowie nur schwer realistisch-konkret auszumalenden “Perspektiven” (zum Leidwesen beider) die Sache abzubrechen. In ihrer Ehe gibt es keine registrierbare Liebe oder Leidenschaft mehr – sich dazu durchringen, Mark zu verlassen, kann sie sich aber trotzdem (zumindest noch) nicht…
Einst war ihr Gemahl ein idealistischer Staatsanwalt, den Emma kennenlernte, nachdem sie brutal überfallen worden war. Damals hatte er die Anklage gegen ihren Angreifer (Callan Mulvey als Bobby) vertreten – was schließlich zu einer “befriedigenden” Verurteilung führte. Irgendwann wechselte er die betreffende “Seite” jedoch hin zu einem Verteidiger in lukrativen (u.a. wirtschaftlichen) Straf-Angelegenheiten – im Zuge dessen er (generell von seiner Persönlichkeit her) zunehmend “emotional kälter”, bestimmender und “kontrollsüchtiger” wurde. Inzwischen lässt sich ihre Beziehung ohne weiteres als “eisig” beschreiben und ist er zu jemandem geworden, der (samt Ansehen, Macht und Geld) für gewöhnlich genau das bekommt, was er will…
Rasch vermittelt “Till Death” dem Publikum einige bedeutsame Infos (bspw. über das erwähnte traumatische Ereignis in Emma´s Vergangenheit) sowie einen ordentlichen Eindruck des Paares: Mark reagiert unverhohlen enttäuscht, als er sieht, dass sie zu ihrem Dinner-Date nicht das Kleid angezogen hat, welches er an ihr am liebsten mag (so dass sie sich auf dem Weg noch einmal umziehen muss), ihr Geschenk für ihn (mit Stolz besorgte Karten für ein begehrtes Sport-Event) beschert ihm keine Freude und das “Miteinander” ist merklich “distanziert” – da hilft auch die teure, schöne Halskette für sie nichts. Bezeichnend überdies, wie unterschiedlich beide über den Antrag eines anderen Restaurant-Gasts an dessen Begleiterin denken…
Nach dem Essen hat Mark noch eine weitere Überraschung für Emma parat – wofür sie sich die Augen verbinden muss und er sie dann für über eine Stunde durch die Dunkelheit fährt. Je holpriger der Untergrund wird, desto nervöser wird sie. Das Ziel entpuppt sich als ihr abgelegen-ländliches “Sommer-Haus am See”, in welchem sie so manch glückliche Zeit verbrachten. Nun ist Winter – Minus-Temperaturen und Schnee inklusive. Drinnen hat er alles wunderbar romantisch herrichten lassen – u.a. mit Rosen, verteilten Blütenblättern, Champagner, flackernden Kerzen, Musik und aufgehängten gemeinsamen Bildern. Erstmals spricht er ihre “Schwierigkeiten” direkt an – räumt eigene Fehler ein und äußert den Wunsch, dass sie wieder “wie früher” zueinander finden…
Verblüfft von seiner Offenheit und seinem Bemühen – obgleich nicht unskeptisch – verleben sie eine leidenschaftliche Nacht, so wie sie solche schon länger nicht mehr hatten. Nur zur Info: Fortan folgen hier gewisse “Spoiler”, die allerdings zentrale Punkte der Handlung markieren und so auch weitestgehend bereits im Trailer preisgegeben wurden. Am nächsten Morgen erwachend, muss Emma plötzlich feststellen, mit Handschellen an Mark gefesselt zu sein, der neben ihr an der Bettkante sitzt – sowie sich daraufhin (ohne groß Worte zu verlieren) einen Revolver an den Kopf hält und abdrückt: Ein effektiv arrangierter Moment, mit dem die ebenso prima bemessene wie genutzte “Set-up-Phase” von “Till Death” nach 24 Minuten schlagartig endet…
Erschüttert, mit Blut besudelt sowie bloß in Unterwäsche gekleidet, sieht sich Emma nun damit konfrontiert, im Schlafzimmer des Obergeschosses an eine Leiche gekettet zu sein: Eine physisch wie psychisch belastende Bredouille. Als sie den ersten Schock überwunden hat, zerrt sie den Körper hinüber in den begehbaren Kleiderschrank, welchen sie leer entdeckt – bis auf ihr Hochzeitskleid; von Mark symbolträchtig aufgehängt. Geschickt hat das Skript diverse der in solchen “Film-Fällen” typischerweise zügig erkeimenden “Fragen und Anmerkungen” auf Seiten des Betrachters direkt mit in die Story eingebunden: Zu Mark´s perfidem Plan gehörte es nämlich, u.a. alle Kleidung und Werkzeuge verschwinden zu lassen und ihr Telefon zu zerstören…
Des Weiteren hat er Fotos von ihr und Tom aufgehängt sowie zugesehen, dass sie den Wagen nicht zu nutzen in der Lage ist. Draußen herrschen Minus-Grade – Emma hat nicht einmal Schuhe. Nachbarn oder regelmäßig frequentierte Straßen sind Meilen entfernt – sie hat nichts zu Essen und Heizwärme wird es vermutlich ebenfalls nicht mehr lange geben. Aber das ist nicht alles: Etwas später taucht Tom auf, der eine Textnachricht von ihrem Handy erhalten hatte. Im Angesicht des Ganzen wird schnell klar, dass die Cops sicher glauben würden, sie hätten sich die Geschichte so ausgedacht – Mark also “aus dem Weg geräumt” – doch just bevor sie ihr Vorgehen anpassen und durchdachter angehen können, fährt auf einmal noch ein Pkw vor…
Die, die schließlich aussteigen, sind Bobby und sein Bruder Jimmy (Jack Roth), welche sich mit Gewalt Eintritt verschaffen sowie auf Diamanten aus sind, die Mark im Safe deponiert hat. Um jenen zu öffnen, benötigen sie Emma. Von da an geht “Till Death” in ein relativ klassisches “Home-Invasion-Szenario” über – wobei Tom aber schon bald “keine Hilfe mehr” ist und Emma noch immer den nicht gerade unschweren Leichnam mit sich herumbewegen muss. Dass sie Bobby damals eine bleibende Augen-Verletzung zugefügt hatte, nährt dessen Wut auf sie noch zusätzlich. Wahrlich eine fiese Form der Rache, welche Mark sich da für seine Gattin ausgedacht hat – bis hin zum tatsächlichen Zweck der geschenkten Kette…
In bestimmten Passagen des Verlaufs haben wir es mit einer reinen “One-Woman-Show” zutun – deren ihr abverlangte Anforderungen Megan Fox (“Passion Play“) überzeugend meistert. Neben nur wenigen Ausnahmen (á la “Jennifer´s Body”) in der Vergangenheit meist primär als “Eye Candy” verwendet – wie etwa in den “Transformers“- oder “Teenage Mutant Ninja Turtles“-Flicks – hat Frau Fox hier dagegen eine fordernde Rolle erhalten, welcher sie in Gestalt einer engagierten Performance gerecht geworden ist. Trotz ihrer Untreue ist einem Emma nicht unsympathisch: Sie hat Fehler begangen, hadert mit sich, wie es weitergehen soll, und beweist im Rahmen ihres Überlebenskampfs Einfallsreichtum und Toughness…
Der Ire Eoin Macken (“the Forest“) portraitiert Mark mit genau der richtigen (u.a. dominanten) Ausstrahlung und Tonlage – während der Brite Aml Ameen (“the Maze Runner“) als sein Protegé Schrägstrich Emma´s Affäre einen eher “undankbaren” Part abbekommen hat, “Aussie” Callan Mulvey (“Beyond Skyline“) als gewalttätig-wütender Straftäter Bobby rundum “zweckdienlich” mit von der Partie ist sowie sich Ameen´s Landsmann (und Tim´s Sohn) Jack Roth (“Brimstone“) in der Rolle seines (angesichts der sich zuspitzenden Situation immer widerwilliger mitmachenden) Bruders durchaus sehen lassen kann. Darstellerisch ruft “Till Death” jedenfalls keine Notwendigkeit zur Beanstandung hervor…
Obgleich Carvey´s Drehbuch mit vereinzelten Überraschungen aufwartet, ist die Plot-Entwicklung an sich jedoch überwiegend “vorausahnbar” – nichtsdestotrotz kompetent erdacht sowie mit ein paar cleveren, mitunter delikat “makaber-bösen” Ideen bestückt. Ja, das Vorhandensein einiger Klischees ist evident – unter ihnen ein vergessenes Mobil-Telefon, dass Jimmy die brutale Vorgehensweise Bobbys nicht gutheißt oder dass beide scheinbar nichts (bzw. niemanden) in ihrem peripheren Sichtfeld registrieren können – was allerdings nicht sonderlich gewichtig negativ zu Buche schlägt, da einen das “Drumherum” dennoch ordentlich zu unterhalten vermag. Ach, und Ähnlichkeiten mit “Gerald´s Game” gibt es letztlich übrigens nahezu keine…
Zeitig und “unaufdringlich” präsentiert Dale dem Publikum einen Überblick über die Location – Zimmer, Keller, Garage, überdachter Boots-Anleger – so dass eine vernünftige Orientierung möglich ist, wo sich Emma später dann jeweils aufhält, versteckt oder gerade hinbewegt. Zudem gefiel mir, dass sie Mark´s Leiche auf ihr Hochzeitskleid legt und jenes somit dazu nutzt, seinen Körper leichter hinter sich herzuziehen – unabhängig dessen, dass ein Zacken an “Suspension of Disbelief” (wegen des Gewichts) da schon von Nöten ist; ebenso wie hinsichtlich Geräusche und Spuren jeglicher Art (sei es von seiner Kopfwunde oder im Schnee ganz generell). Doch auch das hat meinen Spaß an diesem “Katz&Maus-Spiel” nicht ernsthaft abgeschwächt…
In Kombination mit der wertigen Kamera-Arbeit Jamie Cairneys (TV´s “Sex Education”) und dem soliden Score Walter Mairs (“Knuckledust”) hat Dale einen schick anzusehenden Film mit einer stimmungsvollen Atmosphäre geschaffen, welche die gesamte (ansprechend straff gehaltene) Laufdauer durchzieht – von den anfänglichen “emotional kühlen” Szenen in der City bis hin zum vergleichsweise Action-reichen Finale in der eisig-verschneiten Abgeschiedenheit des schönen Ferienhauses am (zugefrorenen) See. Mag sein, dass “Till Death” in seiner zweiten Hälfte “konventioneller” wird – an meiner Zufriedenheit mit diesem kurzweilig-spannenden, kompetent realisierten “fiesen” kleinen Thriller hat das letzten Endes jedoch nichts geändert…
knappe
Während “Till Death” in den USA und Australien bereits auf DVD und BluRay zu haben ist, sind mir bis heute (09/2021) indes noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…
Stefan Seidl
Was hältst Du von “Till Death”?
zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Till Death” Postermotive und der Pics/Screenshots: Brave Carrot / Campbell Grobman Films / Millennium Media / Defiant Screen Ent. (AU) / Screen Media Films (US)__ Infos zur amerikanischen VÖ:__ Rated R__ DVD/BluRay: ja/ja |