Originaltitel: Endangered Species__Herstellungsland: Großbritannien, Kenia, USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: M.J. Bassett__Darsteller: Rebecca Romijn, Philip Winchester, Jerry O’Connell, Isabel Bassett, Michael Johnston, Chris Fisher, Brenda Ngeso, George Glenn Ouma, Aseem Sharma u.a. |
„Danger Park“ hat mit dem Vorgängerstreifen „Rogue Hunter“ von Regisseurin M.J. Bassett eine Menge gemein. Wieder verfasste Bassett das Drehbuch gemeinsam mit ihrer Tochter Isabel, die hier wie da eine wichtige Hauptrolle begleitet. In Cast und Crew gibt es zahlreiche Überschneidungen. Erneut zelebriert Frau Bassett die Schönheit des afrikanischen Kontinents. Und wiederholt treibt Frau Bassett ein enormes Sendungsbewusstsein um.
Ein wenig Female Empowerment hier (eine ausschließlich weibliche Kampfeinheit gegen Wilderer sei genannt) und ganz viel Umweltbewusstsein da. Letzteres wird einem nicht erst mit der finalen Texteinblendung offenbar, sondern schwebt überdeutlich über den Bildern abgeschlachteter Nashörner und schwingt in den Dialogen mit vollkommen verblendet daher labernden fiesen Wilderern im Film immer mit. Worum geht’s?
Familie Halsey macht Urlaub in Kenia. Früh bemerkt der Zuschauer, dass es im Beziehungsgefüge der Familie unbarmherzig knarzt. Vater Jack bezeichnet sich aufgrund seiner Arbeitsversessenheit selbst als Arschloch. Seine beiden Kinder nehmen diese Selbstkasteiung nur zu gerne auf, um ihm immer wieder an den Karren zu fahren. Mittendrin Mutter Lauren, die ausgerechnet im Urlaub erfahren muss, dass ihrem Ehemann ein Ermittlungsverfahren droht, weshalb er aktuell von seinem Job freigestellt ist. Mit allen finanziellen Folgen.
Jack ist darum in dem Urlaub darauf bedacht, jeden Dollar zweimal umzudrehen. Als seine Familie im angrenzenden Nationalpark auf Safari will und diese sich nicht unbedingt als billig erweist, beschließt Jack, alleine mit seiner Familie aufzubrechen. Ohne Gebühren zu entrichten oder erfahrene Führer mitzunehmen. Lange Zeit geht auch alles gut, bis die Familie plötzlich zwischen einem Nashorn und dessen Nachwuchs parkt. Das Nashorn geht sofort auf den Transporter der Familie los und rammt ihn brutal um.
Jack wird bei dem Unfall schwer verletzt, die Insulinvorräte seiner Frau werden zerstört und auch die Wasservorräte versickern bei dem Zwischenfall im durstigen Boden der Savanne. Während das Nashorn alsbald wieder abzieht, versammeln sich bald ganz andere, gefährliche Tiere um das havarierte Gefährt.
Schaut in den Survival-Thriller mit Philip Winchester hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=kRUohSExCOg
Direkt zu Beginn von „Danger Park“ wuchert M.J. Bassett mit den optischen Pfunden ihrer Drehorte in Kenia. Majestätische Kameradrohnenflüge feiern die Schönheit der Natur und des Lebens darin. Die Regisseurin fackelt auch gar nicht lange herum, etabliert die gestörte Dynamik der Familie Halsey im Handumdrehen und steckt die Fronten klar ab. Alles, was für die weiteren Minuten Überlebenskampf wichtig sein soll, wird kurz und knackig umrissen. Dass dabei auch die Klischees purzeln… geschenkt. Denn die Konflikte in dem Familiengefüge hat man allesamt schon gesehen – vermutlich allerdings noch nicht so geballt.
Jeder hat hier sein Päckchen zu tragen. Das reicht vom schwulen Sohn über die kranke Mutter hin zur trotzigen Tochter, deren leicht unnütz wirkender Freund vermutlich jedem Vater wie Jack ein Dorn im Auge wäre. Was freilich zu einer Tochter führt, die sich nie akzeptiert fühlt. Und mittendrin Jack, der mit seiner Selbstbeschreibung des Arschlochs noch meilenweit von der Wahrheit entfernt scheint. Diese insgesamt sehr störrische Konstellation ist der Spannung nicht zwingend zuträglich.
Was „Danger Park“ freilich noch zum Problem werden wird. Dann kommt das Nashorn. Es stammt aus der Retorte, ABER, und da atmet der Kenner von „Rogue Hunter“ auf, es sieht nicht so brutal danach aus. Der Nachwuchs hingegen schon. Das Wichtigste: Der Angriff des urgewaltigen Tiers funktioniert. Auch weil Bassett nicht so sehr auf Moneyshots des Kampfes Tier gegen Maschine fokussiert ist. Sie filmt den Angriff aus dem Inneren des Autos heraus, was die Wucht des Zusammenpralls gut rüberkommen lässt.
Nun beginnt der Überlebenskampf der Familie Halsey im umgekippten Auto. Frau Bassett konterkariert hier sogar selbst ironisch ihr eigenes Sendungsbewusstsein, indem sie eine Entscheidung der Familie für „umweltfreundliche“ Glasflaschen anstelle von Plastik zur reinen Furzidee degradiert und dafür höhnisches Gelächter des Zuschauers kassiert. Schade ist, dass die Dehydrierung der Charaktere in der Folge zwar immer mal wieder angesprochen wird, aber nie Konsequenzen hat.
Genauso bleibt die ach so gefährliche Tierwelt der Umgebung komplett harmlos. Immer mal wieder versammeln sie sich um das Auto, ziehen aber meist unverrichteter Dinge wieder davon. Die Spannung bleibt da schnell auf der Strecke. Zumal man mit den zumeist unsympathisch rüberkommenden Figuren auch nicht wirklich mitfiebern mag. Kurz kommt mal Spannung auf, wenn zwei Charaktere losziehen, um zu checken, ob die mitgeführten Handys an anderer Stelle ein Signal bekommen.
Blöderweise mündet genau diese Szenerie in eine Tierattacke, die gruseliger kaum getrickst sein könnte. Wieder handelt es sich um die Attacke einer Raubkatze. Haben Bassett und Co. denn nichts aus „Rogue Hunter“ gelernt?
Insgesamt mäandert der Film eine ganze Weile höhepunktlos vor sich hin, bis endlich die fiesen Wilderer im Film auftauchen. Hier kann Bassett ihrem „Danger Park“ wieder eine straightere Ausrichtung geben. Es gibt endlich Action, es wird geballert, Lumpen werden umgenietet und der Anführer gibt sich Mühe, schön überspannt rüberzukommen.
So gelingt Bassett ein ähnlich unterhaltsames Finish wie im Katzenthriller mit Meghan Fox, nur dass deren „Rogue Hunter“ durchweg zeigefreudiger und exploitativer in Sachen Gewalt war. Hier bäckt „Danger Park“ deutlich kleinere Brötchen. Darstellerisch wissen Rebecca Romijn („X-Men“) als Mutter Halsey und Philip Winchester („Strike Back“) als Jack zu überzeugen. Letzterer leidet an dem unebenen Drehbuch, das seinen Charakter viel zu lange zwischen idiotischen und einsichtigen Momenten lavieren lässt, bevor er wenige Minuten vor Schluss dann doch noch die Kurve kriegt.
Als erwachsene Kinder machen Isabel Bassett und Michael Johnston nicht viel verkehrt, auch wenn Frau Bassett Jr. offensichtlich ein Faible für dummschwätzende Pain-in-the-Ass-Charaktere hat. Als bekannteres Gesicht ist noch Jerry O’ Connell („Scream 2“) dabei, über den ich aus Spoilergründen aber mal den Deckmantel des Schweigens lege.
Umweltschutz trifft Survival-Thrill in „Danger Park“
Was am Ende bleibt, ist ein Film, der ein hehres Ansinnen hat und auf unterhaltsame Weise auf Missstände aufmerksam machen will. Dabei fährt Regisseurin M.J. Bassett diesmal sogar einen deutlich offensiveren Kurs als in „Rogue Hunter“. Verliert dabei allerdings immer mal wieder den Unterhaltungsaspekt beziehungsweise die Spannungskurve ihrer Geschichte aus den Augen. Wie offensichtlich sie beispielsweise das Potential gefährlicher Tierarten als Spannungsbringer für ihren „Danger Park“ verschenkt, das muss man erst einmal hinbekommen.
„Rogue Hunter“ mag in dieser Hinsicht aufgrund seiner wirklich abscheulichen CGI-Kreaturen ein abschreckendes Gegenbeispiel sein, aber der Film machte wenigstens etwas aus seiner Grundsituation. Und er traute sich, deutlich stärker auf unterhaltende Aspekte zu fokussieren. Obendrein hatte er die sympathischeren Charaktere. Schöne Bilder des afrikanischen Kontinents, stimmige Musik, nicht gar so scheußliche CGI-Ausfälle, viel echtes Getier, ein flottes Finish und gut aufspielende Darsteller verschaffen „Danger Park“ zumindest einige echte Pluspunkte.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 15. Oktober 2021 von Square One im Vertrieb von Leonine. Extras zum Film und zu dessen Entstehung sind leider Fehlanzeige.
In diesem Sinne:
freeman
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