Originaltitel: Bio-Dome__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Jason Bloom__Darsteller: Pauly Shore, Stephen Baldwin, William Atherton, Denise Dowse, Dara Tomanovich, Kevin West, Kylie Minogue, Joey Lauren Adams, Teresa Hill, Patricia Hearst, Robbie Thibaut Jr., Adam Weisman u.a. |
Wenn ihr Bud oder Doyle seid, dann ist das Leben eigentlich gar nicht so kompliziert. Ihr habt ja euren Buddy. Das wäre dann Doyle oder Bud, je nachdem, ob ihr Bud oder Doyle seid. Er ist eure andere Hälfte. Er vervollständigt euch. Er steckt euch den Finger ins Ohr und den Zeh in den Mund. Ohne ihn seid ihr nicht komplett, so will es das Buddy-Movie-Gesetz. Eigentlich seid ihr also gewissermaßen ein Budoyle. Und ihr habt zwei Freundinnen, Monique und Jen: Süß, sexy und an Umweltschutz interessiert (hä?). Jede liebt jeweils eine Hälfte von euch, ungefähr so, als wärt ihr zwei niedliche Hundewelpen. Gesteuert werdet ihr von euren niedersten Instinkten, denen ihr einfach wie in Trance folgt. Ihr habt immer ein klares Ziel… also, naja, meistens habt ihr kein Ziel, weil ihr antriebslose Volltrottel seid. Aber wenn ihr eins habt, sei es auch noch so primitiv, dann erscheint euch keine Hürde zu hoch und kein Aufwand unangebracht, um dieses Ziel zu erreichen. Ihr habt Hunger, ihr wollt Sex, ihr müsst auf Klo? Die Autoren eurer Geschichte werden euch für eure unkontrollierten Impulse danken, denn ihr bietet ihnen haufenweise Ausreden, einen Schweizer Käse von Drehbuch auf den Bierdeckel zu schmieren, das bettlägeriger kaum sein könnte.
So treibt es euch also per Brotkrumenspur in den Bio-Dome. Bio-was? Na, Bio wie: Dieses Mülltrennungs- und FCKW-Dings, das in den 90ern die Gemüter erregte, als sich Greta noch nicht einmal in der Planungsphase befand. Oder Bio wie: Biosphäre2, eine wissenschaftliche Anlage, die 1991 in Arizona gebaut wurde, um ein von der äußeren Umwelt völlig unabhängiges Ökosystem zu erschaffen. Hat wohl jemand in der Zeitung gelesen und den MGM-Bossen zugeflüstert. Was für eine Steilvorlage, um Kylie Minogue in einen Wissenschaftlerkittel zu stecken und sie mc² entdecken zu lassen! Doch ist es nicht primär ihr Schmollmund beim Nachdenken, der euch in die Kuppel lockt, sondern der Drang zu urinieren und die Unfähigkeit, ein Biotop von einem Kaufhaus zu unterscheiden. Ein gähnendes Loch im Skript ist es wiederum, das euch nach zwei Dritteln wieder ungehindert hinausspazieren lässt. Trick 17: Wenn dir als Autor nichts Besseres einfällt, lass einfach den Schlüssel stecken und schau, was passiert. Regeln bedeuten euch nichts, Konsequenzen halten nicht lange an, denn ihr seid ja immerhin Bud und Doyle. Würde man euch nicht an der verblödeten Visage ablesen, dass ihr gar nichts rallt, könnte man glauben, ihr wärt dazu in der Lage, hinter den Meta-Vorhang eures Daseins zu blicken, spaziert ihr doch so unbekümmert durch den Unsinn, den einige ein denkwürdiges Abenteuer und andere geistloses Siechtum nennen würden, als wüsstet ihr immer mit absoluter Sicherheit, dass ihr am Ende die Helden seid, die gefeiert werden. Und zwar von einem Live-vor-Ort-Publikum, das man aus unerfindlichen Gründen ständig auf Rob Schneider absucht.
Ihr habt weder den Rauch von Cheech und Chong noch den Rock von Wayne und Garth. Ihr habt nicht die Schönheit von Beavis und Butthead und auch nicht das invertierte Genie von Harry und Lloyd. Sogar Jesse und Chester überragen euch in Sachen Sweet- und Dude-Faktor. Vor allem habt ihr nicht diese coolen Signature Moves und Catch Phrases von Bill und Ted, sondern bloß eklige Essgewohnheiten. Erst recht habt ihr keinen Zugriff auf deren Zeitreise-Telefonzelle, obwohl der rotzige Skater-Punk eures Soundtracks auf der gleichen Technologie basiert. Aber ihr habt etwas, das die anderen nicht haben. Ihr habt die unglaubliche Macht der Nervigkeit. Ihr Beiden seid zu Zweit wie mindestens drei Stooges, bloß mit Psychostimulanzien in der Wirkung verstärkt, durch den Mixer gejagt und per Blitz inhaliert. Mit euch und einem Tofu-Vorrat für ein ganzes Jahr möchte man garantiert nicht so lange unter einer Kuppel gefangen sein. Und das ist wohl auch der Grund, weshalb genau diese Situation als Prämisse auserkoren ist. Es geht um die Kollision von Ordnung und Chaos. Möge die Blase platzen.
Schaut in den Trailer von “Bud und Doyle: Total bio. Garantiert schädlich.”
httpv://www.youtube.com/watch?v=4xD1ujNkZXs
Denn wollen wir nicht alle sehen, wie William Atherton wegen euch langsam seine Contenance verliert, hinter seiner Gesichtsbehaarung verschwindet und zum Mad Scientist mutiert? Über beide Stirb-Langsam-Filme hinweg hat man sich doch nichts sehnlicher ausgemalt als das. Und wünschen wir uns nicht diesen Hauch von Verwechslungskomödie, wenn der Projektleiter ausgerechnet die beiden wohl dümmsten Vertreter der Gattung Homo Sapiens der versammelten Presse als Spezial-Wissenschaftler verkauft, um von der eigenen Inkompetenz abzulenken? Welch Potenzial für allerhand peinliche Begebenheiten. Erwarten wir nicht letztlich, dass ihr die steifen Stockärsche in den Bügelfalten-Uniformen mal ordentlich aufmischt und nebenbei den Regenwald rettet, so dass eure Freundinnen da draußen und die neuen Freundinnen da drinnen endlich tierisch auf euch abfahren? Das ist doch genau die Katharsis, die Torfköpfen wie euch immer wieder aufs Neue widerfährt: Scheiße bauen und versehentlich den Tag retten. Den pickeligen Nerd vor dem Fernseher schüttelt es dann vor Neid, baut er doch auch permanent Scheiße und wird dafür nicht belohnt. Und während ihr euch noch fragt, was da eigentlich gerade passiert ist, werdet ihr auf Händen getragen. Warum nicht, Gratis-Rückenmassage geht immer klar.
Euer Regisseur ist aber sogar zu faul, diese plumpen Verläufe einer typisch debilen Slacker-Komödie dann auch wirklich voll auszuspielen, so wie es ein Adam Sandler machen würde. Vielleicht sollte man es begrüßen, dass die Klischees gerade erst im Aufbau begriffen sind, als sie schon wieder kümmerlich verdorren. Was passiert aber stattdessen? Es wird einfach in Dauerschleife gezeigt, wie ihr gegen Türen lauft und mit Kokosnussbomben werft. Zum Lachen dreht ihr das Lachgas auf und für die Pointe verursacht ihr wortwörtlich Explosionen. Die Tatsache, dass The Offspring gerade irgendwo nackt und kahlrasiert ein Konzert geben müssen, weil ihr ihnen die Klamotten und Frisuren geklaut habt, ist erleuchtend, kann aber nicht alleine die Handlung tragen. Was euch natürlich egal ist. Was wiederum ein durchaus charmanter Charakterzug ist.
Schon damals war das alles ziemlich behämmert und es ist mit der Zeit nicht eben intelligenter geworden. Unter den Buddy Comedies seid ihr immer noch der angebrannte Rest am Boden des Reagenzglases. Ihr lasst die 90er mit ihrer Mode, ihrer Musik, ihren besinnungslosen Studentenparties und überhaupt ihrem ganzen Lebensstil regelrecht debil wirken, dabei hatte man gerade dieses Jahrzehnt zwischen den Geschmacksverbrechen der 80er und der digitalen Identitätslosigkeit des 21. Jahrhunderts eigentlich als angenehm reflektiert in Erinnerung. Wie man sich täuschen kann…
Aber wenn man heute fragt, was Pauly Shore (“Steinzeit Junior”) und Stephen Baldwin (“Fled – Flucht nach Plan“) eigentlich in ihrer Karriere so gebacken gekriegt haben, sagt man da nicht immer noch wie aus der Pistole geschossen „Bud und Doyle“? Irgendwas scheint da hängen geblieben zu sein, ungefähr so wie ein Denkprozess in einer infiniten Ellipse. Wir werden vermutlich nie erfahren, ob wir es wirklich euch Beiden zu verdanken haben, dass das Ozonloch teilweise wieder gekittet werden konnte, aber auf jeden Fall erinnert ihr uns nach all dieser Zeit immer noch an unsere verprassten Jugendjahre. Somit also an uns selbst. Und mal ehrlich: Tenacious D geben ein Konzert auf dem Gehweg, Rose McGowan (“Machete“) ist eine Schlange, von Joey Lauren Adams (“Dazed and Confused“) Anblick bekommt man Zahnschmerzen und Thaddäus Tentakel macht den Erzähler. Das ist cool und tut keinem weh. So richtig böse kann man euch nicht sein. Wirklich gehasst werdet ihr am Ende doch eh nur von den Filmkritikern. Und wer hört schon auf die.
Informationen zur Veröffentlichung
Nanu, wo kommt der denn her? Versteckt da etwa jemand seine Guilty Pleasures für den besonders speziellen Liebhaberkreis? Dass Wicked Vision „Bud und Doyle: Total bio. Garantiert schädlich.“ auf den Markt werfen würden, dürfte selbst manchem Anhänger des Labels durchgerutscht sein, wurde die Nonsens-Komödie doch nicht gerade mit dem Megafon angekündigt.
Allzu überraschend ist die Veröffentlichung als solche dabei nicht, hat man doch inzwischen durchaus einen soliden Bestand an Komödien im Programm. Außerdem handelt es sich hier um einen Titel aus dem MGM-Katalog, aus dem bereits diverse Titel unter dem Logo mit dem Auge erschienen sind. Das legt den Schluss nahe, dass „Bud und Doyle: Total bio. Garantiert schädlich.“ Teil eines größeren Lizenzpakets war und in diesem Zuge nun zu seiner deutschen Blu-ray-Premiere kommt.
Während die meisten Filme jedoch in der „Collector’s Edition“-Serie landen oder auch in einer speziellen Themenreihe, ist die Veröffentlichungsstrategie diesmal sehr ungewohnt. Anstatt eines Dual-Disc-Formats mit Blu-ray und inhaltsgleicher DVD hat der Kunde diesmal beide Formate als Single-Disc-Release zur Auswahl.
Zur Rezension liegt die Blu-ray-Fassung im Scanavo Case vor, die übrigens anders als die DVD unter dem Originaltitel „Bio-Dome“ erscheint. Letztlich macht das aber keinen Unterschied, denn sowohl Blu-ray als auch DVD bieten das jeweils nicht als Front verwendete Artwork als Wendecover an, so dass die Käufer beider Medien voll ausgestattet sind. Das „Bio-Dome“-Cover zeigt die beiden Torfnasen Arm in Arm in eine Fischaugenkamera grinsend, wie sie damals gerne in den Musikvideos diverser Punk- und Rockbands genutzt wurde. Der schlichte weiße Hintergrund mit blauen Rastern ist den Ringblöcken aus dem College nachempfunden, auf dem Bud und Doyle vermutlich nie waren. Geschmückt ist er mit etwas Blattgrün und einem Pizzastück, in der unteren rechten Ecke steht auch noch einmal die deutsche Tagline. Auf ein FSK-Logo (Freigabe entspricht dem geistigen Entwicklungsstand der Hauptfiguren: ab 6 Jahren freigegeben) hat man erfreulicherweise verzichtet. Das gilt auch für das Wendecover mit dem deutschen Titel (bzw. beid er DVD für das Standardcover), das dem Originalposter entspricht und etwas bunter ausfällt, inhaltlich aber keine Unterschiede aufweist: Auch hier grinsen zwei Torfnasen in die Kamera, nur eben durch das Fenster der Bio-Kuppel.
Die Disc zeigt das bekannte Motiv der beiden nackten Hauptdarsteller, die sich eine Weltkugel vor die privaten Teile halten. Auch das Hauptmenü wird von den beiden Nackten flankiert, im Vordergrund posiert Joey Lauren Adams mit verschränkten Armen – eine Aufnahme, die man anscheinend aus dem Promo-Material entliehen hat. Sie erscheint nämlich auch in der knapp 7-minütigen Bildergalerie aus dem Bonus-Bereich, die mit Postern und Stills zum Film gefüllt ist. Ansonsten findet man dort noch den Trailer im englischen Original sowie mit der deutschen Synchronisation vor. Das war es dann auch schon mit den Extras, so dass „Bud und Doyle: Total bio. Garantiert schädlich.“ wohl zu den spartanischsten Veröffentlichungen des Labels gehören dürfte.
Eine Double Layer Blu-ray ist’s dennoch geworden, was dem Hauptfilm genug Platz bieten dürfte, technisch zu glänzen. Das Bild hätte vielleicht noch eine Spur mehr Schärfe vertragen können, dafür wirkt es angenehm freundlich-hell und ist praktisch frei von Artefakten und Verunreinigungen. Kristallklarer hat man wohl nie zuvor vor Augen geführt bekommen, was für einen hemmungslosen Unfug man sich da gerade reinzieht. Tonspuren findet man insgesamt drei im Format DTS-HD Master Audio auf der Scheibe: Einmal die deutsche Synchronisation in Stereo, dann noch den englischen Originalton wahlweise in Stereo oder in 5.1. Der englische Stereoton wirkt im Direktvergleich vor allem beim Einsatz von Musik ein wenig dumpf und rauschig, die 5.1-Spur ist da zurückhaltender und um ein gemäßigtes Gesamtbild bemüht, ohne jemals wirklich die hinteren Kanäle herauszufordern. Der deutsche Ton entpuppt sich als eine gesunde Mischung der beiden englischen Spuren. Deutsche und englische Untertitel sind mit an Bord, obwohl nur Erstere auf dem Backcover angegeben sind.
Mit der Präsentation kann man unter dem Strich schon zufrieden sein. Ein Booklet wäre noch ganz nett gewesen, um die fehlenden Extras zu kompensieren, aber vermutlich hätte sich das Gesamtpaket dann nicht mehr gerechnet. Entsprechend liegt auch der Verkaufspreis rund zehn Euro unter dem der gewohnten Rundum-Sorglos-Pakete. Wer den Streifen unbedingt in High Definition im heimischen Regal stehen haben will, wird so oder so zugreifen und vielleicht sogar froh sein, dass es keine Spezialbehandlung im Mediabook mit limitierter Kokosnussbombe gab; so ein schlichtes Keep Case lässt sich auch besser vor dem Besuch verstecken. Muss ja keiner wissen, dass man eine heimliche Leidenschaft für Bud und Doyle hat.
Bildergalerie
Sascha Ganser (Vince)
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