Originaltitel: Project Eliminator__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: H. Kaye Dyal__Darsteller: David Carradine, Frank Zagarino, Hilary English, Brett Baxter Clark, Drew Snyder, Joshua Bryant, Calista Carradine, Michael Durrette, Frank Rivera, David ‘Shark’ Fralick, George Nason u.a. |
Warum der deutsche Verleih „Project Eliminator“ in „Stroker“ umtaufte, bleibt rätselhaft: Der Spitzname des Helden ist Striker, diesen hatte Frank Zagarino bereits in „Striker“ gespielt, der – Unlogik lass nach – hierzulande als „Striker 2“ erschien.
Aber abgesehen von Hauptdarsteller und Heldenfigur gibt es eh keine Verbindung zwischen den Filmen, John ‘Striker‘ Slade (Frank Zagarino) könnte auch einfach der typische Ex-Special-Forces-Bad-Ass-Motherfucker ohne filmische Vorgeschichte sein. Als sich der Hero bei einem Zwischenstopp im Waschraum eines Rastplatzes die Gesichtsfotze wegrasieren will, vereitelt er gleich auch noch einen Raubüberfall und muss anschließend zwei ebenso unfähige wie korrupte Cops verdreschen, die ihn dafür verantwortlich machen. Dass zumindest einer davon auf der Lohnliste des Schurken steht, dürfte niemanden überraschen, der mehr als drei Actionfilme gesehen hat, aber so weit ist der Film noch nicht, es ist ja noch kein Bösewicht etabliert.
Slade hat die Kriegsspiele im Dschungel gegen die guten alten US of A eingetauscht, weil sein alter Militär-Buddy Ron Morrell (David Carradine) einen Job für ihn hat. Morrell ist bei dem Waffenfabrikanten Dr. Markson (Joshua Bryant) angestellt, der – nicht zuletzt seiner Tochter Jackie (Hilary English) zuliebe – seinen Erfindergeist lieber für gute Sachen einsetzen will. Deshalb hat er die glorreiche Idee den Prototyp einer laserbestückten Killerdrohne erst explosiv in aller Öffentlichkeit vorzuführen und dann in die Luft zu jagen, damit auch alle Schurken der Welt sehen können, dass er so ein geiles Teil gebaut hat. Schurken wie Elias (Brett Baxter Clark), der gemeinsame Sache mit dem korrupten FBI-Agenten Willis (Drew Snyder) macht.
Markson ist also zu doof, um das Geheimnis seiner Superwaffe für sich zu behalten, aber immerhin intelligent genug Slade und Morrell zum Schutz anzuheuern. Die müssen auch bald für ihre Knete ackern, denn Elias‘ Schurkentruppe entführt den Wissenschaftler und will die Baupläne für die Wunderwaffe…
httpv://www.youtube.com/watch?v=kwkzQ75m8HM
„Stroker“ gehört zu jenen Werken, die das Verwandtschaftsverhältnis von Western und Actionfilm verdeutlichen. Die Haufdrauf-Prämisse wird in diesem in New Mexico gedrehten B-Movie mit Westernflair erzählt. Wallemähnen-Slade schießt und prügelt sich nicht nur mit einem Look zwischen Marlboro-Mann und Bon-Jovi-Video durch die Gegend im ländlichen Amerika, auch der Soundtrack und manche Landschaftsaufnahmen erinnern das uramerikanische Westerngenre. Plotseitig ist dagegen deutlich weniger zu holen als atmosphärisch, denn in Sachen Story ist kaum mehr da als dass Markson entführt wird, die Entführer außerdem alle Firmengeheimnisse über die Killerdrohne verlangen und die Heroes den Wissenschaftler, dessen Tochter im Verlauf des Films selbstverfreilich auch noch gekidnappt wird, in mehreren Scharmützeln raushauen.
Scharmützel ist leider auch das passende Wort, denn die Action in „Stroker“ ist nicht nur dünn gesät, sondern meist auch schnell vorbei. Meist wird das Feindvolk in kurzen Schießereien und Nahkämpfen entsorgt, die ordentlicher Standard ohne große Inspirationen sind – nur der Schnitt der einen oder anderen Martial-Arts-Szene könnte etwas besser sein. Dass die Actionszenen nur begrenzt kicken, mag auch an den Schurkenfiguren liegen: Elias war mit beiden Helden mal beim Militär, doch diese Connection sorgt für keine zusätzliche Dramatik, sie ist einfach nur ein Genrestandard, den man auch weglassen könnte. Immerhin hat das Bösewichtspersonal ein paar eigene Attribute (sadistischer Charmeur, Femme Fatale, Muskelprotz mit Hass auf Polizisten usw.), sodass die Helden nicht nur gegen austauschbare Prügelmasse antreten, aber so wirklich ragt keiner heraus.
Phasenweise ist „Stroker“ allerdings auch für B-Ware etwas doof geraten. Das fängt damit an, dass die Schurken sich manchmal auch gegenseitig aus begrenzt nachvollziehbaren Gründen eliminieren: Den schmierige Deputy lässt Elias über den Jordan schicken, weil dieser entweder etwas ausplaudern könnte oder weil er eine Nervensäge ist, so genau wird das nicht klar. An anderer Stelle planen die Bösewichte die Entführung Jackies in einem Kaufhaus, die freiwillig mitkommt, aber trotzdem killen sie unnötigerweise noch diverse Wachleute bei der Vorbereitung – der ganze Plan ist wohl nur ein Vorwand des Drehbuchs, um noch ein paar Morde unterzubringen. Ähnlich sieht es mit dem Boyfriend von Jackie aus, der auch nur kurz auftritt, um der Entführungsszene über den Haufen geschossen zu werden, damit Jackie nun sorgenfreier mit Slade anbandeln kann. Wobei das dramaturgisch unmotivierte Gemorde allerdings unterhaltsamer als jenes Intermezzo ist, in dem man Morrell als Koch, Pianist und Hobbysänger in seiner Lieblingspinte begutachten darf.
Beide Hauptdarsteller haben schon Erfahrung mit Regisseur und Co-Autor H. Kaye Dyal. Der lieferte die Story für „McQuade – Der Wolf“ mit David Carradine und schrieb sowie inszenierte „Trained to Kill“ mit Frank Zagarino. Letzterer erweist sich erneut als eher eindimensionaler B-Held, liefert hier aber immerhin eine seiner akzeptableren, wenngleich noch immer hölzernen Performances ab. David Carradine ist zwar eher eine Art besserer Sidekick, der das Heldentum und die meiste Action Zagarino überlässt, hat aber sichtlich Spaß an seiner Rolle. Den haben auch die Fieslingsdarsteller, darunter Brett Baxter Clark („Shootfighter 2“), Drew Snyder („Jade“), David ‘Shark‘ Fralick („Black Water“) und Davids Tochter Calista Carradine („The New Killing Machine“), die sich allesamt dem fröhlichen Overacting hingeben. Wirklich gutes Schauspiel ist das auf Seite der Übelwichte nicht, aber es hat irgendwo einen schrillen Unterhaltungswert.
Leider sind solchen bescheidenen Highlights rar gesät in „Stroker“: Der liefert routinierte wie egale B-Action mit schickem Westernflair und okayen, aber leider etwas dünn gesäten Krawallszenen. Dafür muss man einen 08/15-Plot und beständige Grundblödheit schlucken, die daraus dann ein zweifelhaftes Vergnügen im unteren Durchschnittsbereich machen.
„Stroker“ wurde in Deutschland von Imperial Pictures/Cargo Records auf DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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