Originaltitel: Trapped in Paradise__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: George Gallo__Darsteller: Nicolas Cage, Jon Lovitz, Dana Carvey, Mädchen Amick, Florence Stanley, Donald Moffat, Angela Paton u.a. |
Bill Firpo versucht, als Manager eines Restaurants in New York ein normales Leben zu führen. Doch als kurz vor Weihnachten seine beiden Brüder, die Kleinganoven Alvin und Dave, aus dem Gefängnis entlassen werden, wird sein Leben völlig auf den Kopf gestellt. Eigentlich sollte er seinen Brüdern nur dabei helfen, die lange vermisste Tochter eines Mithäftlings aufzusuchen, doch als sie feststellen, dass die Bank in dem verschlafenen Ort ziemlich schlechte Sicherheitsvorkehrungen hat, schmieden sie einen nicht gerade weihnachtlichen Plan.
Diese weihnachtlich angehauchte Gaunerkomödie aus dem Jahr 1994 entstand unter der Regie von George Gallo („Vanquish – Überleben hat seinen Preis“), der primär als Regisseur oder Drehbuchautor von einigen eher unbekannten Actionkomödien verantwortlich zeichnete. Der Actionhit „Bad Boys – Harte Jungs“, für welchen er am Drehbuch mitarbeitete, dürfte in seiner Filmografie dabei mühelos das populärste Werk darstellen.
Die Komödie „Schneesturm im Paradies“ dagegen, für welche er auch das Drehbuch beisteuerte, fand schon bei der Veröffentlichung kaum Beachtung und dürfte heute selbst vielen erfahrenen Filmfans kaum ein Begriff sein. Darüber hinaus waren damals auch die meisten Kritiker alles andere als begeistert. Doch hat es der Film wirklich verdient, dass er sich in den Geschenkesack des Weihnachtsmanns wohl höchstens per Zufall verirrt?
Schaut in die Komödie mit Nicolas Cage hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=PGHRkervPL4
Kein Zweifel, wer eine unterhaltsame Gaunerkomödie oder einen netten Weihnachtsfilm sucht, dürfte erstmal zu anderen, weitaus bekannteren Streifen greifen. Selbst bei Werken, welche diese beiden Genres kombinieren, gibt es populärere Beispiele, darunter „Bad Santa“ oder „No Panic – Gute Geiseln sind selten“. Doch wer diese Filme an Weihnachten schon (zu) oft gesehen hat, kann bei „Schneesturm im Paradies“ durchaus einen Blick riskieren – und könnte durchaus positiv überrascht werden.
Nein, die Geschichte ist nicht gerade originell und weitgehend vorhersehbar. Dazu gesellen sich noch etwas Kitsch und die ein oder andere Situation, die mit „weit hergeholt“ noch schmeichelhaft umschrieben ist. Doch kurz bevor man sich darüber aufregen könnte, wird man daran erinnert, dass der Film ohnehin nicht viel mehr als ein nettes kleines Weihnachtsmärchen – verpackt als Gaunerstück – erzählen möchte.
Dass die Schwächen nicht allzu offengelegt werden, ist vor allem den Darstellern zu verdanken: Nicolas Cage („Prisoners of the Ghostland“), hier noch vor seinem endgültigen Durchbruch mit Action-Blockbustern wie „The Rock – Fels der Entscheidung“ oder „Con Air“, scheint in seiner Rolle sichtlich Spaß zu haben und trägt den Film sehr gut. Äußerst amüsant sind beispielsweise seine Ausraster, sei es gegenüber seinen Brüdern oder während des vermeintlich einfachen Überfalls – doch er trifft auch die leisen Töne des Films sehr gut.
Auch Jon Lovitz („Kindsköpfe 2“) macht als Kleinganove eine überraschend gute Figur, ist für die ein oder andere witzige Pointe verantwortlich und harmoniert sehr gut mit seinen beiden Filmbrüdern. Dana Carvey („Jack und Jill“), der Dritte im Bunde, wird hingegen oft vom Drehbuch im Stich gelassen und muss sich auf wenig amüsantes Rumalbern beschränken, was dem Zuschauer bestenfalls ein teilnahmsloses Schulterzucken, oftmals aber auch einiges an Geduld abverlangt.
Die restliche Besetzung von „Schneesturm im Paradies“ liefert dabei ordentliche Leistungen ab, wobei Florence Stanley als Ma Firpo und Richard Jenkins („Bone Tomahawk“) als Agent Peyser den besten Eindruck hinterlassen. Bei den Szenen mit John Ashton wird man jedoch das Gefühl nicht los, dass ein Auftritt in „Beverly Hills Cop III“, der im selben Jahr anlief, vielleicht die bessere Wahl gewesen wäre, da er dort schmerzlich vermisst wurde.
Es ist dann auch den Darstellern zu verdanken, dass viele Szenen, die auf dem Papier vielleicht nicht allzu komisch wirken dürften, durchaus amüsieren und eine überraschend gute Situationskomik bieten. Darüber hinaus macht es auch Spaß, den Bewohnern des Örtchens dabei zuzusehen, wie sie mit ihrer Gastfreundschaft die drei Gauner auf ihre eigene Weise zum Nachdenken bringen.
Die deutsche Synchronisation des Films liefert derweil sogar einen kleinen Meilenstein: Erstmals wurde hier Martin Keßler als Synchronsprecher für Nicolas Cage besetzt. Eine kongeniale Kombination, die bis heute (mit wenigen Ausnahmen) unverändert besteht.
Für die weihnachtliche Stimmung sorgt ein überzeugendes Produktionsdesign und die winterliche Landschaft sieht hier tatsächlich auch so aus, wie sie sollte: Im Gegensatz zu anderen, zumeist moderneren Produktionen, hat man nie das Gefühl, dass nur schnell Kunstschnee abgeladen oder in künstlich wirkenden Kulissen gedreht wurde, um einen entsprechenden Effekt zu erzielen. Was nicht heißt, dass hier alles echt sein muss, doch man kann erfreulicherweise nicht behaupten, dass die Bilder künstlich oder unauthentisch wirken.
Allgemein hätte man so viel Aufwand in einem derart unbekannten Film nicht erwartet. Den Bildern sieht man durchaus an, dass es sich um eine Kinoproduktion handelt und selbst ein paar kleinere – wenn auch sehr kurze – Actionmomente sind anzutreffen, wie beispielsweise eine nett inszenierte Verfolgungsjagd mit einer Kutsche. Robert Folk, bekannt als Komponist der „Police Academy“-Reihe, untermalt die Geschichte mit meist weihnachtlich angehauchter Musik, allerdings mangelt es dabei etwas an Wiedererkennungswert.
Man kann durchaus einen Blick auf „Schneesturm im Paradies“ riskieren
Der fehlende Wiedererkennungswert könnte „Schneesturm im Paradies“ auch allgemein angekreidet werden, da es an wirklich einprägsamen Momenten mangelt, und doch fühlt man sich während der Betrachtung überraschenderweise nie gelangweilt, was auch daran liegen mag, dass das Tempo insgesamt relativ hoch gehalten wird. Natürlich ist es dabei auch hilfreich, dass die weihnachtliche Stimmung der Komödie einen netten optischen Rahmen verpasst.
Den schlechten Kritiken und dem bescheidenen Erfolg zum Trotz: Für ein Genre-Highlight mag zwar so einiges fehlen, doch bei genauerer Betrachtung weiß diese Gaunerkomödie nicht zuletzt aufgrund der gut aufgelegten Darsteller durchaus zu gefallen und bietet kurzweilige Unterhaltung für einen geselligen Filmabend, die am besten in der (Vor-)Weihnachtszeit angeschaut wird.
Der Film ist 2004 von 20th Century Fox auf DVD erschienen und mittlerweile auch via Streaming auf Disney+ erhältlich.
© John Woo
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