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In Between

Originaltitel: In Between__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Thomas Constantinides__Darsteller: Robert Forster, Wings Hauser, Robin Mattson, Alexandra Paul, Gary Daniels, Bette Wilson, Omar Kaczmarczyk, Sasha Hsuczyk
In Between

Wings Hauser, Alexandra Paul und Robin Mattson sind in einer Zwischenwelt gefangen, Gary Daniels hat eine nichtssagende Nebenrolle: “In Between”

Wings Hauser, Roberts Forster und Gary Daniels in einem Film aus den 1990ern? Das klingt nach einem echten B-Actionreißer. Doch „In Between“ von Regisseur und Drehbuchautor Thomas Constantinides gehört definitiv nicht zu diesem Genre.

Was er stattdessen ist, lässt sich schwerer sagen, denn ob das Ganze nun komisch, dramatisch oder tragikomisch gemeint war, kann man dem Ergebnis nicht so wirklich ablesen. Es beginnt damit, dass Vinnie (Robert Forster) ein Helfer des Todes, sich aus dem Nichts in einem verlassenen Haus materialisiert und dort drei Wildfremde auf Betten und Sofas bugsiert: Jack Maxwell (Wings Hauser), Margo Turner (Robin Mattson) und Amy Budd (Alexandra Paul). Da der Film „In Between“ heißt, auch unter dem Alternativtitel „Stuck in Purgatory“ veröffentlicht wurde und mit einem Zitat des buddhistischen Schriftstellers Lama Govinda zum Thema Übergang von Leben zu Tod beginnt, ist dem Publikum von Anfang an klar, was mit dem Trio wohl passiert ist, ehe sich Vinnie erstmal verdünnisiert.

Die Protagonisten wissen das alles allerdings nicht, giften sich erst einmal ordentlich an, weil sei einander für Entführer halten, rütteln dann minutenlang an Türen und Schubladen, die sie nicht aufkriegen, und versuchen erfolgslos aus der Bude zu entkommen. Eine halbe Stunde Filmlaufzeit kehrt Vinnie dann wieder und klärt sie darüber auf, dass sie eigentlich schon putt sind, es aber gerade einen Bearbeitungsstau gibt, weshalb man einfach ein Haus, dessen Besitzer gerade weg ist, als jenseitigen Wartebereich nutzt. Das sind zwar reichlich krude Vorstellungen darüber, wie es nach dem Tod weitergeht, aber ist vermutlich den Produktionsumständen dieses No-Budget-Films geschuldet, der mit vier Sprechrollen an einer Location heruntergekurbelt wurde.

Weil das als Handlung aber selbst für einen so erbärmlichen Filmversuch wie „In Between“ nicht reicht, enthüllt Vinnie irgendwann, dass es noch ein kleines Fehlerchen gab: Einer von ihnen hat eigentlich überlebt, dummerweise hat er vergessen, wer von den dreien es war, also soll das Trio selbst entscheiden, wer ins Jenseits einfährt und wer zurück in seinen Körper kommt…

httpv://www.youtube.com/watch?v=VuIyngjr7fs

In den 1990ern gab es einige bemerkenswerte Indie-Produktionen, die mit wenigen Darstellern an (größtenteils) einer Location gedreht wurden, und Karrieren starteten. Im gleichen Jahr wie „In Between“ entstand etwa Quentin Tarantinos „Reservoir Dogs“ (wenn auch mit etwas mehr Budget und Starpower), drei Jahre später Kevin Smiths „Clerks“ (mit noch weniger Geld und ohne bekannte Gesichter). Der Unterschied: Tarantino und Smith können Dialoge und Charaktere schreiben, Constantinides‘ Talent beschränkt sich offensichtlich darauf eine Schreibmaschine oder einen PC zu benutzen, ohne sich dabei die Finger zu brechen. So wird zwar viel geredet, aber nichts gesagt. Man erfährt Dinge über die Charaktere: Jack ist ein Geschäftsmann, arschig und wohl aus diesem Grunde mehrfach geschieden. Margo ist Anwaltsgehilfin, hat sich aber immer etwas unterbuttern lassen. Und Haar-Stylistin Amy ist schon viel rumgekommen, was allerdings auch Affären mit Rock-Drummern, Drogen und schlechte Beziehungen bedeutete. Das Problem dabei: Nichts davon bringt den Film weiter, es bleiben pure Informationen, welche weder wirkliche Ansichten in die Charaktere liefern noch den kaum vorhandenen Plot antreiben.

So ist es am Ende dann auch egal, wer zurück auf die Erde darf und wer ins Himmelreich einfährt, denn jeder der drei geht einem meilenweit am Pöter vorbei. Alle Freundschafts- und Liebesanwandlungen bleiben pure Behauptung des Drehbuchs, werden auf dem Bildschirm nie vermittelt, auch die Wandlung Jacks vom puren Arschkrampen zum weniger großen Arschkrampen ist nicht der Rede wert. Noch dazu werden jede Menge Dinge angerissen, die nie wieder eine Rolle spielen. Vinnie spekuliert über eine Verbindung der drei Gestorbenen, die sich nie manifestiert. Margo weiß zwar etwas über Jacks Geschäftspartner, aber das war es auch. Dass gleich zwei der drei ermordet wurden, ist so eine weitere Hintergrundinfo, die am Ende Nullkommagarnichts zur Sache tut. Jack behauptet anfangs, er sei eigentliche Telefonreparateur, aus nie wirklich erklärten Gründen. Dass Vinnie sich in die Entscheidung, wer weiterleben soll, mit ganz unsubtilen Hinweisen einmischt, ist auch nicht vom Script begründet. Das türmt sowieso noch einige Klöpse auf: Eine Tür im Haus können die Verstorbenen aus irgendwelchen Gründen öffnen, alle anderen nicht, noch nicht einmal die Schubladen. Eine Scheibe einschlagen ist unmöglich, eine Vase dagegen kann man zwar kaputtwerfen, aber sie ist danach sofort wieder heile. Von der Prämisse, dass der Tod und seine Helferlein bei Bearbeitungsstau im Fegefeuer unter die Hausbesetzer gehen, mal ganz zu schweigen.

Neben den vier Sprechrollen tritt auch noch Gary Daniels („Black Friday“) auf, den die Credits zwar als „The Guardian“ führen, der aber nichts wirklich bewacht, da die wartenden Seelen eh nicht aus dem Haus rauskommen. Intradiegetisch erscheint er eh bloß als Nachbar, der ein paar Kampfkunst-Katas im Garten aufführt, ohne dass es von Belang wäre. Aber solche Zeitschindeszenen, in denen jeder Gang durchs Haus bebildert wird, die Figuren zum wiederholten Male vergeblich an Türknäufen ruckeln oder Vinnie aus heiterem Himmel eine Tanzeinlage hinlegt, gibt es zuhauf. Am Ende weiß man auch nicht, wie dieser Film überhaupt gemeint sein soll. Es ist eine Komödie, bei der kein einziger Witz zündet und alle Humorversuche forciert wirken (etwa, wenn sich Vinnie mit einem Kunstwerk an der Wand streitet, welches seinen Chef repräsentieren soll). Es ist ein Drama ohne Charakterentwicklung und ohne Sympathieträger. Und es ist ein Fantasy-Film, dem jede Phantastik durch das mangelnde Budget, die dröge Inszenierung, den hakeligen Schnitt und seine allgemeine Biederkeit ausgetrieben werden.

Wings Hauser („Clint Harris – Mit dem Rücken zur Wand“) spielt man wieder einen typischen Wings-Hauser-Charakter, der breitbeinig mit dicken Eiern auftritt, pegelt seine Prollo-Performance aber so weit herunter, dass es weitaus weniger faszinierend als in vielen seiner anderen Filme wirkt. Robert Forster („Peacemaker“) gibt sich Mühe, aber ist nicht zum Komiker geboren und kriegt vom Script auch kein gutes Material. Und Robin Mattson („Amok-Jagd“) und Alexandra Paul („Sharknado 4“) chargieren sich lediglich laienhaft durch den Film, hatten aber vielleicht angesichts der Nullnummer von Drehbuch auch keinen Bock dazu mehr zu leisten.

Man könnte fast das Gefühl haben, dass Writer-Director Thomas Constantinides und seine Crew einfach in ein am Wochenende leerstehendes Haus eingebrochen sind, doch nicht um den Besitzern den Kühlschrank leerzufressen und die Schnapsvorräte wegzusaufen. Angesichts eines derart hohlen, egalen, kreuzlangweiligen Nichts von einem Film, das „In Between“ trotz bekannter B-Namen geworden ist, wäre das vielleicht die bessere Option gewesen.

„In Between“ hat es bisher nicht nach Deutschland geschafft. In den USA gab es ihn auf VHS von Monarch, außerdem taucht er immer mal wieder bei Videoplattformen wie YouTube auf. Beim amerikanischen Amazon kann man ihn außerdem als „Stuck in Purgatory“ mit dem angeblichen Veröffentlichungsjahr 2015 streamen.

© Nils Bothmann (McClane)

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