Originaltitel: The Thune Line__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Andreas O. Loucka__Darsteller: Joseph Adams, Robert Alvir, R.J. Atkinson, Barbara Bormmann, Kay Bosse, Georg Bradley, Tony Briguglio, Wayne Britton, Kevon Burnley, Phillipp Cass u.a. |
Manchmal bringen einen Cover-Artworks von DVDs schon reichlich ins Grübeln. Da erscheint ein und derselbe Film in zig Editionen unter jeweils anderem Titel und man muss schon krampfhaft überlegen, ob man den Streifen schon kennt. Andere wiederum klauen sich ihre Bildinhalte munter bei anderen Filmen zusammen. So auch „New York Guns“. Der präsentiert mal eben Tong Po aus „Karate Tiger 3“ auf dem Cover. Was auch immer der da zu suchen hat.
Und wie ein 1987 erschienener Film die Fortsetzung eines sechs Jahre später veröffentlichten Streifens sein kann… man weiß es nicht. Nichtsdestotrotz machte das Label „Cargo Records“ „New York Guns“ (1987) im Beititel zur Fortsetzung von „Guns of Dragon“ (1993). Man kann sich sicher denken, dass beide Filme inhaltlich in keinster Weise aufeinander aufbauen. Wie auch.
Mikrokosmos Killer-Hotel
Seitdem bei einem schiefgegangenen Einsatz der fiese Waffenhändler Mumac Khelif den Partner und besten Kumpel von Polizist Mister Lee gemeuchelt hat, schwört der Rache für seinen Buddy. Jahre später, Mister Lee hat seinen Job als Cop längst an den Nagel gehangen und arbeitet inzwischen als Privatschnüffler, erfährt er, dass Khelif in New York weilt, um einen gewaltigen Waffendeal durchzuziehen. Für den Deal wurde ein riesiges Hotel auserkoren.
In dieses schleicht sich Mister Lee als Sicherheitsmann ein und muss in der Folge erst einmal lernen, dass so ein Hotel einen ganz eigenen Mikrokosmos darstellt. Nicht nur werden hier Waffendeals abgeschlossen, nein, Frauenmörder gehen hier um, Selbstmörder schmeißen sich aus den Fenstern, es wird geklaut, dass sich die Balken biegen, und ein Transsexueller schafft hier offen an. Nichts davon behindert den Betrieb des Hotels, denn das mehrköpfige Sicherheitsteam kümmert sich um jeden Scheiß.
Und lebt in dem Hotel seine Beziehungen mit Sexpuppen aus! Freilich wird auch mal mit Gästen durch die Laken geturnt. Und wenn irgendwer irgendeinem der Sicherheitsleute etwas Böses will, ist er kurz darauf tot. Ein irres Hotel. Kann man nicht anders sagen. Das klingt nicht nur auf dem Papier grotesk, es ist es auch im Film selbst. Der kann aber dennoch aus dieser irren Anlage nichts machen.
„New York Guns“ ist erzählerischer Humbug
Denn zwischen den ganzen Einzelszenen, die für sich gesehen schon meist nichts taugen, besteht so gut wie kein Zusammenhang. Das Schlimmste: Viele Szenen, die den meisten Raum einnehmen, sind einfach nur kompletter Humbug. Etwa wenn ein Sicherheitsmann mal eben nebenbei eine Dissertation über Transsexualität schreibt, dafür Ewigkeiten mit dem Transsexuellen im Film schwafelt und darüber seine babygeile Frau vernachlässigt. Drama pur, das dann aber irgendwann einfach fallengelassen wird. Vermutlich, weil sich irgendwer mit den Drehbuchseiten den Arsch abgewischt hat.
Das scheint häufiger passiert zu sein, weshalb der finale Film gerade mal 60 Minuten Nettolaufzeit hat. Die restlichen sieben Minuten füllt er mit Vor- und Abspann und einer irren Montage der „besten Momente“ im Film kurz nachdem „New York Guns“ einfach so mir nichts dir nichts aufhört.
Auch Mister Lee wird nicht wirklich als Bindeglied genutzt. Den spielt Jay Gonzales, der hiermit sein Filmdebüt gab, daraufhin nie wieder in einem Film gesehen wurde und auch hier immer wieder für Ewigkeiten aus seinem einzigen Film verschwindet. Sicherlich ein Anfängerfehler des Drehbuchautors, dem man sein Debüt jedoch so übel nahm, dass er nie wieder ein Drehbuch schreiben durfte. Sein Name: Jay Gonzales. Heijeijei.
In technischer Hinsicht fällt vor allem auf, wie ranzig „New York Guns“ ausschaut. Billige Drehorte, finstere Düsteroptik, lachhafte Ausstattung und dilettantisch in Szene gesetzte Action. Wenn Mister Lee etwa gegen Gegner antritt und seine Martial-Arts-Kenntnisse auspackt, sieht aufgrund der technischen Umsetzung ein Blinder mit Krückstock, dass Gonzales mal eben Meter am gegnerischen Fressbrett vorbeiflankt.
Auch das Geballer ist eher hüftsteif umgesetzt. Während die Schusswechsel selbst meist unblutig verlaufen (eine Ausnahme stellt der dann doch sehr blutige Tod eines Vergewaltigers dar), ersaufen die Kamerafahrten über die Leichen beinahe im Blut. Da werden teils ganze Zimmer komplett in Rot getaucht. Dadurch wirkt „New York Guns“ immer mal wieder reichlich derb und grobschlächtig.
„New York Guns“ kann nix
Am Ende bleibt kaum mehr als der Versuch eines groteskeren Thrillers, der in die Ansammlung seltsamer Einzelszenen keinerlei Zusammenhang bekommt und auch die Geschichte um den seltsam emotionslosen und wenig sympathischen Mister Lee und dessen Vendetta nicht als Rahmenhandlung aufgebaut bekommt.
Hier läuft alles nebeneinander her und spätestens bei dem reichlich seltsamen Ende des Billigfilmes kann man sich des Eindruckes nicht verwehren, dass „New York Guns“ in sich total unfertig ist, Szenen und Charakterentwicklungen fehlen und anscheinend niemandem so wirklich klar war, was das große Ganze sein sollte. Um dieses gewaltige Manko zu überspielen, fehlt es dann auch noch brutal an Action, Spannung und unterhaltenden Momenten. Infolgedessen fühlen sich sogar nur 67 Minuten Film verdammt lang an.
Der Film wurde 2021 erstmals von „Cargo Records“ auf DVD veröffentlicht. Laut dem Label in der ungeschnittenen Version. Diese trägt eine Freigabe ab 18 und erinnert optisch an eine abgenudelte VHS-Kassette. Eine Zumutung ist der dumpfe Ton, der über keinerlei Dynamik verfügt und viel zu leise daherkommt.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Cargo Records__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |